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Six-Nations-Entscheidung bei den Frauen: England und Frankreich dominieren Zwei-Klassen-Gesellschaft
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 19. April 2021

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Irland hatte gegen die Französinnen auch daheim keine Chance auf den Sieg.

Frauen-Rugby boomt weltweit und das schon seit Jahren, da zeigt sich in erster Linie am immer größer werdenden Frauenanteil bei den Lizenzspielern. Auch die Länderspiele der Six Nations der Frauen werden immer beliebter. Doch auf allerhöchster Ebene gibt es im Frauen-Rugby aktuell noch immer eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die bei den diesjährigen Six Nations mehr als deutlich wird.

Am nächsten Samstag kommt es zur Entscheidung bei den Six Nations der Frauen in London. Im Twickenham Stoop empfangen die bisher ungeschlagenen Engländerinnen den großen Konkurrenten von der anderen Seite des Ärmelkanals. Es ist alles angerichtet für ein großes Rugby-Fest und die BBC ist im Hauptprogramm live mit dabei, was eine Einschaltquote im Millionenbereich verspricht.

Die Publicity, die dieses Spiel generieren wird, dürfte der Stellung des Frauen-Rugbys insgesamt helfen. Dabei wird die Corona-bedingte Turnier-Verschiebung in diesem Jahr auf den Monat April sogar geholfen haben. Steht das Turnier normalerweise ein wenig im Schatten der Six Nations der Herren, lief nun lediglich Klub-Rugby der Männer parallel.

Doch nicht alles was glänzt ist gold. So sehr das Duell England-Frankreich fasziniert, so sehr ist auch klar, warum es genau diese beiden Teams in das Endspiel geschafft haben. Einzig Frankreich und England können aktuell (fast ausnahmslos) professionelle Kader aufbieten. Nur in diesen beiden Ländern wird der Spielbetrieb auch in Pandemiezeiten überhaupt aufrechterhalten.

Demontage statt Spannung: Frankreich zerlegt Irland in Dublin

Im diesjährigen verkürzten Modus wird das Turnier mit zwei Dreier-Gruppen ausgespielt - also gibt es zunächst nur zwei Gruppenspiele und nun die abschließende Platzierungsrunde mit dem Endspiel. Frankreich und England konnte ihre beiden Spiele jeweils haushoch gewinnen. Die Franzosen landeten nach nur 160 Minuten Rugby bei einer Punktedifferenz von knapp unter 100, die Engländerinnen schafften es auf knapp über 100.

In Irland hatte es nach dem Auftaktsieg der Damen gegen Wales mit 45-0 im Arms Park von Cardiff auch einen veritablen Medienhype um das Team gegeben, das am Samstag in Dublin die Chance hatte, gegen les Bleues ins Endspiel einzuziehen. Die Irinnen bekamen so viel Aufmerksamkeit wie noch nie und dennoch war man gegen Frankreich nicht konkurrenzfähig. Mit 15-56 kamen die Irinnen daheim unter die Räder.

Denn anders als die Französinnen haben fast ausnahmslos alle Spielerinnnen Irlands noch einen Hauptjob und dazu seit über einem Jahr keine richtigen Vereinsspiele mehr absolviert. Diese ungleichen Voraussetzungen sind im Frauen-Rugby ein noch weitaus größeres Problem, als bei den Herren. Ob die Spielerinnen von der grünen Insel künftig wieder so viel Aufmerksamkeit bekommen, wird auch davon abhängen, wie sich ihre Situation entwickelt.

So zynisch es klingen mag - die irische Öffentlichkeit will Siegerinnen sehen, zumindest der größere Teil. Bis auch der Frauen-Kader des irischen Verbands weitestgehend professionell ist, dürfte dies eine Illusion sein. Zuletzt war Irland im Jahr 2015 der letzte Turniersieger, der nicht Frankreich oder England hieß.

Bei der Rugby-WM 2021, die wegen der Corona-Pandemie auf den März 2022 verlegt wurde, dürfte die aktuell vorherrschende Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen den wohlabenden und weniger wohlhabenden Teams noch stärker zu Tage treten. Dann kommt nämlich mit Neuseeland noch das absolute Über-Team im Frauen-Rugby hinzu.

Zu schnell, zu stark und schlicht zu gut: England ist das zweite ultradominante Team in diesem Jahr

Die Black Ferns haben seit 2018 ein System, bei dem die Top-30-Spielerinnen mit Profi-Verträgen ausgestattet werden, die Medienberichten zufolge im Bereich von 45.000 $ im Jahr liegen. Ähnliches gilt für England - das Mutterland hatte seinen professionellen Kader zwischenzeitlich zwar wieder eingestampft und wollte sich auf das Siebener der Frauen konzentrieren.

Doch nach einem Aufschrei in der englischen Rugby-Öffentlichkeit ruderte der Verband zurück und machte seine drastischen Kürzungen anderswo. Die Resultate kann jeder England-Fan nun auf dem Platz sehen - das Investment zahlt sich aus. Bei den Irinnen dürfte wohl auch nur ein System mit einem Kern von professionellen Spielerinnen dafür sorgen, dass das Team wettbewerbsfähiger wird

In der irischen Presse werden die Stimmen, die genau dies fordern, immer lauter. Denn bisher hat sich das Team nicht einmal die WM-Quali sichern können und muss noch durch ein Mini-Turnier gegen Spanien, Schottland und Italien. Die Pandemie und die mangelhafte finanzielle Ausstattung machen die Ungleichheit größer und wirken wie ein Brennglas.

Langfristig bräuchte das Frauen-Rugby mehr Konkurrenz auf allerhöchster Ebene, damit sich der Boom in den Mitgliederzahlen auch auf der Länderspielebene abbildet. Bis dahin konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf Highlights, wie das Six Nations Endspiel am Samstag. 15 Uhr deutscher Zeit erfolgt der Ankick - gegen Ende der Woche werdet ihr hier auch noch eine Vorschau auf das wichtigste Spiel im Frauen-Fünfzehner in diesem Jahr finden.

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