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TR-Update international: Superman Try des Jahres, All Blacks&Wallabies mit dramatischem Comeback
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 7. Oktober 2018

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Keine sanfte Landung nach dem Superman-Try, aber es war ein Versuch. Joe Marchant mit dem Versuch für die Ewigkeit.

Viel Rugby wurde an diesem Wochenende gespielt, in den europäischen Ligen, der Rugby Championship, oder beim Siebener in England. Zwei Szenen werden allerdings von diesem Wochenende länger in Erinnerung bleiben: Harlequins-Youngster Joe Marchant hat sich mit einem Versuch für die Ewigkeit ein Denkmal gesetzt und die All Blacks haben mit einem großartigen Comeback die drohende zweite Niederlage in Folge gegen Südafrika abwenden können.

Harlequins-Außen Joe Marchant gilt mit seinen 22 Jahren als talentierter Premiership-Spieler und potenziell als Kandidat für die englische Nationalmannschaft - so weit so gut. Mit einem unglaublichen Try hat er sich am Wochenende aber bereits so früh in seiner Karriere ein absolutes Denkmal gesetzt. Am Samstag-Abend legte er den wohl spektakulärsten Versuch der Saison, wenn nicht sogar aller Zeiten. Wobei legen hierbei sicherlich noch der falsche Begriff ist.

Was war geschehen? Harlequins-Verbinder Marcus Smith, selbst ein absolutes Supertalent, hatte Anfang des zweiten Durchgangs einen Straftritt aus aussichtsreicher Position auf die Stangen gekickt. Der der starke Londoner Herbstwind im Twickenham Stoop erfasste das ovale Leder und der Ball drehte sich erst von den Stangen weg und flog durch die starke Windböe schließlich rückwarts! Der dem Kick folgende Marchant hechtete nach dem Ball, flog dabei über den nach dem Leder greifenden Gegenspieler von den Sarries und legte das Spielgerät nach harter Landung tatsächlich ab.

Was für ein Versuch, was für eine Athletik! Der bei den Kollegen von DAZN moderierende Ex-Nationalspieler Sven Gabbei fragte sich nahezu geschockt, ob denn hier ein Flughafen in der Nähe sei. Das Spiel verloren Marchants Quins gegen den amtierenden Meister zwar, aber dennoch wird es der junge Außen damit in jeden Saison-Rückblick schaffen. Zudem war die Partie der beiden Londoner Rivalen die erste in der Geschichte der Premiership, die im US Free TV bei NBC zu sehen war. Auch die so vom Football besessenen Amerikaner werden derartige Sprungkraft, Koordination und Übersicht zu schätzen wissen.

All Blacks siegen mit Last-Minute-Comeback in Pretoria

Als der kleinste Spieler im Springboks-Kollektiv, der nur 1,70m große Außen Cheslin Kolbe, die Gastgeber mit weniger als 20 Minuten auf der Uhr auf 30:13 davonziehen ließ, deutete alles auf den zweiten Sieg der Boks gegen den Weltmeister in Folge hin und das nur ein Jahr, bevor beide Teams in der WM-Gruppenphase aufeinandertreffen werden. Doch die All Blacks wären nicht die All Blacks, wenn sie sich vorzeitig aufgeben würden. Nachdem sich die Neuseeländer zuvor 60 Minuten lang alles andere, als von ihrer besten Seite gezeigt hatten, bewiesen sie im Schlussviertel der Partie, warum sie zu Recht seit fast einem Jahrzehnt an der Spitze der Weltrangliste stehen.

Erst sprintete All-Blacks-Außen Rieko Ioane auf seine unwiderstehliche Art in die Ecke und legte seinen 21. Versuch im 20. Länderspiel. Dann belagerten die Gäste das Springboks-Malfeld vor den Augen von 50.000 lautstarken Fans im ausverkauften Loftus Versfeld Stadion der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria. Als sie nur fünf Minuten vor Schluss noch immer mit zwölf Zählern zurücklagen, hätte man meinen können, dass Neuseeland tatsächlich die zweite Pleite gegen Südafrika in Folge kassieren könnte. Doch dann war es ausgerechnet der oftmals als durchschnittlich verschriene Neuseeland-Sturm, der den Gästen den unwahrscheinlichen Sieg sicherte.

Erst konnte sich der junge Zweite-Reihe-Stürmer Scott Barrett in der 76. Minute aus kurzer Distanz über die Linie wuchten und nur zwei Zeigerumdrehungen später, fanden sich die Neuseeländer erneut in Südafrikas 22 wieder und anders, als bei der Niederlage vor zwei Wochen, dachte der All-Blacks-Sturm nicht daran, den Ball an die Hintermannschaft abzugeben. Tatsächlich gaben die bravourös verteidigen Boks irgendwann nach und Ardie Savea powerte sich ebenso nur Zentimeter vor der Linie den Weg über diese. Mit knapp über einer Minute auf der Uhr ließ sich der eingewechselte Verbinder Richie Mo’unga jeder der ihm erlaubten sechzig Sekunden für die Erhöhung Zeit, so dass es keinen Wiederanpfiff gab.

Neuseeland wird der wichtige Sieg weiteren Rückenwind für die November-Länderspiele gegen England und Irland geben. Doch gleichwohl konnte Südafrika unter Beweis stellen, dass sie den Neuseeländern in Japan gefährlich werden können. Denn über die 80 Minuten in Pretoria dominierten die Boks das Geschehen. Angeführt vom überragenden Kapitän Kolisi machten sie mehr Meter mit dem Ball (384-219), trugen den Ball öfter in den Kontakt (115-68), schlugen mehr Verteidiger (25-14), durchbrachen häufiger die Linie (7-4) und hatten über 60% Ballbesitz. Nur zeigte sich Südafrika nicht dermaßen effizient mit seinen Chancen wie vor zwei Wochen. Bis zur WM bleibt aber noch genug Zeit um das zu korrigieren.

Cheika-Ausraster bringt Australien zurück in die Spur

Wallabies-Coach Micheal Cheika ist nur ein Jahr vor der nächsten WM dem Vernehmen nach nicht der Coach mit dem sichersten Job. Als Siebter der Weltrangliste steht der zweimalige Weltmeister so schlecht da, wie noch in der fünfzehnjährigen Geschichte des World Rugby Rankings. Fast hätte es am Samstag den nächsten Nackenschlag für die Wallabies gegeben - zur Pause lagen die Jungs aus Down Under bei ihrem Gastspiel im argentinischen Salta mit 7:31 hinten.

Coach Cheika gilt als besonders emotionaler Vertreter seines Faches und hatte auch schon Mal in der Wallabies-Kabine mit einem Golfschläger um sich geschlagen um seine Jungs zu motivieren. Samstag Nacht griff der passionierte Trainer zu keinerlei Hilfsmitteln, seine hochemotionale Ansprache jedoch konnte man bei den übertragenden Stationen (ohne Ton) verfolgen. Auch ohne die genauen Worte gehört zu haben, kann man davon ausgehen, dass Cheika sehr deutlich und laut geworden war.

Für den Sydney Morning Herald war es die Ansprache, die ihm seinen Job gerettet hat. Denn die Gäste kamen wie verwandelt aus der Kabine und legten das Spiel an den Tag, das sie unter dem gleichen Coach 2015 ins WM-Finale gebracht hatte. Ein schneller mobiler Sturm, der der schnellen australischen Hintermannschaft um Kurtley Beale und Israel Folau gute Bälle beschert. Durchgang zwei wurde zu einer Demonstration mit gleich vier Versuchen der Gäste, die Argentinien gar nicht mehr zur Entfaltung kommen ließen.

Der Sieg rettet Australiens Coach Cheika nicht nur seinen Job, er bewahrt Australien auch vor einem blamablen letzten Platz in der Rugby Championship. Mit zwei Siegen gleichauf mit den Gauchos, aber mit einem Bonuspunkt schlussendlich vor den Argentiniern, ist es das schlechteste Australien-Ergebnis im Südhemisphären-Wettbewerb. Es bleibt abzuwarten, ob die Bosse des australischen Verbands Cheika mit Blick auf die WM weiter das Vertrauen schenken. In Argentinien ist die Enttäuschung zwar groß, aber mit Neu-Coach Mario Ledesma hat man immerhin den Aufwärtstrend weiter unter Beweis gestellt. Siege über Südafrika und Australien, nachdem man im Juni noch blamabel von Wales und Schottland vorgeführt wurde, lassen die Hoffnungen bei Südamerikas bestem Team steigen.

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