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Gruß von der Insel (20) - Zu viel des Guten?!
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 12. Juni 2014

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TotalRugby Insel-Experte Max Lueck

Die letzen Partien der Clubsaison sind gespielt, die Pokale vergeben, und die meisten Spieler können Körper und Geist die wohlverdiente Ruhe gönnen. Aber nicht alle. Gerade die Nationalspieler werden noch einmal richtig gefordert. In Anbetracht der kürzlich begonnen Sommer-Tour, in der es unter anderem England mit Neuseeland zu tun bekommt, Frankreich gegen Australien testet und Südafrika die Waliser herausfordert, stellt sich insbesondere im europäischen Teil der Rugbywelt dieselbe Frage: Werden die Spieler der nördlichen Hemisphäre durch den nationalen und internationalen Spielplan zu sehr belastet? Und ist das nun der richtige Zeitpunkt, den Männern aus Europa nochmals alles abzuverlangen?

Klar, es steht außer Frage, dass die Fans der Südhalbkugel genau so ein Recht auf ein jährliches Nord-Süd-Kräftemessen haben, wie jene in Europa. Dennoch hat es stets einen faden Beigeschmack, die Spielpläne derart eng zusammenzuraffen.

Um die Belastungen der europäischen Spieler einmal zu veranschaulichen, hilft mal wieder ein Blick in die Statistik. Nehmen wir einmal als Beispiel England- und Harlequins-Kapitän Chris Robshaw. Der Flanker hat in der abgelaufenen Saison bereits über 2400 Minuten mit Rugbyspielen verbracht. Berücksichtigt man dabei die konstant steigende Härte der Kollisionen, wird deutlich, wieviel Belastungen ein Spieler von Robshaws Kaliber während einer Sasion einstecken muss. Zum gleichen Zeitpunkt hat Robshaws neuseeländischer Gegenüber Richie McCaw übrigens gerade mal 1211 Minuten Rugby hinter sich.

Das Ergebnis dieser Dauerbelastungen ist erschütternd. Der moderne Rugbysport bedauert immer mehr Langzeitverletzte. Oder gar Athleten, die frühzeitig ihre Karriere beenden müssen. Dass solch ein frühes Karriereende oft mit viel weitreichenderen Problemen als der bloßen Verletzung verbunden ist, Stichwort Arbeitslosigkeit, macht die Situation nicht minder prekär.

Was wäre also die Lösung des Problems? Wie so oft im Rugby sind die Teams der südlichen Hemisphäre auch in der Antwort auf dieser Frage Vorreiter und Vorbild. Denn dort hat man längst erkannt, dass man eine Saison auf höchstem Niveau nur dann bei relativer Gesundheit durchstehen kann, wenn die jeweiligen Wettberbe mit ausreichend Pausen angelegt werden. Zudem haben Spieler der All Blacks beispielsweise auch mal die Möglichkeit, bei Bedarf eine Saison komplett auszusetzen, wie es McCaw mit seinem Sabbatjahr vorgemacht hat.

Es muss eine viel geordnetere Struktur bei der Spielplanbelegung her. Dazu müssten sich aber die einzelnen Organisatoren der regulären Wettbewerbe (Aviva Premiership, LV Cup, Heineken Cup und Six Nations) zusammensetzen und genau überlegen, wann die jeweiligen Veranstaltungen stattfinden sollen.

Nur so können die enorm wichtigen Regenerationsphasen für die Spieler garantiert werden.

Kurioserweise können am Ende die Pausen darüber entscheiden, wie lange und erfolgreich eine einzelne Rugbykarriere andauert.

Best Wishes

Max


Max Lueck, 30, hat seine Rugbykarriere als Spieler in Brühl angefangen und zog 2007 nach England,  um dort Coaching zu studieren. Mittlerweile hat er mit vielen Rugby-Vereinen und Athleten als Trainer und Manager gearbeitet. Derzeit baut er mit Leidenschaft und Ehrgeiz das Projekt 7 Bamboos Rugby auf und bloggt regelmäßig für diverse Plattformen und Online Magazine. Weitere Informationen unterwww.7bamboosrugby.com.


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