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TotalRugby-Review: Löwen entscheiden Derby für sich, HRK mit knappem Sieg im Spitzenspiel gegen SC80
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 30. Oktober 2017

Physisch konnte 1880 dem HRK Paroli bieten, wie hier Mark Sztynder gegen Hittel und Mathurin. Foto (c) Seufert Chang
Physisch konnte 1880 dem HRK Paroli bieten, wie hier Mark Sztyndera gegen Hittel und Mathurin. Foto (c) Seufert Chang

Ein Rugby-Samstag, der es in sich hatte: Gleich alle 16 Bundesligisten waren im Einsatz. In Frankfurt gab es ein Spitzenspiel zwischen HRK und dem SC 80, das es in sich hatte. Nur wenige Kilometer entfernt lieferten sich die Siebener-Spezialisten RKH und RGH ein packendes Duell. In Heidelberg trafen die alten Rivalen Sportclub Neuenheim und der TSV Handschuhsheim aufeinander.

SC Frankfurt 1880 29 - 36 Heidelberger RK

Die Frankfurter hatten im bisherigen Saisonverlauf nach vier Siegen zu Beginn ein kräftige Delle in der Formkurve erlebt. Nach einer frühen 20:0 Führung erlebten die Frankfurter Schiffbruch gegen die RGH und mussten sich auch bei den Löwen geschlagen geben. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um es mit dem amtierenden Meister HRK aufzunehmen. Folglich kassierte Frankfurt früh zwei Versuche - jeweils eingeleitet von Aushilfs-Verbinder Marcel Coetzee und vollstreckt von Ex-Siebener-Nationalspieler Robert Hittel.

Doch die Gastgeber hielten sich mit viel Kampf in der Partie. Die Defensive des SC 80, speziell im Sturm konnte den schier übermächtigen HRK im Zaun halten. Zwar werden die harten letzten Wochen, mit zwei Europacupspielen an den Kräften der Klub-Akteure gezehrt haben, doch dies war so nicht zu erwarten. Im Sturm herrschte über die 80 Minuten im offenen Spiel nahezu ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis, auch wenn der HRK seine Übermacht im Gedränge ein ums andere Mal ausspielen konnte.

Früh gelang dem gastgebenden Sportlcub dann auch der Anschluss nach einem dicker HRK Patzer. Ein geblockter Kick-Versuch landete in den dankbaren Händen von Wynston Cameron-Dow landete, der zum 5:14 ablegen konnte. Wenig später kassierte der HRK einen Straftritt an der Mittellinie, welchen Frankfurt zur Gasse setzte. Das Frankfurter Paket kollabierte Meter vor der Line, doch nachdem unzählige Sturmphasen die in rot und schwarz spielenden Gastgeber bis ganz nah an die Linie bringen konnten, vollendete Frankfurts kurze Ecke an der Eckfahne zum 10:14 Anschluss. Denn erneut konnte Cameron-Dow knapp nicht erhöhen.

Noch vor der Pause der doppelte Genickschlag: Erst kassierte Frankfurts Hakler Gelb nachdem er nach dem Schiri-Pfiff ein schnelles Ausführen des Straftritts verhinderte, indem er die Murmel wegkickte, dann war es Klub-Achter Jarrid Els, der sich aus einem dominanten Gedränge kurz vor der Linie aufbrechend seinen Weg über die Linie bahnte. Die mittige Erhöhung war für Coetzee kein Problem, womit der HRK zwischen sich und den Gegner beim Stand von 21:10 aus Sicht des Meisters einen akzeptablen Puffer gebracht hatte. Doch wer nun erwartet hätte, dass sich Frankfurt in Durchgang zwei seinem Schicksal ergeben würde, sah sich getäuscht.

Zwar gehörte dem HRK die Anfangsphase, Samy Füchsel erregte mit einem Prop-unüblichen 30-Meter-Run für Aufsehen, warf die Chance aber mit einem verfehlten Offload nur Meter von der Linie weg. Als sich Frankfurt scheinbar befreit hatte, sorgte ein Box-Kick an der Frankfurter 22 ohne jeglichen Schutz durch den Sturm, für Klub-Versuch Nummer vier. HRK-Stürmer Timo Vollenkemper streckte seine langen Fühler nach der Murmel aus, blockte den Kick, nahm den Ball und legte im richtigen Moment auf Jarrid Els ab, der selbst nur noch ins Mal eintauchen musste. HRK-Bonus mit dem sicheren Bonus, 28:10 nach Erhöhung von ganz außen für den Klub - klare Sache, oder? Nein!

Ein cleveres Pick-and-Go eins Frankfurter Zweite-Reihe-Stürmers, der schnell schaltete als ein HRK-Ruck nach hinten hin ungesichert war und mit der Murmel einfach mittig losstürmte, brachte Frankfurt in die 22 des Klubs. Nach einigen Phasen dann wanderte der Ball auf den eingewechselten Mark Sztyndera, der über Robert Hittel walzte und zu Frankfurts drittem Versuch ablegte. Die verpasste Erhöhung sollte sich schnell rächen, denn aus dem 15:28 Rückstand wurde nach einem Gedränge, dass der HRK aus sieben Metern über die Frankfurter schob ein 15:33.

Wieder gab sich der Gastgeber nicht auf, kämpfte weiter verbissen und rückte dabei auch nicht von der spielerisch konservativen Linie ab - Bälle in der eigenen Hälfte wurden konsequent weggekickt. Als der HRK in der Mitte des Feldes das Spielgerät verlor, folgte der wohl ansehnlichste Versuch des Tages. Auf der Klubhaus Seite spielten Sztyndera und Cameron-Dow einen Doppelpass und ließen nacheinander die HRK-Linie sowie Schluss Coetzee hinter sich. Es stand nun zehn Minuten vor dem Ende 22:33 und im weiten Rund kam die Frage auf: Geht hier noch was für Frankfurt?

Nun folgte Frankfurts stärkste Phase und der HRK kam erstmals richtig ins Schwimmen. Frankfurt erarbeitete sich mehrere Straftritte - einen davon setzten die 80er an die Eckfahne. Zweimal kollabierte der HRK das Paket und es roch nach Strafversuch. Doch im dritten Versuch musste Frankfurt rausspielen. Erst hätte Sztyndera seinen Trick von vorher wiederholt - zwar konnte der kräftige Außendreiviertel das Tackle von Gegenüber Hittel brechen, doch hatte er dabei einen Fuß auf der Linie. Die daraus resultierende Gasse an der eigenen Fünf-Meter-Linie verhackstückte der Klub aber dermaßen, dass sich ein Frankfurter nur noch auf den im Malfeld rumpurzelnden Ball werfen musste.

Es waren nur noch wenige Minuten zu spielen und bei vier Zählern Rückstand musste ein Versuch her. Der HRK kickte tief an und zu diesem Zeitpunkt war Frankfurts Dogma aus der eigenen Hälfte nicht zu spielen, sondern nur weit rauszukicken, der falsche Ansatz. Der HRK behielt mit seinem Sturm routiniert den Ball in den eigenen Reihen und holte mit abgelaufener Uhr gar noch einen Straftritt raus, den er in Person von Marcel Coetzee zum 36:29 Endstand verwandelte. Der etatmäßige Schluss/Innen hatte seine Sache als Spielmacher ordentlich gemacht und die überragende Kickquote sicherte schlussendlich den Sieg.

Der Klub muss nun im ersten Europapokalbedingten Nachholspiel bereits am Mittwoch in Pforzheim antreten und könnte sich dort bereits die Tabellenführung vom Straßennachbarn RGH zurückholen. Frankfurt wiederum wird auf einen Klub-Sieg hoffen, um Platz drei vor Pforzheim zu behalten. Die Tatsache, dass dem SC80 29 der insgesamt 42 Gegenpunkte, die der HRK in fünf Spielen kassiert hat, gelungen waren, dürfte ermutigend sein. Kommendes Wochenende wird mit Neckarsulm der Aufsteiger zu Gast sein, gegen den man zu Saisonbeginn auswärts glücklich gewonnen hatte.


Sportclub Neuenheim 21 - 28 TSV Handschuhsheim

Den ersten Sieg an diesem späten Samstag-Nachmittag fuhr der TSV Handschuhsheim bereits im Vorfeld ein. Die Löwen übernahmen entgegen den Gepflogenheiten als Auswärtsteam den Liveticker des Derbys. Ein dickes Dankeschön an den TSV von uns, sonst hätte Rugby-Deutschland das Geschehen nicht verfolgen können.

Auf dem Feld entwickelte sich trotz der scheinbar klaren Ausgangslage ein enges Duell, in dem zuerst der Underdog leichte Vorteile hatte. Die Löwen kassierten nach nur drei Minuten aufgrund einer Abseitsstellung nach einem Vorball einen ersten Straftritt den der sichere SCN-Kicker Klewinghaus zur 3:0 Führung verwaltete.

Weitere Löwen-Fehler, ein fallen gelassener Befreiungskick der Königsblauen sowie ein direkt ins Aus gekickter Ball außerhalb der 22 brachten die Gastgeber in der Anfangsphase wieder und wieder in vielversprechende Positionen. So konnte Klewinghaus nach fünf Minuten noch vor der Zehn-Minuten-Marke auf 6:0 stellen.

Spätestens jetzt war der TSV jedoch wach - nach einer gewonnen Gegner-Gasse arbeiteten sich die Löwen bis an die 22 vor, wo die Königsblauen aus einer Abseits-Position verteidigten. Anstatt die drei Punkte zu nehmen, entschieden sich die Löwen ihre bekannte Stärke auszuspielen. Und tatsächlich: Erste-Reihe-Stürmer Felix Martel hängte sich an das Löwen-Paket ran und musste sich mit dem Ball in der Hand nur noch ins Malfeld fallen lassen. Der 5:6 Anschluss für die Löwen war hergestellt.

Nun war richtig Feuer in der Partie - die Löwen sicherten sich den eigenen Ankick und erarbeiteten sich einen weiteren Stratritt, der wenig überraschend zur Gasse gesetzt wurde. Doch das Löwen-Paket machte erst gut Meter, bevor ein Handling-Fehler zur Gedränge-Entscheidung für Neuenheim führt. Der erneute Versuch zum Gasse-Einwurf wurde von Schiri Forstmeyer unterbrochen, der ein illegales Antäuschen von TSV-Werfer Martel gesehen haben wollte.

Der Befreiungs-Straftritt und die folgende Gasse nutzte der SCN, um den ersten vielversprechenden Angriff mit der Dreiviertelreihe zu starten. Eine schöne Kombination brachte die Königsblauen bis in das Löwen-Malfeld, doch das Schiedsrichter-Gespann wollte einen Vorball gesehen haben - wilde Neuenheimer Proteste aber die Befreiung für Handschuhsheim waren die Folge.

Ein starker Run von Vincent Spieß brachte den Löwen einen Straftritt und die erstmalige 8:5 Führung durch Olouch ein, der zuvor die Erhöhung verpasst hatte. Doch postwendend konnte der sicher kickende Klewinghaus wieder auf 9:8 stellen. Das zunehmend ruppiger werdende Spiel verlagerte sich aber nun wieder in die SCN-Hälfte. Mehrmals versuchte der TSV sein Erfolgsrezept, doch ein ums andere Mal kollabierte das Paket bzw. wurde sabotiert. Doch eine gelbe Karte für den georgischen SCN-Hakler Rikadze und der fällige Straftritt zur 11:9 Löwen-Führung beendete das Geschehen in Durchgang eins.

Das physisch enge und öfter hitzig geführte Duell setzte sich nahtlos in Hälfte zwei fort. Erst erhöhte Olouch die TSV-Führung per Straftritt auf fünf Punkte, bevor Klewinghaus aus der eigenen Hälfte den Anschluss herstellte. Ayachi kassierte dann nach einem von zahlreichen Scharmützeln gelb. Doch nach der 15:14 Führung durch den Gastgeber waren es erneut die Gäste, die sich aktiver zeigten. Die Einwechslungen von Bender und Rosenthal verliehen dem Sturm neuen Elan - Ein ums andere Mal machten die schweren Männer der Löwen wertvolle Meter und mit einem beherzten Lauf durchbrach Vincent Spieß aus wenigen Metern gleich zwei Tackles und konnte so zum vielumjubelten Versuch ablegen.

Doch der eingewechselte Rosenthal bewies nun zu viel Elan und kassierte Gelb. Neuenheim konnte erneut ohne viele Feldvorteile, aber mit dem absolut sicheren Kick-Stiefel von Klewinghaus auf 21:19 stellen. Die Schlussphase jedoch gehörte wieder den Löwen, die mit der Mehrheit der Zuschauer im Rücken weiter Druck machten. Erst erfolgte der Ausgleich per Straftritt und als das Gasse-Paket erneut regelwidrig zu Boden gezogen wurde, spielte der TSV mit dem Vorteil im Rücken auf einmal das ganz expansive Spiel: Ayachi produzierte einen wunderschönen Cross-Kick den Christopher Korn zum hochverdienten 26:21 ablegte. Olouch traf dieses Mal sicher.

Neuenheim entschied sich zur Verwunderung vieler gegen einen kurzen und damit für die eigene Mannschaft fangbaren Ankick - doch der tiefe Kick zahlte sich aus, da der TSV nur unzureichend klärte. Die Gasse hätte Rosenthal fast für den TSV abgefangen, doch ein Vorball bescherte den Königsblauen eine letzte Angriffschance bei abgelaufener Spielzeit. Die Überlegenheit der Löwen bei den Standards jedoch zahlte sich ein weiteres Mal aus und gegen den Einwurf sicherten sich die Gäste den Ball und damit den heiß ersehnten und erkämpften Bonuspunktsieg gegen den Erzrivalen.

Es waren 80 Minuten heißer Kampf, nicht immer auf dem allerhöchsten Niveau, dafür aber an Spannung kaum zu überbieten. Bei den Löwen war man sich sicher: Der Teamspirit und der feste Wille sowie die konzentrierte und zielstrebige Trainingsarbeit mit Gordon Hanlon bescherte am Ende den Sieg. Mit nunmehr 19 Punkten steht der TSV zum Hinrundenabschluss mehr als ordentlich da und könnte in der kommenden Woche mit dem zweiten Sieg über die Füchse den Blick weiter fest nach oben richten. Auf den SCN kommt mit dem Duell gegen den HRK wohl eine weitere Pleite zu. Einziger Lichtblick für die Königsblauen - der Abstand auf den Relegationsplatz sieben beträgt lediglich vier Punkte.

RK Heusenstamm 24 - 26 RG Heidelberg

RGH-Coach Rudolf Finsterer hatte vor dem Spiel gegen den RKH gewarnt, das wird keine leichte Aufgabe. Angesichts der letzten Ergebnisse seiner RGH schien dies in die Kategorie Tiefstapeln einzuordnen zu sein - doch Finsterer musste sich nach wenigen Minuten bestätigt gefühlt haben. Als die Gastgeber nach nur zehn Minuten ein Paket über die RGH-Linie schieben konnten an dessen Ende Kapitän Pfeiffer nur noch mit dem Ball den Rasen zur Führung touchieren musste.

Spätestens fünf Minuten später müsste auch dem letzten Heidelberger Gast klargeworden sein, dass der Ausflug zum Heusenstammer Martinsee kein Zuckerschlecken werden würde. Einen cleveren Kick der Heusenstammer bekam die RGH nicht unter Kontrolle - die Folge war ein Gedränge der Füchse in aussichtsreicher Position. Tobias Apelt gelang fast der Sprint über die Linie - Erste Reihe-Stürmer Gino Gennaro war es dann, der den letzten Meter vor der Linie überwand. Ex-Löwe Lukas Schmitt und so stand es zur Verwunderung vieler Zuschauer 12:0 für den Gastgeber.

Es sollte ganze 25 Minuten dauern, bis die RGH ihre pfeilschnelle Hintermannschaft erstmals gewinnbringend einsetzen konnte. Fabian Heimpel besorgte den Rest und beim Stand von 12:7 war es fast wieder Heusenstamm mit dem nächsten Versuch - doch die Assistentin hob Sekunden vorm Ablegen des Balles die Fahne, der RKH-Außen hatte den Fuß im Aus. So war es stattdessen RGH-Außen Manuel Müller der einen abgefangenen Pass bis ins Malfeld trug und die Partie ausglich. Dies war nun eindeutig die stärkste Phase der Orange Hearts und noch vor der Pause folgte bereits Versuch Nummer drei zum 21:12 aus Gästesicht. Heusenstamm hatte sich für die überlegene Spielgestaltung nur bedingt belohnen können und kassierte in kurzer Folge gleich drei Versuche.

Heusenstamm jedoch wusste, dass hier was gehen könnte. Wieder war es Gennaro der für einen Prop untypischerweise gleich vierzig Meter mit Murmel in der Hand machte. Die folgenden Druckphase der Füchse in der 22 bescherte den 19:21 Anschluss, die Partie war wieder offen. Der zweite Durchgang wurde zunehmend physischer, manchmal auch über die Grenzen der Erlaubten hinweg. Erst musste Fabian Heimpel für zehn Minuten vom Feld und dann war es Tobias Apelt von den Heusenstammern, der seinen Gegenüber Jakob Scheurich ausgehoben hatte. Doch während der RKH während des eignen Power-Plays nah aber nicht über die Linie kam, machte es die RGH besser. Manuel Müller konnte erneut punkten, doch durch die erstmals verpasste Erhöhung führten die Orange Hearts „nur“ mit 26:19.

Heusenstamm lebte noch - angeführt von Kapitän Jordi Pfeiffer begann die Schlussoffensive der Füchse. Und tatsächlich - mit der letzten Aktion gelang Zweite-Reihe-Stürmer Salim Cavus das Undenkbare: Der Schlaks fing einen Ball der RGH ab und legte zum vierten Versuch der Füchse ab. Zwar sollte dieser nicht mehr für den Sieg reichen, aber immerhin sahnte Heusenstamm gleich zwei Bonuspunkte ab. Mit dem Kampfgeist, den die Füchse in dieser Partie gezeigt haben, sollte auch gegen die Löwen, die am kommenden Wochenende zu Gast sein werden, Zählbares drin sein. Die RGH wiederum empfängt den TV Pforzheim, der nach dem Duell mit dem HRK unter der Woche durchaus mit müden Knochen anreisen dürfte - eine Chance für die Orange Hearts den Playoff-Platz zu festigen.


Neckarsulmer SU 12 - 40 TV Pforzheim

Ein deutlicher Bonuspunkt-Sieg für die Rhinos beim Aufsteiger Neckarsulm. Alles läuft nach Plan beim Vizemeister könnte man meinen. Doch der TVP war alles andere als zufrieden mit der eigenen Leistung. Das hohe Ergebnis täuscht über so manche Schwäche im Spiel hinweg, so das Fazit der Gäste. Nach schleppender Anfangsphase sollte es bis zur Mitte der ersten Halbzeit dauern, bis Pforzheim durch Josh Gando die Führung übernahm. Versuch durch Kapitän Rob May, Siebener-Ass und Verbinder Carlos Soteras-Merz und Erste-Reihe-Brecher Arthur Zeiler sorgten für den Offensiv-Bonus zur Pause.

Doch die Gedanken der in Grün aufspielenden Gäste schienen sich mit fortlaufendem Spielverlauf zunehmend auf das am Mittwoch anstehende Duell mit dem HRK zu richten. Zwar sollten noch weitere Versuche durch Manasah Sita und Ali Sürer folgen, doch die NSU kämpfte sich nun zunehmend in die Partie und konnte selbst auf die Anzeigetafel gelangen. Nach einem Rhinos-Ballverlust in Minute 60 schaltete NSU-Verbinder Max Kopp am schnellsten und schaufelte den Ball zu Gedrängehalb Daniel Tully weiter, der zum Sprint ins Malfeld anzog. Innendreiviertel Zamfir konnte mit dem Schlusspfiff noch ein wenig mehr Ergebnis-Kosmetik betreiben und Versuch Nummer zwei legen. NSU-Coach Kuhlmann zeigte sich mit Hälfte zwei seiner Mannen, die man ausgeglichen gestalten konnte, zufrieden, auch wenn der angestrebte Bonuspunkt nicht in greifbarer Nähe ist.

Für die NSU steht nun der Ausflug nach Frankfurt an, der vielleicht in einer Überraschung münden könnte - immerhin hatte man im September den erfahrenen SC80ern fast die erste Niederlage beigebracht. Pforzheim dagegen hat nun sehr schwere sieben Tage vor der Brust und muss gegen beide Heidelberger Top-Klubs antreten.

Hannover 78 47 - 7 RK 03 Berlin

Am Ende war es ein deutlich Sieg des Nord-Primus über den eigenen „Vorgänger“ - doch die 78er brauchten bei windigen und nasskaltem Wetter ordentlich Anlaufzeit in einem Anfangs wenig ansehnlichen Spiel. Wenn 78 in Durchgang eins die eigenen Vorteile ausspielen konnte, dann über die Dreiviertelreihe: Erst in Minute 20 gelang nach einem schönen Spielzug über Maik Hartleb der erste Versuch der Hannoveraner. Der 78-Flanker bahnte sich brachial den Weg über die Linie. Noch in den letzten Minuten vor der Pause legte Nicolas Müller zwei Mal innerhalb von nur Minuten nach. Phil Sczcesny gelangen auch diese beiden Erhöhungen, so dass es beim Stand von 21:0 in die Pause ging - die einzige Kick-Chance zu Punkten hatte der RK vergeben.

Nach langer Pause wieder zurück im 78-Dress: Siebener-Ass Phil Sczcesny

Sczcesny hatte dann nach 60 Minuten und einem ordentlichen Start-XV-Comeback Feierabend und sein Ersatz David Schohr konnte kurz nach seiner Einwechslung den Offensiv-Bonus durch Versuch Nummer vier holen. Nun war es der RK, der seine größte Waffe ausspielen konnte und per Gedränge-Strafversuch die ersten und schlussendlich einzigen Punkte holte. Doch die Hannoveraner Spitzenreiter ließen keinerlei Zweifel darüber aufkommen, wer hier siegreich vom Platz ziehen würde. Jan Piosik sowie erneut David Schohr und Nicolas Müller schraubten das 78er-Punktekonto bis zum Schlusspfiff weiter in die Höhe.

Damit schließt 78 die Hinrunde mit makelloser Bilanz ab. Sieben Siege, sechs Offensiv-Bonuspunkte und mit einem Sieg gegen Leipzig am kommenden Wochenende könnten die Hannoveraner auch komfortabel an der Spitze überwintern. Der RK wiederum befindet sich als Fünfter in ungewohnten Tabellengefilden und muss gegen den BRC gar darum bangen nicht noch vom zweiten Stadt-Rivalen überholt zu werden.

Berliner RC 13 - 23 Hamburger RC

Im tiefen Berliner Westen wurde Rugby-Feinschmeckern bei widrigen Bedingungen viel rohe Kost geboten. Die chronisch auswärtsschwachen Hanseaten konnten aber gleich zu Beginn beweisen, dass sie nicht gekommen waren um Punkte in der Hauptstadt zu lassen. Gleich zum Auftakt nahmen die Männer von Coach Segert die Zügel in die Hand und erzielten die frühe 3:0 Führung. Der BRC sollte erst in Minuten 25 ausgleichen doch der tiefe Ankick des HRC sollte gleich zur nächsten Chance der Gäste führen: Der BRC entledigte sich nur unzureichend per Kick und das Gasse-Paket des HRC bahnte sich den Weg über die Linie. Noch vor der Pause sollte der BRC aber mit einem Schlussspurt, der mit einem Versuch und einem Straftritt belohnt wurde, zurückkommen.

Hälfte zwei gestaltete sich für die Gastgeber dann aber katastrophal. Erst glich der HRC zum 13:13 aus, bevor eine Rangelei in einer roten und einer gelben Karte für den BRC mündete. Das Schiedsrichtergespann hatte Probleme die Kontrahenten auseinander zu bringen, doch am Ende waren sich der Schiri und seine Assistenten über die Schuldigen einig. Hamburg nutzte die doppelte Überzahl gnadenlos aus und kam über den Sturm zu einem zweiten Versuch. Berlin hatte nichts mehr zuzusetzen und taumelt so Richtung Berliner Derby Nummer drei seit Saisonbeginn. Wenn der RK am kommenden Wochenende zu Gast ist, müssen die Männer von Coach Danny Stephens mehr leisten, sonst droht der Vorletzte Platz bis zur Wiederaufnahme des Ligabetriebs im Frühjahr. Hamburg wiederum muss bei der Germania antreten - nach der 5:85 Pleite im Hinspiel muss das Credo Wiedergutmachung lauten.

SC Germania List 67 - 12 SG Odin/Döhren

Das Hannoveraner Derby wurde zu einer klaren Angelegenheit. Aufsteiger SG Odin/Döhren geht nach starken Saison-Beginn in Liga eins zum Ende der Hinrunde hin langsam die Puste aus. Gegen Spitzenklub Germania hatte die gastierende SG von der ersten Minute an riesige Probleme die blitzschnellen Dreiviertel-Asse um die Koch-Brüder und Jarrod Saul unter Kontrolle zu bringen. Daniel Koch konnte gar mit dem ersten Ballbesitz bereits Versuch eins ablegen. Es war keine Viertelstunde gespielt, da hatte der SCG bereits den Bonuspunkt in der Tasche - es drohte eine Klatsche epischen Ausmaßes. Nach mehreren sehenswerten Spielzügen schwoll das Punktekonto der Gastgeber auf 45 an, bevor Odin/Döhren erstmals mit dem Sturm selbst punktete.

In Halbzeit zwei setzte sich der Horror fort, erst punktete Germania erneut und dann zeigte sich die SG nicht zum ersten Mal in dieser Saison undisizipliniert und kassierte eine rote Karte. Erstaunlicherweise schien dies eine Art Initialzündung zu sein, denn in der Folge behielt der Gäste-Sturm den Ball länger in den eigenen Reihen. Es hatte 60 Minuten bis zur Erkenntnis gedauert, dass es nicht immer die beste Idee ist den Germanen den Ball zuzukicken. Am blieb es aber dennoch eine hohe Niederlage und der Elan des Aufsteigers vom Saisonbeginn scheint ein wenig verflogen. Immerhin steht mit dem Gastspiel der Grizzlies noch ein Duell auf Augenhöhe an, in dem Odin/Döhren noch einmal von Rang fünf vorrücken kann. Germania dagegen dürfte auch im zweiten Duell mit dem HRC Favorit sein und damit mit voraussichtlich drei Punkten Rückstand auf 78 überwintern.

RC Leizpig 15 - 28 Berliner Grizzlies

Das Duell zwischen dem Aufsteiger Berliner Grizzlies und beim Schlusslicht Rugby Club Leipzig werde ein hartes werden - so viel hatten beide Seiten im Vorfeld bereits zu erkennen geben. Leipzig musste im letzten Hinrundenspiel endlich im Abstiegskampf ankommen und die Berliner wollten nach einer enttäuschenden Leistung über den Kampf wieder Akzente setzen und versprachen in Person von Team-Manager Moritz Koburg deutlich härter und aggressiver aufzutreten. Gleich 7 Karten waren Zeugnis der äußerst ruppig geführten Partie und noch bevor zehn Minuten gespielt waren, oder erstmals Punkte erzielt wurden war mit Berlins Sechser Whiteman der erste Spieler auf der Sünderbank. Ein Straftritt von Leroux und der erste RCL-Versuch durch Mahmoud Alrebdawei stellte die Anzeige auf 8:0. Eine Gelbe für Leipzigs wuchtigen Dreier Moloi und schon kippte das Spiel: In den letzten drei Minuten des ersten Durchgangs zeigte sich der Aufsteiger hellwach - zwei Versuche mit der schnellen Dreiviertelreihe berscherten dem Gast eine 13:8 Pausenführung.

Durchgang zwei begann mit je einer Gelben auf beiden Seiten sowie dem Leipziger Ausgleich durch Mthunzi. Wer von den Leipziger Zuschauern nun auf den ersten Saisonsieg gehofft hatte wurde bitter enttäuscht. Ein verunglückter Berliner Straftritt wurde nur noch von der Leipziger Verteidigung unterboten, die in nach vorne in die Arme der Grizzlies fallen ließ, die nur noch wenige Meter bis zur Linie zu überwinden hatten. Einen Straftritt der Grizzlies später stand es 25:15, aber Leipzig schöpfte noch einmal Hoffnung als Grizzlies Zweite-Reihe Stürmer Cowan sich die zweite Gelbe und damit den Platzverweis abholte. Doch anstatt einer Leipziger Schlussoffensive folgten weitere Berliner Punkte per Straftritt zum 28:15 Endstand.

Sportlich bescheiden aber Skandal um Biss sorgt für Aufsehen

Dieses Spiel, so wenig ansehnlich es auch gewesen sein mag, wird Rugby-Deutschland und die Sportgerichte noch weiter beschäftigen. Grizzlies Sportdirektor Koburg, der nichts an der eigenen Leistung zu beschönigen hatte - „wir sind zu arrogant in dieses Spiel gegangen und erst in der zweiten Hälfte wach geworden, das 28:15 ist den Berlin Grizzlies nicht würdig“ - hatte gegenüber TotalRugby noch einiges zum Spiel, das er das frustrierendste in seiner Zeit bei den Grizzlies nannte, zu sagen. Und zwar wurde ein Berliner Spieler während des Spiels gebissen und die Grizzlies ließen TotalRugby auch am Wochenende entsprechendes Bildmaterial zukommen. „Eine Mannschaft die schlägt und beißt hat in der Bundesliga nichts verloren“ war der klare Kommentar Koburgs zum Gegner. Mit der Schiri-Performance waren die Grizzlies ebensowenig zufrieden - Koburg betonte, dass er gegen die rote Karte seines Stürmers Cowan vorgehen werde.

Angesprochen auf die Vorwürfe bestätigte Leipzigs Team-Manager Paukstat, dass es einen Biss-Vorfall gegeben habe. Nach einem intensiven Gespräch mit der eigenen Mannschaft und dem betroffenen Spieler spricht der RCL-Offizielle allerdings von Notwehr. Der Leipziger Spieler sei während des Spiels gewürgt worden und habe keine andere Möglichkeit gesehen sich zu befreien. Mittlerweile bereue der Leipziger den Biss, betone aber zugleich, dass er sich sonst nicht hätte befreien können.

Insgesamt ein wenig rühmliches Spiel für den Rugby-Sport in Deutschland. Mit dem Gastspiel bei Hannover 78 in der kommenden Woche droht den Sachsen ohne einen einzigen Punkt zu überwintern. Die Grizzlies wiederum rücken auf Platz vier vor, nur einen Zähler hinter dem HRC und vor Lokalkonkurrent RK 03 Berlin. Im Spiel bei Mitaufsteiger SG Odin/Döhren ist der Sprung auf Platz drei durchaus realistisch, da der HRC gegen Germania ran muss.

 

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Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 31. Oktober 2017 )
 
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