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TotalRugby-Review: Germania nimmt RK 03 auseinander, RGH zurück in Erfolgsspur, HRK nicht zu stoppen
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 3. Oktober 2017

Jarrod Saul war nur 67 Stunden nach seinem letzten Einsatz bei den Oktoberfest 7s einer der Sieggaranten der Germania gegen Berlin. Foto (c) Stephan Janus
Jarrod Saul war nur 67 Stunden nach seinem letzten Einsatz bei den Oktoberfest 7s einer der Sieggaranten der Germania gegen Berlin. Foto (c) Stephan Janus

Der Tag der deutschen Einheit ist kein stiller Feiertag, erst recht nicht auf den Rugby-Plätzen der Republik, so viel steht fest. Denn heute ging es zur Sache in der Rugby-Bundesliga und im Nord-Spitzenspiel gab es einen waren Hammer. Der RK 03 Berlin kassierte eine deftige Auswärtsschlappe gegen die mit Siebener-Nationalspielern gespickte Germania. Genau diese bot auch die RG Heidelberg weniger als 70 Stunden nach dem letzten Spiel der DRV VII bei den Oktoberfest 7s in München gegen den TSV auf und siegte. Der HRK marschiert indes weiter unaufhaltsam an der Spitze der Tabelle weiter.

Nord/Ost

SC Germania List 55 - 10 RK 03 Berlin

Ist dies die Wachablösung im Norden? Bereits in den ersten beiden Saisonspielen hatte sich Germania List in absoluter Topform präsentiert, während die beste Mannschaft der Bundesliga-Nordstaffel der vergangenen beiden Jahre, der RK 03 Berlin, nicht so recht aus den Startblöcken kommen wollte. Trotz der schweren Knieverletzung des prominentesten Neu-Germanen Tom Behrendt, welcher wohl für den Rest der Saison ausfallen wird, ging der Gastgeber mit breiter Brust in die Partie.

Zumal mit Daniel Koch und Jarrod Saul die beiden DRV-VII-Helden der Oktoberfest 7s überraschend von Beginn an spielten. SCG-Coach Duiane Lindsay hatte beiden die Entscheidung freigestellt, „doch die Jungs waren heiß auf das Top-Spiel“ wie der irische Coach der Germania Duiane Lindsay gegenüber TotalRugby zu Protokoll gab.

Ein Germania-Traumstart durch einen Versuch von Niclas Koch, der selbst für die Einladungsmannschaft Cruisers bei den Oktoberfest 7s Classics bis ins Finale kam, brachte die Heimmannschaft früh in die Spur. Nach nur einer halben Stunde konnte Melvin Treder zum 15:3 nachlegen. Doch Berlin kam kurz vor der Pause durch seinen massiven Sturm noch zum 10:15 Anschluss und insgesamt schien die Berliner Taktik - die gut geölte Angriffsmaschinerie der Germania in den offenen zu sabotieren - gut aufzugehen. In Hälfte eins war das Spiel eher durch Physikalität als durch schnelle Kombinationen geprägt.

 



Doch das sollte sich in Hälfte zwei ändern. Zwar waren auch die ersten 20 der zwoten immer noch recht offen, doch die durch das sichere Kombinationsspiel ermüdenden Hauptstädter und der im Sonnenschein Hannovers zunehmend trockener werdende Platz spielte der Germania klar in die Hände. Innerhalb weniger Minuten konnten Pollakowski, Koch, Kapitän Mau, der zum Flanker umfunktionierte Hendrik Meyer sowie Groß liefen in der Schlussviertelstunde im Minuten-Takt ins Malfeld des RK 03 ein.

Eine wahre Macht-Demonstration der Germania und Resultat einer klaren Steigerung in Hälfte zwei wie Coach Lindsay gegenüber TotalRugby analysierte. „In der ersten Hälfte standen wir viel zu flach und haben uns zu sehr auf das Spiel der Berliner eingelassen, einzig unsere Defensive hat in Hälfte eins geglänzt. Erst in Hälfte zwei haben wir mit unserer Kreativität mehr erreichen können.“

Nun richtet sich der Fokus an der Schneckenburger Straße voll auf das Hannover-Derby am Sonntag: „Wir werden unsere Spieler in Watte packen und sicher erholen lassen, erst Freitag geht es wieder auf den Trainingsplatz“ so SCG-Coach Lindsay weiter. Denn die Ansprüche in List werden mit den Erfolgen größer - und nach dem Sieg gegen Berlin ist auch der angestrebte erste Platz im Norden alles andere als utopisch. Mit etwas Glück ist auch Tom Behrendt bis dahin wieder im Trikot der SCG zu sehen.

Hannover 78 32 - 19 Berliner Grizzlies

Der zweite Hannoveraner Klub konnte ebenso seine weiße Weste behalten und marschiert im Gleichschritt mit dem großen Konkurrenten bevor es am Sonntag das große Aufeinandertreffen gibt. Jedoch zeigte sich 78 bei weitem nicht derart dominant wie der ewige Rivale. Aufsteiger Grizzlies konnte gar nach gut zwanzig Minuten auf der Uhr nach einer 5-Meter-Gasse in Front gehen - der Sturm der Gäste hatte sich den Weg aus kurzer Distanz über die Linie gebahnt. Zwei Straftritte durch Schluss Piosik brachten den Gastgeber am schnellen Graben jedoch wieder auf einen Punkt heran.

Mit diesem Mini-Rückstand ging es für 78 dann auch in die Pause - aus welcher die Männer von Bennie Simm mit viel Dampf kamen. Zweite-Reihe-Hüne Adam Barass nahm sich aus 35 Metern ein Herz, bewies Finisher-Qualitäten und brachte seine 78er erstmals in Front. Als dann Dauerläufer Guillermo Cattaneo durch Pascal Fischer ersetzt wurde, war das für die 78er und den Nationalspieler selbst ein äußerst emotionaler Moment. Nach  18-monatiger Leidensgeschichte, zwei Operationen und dem drohenden Karriere-Ende feierte Fischer sein langersehntes Comeback. Dem 78-Urgestein war die Freude anzusehen und nach dem Spiel gab er gegenüber TotalRugby zu Protokoll: „es ist großartig nach so langer Zeit endlich wieder dabei zu sein“.

Tatsächlich setzte sich das Märchen für Fischer fort - denn nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung gelang ihm tatsächlich der so wichtige Versuch, der den Gastgebern mehr Luft zum Atmen verschaffte. Als Beuste dann zum 32:7 erhöhte war das Spiel in trockenen Tüchern. Zwei ganz späte Versuche der Grizzlies reichten lediglich noch für Ergebnis-Kosmetik. Für Hannover 78 heißt es jetzt alle Kräfte bündeln für das kommende Derby gegen Germania.

Berliner RC 22 - 10 RC Leipzig

Wer hätte vor wenigen Monaten gedacht, dass diese Paarung bald die rote Laterne der Nord-Staffel determinieren würde? Doch genau darum ging es in diesem Duell im tiefen Westen der Hauptstadt. Bei unglaublich schwierigen Bedingungen und Dauer-Niederschlag hatten beide Mannschaften große Probleme. Viele Handling-Fehler und wenig ansehnliches Rugby waren die Folge. Bis zur Pause kam der BRC besser mit den Bedingungen zurecht und konnte zwei Mal mit Gewalt über die Linie kommen - erst war es Innen Albrecht der aus kurzer Distanz nicht zu stoppen war, bevor ein BRC-Paket die 12:3 Pausenführung herstellte.

Ein Leipziger Konter nach leichtfertigem Berliner Ballverlust stellte den zwischenzeitlichen 10:12 Anschluss für die Gäste her. Doch ab Minute 60 lief bei den Leipzigern nicht mehr viel zusammen. Stattdessen griff der Gastgeber zur bewährten Taktik und schob ein weiteres Paket über die Mallinie der sächsischen Gäste die auch im restlichen Spielverlauf keine Gastgeschenke mehr erhalten sollten. In den Schlussminuten spielten beide Teams noch für einen Bonuspunkt, doch weder den Berlinern sollte der Offensiv- noch den Leipzigern der Defensiv-Bonus gelingen. Für die Leipziger heißt es nun am Wochenende punkten ist Pflicht, wenn es gegen Aufsteiger SG Odin/Döhren geht. Der BRC wiederum hat ein spielfreies Wochenende vor der Brust.

SG Odin/Döhren 26 - 11 Hamburger RC

Tiefer Platz, Dauerregen und damit ein langsames Spiel - eigentlich genau die Bedingungen bei den sich die Schietwetter-Rugger vom HRC wohlfühlen. Doch beim Aufsteiger Odin/Döhren gab es für den HRC erstaunlicherweise nichts zu holen. Denn der Aufsteiger nahm den Kampf an und hielt die schweren Jungs des HRC über 80 Minuten im Zaun. Beide Seiten waren dabei mit ihrer Härte in den Augen von Schiri Boylan ab und an zu weit gegangen und kassierten jeweils gelb. Doch SG-Spielertrainer Pyrasch zeigte sich im Nachgang an die Partie sehr zufrieden mit der Leistung des Offiziellen. „Das Schiedsrichtergespann hat eine wirklich gute Leistung abgeliefert und das sollte man auch Mal betonen“ so der Nationalspieler beider DRV-Auswahlmannschaften.

Die drei Versuche seiner SG und der Sieg sei „verdient“ so Pyrasch weiter. Einzig der liegengelassene Bonuspunkt für den vierten Versuch sei ein Wermutstropfen. Doch mit dem ersten Sieg und nach dem Unentschieden gegen den RK 03 hat die dritte Hannoveraner Kraft jetzt erstmal einen Puffer auf die unteren Plätze, der in Leipzig durchaus noch wachsen könnte. Der HRC hingegen muss sich nach nunmehr drei Niederlagen zum Auftakt auf eine schwierige Saison einstellen, zumal als nächstes der RK 03 an der Saarlandstraße gastiert.

 

 

Süd/West

SC Neuenheim 27 - 31 Neckarsulmer SU

Spät in Hälfte zwei kamen die Gastgeber am heimischen Museumsplatz noch einmal auf - mit der Einwechslung vom verlorenen Sohn und Co-Trainer der Siebener-Nationalmannschaft Clemens von Grumbkow (war zuletzt vor zwölf Jahren für seinen Heimatclub aufgelaufen) sowie Coach Lars Eckert bekam der junge SCN die nötige Struktur in sein Spiel. Doch am Ende sollte es nicht reichen, denn Aufsteiger Neckarsulm hatte sich über den Spielverlauf einen komfortablen Vorsprung herausgearbeitet, 17:3 stand es zum Pausenpfiff.

Dabei ist sich NSU-Coach Mark Kuhlmann sicher, dass seine Mannschaft dieses Spiel schon früher hätte eintüten können: „Wir waren zu unerfahren und zu wenig clever um es früher sicher zu machen“ so der Trainer, der selbst schon in den Farben des heutigen Gegners unterwegs war. Immerhin hatten es seine Jungs nicht verpasst die vier so wichtigen Versuche für einen Offensiv-Bonuspunkt zu holen. Damit steht die NSU mit elf Punkten an Rang drei sehr komfortabel und mit reichlich Puffer nach unten da. Mit Blick auf die kommenden Spiele gibt Kuhlmann zu Protokoll: „Es wer vermessen jetzt gegen die RGH und TSV von Siegen zu sprechen, aber vielleicht gibt es in diesen beiden Spielen dennoch ein paar Punkte zu holen.“

Die späte Sturm- und Drangphase des SCN wiederum brachte den Königsblauen immerhin noch einen Defensiv-Bonus ein, immerhin der erste Punkt in dieser Spielzeit. Doch zu oft hatten sich die Königsblauen vom Sturmspiel der Gäste vom Oberlauf des Neckar zurückdrängen lassen. Einzig die Füchse liegen noch hinter dem SCN. Spielertrainer Lars Eckert gibt sich dennoch positiv und betont gegenüber TotalRugby: „ Die Jungs finden langsam zusammen es ist nur noch eine Frage der Zeit wann der erste Sieg kommt!“

SC Frankfurt 1880 31 - 12 TV Pforzheim

Einen überraschend deutlichen Erfolg feierte der SC Frankfurt 1880 über den Vizemeister TV Pforzheim. Nach einer soliden 17:7 Halbzeitführung und einem Anschlussversuch zum 12:17 nach einer gespielten Stunde drehte Frankfurts südafrikanischer Spielmacher Wynston Cameron-Dow im zweiten Durchgang noch Mal mächtig auf. Zwei Versuche vom Ex-Neuenheimer besiegelten das Schicksal der Rhinos, die sich nach zwei Niederlagen in drei Spielen ungewohnten tabellarischen Gefilden wiederfinden. Zu Gast beim SC Neuenheim jedoch dürfte Pforzheim klarer Favorit sein. Frankfurt dagegen hat am Wochenende ein heißes Derby vor der Brust, wenn die Rot-Schwarzen in Heusenstamm antreten.

 


TSV Handschuhsheim 19 - 43 RG Heidelberg

Bei den Löwen wird man beim Blick auf die Mannschaftsaufstellung der RGH nicht schlecht gestaunt haben: Mit Heimpel, Himmer, Lichtenberg und Plümpe waren alle vier DRV-VII-Asse, die bei den Oktoberfest 7s im Einsatz waren, auch im Lions Park von Beginn an dabei. Lediglich 68 Stunden nach dem letzten Spiel gegen Frankreich und einen Wiesn-Besuch später zauberten die Siebener-Asse der Orange Hearts so einiges auf das künstliche Grün des TSV. Einen Konter konnte der als Schluss spielende Basti Himmer einleiten und im entscheidenden Moment auf Außen Dieckmann ablegen, der die Führung herstellte. Heimpel konnte per Straftritt nachlegen, doch noch vor der Pause sicherte sich der TSV mit seinem Flagschiff, dem unwiderstehlichen Paket den Anschluss. Ein weiterer Heimpel-Straftritt stellte den 5:13 Pausenstand aus Sicht der Gastgeber her.

Die zweite Hälfte startete dann wie ein Albtraum für die Löwen und ihre 500 gekommenen Fans. Der zu kurz geratene Ankick resultierte in einem RGH-Gedränge, aus welchem die Orange Hearts direkt Kapitel schlagen konnten. Eine 8-9-15 Kombination und schon war Bastian Himmer über der Löwen-Linie. Siebener-Kollege Plümpe konnte dann mit unglaublich guter Ballkontrolle - ein ganz schwacher Pass hinter dem Rücken von Plümpe landete dennoch in dessen Händen - zum dritten Versuch für die RGH ablegen, bevor Himmer nach einem Manuel Müller-Offload den Offensiv-Bonus sicherte. Auch zwei schnelle Versuch des TSV durch Sacksofsky und Danzer zum zwischenzeitlichen 19:35 brachten keine Spannung mehr, da Heimpel per Straftritt und Dieckmann per Versuch den Endstand sicherstellten. Damit steht die RGH nach der Klatsche gegen den HRK als Vierter wieder recht ordentlich da und kann in nur vier Tagen im direkten Duell am Aufsteiger Neckarsulm vorbeiziehen. Handschuhsheim dagegen steht ein weiteres Heidelberger Derby und damit unangenehmer Besuch ins Haus - der HRK ist am Samstag zu Gast.

RK Heusenstamm 0 - 60 Heidelberger RK


Dreizehn, nicht mehr nicht weniger - diese Zahl spricht Bände. Es ist die Anzahl der Punkte, die der Heidelberger Ruderklub in den ersten drei Partien kassierte. Ein Versuch und drei Straftritte in 240 Minuten Rugby bei 282 selbst erzielten Punkten. Auch bei den Heusenstammern wird man sich dieser Ausgangslage bewusst gewesen sein und schickte 22 tapfere Füchse in die aussichtslose Schlacht am Martinsee.

Dabei konnten diese zumindest in den ersten 40 Minuten der Partie erstaunlich gut mithalten. Zwei lange Belagerungsphasen des Füchse-Malfelds resultierten jeweils in einem Sturm-Versuch des HRK - einmal durch Flanker Benedikt Rehm einmal per Paket. Erst kurz vor der Pause erfolgte ein schneller Spielzug an dessen Ende der auf der zweiten Innen-Position spielende Pierre Mathurin zum 17:0 für den Klub ablegen konnte.

Hälfte zwei jedoch gestaltete sich so, wie es im Vorfeld zu erwarten war. Der Klub war drückend überlegen und punktete im Minuten-Takt. Sowohl im Sturm durch Poppmeier, Ferreira und Brenner, als auch auf der Reihe durch Mathurin, Armstrong Coetzee punktete der Klub. Am Ende stand bei den Gäste eine 60 auf der Anzeigetafel und die Tatsache, dass dies wohl noch am unteren Ende der Erwartungen war, zeugt nicht gerade von Spannung.

Tapfere Füchse stellten sich der Angriffsmaschinerie des HRK entgegen

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Kommentare (1)add comment

Christian Fischer said:

3424
...
Die Bundesliga so ausgeglichen wie selten. Ich bin für mehr Professionalität im deutschen Rugby. HRK, RGH, SCN, NSU und SC1880 beschreiten den Weg des Profi-Sports. Weiter so :-)
Oktober 04, 2017

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