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Wie geht es nach der Corona-Krise weiter: Sommer-Rugby, Liga-Abbruch, oder Doppel-Saison?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 29. März 2020

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Wird Frankfurt seinen Titel verteidigen können? Foto (c) Seufert-Chang

Noch ist das Ende der durch die Coronavirus-Pandemie bedingten Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen im Land noch nicht abzusehen. An einen Rugby-Spielbetrieb, ja noch nicht Mal an Training ist aktuell zu denken. Dennoch stellt sich den Liga-Verantwortlichen die Frage: Wie soll es mit der Saison weitergehen, sobald aus gesundheitlihcer Sicht wieder an einen Spielbetrieb zu denken ist? Wir haben uns mit Bundesliga-Ausschuss-Vize Ingo Goessgen über mögliche Szenarien unterhalten.

In England hat die Rugby Football Union konsequenterweise einen Schlussstrich gezogen und die laufende Saison komplett eingestellt. Das gilt für alle Ligen von der untersten bis hoch zur zweitklassigen semiprofessionellen Championship, deren Sieger in die Premiership aufsteigt. Die Premiership wiederum soll Stand heute weitergespielt werden, sobald es die Umstände wieder zulassen - nicht zuletzt, da sonst massive Ausfälle an TV-Geldern drohen, die Vereins-Pleiten zur Folge hätten.

Nach Liga-Abbruch in England: Wie regelt man Auf- und Abstieg?

Das Problem der Auf- und Abstiegs-Regelung hat der Verband aber bisher ungeklärt gelassen. Eine Lösung soll im April bekanntgegeben werden, wobei Auf- und Abstieg Stand heute explizit nicht ausgesetzt werden sollen. Das führt aktuell in der bereits weitestgehend professionellen Championship dazu, dass die Newcastle Falcons sich trotz 18 Zählern Vorsprung auf den engsten Verfolger Ealing und trotz deutlichem Hinspielsieg zu Gast bei Hauptkonkurrent Ealing ihrer Sache nicht sicher sein können. Der Londoner Stadtteilklub Ealing drohte dem Verband zuletzt gar mit rechtlichen Konsequenzen, sollte dieser die Falcons durchwinken. Eine öffentlich über die Medien ausgetragene Schlammschlacht hält seitdem an.  

Derlei Konflikte könnten uns auch in Deutschland bevorstehen, obwohl es hierzulande im Rugby nicht um Millionen-Beträge geht. Aber je nachdem, welches Modell schlussendlich zur Anwendung kommen könnte - es wird am Ende Verlier und Gewinner geben. Zunächst aber ist die wichtigste Frage: Wann kann der Spielbetrieb überhaupt wieder aufgenommen werden? Die strengsten Maßnahmen, die Bund und Länder gemeinsam verabschiedet haben, sind zunächst für die kommenden drei Wochen angesetzt.

Doch selbst wenn sich das öffentliche Leben danach Schritt für Schritt normalisieren sollte, vorausgesetzt die Zahl der Neuinfektionen hat bis dahin signifikant abgenommen, wäre der Sport sicherlich nicht der erste Bereich, in dem wieder Business as usual herrscht. Denn während in Schulen, Universitäten und Restaurants gewisse Hygiene- und Abstands-Regeln beachtet werden können, ist dies im Sport und speziell im Kontaktsport Rugby unmöglich.

Von daher müssen sich die Rugby-Spieler in Deutschland sicherlich noch auf eine längere Pause einstellen. Sollten Ligaspiele wieder denkbar sein, werde man den Teams mindestens ein paar Wochen geben, um wieder daraufhin zu trainieren, wie Ingo Goessgen gegenüber TR erläutert. Der Präsident des RK 03 Berlin, der gleichzeitig auch im Bundesliga-Ausschuss über die weitere Liga-Planung bestimmt, will die Entscheidung über die Wiederaufnahmen in enger Abstimmung mit den Vereinen treffen.

Drei mögliche Szenarien: Abrruch, Fortsetzung im Sommer oder Doppel-Saison

Aktuell seien drei Szenarien am wahrscheinlichsten, wie Goessgen erläutert. „Unser worst case ist, dass wir sagen müssen Haken dahinter, wir beenden die Saison und machen im September weiter“ - in diesem Fall werde man die Ligazusammensetzung beibehalten, also Auf- und Abstieg aussetzen. Das wäre für einige abstiegsbedrohte Teams wie Odin/Döhren und den RK Heusenstamm sicherlich eine willkommene Nachricht. Ambitionierte Zweitligisten wiederum, allen voran Offenbach, würden sich um ihre Chancen betrogen fühlen.

Sollte sich die Corona-Entwicklung wider Erwarten doch bereits früher bessern, wäre auch eine Fortsetzung der laufenden Saison den Sommer über denkbar. Im Oberhaus wären bei sechs verbleibenden regulären Runden, plus Halbfinale und Finale, ganze zwei Monate dafür nötig. Der Spielbetrieb müsste demnach spätestens Ende Mai wieder aufgenommen werden, um so verfahren zu können.

Die dritte und wohl ungewöhnlichste Option wäre, die laufende Saison im Herbst fortzusetzen und die Hinrundenergebnisse mit zwei weiteren Spielrunden zu kombinieren. So müsste man die bereits erzielten Ergebnisse nicht abschreiben und hätte wohl genug Zeit, um den Ligastart wie gewohnt im September durchführen zu können. Doch auch in diesem Szenario müssten Auf- und Abstieg in diesem Sommer ausgesetzt werden.

Das Rugby-Jahr 2020 abzuschreiben, oder die Rückrunde im Herbst auszuspielen und so die neue Saison im Frühjahr 2021 zu starten und das System auf das Kalenderjahr umzustellen, ist wohl aktuell kein Thema im Bundesliga-Ausschuss.

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Kommentare (7)add comment

Branimir Niko Colic said:

95
Szenario 4 - Auf Ganzjahressaison umstellen
Man könnte die Coronapause auch dazu nutzen um auf einen Ganzjahresrythmus umzustellen. Es ist für Spieler seit Jahren unangenehm die lange Pause innerhalb der Saison zu haben. Somit könnte man im August oder September sie Runde zu ende spielen und um am April beginnt sie neue Saison.
März 30, 2020

Alexander Kühn said:

401
...
Die Frage bleibt erst einmal, ob Ingo Goessgen überhaupt darüber entscheiden kann. Eine Fortführung im Mai ist ja jetzt schon nicht mehr möglich, da sämtliche ausländische Experten empfehlen, dass die Teams nach dieser langen Auszeit mindestens sechs Wochen trainieren sollten, um wieder sicher Rugby spielen zu können, das dürfte für eine Amateurliga wie die Bundesliga in noch viel größerem Ausmaß gelten.

Dazu kommt, dass in einigen Bundesländern die Beschränkungen ja bereits bis Mitte Juni angekündigt sind, d.h. es wäre frühstens im Spätsommer oder Herbst mit einer Fortsetzung des Spielbetriebs zu rechnen. Dafür müsste vom Rugbytag erst einmal eine Verlängerung der aktuellen Saison beschlossen werden, weil die Saison eigentlich Ende Juli beendet ist und womöglich einige Spieler oder Trainer schon neue Vereine für die Zeit danach haben (auch das würde zu einer massiven Verzerrung des Saisonergebnisses führen).

Am fairsten erscheint die Saison 2020 abzubrechen. Die Bundesliga für eine Spielzeit um je zwei Teams in (Nord-Ost und Süd-West) aufzustocken (in der neuen Saison müsste es dann dementsprechend mehr Absteiger geben) und endlich die Umstellung aufs Jahr umzusetzen, weil diese Start-Stop-Liga macht seit Jahren keinen Spaß.

März 30, 2020

Ingo Goessgen said:

3369
Aufstockung 1. Bundesligen
Und was machst Du dann mit den 2. Bundesligen?
Da reduzierst Du dann die Teilnehmer und spielst dann nur noch mit 5 oder 6 Teams in der Gruppe. Dann müßtest Du auch die 2. BL aus der RL auffüllen. Ob das geht?
März 30, 2020

Sven Paukstat said:

3018
Virtuelle RBA-Sitzung einberufen?
Ein schwieriges Thema in dieser Situation, zumal keiner ja wirklich weiß, wie lange es noch gehen wird. Von den geschilderten Szenarien halte ich lediglich die des Abbruchs für praktikabel. Einen Rugby-Hochsommer über den eigentlichen Rahmenspielplan hinaus ist schwierig umzusetzen. Wenn wir wieder Rugby spielen dürfen, dann wird es auch möglich sein, dass Menschen in den Urlaub verreisen, der bei schulpflichtigen Kindern traditionell in dieser Zeit stattfindet. Somit fehlen Spieler und Offizielle in diesem Zeitraum, was den Spielbetrieb schwierig macht und zu einer Wettbewerbsverzerrung führt. Auch muss man sich dann Fragen, wann ist die darauf folgende Ruhephase vor der nächsten Saison. Wenn es wirklich bis dahin wieder möglich sein sollte zu spielen, könnten sich die potentiellen Absteiger und die mgl. Aufsteiger zu einer Aufstiegsrunde verständigen. Eine Umstellung auf das Kalenderjahr kann auch nicht so einfach entschieden werden. Dazu müsste (erneut) der DRT angehört werden, der das vor nicht allzu langer Zeit bereits abgelehnt hatte. Abgesehen davon, die potentielle Spielzeit bleibt ja die Gleiche und wer will das Saisonfinale im November? Der RBA sollte sich zu einem außerordentlichen Online-Meeting zusammenfinden und feststellen, wo die Mehrheiten, bezüglich dem Saisonabbruch liegen oder ob es andere schlaue Lösungen gibt.
März 31, 2020

Werner Cromm said:

67
...
Alles was es derzeit zu sagen gibt steht seit einigen Tagen auf der Seite der Rugby Bundesliga https://faq.rugbybundesliga.de/ .
März 31, 2020

Branimir Niko Colic said:

95
Ganzjahressaison
Ein Saison Finale im November ist vllt nicht so attraktiv wie im Sommer. Trotzdessen muss man sich mal die Herrensaison ansehen. Es werden zig Spiele in kleine Spielfenstergepresst, sodass das Spieljahr eines 15er Spielers aus Vorbereitung ein bisschen Saison und wieder Vorbereitung und ein bisschen Saison besteht. Das ist unglaublich demotivierend für Spieler. In der 2 BL Ost hätte es 4 Spiele in der Rückrunde gegeben. Das macht man ein paar Mal mit und dann fragt man sich wofür man eigtl den Winter über schuften. Leider werden Spieler nicht von jedem Vorstand befragt wie ihre Meinung zu den Sie betreffenden TOPs ist.
März 31, 2020

Matthias Hase said:

381
...
Ob das DM-Finale nun im Juni oder November stattfindet - außer den beteiligten Mannschaften/Vereinen interessiert dieses Spiel doch nur am Rande. Beispiel American Football (ja, die Verkleidungskünstler, Showsportler etc.): Die haben ihr Endspiel im Oktober vor niedrigen fünfstelligen Zuschauerzahlen im Stadion (aktuell Commerzbank-Arena in FfM) und einigen zuschauern vorm TV, da das Spiel live übertregen wird. Im deutschen Rugby scheint es immer nur darum zu gehen, was nicht geht ...

Saison abbrechen (kein Meister, keine Ab- und Aufsteiger) oder Rückrunde im Herbst austragen. Im 2021 im Frühjahr neue Wettbewerbskonzepte ausprobieren und danach wie gewohnt mit der Saison 2021/22 (und eventuell neuen Wettbewerben)starten oder aufs Kalenderjahr umstellen. Alles andere ist Rumdoktorei.
März 31, 2020

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 30. März 2020 )
 
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