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TR-Vorschau Six Nations: Wales muss in Edinburgh bestehen, Irland daheim gegen Frankreich siegen
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 8. März 2019

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Double Trouble - Ben Te'o läuft morgen neben Manu Tuilagi auf. Foto (c) Perlich

Die Six Nations biegen auf die Zielgerade ein. Noch sind drei Teams im Rennen um den Gesamtsieg beim ältesten Rugby-Turnier der Welt. Wales will weiter die Pole Position verteidigen, muss aber erst den Stolperstein Schottland überwinden, bevor man kommende Woche daheim gegen Irland um den Grand Slam spielen darf. Doch auch England und Irland haben noch Hoffnungen auf den Titel und werden sich diese Woche in ihren Duellen durchsetzen müssen, um mit Titelchancen ins abschließende Wochenende gehen zu können.

Schottland - Wales
Samstag 9. März 15:15 Uhr, Murrayfield Stadion Edinburgh

Für die Gastgeber geht es um die Ehre, für die Gäste um den Titel. Wenn am Samstag Nachmittag Wales und Schottland aufeinandertreffen, wollen die Gäste mit ihrem vierten Sieg im vierten Spiel den Weg für den bereits dritten Grand Slam in der Amtszeit von Coach Warren Gatland holen. Der Neuseeländer wird nach seinem 12. Jahr als Coach der Waliser sein Traineramt aufgeben und damit eine Ära für das walisische Rugby beenden.

Diese Ära mit einem weiteren Grand Slam zu beenden, ist die Hoffnung aller Fans des ovalen Leders in der kleinen rugbyverrückten Nation. Das scheinbar einfachere Spiel ist das morgige gegen Schottland - doch bereits jetzt Gedanken an das vermeintliche Entscheidungsspiel gegen Irland zu verschwenden will man bei den Walisern vermeiden. Coach Gatland erinnert sich noch zu gut an das letzte Six-Nations-Duell an gleicher Stelle - damals siegte Schottland deutlich mit 29:13 und beendete eine neun Spiele andauernde Siegesserie der Waliser gegen die Schotten.

Nun geht Wales als bisher einziges ungeschlagenes Team in das Duell im 67.000 Zuschauer fassenden und seit Monaten ausverkauften Murrayfield. Doch während das walisische Team gut 600 km von der Heimat in Schottland in den letzten Zügen der Vorbereitung steckte, brannte daheim der Herd. Im walisischen Rugby sind seit Jahren die Mittel knapp und nun platzte unter der Woche eine Bombe - die Ospreys sollen laut Plänen des Verbandes mit dem Erzrivalen Scarlets fusionieren.

Jedoch brachen die Ospreys, immerhin das walisische Top-Team der letzten Jahre, die Verhandlung ab und brachten das gesamte Thema an die Öffentlichkeit. Ein Großteil der Spieler, darunter auch Kapitän Alun Wyn-Jones haben ab dem Sommer keinen Vertrag mehr und wissen nicht, wie es weiter geht. Bei den Walisern hofft man, dass derlei Unsicherheit die betroffenen Nationalspieler nicht verunsichert.

Bei der Aufstellung wagt Warren Gatland keine Experimente und tritt erneut mit Gareth Anscombe als Zehner an - dem bisher klar besser spielenden Dan Biggar bleibt nur die Rolle des Finisher. Die hat er jedoch bisher mit Bravour gemeistert. Gegen England und Frankreich machte der erfahrene Spielmacher am Ende den Unterschied aus.

 

Dan Biggar soll, wie schon gegen England, von der Bank aus das Spiel nach Hause holen

Ganz anders sieht es bei den Gastgebern aus - diese sind nach den enttäuschenden Pleiten gegen Frankreich und Irland aus dem Titelrennen. Also sieht Coach Gregor Townsend die Chance gekommen zu experimentieren. Dabei erwischt es ausgerechnet Kapitän Greig Leidlaw - der Veteran der Schotten und Anführer muss seinen Platz für Ali Price räumen.

Coach Townsend sieht die Chance gekommen, den mit 25 Jahren acht Jahre jüngeren Price gegen die Waliser zu testen. Zwar hat Price schon bei wichtigen Siegen, wie im Vorjahr gegen Australien geglänzt, aber noch nie wurde er dem Kapitän Leidlaw vorgezogen. Vielleicht ist dies auch schon ein Fingerzeig in Richtung WM.

Ganz wichtig dürfte für die Schotten die Rückkehr von Spielmacher Finn Russel sein. Denn ohne den Magier am Ball ist der expansive Spielstil der Schotten zum Scheitern verdammt. Genau dies war den Schotten im Stade de France widerfahren, wo man sich zwar ein ums andere Mal in aussichtsreiche Position brachte, schlussendlich aber nie den richtigen Killerpunch setzen konnte.

TotalRugby-Prognose: Unter Gregor Townsend haben die Schotten nur eine Marschrichtung - den Hurra-Stil nach vorne. Doch nach einigen Jahren durchschlagenden Erfolgs stottert die schottische Maschine erstmals. Zahlreiche Verletzungen, aber auch die Durchschaubarkeit des Spielplans hat die Schotten verwundbar gemacht. Mit Ali Price als Neuner und der Rückkehr Finn Russels dürften sie aber deutlich stärker sein als zuletzt in Paris. Ein Sieg gegen Wales in der aktuellen Form scheint aber utopisch. Zu gut organisiert ist das Spiel der Waliser, die mit ihrer Tiefe im Kader auch die Ausfälle von Schlüsselspielern, wie Leigh Halfpenny und Taulupe Faletau ausbügeln können. Nach 80 Minuten wird sich Wales in Edinburgh knapp aber verdient mit +9 Zählern durchsetzen.


England - Italien
Samstag 9. März 17:45 Uhr, Twickenham Stadion London

Es ist nicht einmal 28 Jahre her, dass diese beiden Teams erstmals aufeinander getroffen sind. An gleicher Stelle und das Resultat war dasselbe, wie bei den 23 weiteren Spielen seitdem: England ging als Sieger vom Platz. Realistisch gesehen gibt es auch morgen für die Azzurri in London nichts zu holen. Nach der klaren Niederlage der Engländer gegen Wales ist sogar zu befürchten, dass England gegen den morgigen Gast Frustbewältigung betreiben wird.

Eddie Jones Mannschaft hatte gegen Wales einen spielerischen Offenbarungseid leisten müssen, bzw. zumindest unter Beweis gestellt, dass man nicht unbedingt einen Plan B zum Kickspiel hat. Doch gegen die Azzurri, die seit mittlerweile 20 Spielen auf einen Sieg bei den Six Nations warten, dürfte auch Plan A ausreichen. Italiens Schluss Jayden Hayward sollte sich mental schon einmal darauf einstellen, dass in seine Richtung einige Bälle gesegelt kommen dürften.

Dazu hat Englands Coach Jones den bisher eigentlich stark aufspielenden zweiten Innen Henry Slade auf die Bank verbannt. Dass für ihn Ben Te’o in die Start-XV rückt und Manu Tuilagi auf die Dreizehn dürfte ein Fingerzeig sein: Statt auf mehr spielerische Finesse zu setzen, setzt Coach Jones weiter auf Plan A.

Mit zwei deutlich über 100 kg schweren Innendreivierteln, die beide für ihre direkten Laufwege und nicht unbedingt für ihr Passspiel bekannt sind, ist die Marschroute klar. Zumal mit Joe Cokanasiga ein weiteres Schwergewicht auf der Außen-Position auflaufen - allein diese drei bringen zusammen 340 kg auf die Waage, mehr als so manche erste Sturmreihe im Profi-Rugby.

Die Italiener wiederum treten das vermeintliche Himmelfahrtskommando mit viel Optimismus an. Zumindest wenn man den Äußerungen von Coach Conor O’Shea Glauben schenken darf. Der irische Coach der Italiener sah sich genötigt zu betonen: „Natürlich fahren wir nach London um zu gewinnen.“ Die Buchmacher in der englischen Hauptstadt sind da weniger optimistisch bezüglich der Chancen der Gäste und bieten eine Quote von 1/60 für einen italienischen Sieg.

Vor zwei Jahren sah Italien zumindest eine Halbzeit lang so aus, als könne man in der Höhle des Löwen gewinnen. Italien hatte sich absichtlich aus allen Rucks rausgehalten, um keine Abseitsslinien zu kreieren und so den englischen Spielaufbau sabotieren zu können. Doch England verzweifelte nur eine Halbzeit lang an diesem Trick und konnte nach der Pause die Dinge wieder geraderücken.

Enger als vor zwei Jahren, mit dem taktischen Kniff, konnte Italien noch kein Spiel in Twickenham gestalten

Morgen wird Italien das Duell spielerisch für sich entscheiden müssen - denn seit dem Skandalspiel und auf Druck des englischen Verbands wurden die Regeln seitdem so geändert, dass Ruckgate sich nicht wiederholen wird. Selbst die Rückkehr von Talisman und Kapitän Sergio Parisse gibt einem da wenig Hoffnung. Italien bringt schlicht zu wenig Power und spielerische Klasse mit, um England wirklich daheim gefährden zu können.

TR-Prognose: Dieses Duell wird eine klare Sache. Daheim ist England eine Nummer stärker als auswärts. Italien wird auch das 25. Duell gegen das Mutterland verlieren, das steht quasi schon fest. Mit wie viel Würde sich die Azzurri aus der Affäre ziehen und ob England auch spielerisch glänzen kann, sind die wohl spannenderen Fragen. Am Ende siegt England und wahrt sich damit vor dem letzten Spieltag die Chance von einem walisischen Ausrutscher zu profitieren und das Turnier zu gewinnen. England mit +24 Punkten.


Irland - Frankreich
Sonntag 10. März 16:00 Uhr, Aviva Stadion Dublin

Für Irland geht es am Sonntag darum, im Six-Nations-Titelrennen zu bleiben. Die Iren haben die schlechteste Ausgangslage unter den drei Titelanwärtern mit neun Zählern - da sich England im bisherigen Turnierverlauf einen Bonuspunkt mehr sichern konnte. Also muss die Marschrichtung der Iren am Sonntag an der heimischen Landsdowne Road klar sein: Siegen, möglichst mit Bonuspunkt, um ein Entscheidungsspiel in Cardiff am letzten Six-Nations-Wochenende zu erzwingen. 

Dazu kann Coach Joe Schmidt auf einige Rückkehrer vertrauen. CJ Stander und Garry Ringrose verstärken die Reihen der Boys in Green, die nach dem wenig überzeugenden Auftritt von Rom eine Leistungssteigerung brauchen, so der Tenor im irischen Team. Mit ihrem strukturierten Spiel, den unermüdlichen Phasen und der hohen taktischen Disziplin ist das irische Spiel der Gegenentwurf zum französischen Stil.

Strippenzieher Sexton, der zuletzt auf dem Rasen immer häufiger frustriert wirkte, da ihn viele gegnerische Teams zum leichten Ziel auserkoren hatten, muss am Sonntag wieder zur Bestform finden. Nach jedem zu späten Tackle begann er mit dem Schiedsrichter zu diskutieren und äußerte auch nach Abpfiff öffentlich sein Unbehagen gegenüber der Presse - dabei ebenso über das zuletzt schwächenden irische Spiel.

Am Sonntag wird Sexton wieder unter Beweis stellen müssen, warum er letzten November zum Weltspieler des Jahres gewählt wurde. Seine bisherigen Leistungen im Turnier machen ihn nicht unbedingt zum erneuten Kandidaten. Immerhin kehrt mit Garry Ringrose ein wenig spielerische Finesse in die Dreiviertelreihe zurück, die in Rom schmerzlich vermisst wurde. CJ Stander wird im Sturmspiel wieder der Turm in der Schlacht sein und defensiv wie offensiv Akzente setzen.

Bei den Franzosen wird spannend zu sehen sein, ob sie an die Leistung des letzten Spiels gegen Schottland anknüpfen können, oder wieder in die Lethargie der ersten beiden Spiele verfallen. Immerhin spielt mit Thomas Ramos erneut ein gelernter Schluss auf der Schlussposition - angesichts der zum Teil kuriosen Nominierungsentscheidungen von Coach Jacques Brunels sicherlich schon ein Fortschritt.

Insgesamt hat sich in Frankreich wieder ein wenig Optimismus breitgemacht seit dem letzten Sieg über Schottland. Die neue Jugendwelle lautete die Schlagzeile der l’Équipe mit Blick auf die zahlreichen Youngster, die in den letzten Wochen ihren Platz in der Mannschaft gefunden haben. Nicht zuletzt auch Romain Ntamack, der wieder als Verbinder auflaufen wird. Der Shooting-Star ist immerhin 14 Jahre jünger als Altmeister Jonathan Sexton und das direkte Duell der beiden dürfte faszinierend sein.

TotalRugby-Prognose: Es wird ein Kampf der Kulturen - Frankreichs unvorhersehbares Spiel, die Offloads, der Mangel an Struktur gegen die wohl am besten organisierte Rugby-Mannschaft der Welt. Sicherlich dürften die Iren hier als Favoriten gelten, doch eventuell sollte man Frankreich nicht allzu früh abschreiben. Gleichwohl kann Frankreich genauso gut mit einer Nicht-Leistung, wie in Twickenham vor drei Wochen glänzen. Es dürfte spannend zu verfolgen sein, auch wenn wir Irland mit +6 vorne sehen.

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