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Rugby-Championship-Vorschau: Make the Springboks great again!
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 14. August 2018

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Gegen England im Juni konnte Südafrika triumphieren, geht der Aufwärtstrend unter Neu-Coach Erasmus weiter?

Im zweiten Teil unserer Vorschau auf die Rugby Championship geht es um Argentinien und Südafrika. Während die Gauchos nach einem Negativ-Lauf und drei Klatschen im Juni vor einer ganz schwierigen Championship stehen, herrscht bei den Springboks Aufbruchstimmung. Unter dem neuen Coach Rassie Erasmus konnte die Juni Serie gegen England gewonnen werden - Erasmus schwebt auf einer Popularitäts-Welle, doch der Druck auf dem ehemaligen Boks-Flanker ist riesig, ganz Südafrika erwartet von ihm: Make the Springboks great again!

Die Springboks sind eines der populärsten Teams der Rugby-Welt und das weit über das Kap der guten Hoffnung hinaus - nicht zuletzt seit dem dramatischen WM-Triumph 1995, der Krönung durch die Tophäenübergabe von Nelson Mandela an Bok-Kapitän François Pienaar, dem Symbol der Apartheid-Aussöhnung schlechthin. Doch zuletzt mussten Springbok-Fans ein paar ganz harte Jahre durchstehen - der zweimalige Weltmeister lieferte zahlreiche blamable Vorstellungen ab und enttäuschte seine Fans ein ums andere Mal.

Mit Coach Rassie Erasmus, der im März Vorgänger Allister Coetzee ablöste, zog nicht nur ein andere taktischer Ansatz ein. Der zuletzt beim irischen Top-Klub Munster beschäftigte Trainer änderte die Nominierungs-Kriterien, so dass auch in Europa spielende Südafrikaner leichter für das Nationalteam auflaufen können. Das Ergebnis: Mit wichtigen Leistungsträgern wie Duane Vermeulen, Willie Le Roux und Faf de Klerk an Bord sicherten sich die Südafrikaner einen 2:1 Seriensieg gegen England.

Dabei lag der zweimalige Weltmeister gegen das Mutterland zwei Mal deutlich zurück und drehte die Spiele jeweils mit blitzschnellem und physisch unwiderstehlichem Spiel. Erasmus gelang es die erfahrenen aus Europa zurückbeorderten Boks mit einigen aufregenden jungen Talenten wie Sbu Nkosi (zum Championship-Auftakt verletzt) oder Aphiwe Dyantyi zu einer Mannschaft, angeführt von Siya Kolisi, zu formen. Kolisi wurde zum ersten schwarzen Kapitän in der 127-jährigen Geschichte der Boks und zur Symbolfigur der neuen Boks.

In der diesjährigen Championship könnten die Boks mit diesem Rückenwind und ihrem hervorragenden Spielermaterial durchaus eine gute Rolle spielen. Was dem zweimaligen Weltmeister aber teuer zu stehen kommen könnte sind die Defensiv-Schwächen - in allen drei Spielen gegen England kassierten die Springboks vermeintlich vermeidbare Versuche und ließen sich an den Außenlinien viel zu einfach ausmanövrieren.

Offensiv Hurra, Defensiv manchmal unterirdisch: Die Boks im Juni gegen England

Gegen momentan äußerst schwache Argentinier zum Auftakt der Rugby Championship könnte es den Südafrikanern durchaus gelingen diese Schwäche zu übertünchen - doch wenn es gegen Australien und erst recht die All Blacks geht, wird Erasmus die Defensiv-Struktur seiner Mannschaft überdenken müssen. Die Rekord-Niederlage von North Harbour im Vorjahr in Neuseeland, als die All Blacks den Springboks ganze 57 Punkte einschenkten, haben wenige Südafrikaner seitdem verdaut.

Zudem wird in Südafrika darüber spekuliert, ob die europäischen Stars der Springboks während der gesamten Rugby Championship zur Verfügung stehen werden. Denn als le Roux, de Klerk und Vermeulen einst bei ihren europäischen Klubs anheuerten, war nicht abzusehen, dass sie monatelang in Springbok-Diensten fehlen würden. Zwar besteht laut World-Rugby-Reglement eine Abstellungspflicht, jedoch könnte sich eine längere Abwesenheit der Bok-Stars während der europäischen Klub-Saison negativ auf deren künftige Karriere-Chancen in der Nord-Hemisphäre auswirken.

Deshalb betont Boks-Coach Erasmus: „Wir wollen nicht maßlos sein und werden den heimischen Talenten auch Spielzeit geben“. Damit werden die Boks  wohl ausgerechnet beim Heimspiel gegen Neuseeland auf einige wichtige Säulen verzichten müssen. Nachdem die Südafrikaner in den letzten beiden Jahren knapp am Heimsieg gegen den Weltmeister dran waren, wäre ein Triumph nun ein ungemein wichtiges Signal vor der WM. TR-Prognose: Die Boks streiten sich mit Australien um Rang zwei, ein Gesamtsieg in der Championship wäre vermessen. Sollten die Boks daheim auf 1500 Meter Seehöhe gegen Neuseeland einen Sahnetag erwischen, wäre ein Überraschungssieg gegen den Weltmeister drin.

Argentinien: Mit Neu-Coach Mario Ledesma den Abwärtstrend stoppen

Wohl wenige hätten nach der WM 2015, bei der los Pumas bis ins Halbfinale vordringen konnten, mit einem derartigen Absturz gerechnet. In den letzten zwei Kalenderjahren sprangen für die Südamerikaner lediglich Siege gegen Georgien und Italien heraus. Als einer der Hauptgründe dafür haben Experten und Ex-Pumas  Argentiniens Nominierungs-Kriterien identifiziert, die sich nach der letzten WM geändert haben. Mit der Schaffung des argentinischen Super-Rugby-Teams Jaguares entschied sich der argentinische Verband gänzlich auf in Europa spielende Pumas zu verzichten. Während die Pumas im Super Rugby mit den Jahren deutlich besser wurden, hat sich die Nationalmannschaft entgegengesetzt entwickelt.

Das größte Opfer war Daniel Hourcade, der nach fünf Jahren als Pumas-Trainer Anfang August den Sessel räumen musste. Zum Nachfolger bestimmte der argentinische Verband Mario Ledesma, der in seiner Debüt-Saison als Jaguares Coach das argentinische Super-Rugby-Team erstmals in die Playoffs führte. Als Pumas-Hakler hatte Ledesma gleich an vier WM-Turnieren teilgenommen und sich zuletzt als Australiens Gedränge-Trainer einen Ruf als „Scrum Doctor“ erarbeitet. Nunmehr in seinem Traumjob angekommen hat sich Ledesma vorgenommen auch das argentinische Gedränge zu seiner einst gefürchteten Form zu bringen.

Immerhin hatten die Gauchos zu ihren Glanzzeiten das wohl beste Gedränge der Welt - der sogenannte „Bajada Scrum“ galt jahrzehntelang als Waffe. Bei der WM 2007 hatte es Argentinien angeführt von Ledesma und dem heutigen World-Rugby-Vizepräsidenten Agustin Pichot ebenso bis ins Semifinale geschafft. Mit einem weitaus einfacheren Spielplan: Druck mit dem Sturm erzeugen und jede sich ergebenden Chance und sei es durch drei Punkte per Penalty, nutzen. Das argentinische Spiel hatte sich seitdem zum Positiven entwickelt. Bei der WM 2015 überzeugten die Gauchos mit einem Offensivfeuerwerk und Siebener-Star Santiago Cordero entwickelte sich auch im Fünfzehner zu einer Waffe. Mittlerweile spielt dieser aber in Exeter und ist erst einmal kein Kandidat, auch wenn Coach Ledesma in Ausnahmefällen europäische Spieler nominierten will.

Mit Schluss/Außen Emiliano Boffelli und Außen Bautista Delguy hat Argentinien aber zwei weitere junge Top-Stars an Bord, die in der Championship nach einer tollen Super-Rugby-Saison für Aufsehen sorgen dürften. Eng wird es dagegen in der ersten Reihe, wo Argentinien traditionell stark ist. Mit Juan Figallo (Saracens) und Ramiro Herreira (Stade Français) sind zwei der besten Props weltweit verloren gegangen. Aber wenn jemand aus den nachrückenden Talenten etwas formen kann, dann ist es der ehemalige Weltklasse-Hakler Ledesma, der es zwei Mal in ein WM-Dream-Team geschafft hat. Für die anstehende Championship will Ledesma erst einmal nur „in jedem Spiel wettbewerbsfähig“ sein. Das große Ziel sei die WM, wie der Hoffnungsträger der Gauchos bestätigt. TR-Prognose: Los Pumas werden eine schwere Rugby Championship vor der Brust haben, am Ende wird es wohl nur zum letzten Rang reichen, aber eventuell reicht es für eine Überraschung daheim vor fanatischen Pumas-Fans.

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