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WM-Fazit zur Gruppenphase: Großartiges Rugby, riesiges Zuschauerinteresse & nur wenige Enttäschungen
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 9. Oktober 2023

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Was für ein großartiges Spiel zum Abschluss. Fidschi und Portugal lieferten sich ein Gruppenspiel für die Ewigkeit. Foto (c) World Rugby

Rund einen Monat wurde bei der Rugby-WM die Gruppenphase ausgespielt. 20 Teams lieferten in bisher 40 Spielen großartiges Rugby ab. Bevor sich der Blick nun auf die am Wochenende anstehenden Viertelfinalspiele richtet, wollen wir noch einmal auf vier großartige Wochen Rugby zurückblicken.


Ein Feuerwerk zum Abschluss

Es begann am 8. September mit einem absoluten Klassiker zwischen Frankreich und Neuseeland und zum Abschluss der Gruppenphase gab es noch einmal einen absoluten ovalen Leckerbissen. In einem absoluten Thriller in Toulouse lieferten sich Fidschi und Portugal ein Duell für die Ewigkeiten. Mit offenem Visier attackierten beide Teams ohne allzu viel taktisches Geplänkel. Dass Fidschi dabei Topfavorit war und mit Topstars in allen Mannschaftssteilen gespickt ist, wäre dem ungeübten Auge nicht aufgefallen.

Dieses Duell war absolute Werbung für den Rugbysport und hatte alles, was diesen Sport so großartig macht. Spielwitz, Härte, Kreativität, Drama und das alles in einem absolut friedlichen Rahmen vor 35.000 diesen Sport feiernden Fans in einer der Rugby-verrücktesten Städte der Welt. Über 1.400 Meter machten beide Teams mit dem Ball in der Hand, es ging in teils atemberaubenden Tempo hoch und runter über den Rasen des Stade de Toulouse.

Drama bis zur letzten Sekunde: Portugal ringt Fidschi nieder, doch die Insulaner spielen nun im Viertelfinale

Portugal siegte am Ende mit 24-23 und schrieb damit Geschichte. Bei der zweiten WM-Teilnahme gelang das erste Remis für los Obos gegen Georgien und schließlich gestern auch der erste Sieg. Auch in den Rugby-Kernländern und bei World Rugby wird man dieses Ausrufezeichen wahrgenommen haben, was hoffentlich in mehr Chancen für die Länder aus der zweiten Reihe resultiert.

Bereits am Samstag hatte Samoa die Engländer in Lille am Rande einer Niederlage und musste bei der 18-19 Pleite gegen das Mutterland eine bittere Pille schlucken. Ein bereits gegebener Samoa-Versuch wurde trotz schlussendlich unschlüssiger Bilder nach der erfolgten Erhöhung zurückgenommen - was eigentlich den World-Rugby-Regularien zur Anwendung des TMO widerspricht.

Irland machte derweil mit den Schotten, die ihrerseits mit viel Hoffnung in diese WM gegangen waren, kurzen Prozess. Frankreich lieferte sich Tags zuvor auch ohne Superstar Antoine Dupont keinerlei Blöße gegen enttäuschende Italiener. Beide Teams produzierten dabei großartiges Rugby und unterstrichen ihre Titelambitionen.

Schon England vs Samoa endete fast mit einer Sensation

Riesiges Zuschauerinteresse

Diese WM ist auf Rekordkurs, in jeglicher Hinsicht. In Frankreich ist das Interesse der Zuschauer im TV und in den Stadien riesig. Das Eröffnungsspiel gegen Neuseeland erzielte die zweithöchste Rugby-Einschaltquote jemals, nach dem WM-Finale 2011 und war mit knapp 20 Millionen Franzosen vor den Schirmen schon auf dem Niveau des Endspiels der Fußball-WM 2022 in Katar zwischen Frankreich und Argentinien.

Derweil sind die Arenen voll und zwar auch bei den vermeintlich weniger attraktiven Paarungen. So sahen rund 50.000 Zuschauer das Duell Uruguay gegen Namibia und damit zweier Teams, die aufgrund ihrer vergleichsweise kleinen Bevölkerung und weiten Anreise wenig Fans mit nach Frankreich gebracht haben.

 

Die Qualität der Spiele sorgt für ein großes Echo, auch in Deutschland

Es mag nicht unbedingt der zuverlässigste Indikator der Qualität von Spielen sein: Doch die im Schnitt sieben erzielten Versuche pro Spiel, die Tatsache, dass bisher kein Spiel ohne Versuche ausging und dutzende sehenswerte bis spektakuläre Spielzüge sowohl von Top-Teams, als auch von vermeintlichen Tier-2-Nationen sprechen für die Qualität der Duelle.

Diese WM produziert großartiges Rugby, das auch mehr und mehr hierzulande wahrgenommen wird. So fordert der Berliner Tagesspiegel „Schluss mit Fußball, zeigt uns mehr Rugby", NTV macht sich plötzlich Sorgen um die Wallabies und die ARD besucht den deutschen Rugby-Nachwuchs in Berlin.

 

Die sportlichen Gewinner der Vorrunde

Die Top-Vier-Teams dieser Weltmeisterschaft - Titelverteidiger Südafrika, Neuseeland und vor allem Irland und Frankreich - spielen bisher gefühlt auf einem anderen Level. Besonders Frankreich und Irland hielten sich komplett schadlos und erlebten keinerlei Ausrutscher. Der einzige Wermutstropfen: Diese vier absoluten Top-Teams stehen sich im Viertelfinale gegenüber und damit werden zwei eliminiert. England wiederum hat es trotz aller Unkenrufe ins Viertelfinale geschafft. Dass das Team dabei keineswegs inspirierendes Rugby zeigte wäre wohl so ziemlich allen Fans des Mutterlandes egal, sofern es in diesem Turnier noch Richtung Halbfinale und Finale gehen sollte.

Frankreich startete die WM mit einem absoluten Ausrufezeichen gegen Neuseeland

Abgesehen von der absoluten Weltspitze hat vor allem Fidschi überzeugt. Mit dem dritten Viertelfinaleinzug überhaupt und dem ersten seit 16 Jahren haben die Flying Fijians nicht nur in ihrer Heimat Euphorie ausgelöst. Einzig: Die Formkurve des Teams von Trainer Simon Raiwalui scheint nach den großartigen Siegen über England in der Vorbereitung, sowie über die Wallabies nach unten zu gehen. Gegen England erwartet das Team ein Gegner mit viel Wut im Bauch.

Portugal und Uruguay haben es zwar nicht ins Viertelfinale geschafft, aber als kleine Rugby-Nationen eine hervorragende Visitenkarte abgeliefert. Großartiges Rugby und kein falscher Respekt vor den großen Nationen: Damit hatte Uruguay es selbst dem Topfavoriten Frankreich schwer gemacht, während Portugal gegen Australien, Wales und Fidschi großartig aufspielte. Chile wiederum gelang kein Sieg beim WM-Debüt, jedoch hat der dritte Vertreter aus Südamerika phasenweise gut mit Japan und Samoa mithalten können und damit durchaus Potenzial unter Beweis gestellt.

 

Die Enttäuschungen der Gruppenphase

Italien war mit vielen Hoffnungen in dieses Turnier gegangen, nachdem Gastgeber Frankreich im Februar am Rande einer Niederlage hatte. Nach Siegen über Uruguay und Namibia waren die Azzurri gegen Neuseeland und Frankreich aber nicht nur chancenlos - sie wurden teilweise vorgeführt. Das noch immer sehr junge Team wird die kommenden vier Jahre hoffentlich nutzen, um sich sportlich weiterzuentwickeln - mit noch immer blutjungen Topspielern, wie Kapitän Lamaro, Verbinder Garbisi und Schluss Capuozzo bleibt zu hoffen, dass Italien die Lücke zur Spitze schließen wird können.

Georgien wiederum war nach Siegen über Wales und Italien mit sehr breiter Brust in Gruppe C mit dem Ziel Viertelfinale gestartet und musste am Ende ohne einen einzigen Sieg die Segel streichen. Georgien hat sich spielerisch in den letzten Jahren weiterentwickelt und konnte immerhin mit Fidschi über weite Strecken mithalten. Doch den Lelos fehlt es noch an vielem, um mit der absoluten Weltspitze mitzuhalten.

Schottland hat das vielleicht spielerisch stärkste Team seiner langen Rugby-Geschichte bei dieser WM aufgeboten, gleichzeitig aber auch das Pech gehabt, mit gleich zwei übermächtigen Topfavoriten in eine Gruppe gelost worden zu sein. In Gruppe C und D wäre ein Weiterkommen der Bravehearts alles andere als utopisch gewesen. Doch so bleibt die Rugby-WM 2023 für das Team um Kapitän Jamie Ritchie unter dem Strich eine Enttäuschung.

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Kommentare (1)add comment

johann grimm said:

4170
die portugiesen...
heissen "os lobos" :-)

Oktober 09, 2023

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