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TotalRugby-Gegnervorschau Rumänien: Mehr als nur stark im Gedränge
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 8. Februar 2017

Ebenso wie Deutschland im November gegen Uruguay erfolgreich: Rumäniens Nationalmannschaft, genannt die Eichen. Foto (c) RRU Instagram
Ebenso wie Deutschland im November gegen Uruguay erfolgreich: Rumäniens Nationalmannschaft, genannt die Eichen. Foto (c) RRU Instagram

Rumänien wird für die ambitionierte deutsche Rugby-Nationalmannschaft der ultimative Härtetest werden. Zum Auftakt der Rugby-EM und damit auch der WM-Qualifikation für Japan 2019 trifft unsere DRV XV am Samstag in Offenbach auf den achtmaligen WM-Teilnehmer vom Balkan. Traditionell gelten die in gelb und blau auflaufenden „Eichen“ als besonders stark bei den Standards, denn sowohl beim Gedränge als auch beim Gasseeinwurf kommt die Stärke des rumänischen Sturms besonders zum Tragen. Auch Nationaltrainer Kobus Potgieter warnt vor der „Stärke der Rumänen im Gedränge“, konstatiert aber ebenso, dass Rumänien „heutzutage auch über eine klasse Dreiviertelreihe verfügt.“

Noch vor anderthalb Jahren, bei der letzten Rugby-Weltmeisterschaft in England, konnte ein Großteil des am Samstag gegen Deutschland antretenden Kaders wertvolle Erfahrung auf der ganz großen Bühne sammeln. Vor knapp 90.000 Zuschauern liefen Kapitän Mihai Macovei und seine Teamkollegen gegen Irland auf und mussten sich nach starker erster Hälfte am Ende mit 10:44 doch deutlich geschlagen geben.

Dabei ist dies nicht einmal die größte Zuschauerzahl, vor der eine rumänische Nationalmannschaft je aufgelaufen ist. In der goldenen Ära der Eichen im kommunistischen Rumänien konnte man Siege gegen Frankreich, Schottland und Italien en masse verzeichnen und lief 1957 gegen Frankreich einst vor 95.000 Zuschauern in Bukarest auf. Selbst die übermächtigen All Blacks hatten die Rumänen im heimischen Nationalstadion kurz vor einer Niederlage, doch beim 6:14 im Jahr 1981 wurden den Eichen gleich zwei Versuche auf dubiose Art und Weise aberkannt. Noch heute ist man in Rumänien der Überzeugung, der schottische Schiedsrichter habe den Neuseeländern die peinliche Niederlage ersparen wollen.

 

Rumäniens goldene Ära endete mit dem Kommunismus


Doch mit dem Niedergang des Kommunismus und der Professionalisierung des Rugbysports weltweit  im Jahr 1995 erlebte auch das rumänische Rugby einen Abstieg sondergleichen. Mit der schlechten wirtschaftlichen Lage und der zusammenbrechenden staatlichen Sport-Förderung gab es einen regelrechten Exodus rumänischer Spieler in die besser bezahlenden Ligen Westeuropas. Mangelnde Investitionen in den Nachwuchs und Weigerung der Rugby-Großmächte Rumänien in das Sechs-Nationen-Turnier aufzunehmen, bedeuteten Stagnation und Rückschritt für den einstigen Volksport in Rumänien.

Aber noch immer ist Rugby im Land äußerst beliebt und die heimische Liga ist weitestgehend professionell organisiert, so dass ein Großteil der Nationalmannschaft vor Ort spielt. Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften konnte Rumänien, auch angesichts der schwierigen finanziellen Vorraussetzungen, ordentlich mithalten. Bei der WM 2011 in Neuseeland erzielte Schottland im direkten Duell genau wie Rumänien zwei Versuche(im Übrigen einer von Damien Tussacs Castres-Teamkollegen Mihai Lazar), konnte aber aufgrund der besseren Kick-Leistung von Verbinder Chris Paterson schlussendlich mit 34:24 als Sieger vom Platz gehen. Bei der letzten WM gelangen den Rumänen drei Versuche gegen Italien, doch das Comeback in der zweiten Hälfte war schlussendlich zu spät für einen Sieg, der die direkte Qualifikation für die WM 2019 bedeutet hätte. Die Partie im Sandy Park in Exeter war aber Beweis genug: Rumäniens Nationalmannschaft verbindet mittlerweile ihre traditionell Sturm-Stärke mit einem modernen Spiel auf der Dreiviertelreihe.

 

Rumäniens knappe Niederlage beweist wie knapp die Eichen an den Top-Nationen dran sind

 

Die Tatsache, dass Rumänien noch nicht für die kommende WM qualifiziert ist, dürfte Motivation genug sein für die Eichen am Samstag in Offenbach voll motiviert mit ihrer stärksten Mannschaft aufzulaufen. Dabei verfügt Rumänien momentan nur über vier Legionäre, die allesamt in Frankreichs erster oder zweiter Liga unter Vertrag stehen. Ein großes Kontingent stammt von den Timišoara Saracens, die mit dem amtierenden englischen Meister Saracens kooperieren und momentan Rumäniens beste Mannschaft sind. Im European Challenge Cup mussten die Saracens zum Teil derbe Niederlagen gegen Stade Français, Harlequins und Edinburgh einstecken, konnten damit aber wertvolle Erfahrung auf allerhöchstem Niveau sammeln. Das starke rumänische Gedränge wiederum lebt auch von der Erfahrung des 54-fachen Nationalspielers Mihai Lazăr, der als linker Prop am Samstag gegen seinen Castres Teamkollegen Damien Tussac antreten wird.

Rumäniens Verbinder Florian Vlaicu ist der Antreiber der Dreiviertelreihe und verfügt über ein solides Kickspiel, kann aber ebenso mit seinem präzisen Pass seine Läufer bedienen und ist mit seinen etwa 100 Kg Körpergewicht auch selbst eine Gefahr für die Verteidigungslinie. Der 30-jährige hat es in seiner zehnjährigen Karriere bei den Eichen auf 96 Länderspiele und 768 Punkte gebracht, was ein Allzeit-Rekord ist. Deutschlands Nationaltrainer Potgieter betont ebenso welche Erfahrung im rumänischen Team steckt: „Ihre Erfahrung ist definitiv ein Faktor, sie haben schon eine Weile zusammengespielt. Das ist aber schlussendlich nicht immer der entscheidende Faktor, denn es kommt auch darauf an, welche Mannschaft den Sieg mehr will.“ Hoffen wir darauf, dass der gebürtige Südafrikaner im Dienste des DRV recht behalten wird und das unsere Jungs den Sieg am Ende auch mehr wollen.

 

 

 

Rumäniens Verbinder Vlaicu: Erfahren und treffsicher

 

Dabei wird niemand im deutschen Team den Fehler machen, die in guter Form anreisenden Rumänen zu unterschätzen. Diese waren zuletzt schadlos durch die November-Länderspiele  gekommen und konnten die USA (21:10), Kanada (21:16) und Uruguay 36:10 schlagen. Ein weiteres Testspiel gegen den Rugby Europe Championship Absteiger Portugal im rumänischen Trainingslager dürfte die Eingespieltheit der Mannschaft nur noch gesteigert haben.

Rumänien wird also der erwartet schwere Brocken werden und die die deutsche Mannschaft hat unsere Unterstützung dabei auf jeden Fall verdient. Für Rugby Fans im Südwesten gilt also: Macht euch auf den Weg nach Offenbach auf den Bieberer Berg, ihr könnt Teil einer historischen Entwicklung sein - Deutschlands erster Qualifikation für eine Rugby-Weltmeisterschaft jemals.

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Kommentare (1)add comment

Dragos Florescu said:

1820
...
Zum Beobachten wären die zwei "Außen" - Dumitru und Shennan, vertretbarerweise die besten, die Rumänien für diese Position nominieren kann (ein dritter Kandidat, der frisch für FRR spielberechtigte Tangimana, ist verletzt).

Wenn diese gute Bälle bekommen (was in Anbetracht der letzten Erfahrungen durchaus möglich ist), sind sie schwer zu bremsen.
Februar 09, 2017

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