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TR-Update international: Irland oder Neuseeland, wer ist das weltbeste Team?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 19. November 2018

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Den Iren bedeutete dieser Sieg unglaublich viel, es war der erste auf heimischen Boden seit dem ersten Aufeinandertreffen 1905.

Fast eine Dekade lang sind die All Blacks nunmehr laut Weltrangliste des Weltverbands World Rugby das beste Rugby-Team. Die letzten beiden Weltmeisterschaften konnte die Nationalmannschaft des wohl Rugby-verrücktesten Landes der Welt dominieren - doch diese Ära kommt nun, zumindest wenn man dem All-Blacks-Coach Steve Hansen glauben schenken darf, zu einem abrupten Ende. Mit dem 16:9 Sieg am Samstag-Abend über seine Mannschaft sei Irland nunmehr die weltbeste Mannschaft, so der Weltmeister-Trainer, auch wenn sein Team laut Ranking noch immer die Nummer eins ist. Diese Aussage hat eine heftige Debatte entbrannt - wer darf sich beste Rugby-Nationalmannschaft der Welt nennen und geht damit als Favorit in den Rugby World Cup.

Es war das absolute Blockbuster-Spiel der November Internationals, wohl des gesamten Rugby-Jahres. Die beiden momentan besten Teams der Welt, Irland und Neuseeland, die das erste Mal seit 2016 aufeinander trafen. Weit über eine Million Iren vor den Schirmen (bei gut vier Millionen Einwohnern), 52.000 im seit Monaten ausverkauften Aviva Stadium an der Landsdowne Road. Für dieses Spiel war es derart schwierig Karten zu bekommen, dass selbst Neuseeland-Trainer Hansen sein Gegenüber Joe Schmidt um Karten bitten musste. Hansen hatte Schmidt vor dem Anpfiff einen Umschlag mit €760 übergeben, wie er nach dem Spiel gegenüber der irischen Presse erklärte, die ihn zur Übergabe dieses weißen Couverts befragt hatte.


Das wohl intensivste und hochklassigstes Match des Jahres

Auf dem Feld war es ein absoluter Klassiker und das, obwohl im Spielverlauf nur ein einziger Versuch erzielt wurde. Ganze 46 Minuten war der Ball im Spiel, glatte sieben Minuten länger, als im Schnitt bei den Six Nations. Es war offensichtlich, dass hier die beiden besten Teams der Welt am Werke waren. Das Momentum schwang immer wieder hin und her - auf dominante Phasen der Iren folgten andere, in denen Neuseeland mit all seiner Routine auf Irlands Linie einpreschte. Am Ende war es auch die geringere Anzahl an Fehlern, sowie die bessere Disziplin der Iren, die ihnen diesen historischen Sieg einbrachten.

113 Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen an gleicher Stelle und im 16. Anlauf gelang Irland endlich der erste Heimsieg gegen den ewigen Nemesis vom anderen Ende der Welt. Über 80 Minuten schaffte es Irland mit einer Defensiv-Leistung, die Ihresgleichen sucht, Neuseeland von der eigenen Linie fernzuhalten. Emblematisch war dafür Spieler des Spiels Peter O’Mahoney, der einen nahezu sicher erscheinenden Versuch der All Blacks per heroischer Intervention verhinderte: Er schnappte einen Kick von Beauden Barrett perfekt platzierten Kick Millisekunden vor Ben Smith aus der Luft und rettete seine Iren damit.

Zuvor hatte Irland offensiv zwei Mal unglücklich den Auftakt-Versuch verpasst: Erst war Achter CJ Stander nach einem dominanten Gedränge mit Hilfe seiner Sturm-Kameraden über die Linie gewuchtet worden, wurde dort aber von den Neuseeländern hochgehalten. Dann schien Schluss Rob Kearney den Ball nach einer unübersichtlichen Situation eigentlich auf der Mallinie abgelegt zu haben, doch dem Video-Schiedsrichter zufolge hatte Kearney die Kontrolle über das Leder verloren. Der einzige valide Versuch dieser Begegnung hatte es dann aber in sich: Nach einer Gasse brachten die Iren den Ball schnell in die Mitte, wo eine Schere von Johnny Sexton den Ball überraschend wieder auf die kurze Seite brachte. Dort lauerte Außen Stockdale, der mit einem cleveren Kick über die auf ihn zulaufenden Stürmer die Defensive aushebelte, den Kick selbst wieder aufnehmen und zum Versuch ablegen konnte.

Irland hatte zuletzt die bessere Bilanz als Neuseeland

Das sollte am Ende nach 20 Minuten beherzter Verteidigung des Neuseeland-Ansturms reichen, um die Gäste erstmals an der heimischen Landsdowne Road zu schlagen. Doch wer ist nun die beste Mannschaft der Welt und kann man diese Frage nach so einem Spiel überhaupt beantworten? Beide Teams liefen, trotz einiger Verletzungen, mit ihren jeweils besten verfügbaren Teams auf und wollten nur zehn Monate vor der WM ein Zeichen setzen. Dass Irland in diesem so wichtigen Spiel am Ende vorne lag ist zumindest ein Fingerzeig. Vor nur zwei Jahren konnte Irland in Chicago erstmals überhaupt gegen den Weltmeister gewinnen, nur um 14 Tage darauf daheim zu unterliegen. Seit dieser Niederlage musste sich Irland nur drei Mal geschlagen geben, während die All Blacks vier Niederlagen und ein Unentschieden hinnehmen mussten. Das nahezu perfekte Jahr 2018, mit dem Grand Slam bei den Six Nations und dem Serien-Sieg gegen Australien, unterstreicht nun die Ambition der Iren.

Hansens Lob der Iren als Psycho-Spielchen?

Irlands Coach Joe Schmidt war am Samstag auch der erste, der seinem Team das Label „weltbestes Team“ wieder nehmen wollte. Denn bisher ist man mit der Rolle als Underdog immer am besten gefahren - so zum Auftakt der diesjährigen Six Nations und genauso vor dem wichtigen Duell am Wochenende. Die Favoritenbürde will man sich so schnell nicht auflasten und genau das dürfte hinter der Aussage von Steve Hansen stehen. Schon mit den Verbal-Attacken gegen den in Neuseeland geborenen aber für Irland spielenden Bundee Aki wollte man die „Boys in Green“ ein wenig verunsichern.

Wohl wissend, dass es die Mannschaft von der grünen Insel bei acht WM-Teilnahmen bisher nie über das Viertelfinale hinaus geschafft hat. Dabei waren die Hoffnungen vor dem Turnier 2007 mit der goldenen Generation um Brian O’Driscoll, Gordon D’Arcy, Paul O’Connel und Ronan O’Gara, sowie 2015 weitaus höher - Irland jedoch konnte beide Male dem Druck nicht standhalten. Genau darauf hoffen die Neuseeländer auch vor dem kommenden Turnier in Japan.

Dort könnten beide Teams bereits im Viertelfinale aufeinandertreffen. Jedoch nur, wenn sich eines der beiden Teams einen Ausrutscher erlaubt. Beispielsweise in dem Fall, dass die All Blacks ihr Gruppenspiel zum Auftakt gegen die Springboks verlören. Nach der Niederlage in Wellington vor zwei Monaten gegen eben jene Boks alles andere, als völlig utopisch. Schlussendlich werden wir die Frage nach dem weltbesten Team erst nach der kommenden WM beantworten können, aber zumindest eines steht fest: Die Ära der absoluten All-Black-Dominanz scheint vorerst beendet.

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