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Wales-Kapitän Warburton beendet Karriere mit 29 - Diskussion um Überbelastung im Profi-Rugby
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 24. Juli 2018

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Das letzte Spiel von Sam Warburton. Mit nur 29 Jahren hängt der Wales-Kapitän die Stiefel an den Nagel.

Die Nachricht erreichte die Rugby-Welt am letzten Wochenende wie eine Schockwelle: Wales- und British and Irish Lions Kapitän Sam Warburton hängt mit nur 29 Jahren seine Rugby-Stiefel viel zu früh an den Nagel. Der Mann aus der walisischen Hauptstadt Cardiff war in seinen zehn Profi-Jahren für seinen kompromisslosen Spielstil bekannt - oftmals ohne Rücksicht auf das eigene Wohlbefinden. Wales-Coach Warren Gatland fehlt nun ein absoluter Schlüsselspieler mit Blick auf die WM im kommenden Jahr.  Gerade weil diese Meldung völlig unerwartet kam, werden nun Diskussionen laut: Nimmt die Belastung für Profi-Spieler überhand und wie könnte sie sich mildern lassen?

Noch vor seinem dreißigsten Geburtstag kann Warburton nun auf eine illustre Karriere zurückblicken: Im Alter von nur 21 Jahren war er bei der vorletzten Weltmeisterschaft in Neuseeland der jüngste Kapitän und führte seine Waliser damals bis ins Halbfinale. Dort wurde Dritte-Reihe-Stürmer Sam Warburton durch seinen Platzverweis nach einem gefährlichen Tackle gegen Frankreich zwar zu einer tragischen Figur, das Turnier wurde bei den Walisern dennoch als großer Erfolg verbucht.

Danach führte er das legendäre Auswahlteam British und Irish Lions gleich zwei Mal als Kapitän an, erst als zweiter Spieler überhaupt: In Australien war er maßgeblich am 3:0 Serien-Sieg der Lions gegen Australien beteiligt und vergangenen Sommer reichte es für die Touristen gegen die All Blacks immerhin für ein Unentschieden. Wie sich nun herausstellt, wird das dritte Spiel gegen die Neuseeländer in Auckland, welches mit einem dramatischen Unentschieden endete, sein allerletztes gewesen sein. Sie können die Quoten der Wette hier verfolgen. Mit nur 29 Jahren zieht sich der Wales-Siebener nun komplett aus dem Profi-Rugby zurück - verletzungsbedingt. Nach einem Sabbatical in der abgelaufenen Saison wollte Warburton in diesem Sommer mit der Vorbereitung auf die in 14 Monaten startende WM in Japan beginnen. Genau dort wird Warburton dem walisischen Nationalteam fehlen - zwar ist mit Josh Navidi und Aaron Shingler zumindest spielerisch ordentlicher Ersatz da - doch als Anführer und kühler Kopf in der Schlacht wird Wales ihn schmerzlich vermissen. 

Der ehemalige Klassenkamerad und Teamkollege von Fußball-Star Gareth Bale war in der Pre-Season mit seinen Cardiff Blues zu der Erkenntnis gekommen, dass er es durch eine Nackenverletzung nicht mehr auf das nötige Niveau schaffen werde. Für World Rugby Vizepräsident Agustin Pichot, der es 2007 als Argentinien-Gedrängehalb ebenso bis ins WM-Halfbinale schaffte, ein besorgniserregendes Zeichen.

In Zusammenarbeit mit der internationalen Spielergewerkschaft IRPA will World Rugby nun ein System aus der Taufe heben, dass die Belastungen im Training reguliert. Ähnlich, wie bereits in der amerikanischen Football-Liga NFL praktiziert, will man die Anzahl der Trainingseinheiten unter Vollkontakt zwischen Spielen begrenzen. Dass dies bei Profi-Teams durchaus praktikabel ist, beweist der englische Erstligist Sale Sharks. Dort verzichtet Trainer Steve Diamond seit der vergangenen Saison abseits der Saisonvorbereitung mit wenigen Ausnahmen gänzlich auf Trainings-Einheiten unter Vollkontakt. So seien die Spieler am Wochenende fitter und die Anzahl der Verletzungen konnte erheblich reduziert werden.

Für Warburton kommt diese Regelung definitiv zu spät. Er hatte in seiner knapp zehnjährigen Karriere als Profi-Rugbyspieler unzählige mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten: Von Kiefer- und Wangenknochenbrüchen, über Schulter-Blessuren bis hin zu Knie- und Knöchelverletzungen. Gerade in der dritten Sturmreihe sind Blessuren von Schlüsselspielern eher die Regel, als die Ausnahme.

Warburton, der zum Ritter des britischen Empires geehrt wurde, galt als einer der besten Flanker im Welt-Rugby. Er häufte immer wieder über 20 Tackles im achtzigminütigen Spielverlauf an und war in zahlreicheren Rucks zu finden, wo er wieder und wieder Bälle kläute und für Wales so zum unverzichtbaren Schlüsselspieler wurde.

Wie man die Problematik der wiederkehrenden Verletzungen behandelt, wird das Welt-Rugby künftig weiter beschäftigen. Diverse Regeländerungen in den Offenen haben bisher keine Entlastung geschaffen. Die Entschärfungen bei den Cleanouts haben die Intensität nicht gemindert - durch athletischere und vor allem schwerere Stürmer bleiben die Rucks weiterhin gefährlich.

Warburton jedenfalls, der als besonders intelligenter Spieler galt, stehen nun viele Türen offen: Ob er als Trainer, Manager, oder TV-Experte arbeiten werde bleibt vorerst offen. Er dürfte dem Sport aber erhalten bleiben.

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