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Interview mit 7er-Experte Terry Sands
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 17. August 2012

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Terry Sands sieht in Südafrikas Cecil Afrika den 7er-Spieler mit dem größten Potential - (c) Jürgen Keßler

Terry Sands ist im internationalen 7er-Rugby seit vielen Jahren eine feste Größe und ein unbestrittener Fachmann. Der Geschäftsmann ist nicht nur Manager der legendären Samurai, der weltweit besten 7er-Einladungsmannschaft, sondern hat auch viele Jahre als Manager der England Saxons und der englischen 7er-Rugbynationalmannschaft gearbeitet. Terry war so freundlich dem Team von TotalRugby für ein ausführliches Interview zur Verfügung zu stehen. In diesem blickt er auf seine Zeit mit England zurück und wagt einen Ausblick in die Zukunft des 7er-Rugbys. Auch dem deutschen Rugby gibt er ein paar Ratschläge mit auf den Weg.

Terry, zuerst ein Blick zurück – wie kam es zu Deinem großen Engagement im 7er-Rugby?

Die Schuldigen sind ganz klar die Organisatoren der Amsterdam 7s. Ich habe beim Rugby World Cup 1995 für eine Agentur gearbeitet die Sportreisen organisiert und ein paar Wochen nach meiner Rückkehr aus Südafrika lag eine Einladung auf dem Tisch, in der ich dazu aufgefordert wurde zum 25. Jubiläum der Amsterdam 7s eine Mannschaft zusammenzustellen. Zusammen mit einer paar walisischen Kumpels haben wir ein Team auf die Beine gestellt in dem unter anderem Martin Williams, Chris Wyatt und ein paar andere 7er-Spezialisten am Start waren – wir mussten uns nur noch einen Namen ausdenken. Beim Brainstorming kam ich dann auf Japans Auftritt beim Rugby World Cup, die Japaner haben, obwohl die All Blacks ihnen 150 Punkte eingeschenkt haben nie aufgehört voll auf Angriff zu spielen, egal wie sehr sie von den Kiwis dafür bestraft wurden. Das war vielleicht taktisch nicht besonders geschickt, aber verdammt aufregend und so kam ich auf den Namen Samurai.

 

Inzwischen haben die Samurai unzählige Titel gewonnen – welcher Sieg war für Dich der herausragendste?

Wäre mir die gleiche Frage vor etwas mehr als einem Jahr gestellt worden wäre sie für mich sehr schwer zu beantworten gewesen. Aber unser Sieg bei den Middlesex 7s in Twickenham war schon etwas ganz besonderes. Wir haben sehr spät überhaupt erst eine Einladung erhalten und es war wirklich ein Höllenjob in der kürze der Zeit alles zu organisieren, unter diesen Bedingungen war es etwas ganz besonders zu gewinnen.

 

Wenn wir von Twickenham sprechen müssen wir selbstverständlich auch von Deiner Zeit als Manager der englischen 7er- und A-Nationalmannschaft [England Saxons] sprechen – wie bist Du damals zu dieser ehrenvollen Aufgabe gekommen?

Das steht wieder in engem Zusammenhang mit dem Rugby World Cup 1995, dort habe ich mit Ged Glynn, dem damaligen Cheftrainer der England Saxons, gearbeitet und bin mit ihm auf „Tour“ gegangen. Ein paar Monate später hat Ged mich angerufen und mich dazu aufgefordert mich auf die freie Stelle des Managers der Saxons zu bewerben. Obwohl ich beruflich zu dieser Zeit sehr eingespannt war hatte ich das Gefühl diese Chance wahrnehmen zu müssen. Ich habe mich beworben und den Job bekommen, ein Umstand der mich bis heute mit großem Stolz erfüllt.

 

Was war für Dich rückblickend der beste Augenblick während Deiner Zeit beim englischen Rugby-Verband?

Eine sehr schwierige Frage. Als Manager der englischen 7er-Nationalmannschaft bei den Commonwealth Games in Melbourne 2006 dabei zu sein war eine unglaublich Erfahrung, die gemeinsame Zeit im „Commonwealth Dorf“ und der Gewinn der Silbermedaille, nachdem wir Gold so knapp verpasst hatten, waren fantastisch. Aber der vierte Titel in Folge bei den Hong Kong 7s und das in der sprichwörtlich letzten Sekunde – übertrifft diese Erfahrung sogar noch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einer anderen Mannschaft gelingen wird Hong Kong viermal in Folge zu gewinnen – das ist etwas für die Ewigkeit.

 

Jetzt zur aktuellen Lage – Du hast mit unzähligen 7er-Mannschaften gearbeitet. Welche Veränderungen beobachtest Du in der 7er-Welt?

Ich bin fest davon überzeugt, dass jetzt nach den Olympischen Spielen viele aufsteigende Nationen, aber auch die etablierten Rugby-Nationen, noch mehr ins 7er-Rugby investieren werden. Nicht nur finanziell, sondern insbesondere auch in Sachen Manpower. Der Countdown für Rio läuft und 7er-Rugby wird dadurch weiter an Priorität gewinnen. 7er-Turniere werden überall auf der Welt aus dem Boden schießen. Es wird so viele geben, dass nur die am besten organisierten, die mit den besten Austragungsorten und Mannschaften, den besten Sponsoren und Zuschauerzahlen, überhaupt eine Chance haben werden zu überleben.

 

Und welche Mannschaft wird in den kommenden Jahren das 7er-Rugby dominieren?

Neuseeland wird weiter voraus marschieren. Die Kiwis haben eine starke und sehr clevere Mannschaft und mit Titch [Neuseelands 7er-Nationaltrainer Gordon Tietjens] einen Mann der es meisterhaft versteht die taktische Marschroute der Mannschaft zu bestimmen. Ihr Umfeld ist geprägt vom großen Talent der Einzelspieler aber insbesondere auch von ihrer überragenden Fitness sowie dem Fokus auf die grundlegenden Dinge im Rugby.

 

Welche der sogenannten kleineren Rugby-Nationen hat Dich in den letzten Jahren besonders beeindruckt?

Die Spanier haben sich im letzten Jahr außerordentlich gut geschlagen. Sie haben sehr konstant, sehr flüssig und auf technisch hohem Niveau gespielt.

 

Wie sollte das 7er-Rugby weiter organisiert und vorangetrieben werden? Ist die iRB World Sevens Series genug?

Die iRB Series wächst und es gibt ja bereits Pläne die Turnierserie auf insgesamt 12 Turniere zu erweitern und dafür die Saison weiter auszudehnen. Außerdem gibt es ja noch „zweitklassige“ Wettbewerbe wie die FIRA Grand Prix Series, welche aufstrebenden Nationen die Möglichkeit bieten sich auf hohem Niveau zu messen und einen Core Status anzustreben. Ich denke langfristig bedarf es einer 1. und 2. Liga mit geregeltem Auf- und Abstieg.

 

Und was empfiehlst Du einem Land wie Deutschland?

Deutschland muss eine Strategie entwickeln die es den Spielern erlaubt regelmäßig 7er-Rugby zu spielen. Dafür ist ein strukturierter 7er-Wettbewerb und noch viel wichtiger ein Trainingsprogramm mit Zugriff auf die besten 7er-Spieler von Nöten. Diese Spieler müssen 7er-Rugby spielen und sie müssen an den europäischen 7er-Wettbewerben teilnehmen. Außerdem bedarf es dringend eines durchdachten Fitnessprogramms für die deutschen 7er-Spieler.

 

Was hast Du während der Olympischen Spiele in London beobachtet und was wird jetzt im Anschluss noch passieren?

Jeder hat von den Olympischen Spielen geschwärmt und ich denke Großbritannien hat sich als Gastgeber und Austragungsort hervorragend verkauft. Wie ich bereits gesagt habe wird das Wachstum des 7er-Rugbys nun richtig Fahrt aufnehmen. Alle wollen unter den 12 Mannschaften sein, die ein Ticket für Rio lösen. In vielen Ländern sind die Veränderungen durch die bevorstehenden Olympischen Spiele schon zu beobachten. Sportnationen wie Russland und China haben Rugby jetzt in ihren Schulen in den Lehrplänen verankert. Auch zahlreiche nationale Sportverbände haben ihre Zuwendungen erhöht, hier sind beispielsweise die USA und Kanada entsprechende Beispiele, aber auch andere aufstrebende Rugby-Nationen haben erkannt, dass sie im 7er-Rugby wettbewerbsfähig sein können.

 

Abschließend noch die Frage nach dem besten Trainer mit dem Du je zusammengearbeitet hast und nach dem derzeit besten 7er-Spieler?

Noch so eine schwierige Frage. Ich denke ich hatte das große Glück mit zahlreichen großartigen Trainern zusammengearbeitet zu haben. John Wells, Joe Lydon, Brian Ashton, Clive Woodward, Kingsley Jones, Steve Diamond, Ben Ryan, Phil Greening, Jim Mallinder, Mike Friday, um nur ein paar von Ihnen zu nennen. Sie alle haben ganz spezielle Qualitäten und unterschiedliche Ideen darüber wie man Rugby spielen sollte. Aber der Trainer mit dem ich meine besten Rugby-Erinnerungen verbinde ist ohne Zweifel Colin Hillman. Die Rugbywelt hat einen großartigen Trainer und eine noch großartigere Rugby-Persönlichkeit verloren, als er 2009 viel zu früh von uns gegangen ist.

Bei den Spielern wäre die Frage vor ein paar Jahren einfach zu beantworten gewesen – Eric Rush. Aktuell ist es etwas schwieriger. Ich denke über die letzten 12 Monate war Samoas Alafoti Fa’osiliva der beste Spieler. Wenn ich nun aber einen Blick in meine Kristallkugel werfe sage ich, dass wir noch sehr viel mehr von Cecil Afrika sehen werden...

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