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Deutsches Rugby: Das Schlusswort
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Geschrieben von Max Joachim   
Freitag, 6. Februar 2009

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Achim Behring (rechts im Bild) war der Kopf hinter den Hannover 7s

Wir nähern uns dem Ende unserer Interviewserie und unser Experte tritt zum letzten Mal auf die Bühne: Unser Interviewpartner ist Achim Behring-Scheil, Vorsitzender des NRV und Veranstalter der Hannover Sevens. In unserem letzten Interview spricht er über seine eigene Sichtweise und wie die Ausbildung in Deutschland sich verbessern müsste.

Hallo Achim. Warum warst du so lange anonym hier aufgetreten?
Es sollten ausschließlich die Argumente zählen. Bei Nennung von Namen wird doch immer die Schublade aufgemacht. Dass mit der Anonymität Politik betrieben wird, war mir von vornherein klar. Aber so ist es in Deutschland zurzeit. Wenig direkte Gespräche, wenig Abstimmungen, wenig Gemeinsamkeit.

Hast du deine Ziele erreicht mit der Diskussion, die hier im Internet stattgefunden hat?
Teils, teils. Es gab/gibt sehr gute Anregungen zur Verbesserung unseres Sports. Leider aber auch die ewigen Diskutierer, die nichts auf die Reihe bringen. Ich wünsche mir nicht nur ein Internetforum. Können wir nicht im DRV ein „Entwicklungs-/Zukunftsforum“ installieren, wo alle/viele beteiligt sind? Konkret beim Rugbytag/vor dem Rugbytag, mit Impulsreferaten von 5 Minuten, mit „Best Practise“ Beispielen, mit Foren für Schulen oder Verbandsligen oder oder oder … ?

Wie ist denn Dein Blickwinkel?
Wir müssen uns davon freimachen, dass unser Sport immer so weiter läuft. Wenn wir eine Ausbreitung haben wollen, dann müssen wir ihn auch bitteschön überall hin tragen. Mehr Rugby in der Provinz, speziell in Schulen. Mehr Unterstützung seitens der Landesverbände und des DRV hierfür.
Mehr Rugby im Fernsehen! Zum Einen deutsche Events und auf der anderen Seite internationale Spiele wie 6-Nations oder die 7er-WM in Dubai. Das erfordert umfangreiche eigene Anstrengungen und eine andere Diskussion mit den internationalen Verbänden. Gibt es dort eine Ausbreitungsstrategie? Wenn ja, welche?

Ferner brauchen wir eine große internationale Veranstaltung. Die Hannover Sevens sind gut gestartet. Das ist aber kein Eigenläufer, sondern harte Arbeit. Einmal organisatorisch, weil es unsere Möglichkeiten eigentlich sprengt und alle Beteiligten bis an die Kante gearbeitet haben. Aber trotz der Belastung/Überlastung sind schon jetzt alle Helferinnen/Helfer und noch viel mehr auch 2009 wieder dabei. Warum? Weil sie stolz sind, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein.

Zum anderen müssen wir im Zuschauerbereich zulegen. Wir Rugbyleute müssen unsere eigenen Veranstaltungen besser und massiver unterstützen. Wir müssen zeigen, dass unser Sport ein großartiger Sport ist. Wenn wir nicht an unsere Veranstaltungen glauben, wer denn dann? 7er-Rugby ist die beste Bühne für unseren Sport und dies ist keine Zurücksetzung des 15er-Rugbys! Keine komplizierten Regeln, superdynamisch, sexy Spieler, kurze und spannende Spiele. Wer bietet mehr? Die Resonanz von Nicht-Rugbyleuten nach der EM bis heute ist überwältigend. Diese Vorstellung gilt es nun 2009 zu vertiefen.

Wie schätzt du die Lage des Sponsoring im deuthschen Rugby derzeit ein?
Es ist in aller Munde, doch schwer durchzusetzen. Im Rugby haben wir es doch überwiegend mit Liebhaberei und Gönnerei zu tun.

Ich muss etwas bieten können! Und machen wir uns doch nichts vor, auch wenn jetzt einige wieder aufschreien, was bieten wir denn an? Viel Freizeitsport, eine Rugby-Bundesliga am Scheideweg, eine Nationalmannschaft, die anständiges Rugby spielen kann und als Amateure jetzt gegen Vollprofis antreten, keine optimalen Strukturen und wenig Konzepte mit Nachhaltigkeit und breiter Verortung.

Die Modelle des Großsponsorings in Clubs sind in anderen Sportarten nicht neu. Nur für uns, die wir jährlich mit Clubetats von 30.000 € bis 100.000 € gewirtschaftet haben, sind Etats von 300.000 – 400.000 € oder mehr ungewöhnlich. Klar wünschte ich mir mehr dieser Sponsoren für das deutsche Rugby. Dann könnten wir den Schritt zur Professionalisierung unserer Spitzensportler auch tun.
Aber zur Professionalisierung gehören auch Organisation und Strukturen und vor allem Menschen. Und diese Menschen haben wir momentan nicht in unserem Sport. Alle Clubs, alle Landesverbände, DRJ und DRV suchen nach qualifizierten Kräften für unseren Sport. Zu Wahlen steht, wenn überhaupt, pro Position nur ein Kandidat zur Verfügung. Viele Positionen sind gar nicht besetzt oder mit „Lückenbüßern“. Mehrfachbesetzungen durch eine Person sind die Regel.

Wie schätzt du denn die Ausbildung im deutschen Rugby ein? Was können die großen Sponsoren da tun?
Das Modell der Wild-Akademie existiert jetzt seit mehr als einem Jahr. Ich habe bisher keine Informationen außer plakativen Schlagzeilen zu dieser Akademie erhalten. So geht es nicht, wenn wir eine gemeinsame Verbesserung unseres Sportes wollen. Informationen der Landesverbände und der Vereine sind erste Pflicht. Abstimmungen über Ziele und Maßnahmen sind der nächste Schritt. Eine Akademie existiert nicht ohne Spieler, Trainer etc. Das deutsche Rugby existiert nicht ohne seine Vereine und die Landesverbände. Dass die Spieler gerne alle Möglichkeiten der Weiterentwicklung annehmen ist klar, aber bitte auch in Abstimmung mit ihren Vereinen. Die Vereine wussten teilweise nichts von Trainingsmaßnahmen der Wild-Akademie oder von Trainingsaufenthalten über Monate in Südafrika! Mit Landesverbands- und Vereinstrainern ist nicht gesprochen worden. Ich wünsche mir schon eine umfangreiche Information seitens des DRV und der Wild-Akademie bei den Landesverbänden und eine Abstimmung der Ziele und Maßnahmen.

Danke, Achim. Wir werden versuchen, in der kommenden Zeit noch ein paar Reaktionen zu dieser Serie einzufangen.

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Kommentare (3)add comment

donk said:

455
...
Guter Abschluss-Artikel, der die momentane Situation gut umschreibt!
Februar 06, 2009

dude82 said:

373
...
dem muss ich beipflichten. vor allem zum thema wild-akademie. es kommt einem bisweilen so vor, als wolle die akademie im geheimen bleiben und eine art "geheim-club" gründen. man vergisst auch leider sehr oft, dass rugby nicht nur in hannover und heidelberg gespielt wird, sonder in ganz deutschland und dass es in unbekannten gefilden genauso viel talente gibt die (immernoch) unbemerkt bleiben aufgrund dieser umstände. vor allem im osten der republik hat sich in den letzten 5 jahren erhebliches getan.
Februar 06, 2009

Schwade said:

675
...
dem kann ich nicht zu 100% zustimmen die wra hat eine sehr gute homepage übersichtlich auf deutsch und auf englisch auf der man eigentlich immer news lesen kann sowie alle ziele und strukturen der academy sieht

zum artikel sehr gut
Februar 07, 2009

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