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Fünf Thesen zu Deutschlands Sieg gegen Uruguay
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 14. November 2016

Das Spiel Deutschland gegen Uruguay war äußerst pyhsisch, aber das brauchte unsere Mannschaft auch, um in die Partie zu finden.
Das Spiel Deutschland gegen Uruguay war äußerst pyhsisch, aber das brauchte unsere Mannschaft auch, um in die Partie zu finden.

Der Sieg gegen Uruguay ist Geschichte, der Fokus unserer DRV XV liegt mittlerweile schon auf dem Brasilien-Spielen in Heidelberg und Leipzig. Dennoch wollen wir einen letzten Blick auf das Geschehen in Frankfurt werfen und unsere Schlüsse ziehen.



1. Der sportliche Höhenflug geht weiter

Deutschlands Rugby-Nationalmannschaft stand in ihrer Geschichte noch nie derart gut da. Nach dem geglückten Klassenerhalt im Frühjahr mit einem Sieg über Portugal und dem vielumjubelten Unentschieden gegen Spanien konnte die Mannschaft von Trainer Kobus Potgieter nun die Leistungssteigerung mit einem Last-Minute-Sieg über den dreimaligen WM-Teilnehmer Uruguay bestätigen. Dabei hätte man angesichts der Dominanz auf dem Feld, durchaus noch höher gewinnen können. Dafür hätte es eines besseren Starts bedurft und der sonst sehr gut aufgelegte Verbinder Christopher Hilsenbeck einen besseren Tag vom Tee haben müssen. Der Sieg ist gleichbedeutend mit einem Sprung um drei Plätze auf Rang 23 der Weltrangliste, besser als je zuvor und an den beiden Rugby Europe Championship Konkurrenten Belgien und Spanien vorbei. Außerdem war dieser erste Sieg gegen eine Tier 2 Nationalmannschaft, zu denen neben Uruguay auch Länder wie Samoa, oder die USA gehören.

Damit wird die DRV XV mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein in die beiden verbleibenden Spiele gegen Brasilien gehen. Zwei weitere Siege und hoffentlich keine weiteren Verletzungen mehr, dann stehen die Vorzeichen vor der in drei Monaten beginnenden Rugby Europe Championship sehr gut. In den drei EM-Heimspielen gegen Rumänien, Belgien und Spanien sollte einiges zu holen sein und die Motivation der deutschen Jungs könnte kaum größer sein. Immerhin ist die EM gleichzeitig auch der Auftakt zur WM-Qualifikation. Die WM in Japan scheint noch weit weg, doch wie die Uruguayer im Vorjahr auf der ganz großen Bühne aufzutreten, dürfte für die Spieler eine riesige Motivation sein.



2. Unsere Jungs kamen erst über die Aggressivität ins Spiel

Die ersten Minuten des Spiels am Samstag waren ein ziemlicher Fehlstart. Schon in Minute zwei konnte Uruguay mit einem Versuch in Führung gehen und die deutsche Mannschaft wirkte stark verunsichert. Erst als in der Anfangsphase nach einem gewonnenen Gedränge deutlich mehr Aggressivität ins Spiel kam, schien die deutsche Mannschaft wach zu werden. Zwei drei kleine Rangeleien mit den Uruguayern und schon schien unser Sturm erstmals voll bei der Sache zu sein und Uruguay wurde undisziplinierter, was sich mit vielen Straftritten für unsere Mannschaft auszahlte.

Nationalcoach Kobus Potgieter konstatierte nach dem Spiel auch, dass seine Jungs diesen „Weckruf“ scheinbar gebraucht hätten. Gegen Brasilien muss diese Körperlichkeit gleich von Anfang an auf dem Feld zu sehen sein, damit den südamerikanischen Gästen direkt klar wird: Hier wird es für euch heute nichts zu holen geben. Das Problem ist nur, dass diese Taktik gegen die physisch dominanten Sturmreihen von Rumänien und speziell Georgien kaum anzuwenden sein wird. Der deutsche Sturm muss weiter seine Härte behalten, wir müssen aber genauso mehr Gefahr über die Außen entwickeln. Mit Christopher Hilsenbeck auf der Zehn haben wir genau den richtigen Mann, der das Spiel schnell in die Breite ziehen kann.

Außerdem war es Raynor Parkinson, dem es in Hälfte zwei mit cleveren Chip-Kicks mehrmals gelungen war, die schnell aufrückende Defensive von „Los Teros“ zu überspielen und deren Defensiv-Konzept damit zu entblößen. Solche Feinheiten kombiniert mit der Härte, die uns ein ums andere Mal in gefährliche Positionen gebracht hat, werden die DRV XV in Zukunft spielerisch noch weiter bringen.


3. Das Frankfurter Volksbank Stadion war die richtige Wahl

Der Weg der deutschen Equipe in größere Stadien setzt sich fort. Nach den beiden Erfolgen in Hannover und Köln im Frühjahr könnte man die 3.500 Zuschauer durchaus als Enttäuschung werten. Doch die Stimmung vor Ort war hervorragend und etliche Spieler erwähnten im Nachgang, wie sehr sie das anfeuernde Publikum nach vorne gepeitscht habe.

Aber warum kamen nicht mehr Zuschauer in dass schmucke und kürzlich komplett sanierte Stadion, das verkehrsgünstig an Autobahn und U-Bahn gelegen ist? Die kurzfristige Ankündigung wird sicherlich dazu beigetragen haben, da viele auswärtige Fans keinen Trip mehr nach Frankfurt organisieren wollten oder konnten. Der HRK bemängelte zudem auf seiner Facebook-Seite, dass viel zu wenige Rugby-Fans aus dem nur 90 km entfernten Heidelberg angereist seien. Unbestritten ist, dass die vielen Parallel-Ansetzungen alles andere als hilfreich waren. Warum muss die Frauen-Bundesliga einen ihrer nur fünf Vorrundenspieltage an diesem Tag abhalten? Trotz vieler Verlegungen wurden immer noch 12 Partien in den unteren Klassen abgehalten und die Tatsache, dass eigentlich noch die beiden Pokalwettbewerbe am Spieltag ausgetragen werden sollten und nur kurzfristig verlegt wurden, hat die Planungen für viele Fans, die selbst aktiv sind, unnötig erschwert.

Dennoch muss an dieser Stelle auch die Organisation und das Drumherum gelobt werden. Den Gästen und auch den Medien-Vertretern wurde einiges geboten. Die Bewirtung und die Möglichkeiten rund um das Stadion haben es wohl niemanden bereuen lassen, zum Spiel gekommen zu sein. Der dramatische Sieg hat dann sicherlich auch zu dem positiven Medien-Echo beigetragen. Erneut konnte man im Presseraum etliche Rugby-Debütanten treffen, die sich mit dem ersten Blick in unseren Sport verliebt haben. Das wird sich mittel- bis langfristig auszahlen!

Wieder auf kleinere Sportplätze zu setzen, wäre definitiv der falsche Weg. Mehr Vorlaufzeit und auch mehr Kooperation von und mit den lokalen Vereinen wird auch die Stadien besser füllen. Nun liegt es auch an den Klubs in Ostdeutschland: Nutzt eure Plattform, ob es nun über Social Media ist oder über die altmodische Pinnwand im Klubhaus. Kommt zum Spiel in Leipzig und bringt am besten noch ein paar Bekannte und Freunde mit. Teilt unsere Artikel, aber auch Promo-Inhalte der übertragenden Sender und des Verbands. Es gibt unzählige Menschen da draußen, die Rugby genial finden, nur momentan noch nichts davon wissen!


4. Die Neuzugänge tuen der DRV XV gut

Manch einer mag in den letzten Tagen geseufzt haben - noch mehr Südafrikaner in der Nationalmannschaft - doch das können wir so nicht stehen lassen. Erst einmal brauchen wir die Jungs, die uns mit ihrer hochklassigen Rugby-Ausbildung sportlich weiterbringen. Anders würde die deutsche Nationalmannschaft niemals da stehen, wo sie jetzt ist.

Abgesehen davon sind Sebastian Ferreira und Marcel Coetzee beides unglaublich sympathische Jungs und sowohl Südafrikaner, als auch Deutsche. Mit ihnen kann man sich ebenso gut auf afrikaans, wie auf deutsch unterhalten. Sportlich sind beide eh über jeden Zweifel erhaben und werden dem deutschen Rugby noch sehr viel zurückgeben können. Das Ausbildungsniveau in Südafrika, das Spielverständnis das den Jungs schon von früh auf eingeimpft wurde, ist momentan für uns einfach nicht zu ersetzen.

Langfristig können wir uns natürlich nicht darauf verlassen, ab und an einen solchen Glücksfund zu machen. Der Spielbetrieb im Jugendbereich muss schlicht dringend reformiert werden. Die Vereine, die eine hervorragende Jugendarbeit machen, müssen deutlich besser unterstützt werden. Mit dem Aussenden von WRA-Trainern in die Rugby-Provinz ist ein wichtiger Anfang gemacht um bei jungen Spielern eine bessere Basis zu legen. Doch auch auf der Landesverbandsebene muss mehr geschehen und die Idee Regionalauswahlen mit besseren Strukturen und Trainingsmöglichkeiten zu schaffen sollte nicht so einfach abgetan werden.



5. Jetzt gilt es auch an der Breite im Kader zu arbeiten

Mit Uruguay hat unsere Nationalmannschaft den wohl härtesten Gegner direkt zum Auftakt der November-Serie geschlagen. Brasilien ist noch ein Team, das das wir schlagen sollten, das hat die Nationalmannschaft im letzten Jahr in den beiden Länderspielen in Brasilien bewiesen. Deshalb wird und muss Nationaltrainer Kobus Potgieter einige Umstellungen vornehmen. Bei zahlreichen Nationalspielern steht die Freigabe für das kommende Länderspiel in Heidelberg seitens ihrer Klubs noch aus. Denn die Profi-Vereine in Frankreich sind zwar vom Weltverband verpflichtet ihre Spieler im November abzustellen, doch da sie die Gehälter der deutschen Legionäre zahlen, sitzen sie schlussendlich am längeren Hebel, als der Verband.

Das kann aber auch eine Chance für viele junge deutsche Spieler sein, die im August gegen La Rochelle mit an Bord waren. Denn langfristig wird auch die Breite im Kader zunehmend in den Fokus des Team-Managements rücken müssen. Brasilien andererseits ist ein schlafender Rugby-Riese und konnte seine Spielerzahl in den letzten Jahren, unter anderem auch durch die Olympia-Anschubförderung, vervielfachen. Etwa 20.000 Brasilianer spielen organisiert in einem Verein XV Rugby und drei Mal so viele andere Formen. Außerdem hat sich das Budget des Verbandes durch gute Sponsoren Akquise innerhalb weniger Jahre auf 6 Millionen US-$ um das achtzehnfache gesteigert. Ob wir in Deutschland mit dieser Entwicklung in den kommenden Jahren mithalten können bleibt abzuwarten, doch zuerst gilt es unsere Position zu festigen und Brasilien zu schlagen. Das müsste auch ohne ein oder zwei Stammkräfte funktionieren.

 

Tickets für die beiden Spiele gibt es weiterhin bei AdTicket.de

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Kommentare (1)add comment

Bernd Listmann said:

239
War da, hatte Spaß!
´nuff said....
November 14, 2016

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