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DRV-XV-Vorbereitung auf Marseille: Bis in den roten Bereich und darüber hinaus
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 25. Oktober 2018

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Für die deutschen Jungs waren es schweißtreibende Wochen in der Vorbereitung. In den kommenden 17 Tagen geht es in den Schlussspurt Richtung Marseille.

Seit mittlerweile acht Wochen befindet sich unsere DRV XV in der Vorbereitung auf das Rugby-WM-Qualiturnier in Marseille. Schon früh hatten Nationaltrainer Mike Ford und sein Team einen überragenden Fitness-Zustand des Kaders als Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Abschneiden identifiziert. Seit Wochen mussten sich die Spieler der Nationalmannschaft deshalb einem knüppelharten Trainingsregime unterziehen.

Es ging für die DRV-XV-Aspiranten bis an die eigenen Grenzen und nicht selten darüber hinaus. Einige mussten sich während laufender Fitness-Übungen übergeben und zogen diese Einheiten dennoch gnadenlos durch - eine Kostprobe: „Die Jungs mussten beispielsweise einen 100 kg schweren Schlitten für 45 Sekunden durch die Gegend schieben, mit Richtungswechseln und das acht bis zehn Mal nacheinander mit minimalen Pausen dazwischen. Wer schon Mal einen so schweren Gegenstand durch die Gegend geschoben hat, kann sich in etwa vorstellen, wie anstrengend das war.“ So beschreibt es Colin Grzanna, ehemaliger Nationalspieler und Kapitän der Nationalmannschaft, der mittlerweile DRV Head of Physical Performance ist.

Der ehemalige Star-Spieler des Berliner Rugby Clubs, der seinen Job als Chirurg für die Arbeit aufgegeben hat, um beim DRV die medizinische Betreuung sowie das Coditioning zu überwachen, war beim Training der letzten Wochen immer hautnah dabei und kann bezeugen: „Als ehemaliger Spieler kann ich bestätigen, dass diese Vorbereitung brutal anstrengend war. Es war Fitness-Training auf wirklich ganz hohem Niveau, viel laufen, kurze Pausen, hohe Intensität. Das kann so im Vereinstraining gar nicht abgerufen werden. Dafür kann die Zeit bei einer normalen Einheit gar nicht reichen.“

Irischer Sportwissenschaftler mit der Erfahrung aus zwei Weltmeisterschaften mit Schottland an Bord

Grzanna, der sich in der WM-Quali-Vorbereitung die Aufgaben mit dem Iren Neil Potts teilt, freut sich über dessen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Potts war von 2010 bis 2017 der Chef-Athletiktrainer des schottischen Verbandes und hat deren Nationalmannschaft für gleich zwei Weltmeisterschaften fit gemacht - 2015 waren die Schotten nach Potts Vorbereitung erst in allerletzter Sekunde im Viertelfinale am späteren Vizeweltmeister Australien gescheitert. Von dieser Erfahrung profitiert unsere Nationalmannschaft nun ungemein -  „er ist ein absoluter Top-Mann und achtet darauf, dass es eine kontinuierliche Progression gibt im Training“ und genau das sei ein unglaublich schmaler Grat, wie Grzanna im Gespräch mit TR erläutert. Den Jungs alles abzuverlangen, aber beim Trainingsaufwand nicht zu überdrehen, lautet die Devise. Der Belastungssteuerung kommt damit natürlich eine unglaublich wichtige Rolle zu und darauf, Zeichen der Überlelastung nicht zu übersehen.

Insgesamt mussten die deutschen Nationalspieler in den letzten Wochen bis zu acht oder neun Trainingseinheiten pro Woche absolvieren, auf dem Platz und im Gym. Grzanna zeigt sich über die Ergebnisse begeistert: „Es ist beeindruckend zuzuschauen, wie die Jungs gearbeitet und sich entwickelt haben. Nach acht Wochen sieht man die Resultate, gerade bei denen die von Tag eins an in Heidelberg dabei waren.“ Doch nicht nur in Heidelberg haben Spieler mit der Ambition, in Marseille den Adler auf der Brust zu repräsentieren, geackert. Spieler im Ausland und fernab der Neckarstadt mussten ebenso ihre Einheiten abspulen und dabei dafür zu sorgen, dass sie in Sachen Fitness dem Heidelberger Kern nicht hinterherhecheln.

Gleichwohl haben gerade die deutschen Spieler in Frankreichs Pro D2 natürlich eine ganz andere Belastung in den Knochen - Julius Nostadt beispielsweise musste in den ersten Monaten der Saison in der ersten Sturmreihe zahlreiche knüppelharte Minuten in Frankreichs Unterhaus abspulen, während einige Bundesliga-Spieler im gleichen Zeitraum nur drei oder vier Spiele absolviert haben und dabei zwischendurch noch größere Pausen einlegen durften. Um an die Match-Fitness der Frankreich-Legionäre heranzukommen, mussten die Bundesliga-Spieler zuletzt umso härter trainieren.

Bis zu 50 Spieler dürften dabei in den letzten Wochen im genaueren Blickfeld des DRV-XV-Trainerteams geblieben sein - alle Trainingseinheiten nachzuhalten, individuelle Pläne abhängig von der jeweiligen Belastung zu erstellen und dabei die so wichtige Belastungssteuerung zu optimieren - es war auch für das Trainerteam und die medizinische Abteilung eine absolute Mammutaufgabe die sich in den kommenden Tagen zumindest ein wenig einfacher gestalten lässt. 

Denn nach der Portugal-Tour werden erstmals alle Kader-Aspiranten in Heidelberg beisammen sein, was dem Trainerteam die Aufgabe natürlich vereinfachen wird. Zumal das Trainings- und damit Belastungs-Volumen dann sukzessive nach unten gefahren wird, wie der studierte Mediziner Grzanna erläutert - das werde auch dabei helfen den angeschlagenen Spielern Zeit zur Erholung zu geben. Ohne dabei die Intensität im Training zu vermindern, im Gegenteil - je näher das Auftaktspiel gegen Hongkong am 11. November rückt, umso mehr werde man die Einheiten kurz aber hochintensiv gestalten, vergleichbar mit einem Spiel.

Während des Turniers in Südfrankreich: "So viel wie nötig, so wenig wie möglich"

Für die Trainingsarbeit vor Ort in Südfrankreich habe man sich derweil einen Plan zurechtgelegt, frei nach der Maßgabe „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Denn die kurzen Ruhezeiten zwischen den Spielen, mit nur 6 Tagen von Abpfiff bis Anpfiff, lässt kaum Zeit für Trainingsarbeit. Grzanna erläutert weiter: „Wir haben einen Plan, sind aber auch flexibel und können uns den Umständen anpassen, wenn nötig.“

Insgesamt zeigt sich der Head of Performance hochzufrieden mit der bisherigen Arbeit, das Team könne stolz auf die bisher geleistete Arbeit sein. Einige Spieler, die von Anfang and dabei waren, seien bei Vergleichstests mittlerweile bei internationalen Top-Werten der absoluten Weltklasse-Teams angelangt. Im sogenannten Bronco-Test, der bei internationalen Top-Teams im Rugby sehr beliebt ist und 1200 Meter unter voller Belastung mit zahllosen Richtungswechseln involviert, habe ein deutscher Spieler gar einen Rekord-Wert von Richie McCaw geknackt. Dieser war zu seinen aktiven Zeiten im All Blacks Team der fitteste Spieler und hat auch mit Mitte 30 noch die Rekordwerte im Team gesetzt. Jeder einzelne, der dieses Training durchgezogen habe, verdiene den absoluten Respekt, so Grzanna abschließend. Man sieht sich also gerüstet in der DRV XV für den Marseille-Start in 17 Tagen gegen Hongkong.

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