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World Rugby ändert Spielberechtigungs-Kriterien / WM-Gruppenphase ausgelost
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 11. Mai 2017

Eine Erfolgsgeschichte, die so bald nicht mehr möglich sein wird: Jaco Otto im Trikot mit dem Adler auf der Brust. Foto (c) Perlich
Eine Erfolgsgeschichte, die so bald nicht mehr möglich sein wird: Jaco Otto im Trikot mit dem Adler auf der Brust. Foto (c) Perlich

Viel hat sich getan am gestrigen Mittwoch beim Weltverband World Rugby. Dessen Exekutivkomitee traf sich anlässlich der WM-Auslosung im japanischen Kyoto und beschloss dabei eine historische Regel-Novelle. Die in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geratene Spielberechtigung von ausländischen Spielern, die mindestens 36 Monate in einem anderen Land gespielt haben und dort gemeldet waren, wurde verschärft. Dies wird zweifelsohne auch Auswirkungen auf die Geschicke der DRV XV haben. Darüber hinaus fand die Auslosung für die WM-Gruppen des nächsten World Cups, der im übernächsten Jahr in Japan ausgetragen wird, statt.

Jaco Otto ist momentan sicherlich einer der besten Spieler unserer Fünfzehner-Nationalmannschaft. Doch mit den geänderten Voraussetzungen des Weltverbands in Sachen Spielberechtigung für Rugby-Nationalmannschaften wäre eine Geschichte, wie die des DRV-XV-Flankers aus Südafrika künftig so nicht mehr möglich. Nach dem 31.12.2020 wird ein Spieler mindestens 60, anstatt wie bisher 36 Monate, kontinuierlich in einem anderen Land gelebt haben müssen, um für dieses spielberechtigt zu sein. Otto hatte sich über besagte 36-Monatsregel qualifiziert. De facto heißt das: Ein Spieler, der sich bis zum Ende dieses Jahres in Deutschland niederlässt, wird im Jahr 2020, also genau drei Jahre später spielberechtigt sein. Sollte dies erst im nächsten Jahr erfolgen, wäre dieser Spieler von der neuen Regel betroffen und erst am korrespondierenden Datum fünf Jahre später für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt.

Als treibende Kraft hinter dieser Änderung gilt Ex-Argentinien-Gedrängehalb und amtierende World Rugby Vize-Präsident Agustin Pichot, der die Änderung als „historischen Moment“ feierte. Pichot musste zu seinen Spieler-Zeiten bei seinen Pumas damit leben, dass etliche Argentinier aufgrund der damals mangelnden Perspektive in ihrem Land, lieber für Italien aufliefen. Viele von ihnen, wie beispielsweise Sergio Parisse und Martin Castrogiovanni, haben italienische Vorfahren, wären also von dieser Regelung nicht betroffen.



Agustin Pichot, World Rugby Vizepräsident: Für ein Nationalteam zu spielen ist die ultimative Krönung einer Rugby-Karriere, ja eines Rugby-Lebens. Diese Änderung stellt sicher, dass die internationale Rugby-Szene von Spielern dominiert wird, die aus Hingabe für ihre Nation spielen und es aufgrund von Leistung auf die internationale Bühne geschafft haben.



International war diese Regelung in den letzten Jahren immer mehr in die Kritik gekommen. Unter anderem auch deswegen weil beispielsweise Irland Spieler aus der Südhemisphäre gezielt verpflichtet hatte um diese perspektivisch in der Nationalmannschaft einsetzen zu können und dabei aus seinen Intentionen keinen Hehl machten. So sind Irland-Achter CJ Stander und sein Sturm-Kollege Richard Strauss als „Projektspieler“ verpflichtet worden und spielen nun statt im grün der Boks im grün Irlands. Doch auch die vermeintlich großen Nationen bedienten sich bereitwillig im Spieler-Portfolio anderer Länder. Englands Achter Nathan Hughes ist gebürtig von den Fidschi-Inseln und hatte kein Problem damit finanzielle Gründe anzugeben, als er gefragt wurde warum er sich für England entschieden habe. Selbst die mächtigen All Blacks haben neben vielen Spielern mit Wurzeln in den pazifischen Inseln mit Waisake Naholo einen Spieler an Bord, der den Großteil seines Lebens in seinem Geburtsland Fidschi verbracht hat.


Insgesamt soll diese Regelung vor allem den Pazifik-Mannschaften zu Gute kommen, die mit einem riesigen Exodus zu kämpfen haben. Frankreich beispielsweise hatte zuletzt mit Vakatawa und Nakaitaci meist gleich beide Außen-Positionen mit Fidschi-Spielern besetzt. Dennoch setzte sich der neue Präsident des französischen Verbands FFR Bernard Laporte für diese Novelle ein und hatte bereits vor Monaten einen freiwillige Selbstverpflichtung eingeführt.


Im Management der deutschen Nationalmannschaft wird man diese Änderung kommen haben sehen. Aber nicht nur deswegen werden wohl bei Robert Mohr, Kobus Potgieter und Co. die Alarmglocken wohl nicht allzu laut läuten. Denn auch wenn man bei der DRV XV in den letzten Jahren einige „Import-Spieler“ eingesetzt hat, würde die neue Regelung nur ganz wenige von ihnen betreffen. Neben Jaco Otto wären das noch Jarrid Els und Raynor Parkinson. Denn Marcel Coetzee und Sebastian Ferreira beispielsweise haben jeweils einen deutschen Elternteil. Auch Dash Barber, Harris Aounallah und Damien Tussac erfüllen mit ihren deutschen Vorfahren weiter die Spielberechtigungs-Kriterien. Bereits in der Nationalmannschaft eingesetzte Akteure sind sowieso nicht betroffen und auch zukünftig dürften die Einschränkungen nicht sonderlich problematisch sein.


Wie sich der internationale Transfermarkt aufgrund dieser Regelung entwickeln wird, dürfte spannend zu beobachten sein. Irlands „Projekt-Spieler“ werden wohl eine Sache der Vergangenheit sein. Oder wird manch ein Verband nun versuchen talentierte Insulaner noch früher aus deren Heimatländern abzufischen?

 

Auslosung der WM-Gruppenphase in Kyoto: England erwischt Frankreich und Argentinien, All Blacks treffen auf die Springboks


In Kyoto wurde am gestrigen Tag auch die Gruppenauslosung für die WM 2019 in Japan vorgenommen. Auch wenn das Turnier noch gute zwei Jahre entfernt ist und man nach der letzten ebenso frühen WM-Auslosung viel Kritik einstecken musste, wollte man sich beim Weltverband an dem frühen Termin festhalten. Vor allem um den Vorverkauf deutlich vor dem Start des Olympia-Vorverkaufs für Tokio 2020 starten zu können. Deshalb finden sich in den nun feststehenden Gruppen nur zwölf Team-Namen, da der Qualifikationsprozess noch lange nicht beendet ist. Die Lostöpfe wurden anhand des World Rugby Rankings determiniert, durch das Irland, Neuseeland, England und Australien als Gruppenköpfe sich gegenseitig aus dem Weg gehen.

 

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Irland Neuseeland England Australien
Schottland Südafrika Frankreich Wales
Japan Italien Argentinien Georgien
Europa 1 Afrika 1 Amerika 1 Ozeanien 1
Play-Off-Sieger Repechage-Sieger Ozeanien 2 Amerika 2

 

Sollte die deutsche Nationalmannschaft noch das Ticket nach Japan lösen können, kämen zwei Gruppen in Frage. Im unwahrscheinlichen Fall, dass die DRV XV noch die kombinierte Wertung aus der dies- und nächstjährigen Rugby Europe Championship als beste Mannschaft abschließen sollte, würde sie in Gruppe A mit Irland, Schottland und Gastgeber Japan landen. In die gleiche Gruppe würde es gehen, wenn man als zweitbeste REC-Mannschaft das Playoff-Duell gegen die drittbeste Mannschaft Ozeaniens gewinnen würde. Sollte dieses Duell verloren werden, die Qualifikation dann aber über die Repechage genannte Hoffnungsrunde erfolgen, würde das ein Gruppenphasen-Duell mit den beiden historisch besten Mannschaften bedeuten. Deutschland gegen Neuseeland und Südafrika? Das hätte doch was, oder? Wenn ihr eine Online-Wette abgeben würdet, was würdet ihr tippen?

 

 

International war die Reaktion auf die Auslosung natürlich abhängig von der jeweiligen Perspektive. Während man in Australien mit der recht "einfachen" Gruppe zufrieden war, hadert man in England ein wenig. Mit Argentinien erwischte England den Halbfinalisten der letzten WM und die mit Abstand stärkste Mannschaft aus Topf 3. Irland-Achter Jamie Heaslip wurde dabei beobachtet, wie er in Jubel verfiel, als seine Mannschaft den Schotten und Japanern zugelost wurde. Das wiederum quittierten viele schottische Fans mit Häme - hatte Irland nicht erst im Februar gegen Schottland verloren?

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