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Mealamu? I don’t know what he was chasing there!
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Geschrieben von Bodo Sieber   
Donnerstag, 31. Juli 2008

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Tim Lane über Verteidigungsorganisation – Teil 2

Erstmal Danke euch allen für das Feedback. Klar waren Teile des letzten Artikels scheinbar elementar, doch ist es natürlich nicht so als wollte Tim Lane mit dem Aufbau seiner Übungen, einem Rennfahrer das Anfahren erklären. Die Frage ist, wie viel besser kann man sein, wenn man Grundsätzliches besser macht

– eine Frage, die auch unser Freund und Springbok Innen Jean de Villiers mittlerweile beantwortet weiß – „De Villiers` one bad moment“.

Wir hatten mittlerweile noch eine weitere Einheit mit Tim, über den unser Assistenz Coach Robbie Fleck in seinem rugby365 Kommentar folgendes sagt: „…We were able to call upon an old friend in the shape of former Springbok assistant coach Tim Lane at training this week. …Tim actually took a session himself the week before and it really is great for us to be able to tap into somebody as knowledgeable and well-respected as Tim. Tim has helped out with many teams across the world since leaving South Africa on a full-time basis – he is currently based in Georgia – and these past few days have been particularly enjoyable for me as a rugby person. Rugby is all about sharing philosophies and making friends; it’s been terrific having an old friend like Tim back in town and being able to talk rugby to him once again.“

Ihr seht also, Rugby ist überall gleich auf der Welt – und dass Fleckie und Selborne Boome uns als Assistenz Trainer unterstützen ist nicht viel anders als ob Mark Kuhlmann (jetzt SCN) oder Ladi Vigh um beim gleichen Club als Beispiel zu bleiben sich als erfahrene Ex-Nationalspieler als Trainer engagieren.

Um gleich das Thema Verteidigung und mögliche Übungen fortzuführen, aufbauend auf der „Teamtackle“ Übung aus dem letzten Artikel, hier die nächste Phase der Einheit – ich werde wie zuvor versuchen auch „offensichtliche“ Dinge etwas genauer zu beleuchten:

Die Verteidigungsorganisation und Verteidigung um das Offene Gedränge (Ruck)

Situation: Ein Ruck hat sich formiert und die verteidigende Mannschaft versucht ihre Verteidigungslinie zu organisieren.

Ziel 1: Wichtig hierbei zuerst, im Tackle, also noch bevor sich das Ruck formiert und somit eine Abseitslinie entsteht, den Ball langsam machen um meinem Team mehr Zeit zur Organisation zu geben.

Wie?: Mit möglichst legalen Mitteln, also als Tackler sofort auf die Beine und versuchen an den Ball zu kommen – das kann nicht nur Richie McCaw, oder euer Openside Flanker, das kann auch eure 10 oder euer Aussen. Als zweiter Verteidiger entweder an den Ball (wenn noch kein Angreifer unterstützt und somit das Ruck geformt ist), oder den ersten Unterstützer der Angreifer aus dem Weg räumen (counter-rucking). Wenn das gut gemacht wird ist der Ball auf jeden Fall langsam, oder im besten Fall verliert der getackelte Angreifer entweder den Ball (turn-over), oder er muss ihn am Boden halten und riskiert einen Straftritt. Verteidigung beendet, wir greifen an.

Ziel 2: Wir müssen versuchen mit unserer Verteidigungsreihe 80% des Spielfeldes zu decken „Else a team will spread you one way, come back the other and the winger or even a fat prop will walk over the line and score untouched.“ Jeh nach Feldposition haben wir einen Schluss und einen Außen tief stehen um Kicks abzudecken, das heißt wir müssen diese 80% mit 13 Mann leisten, was nur durch Zusammenarbeit geht.

Wie?: Bewegungsrichtung der Verteidiger sollte im Spiel daher erstmal parallel zur Auslinie zurück sein, „North to South!!“ also so direkt wie möglich, da wir sonst abseits sind während und nach dem Ruck und als Verteidiger nutzlos. Dann seitlich verschieben und Räume abdichten.

So, jetzt endlich zum Ruck. Für die Übung gehen wir davon aus, das sich das Ruck formiert hat. Wir brauchen sofort Verteidiger direkt um das Ruck. Warum? Ein oder zwei Verteidiger haben das Tackle gemacht / um den Ball gekämpft und hinterlassen dort natürlich eine Lücke. Ohne Verteidiger können die nächsten Angreifer sofort in den gleichen Angriffskanal stoßen und wir haben ein Problem.

Übung Phase 4: Grundsätze zur Verteidigungsorganisation

Übungsstruktur: Ein Tacklepad liegt auf dem Boden und markiert ein Ruck. Die Angreifer sind in einer Reihe mit Pads 5 m hinter dem Pad gleiche Anzahl links und rechts davon. Die Verteidiger stehen am „letzten Fuss“ des Rucks. Zwei Verteidiger links und rechts neben dem Ruck sind etwas enger, der Rest fächert sich weiter und deckt den Raum.
Der Coach steht wie bei Übung 3 Hinter den Verteidigern und ruft die Angreifer nach vorne. Die Verteidiger laufen an und machen ihr Tackle am Pad in ihrem Kanal – „Split, Punch and Hook, yeah baby!“

Als „Schaubild“:

a –a – a –a– a – a – a – a – a – a – a -a

V—V-V-C-BA [RUCK] AB-C-V-V-V—V

(“a” sind Angreifer mit Pads, V, Verteidiger, ABC, die Verteidiger am Ruck direkt)

Wichtig: Die beiden Jungs jeweils links und rechts neben dem Ruck.
Nummer 1 heißt Pillar, Nummer 2 heißt Post. Ihr könnt das auch A und B nennen. Der Pillar bleibt in seinem Kanal und bewegt sich nur nach vorne. Er ist verantwortlich für diesen Raum – wenn der Gedrängehalb also seitlich aufbricht folgt der Pillar NICHT seitlich.

Warum? Ein einfacher Innenpass vom Halb auf einen Spieler aus der Tiefe oder hinter dem Ruck macht die Tür neben dem Ruck auf – der gute alte „Gregan“ Trick. Also noch mal, der Pillar bleibt in seinem Kanal – Keven Mealamu machte hier den entscheidenden Fehler im Carisbrook Spiel All Blacks gegen Springboks, als der Halb der Boks, Ricky January einen Pass antäuscht, Mealamu als Pillar nach rechts läuft und Janary in die Lücke neben dem Ruck geht – er rennt 10 Meter, kleiner Überkick über Muliaina, Versuch, Spiel gewonnen. „Keven Mealamu, I don’t know what he was chasing there, the dumb Kiwi that he is“ lacht Tim Lane, der als Australier natürlich genau wusste das die Wallabies die Boks UND die All Blacks schlagen würden.

Die ABC Formation als Schaubild:

C – B A [RUCK] A B – C

Also zum dritten mal: ‚A’ bleibt! Der Post, also B ist dann Verantwortlich für den Halb oder einen Innenpass des Verbinders und der Post ist auch derjenige welcher das Kommando für die Verteidiger gibt. „HOOOLD HOLD“ und sobald der Halb die Hände am Ball hat „PRESS!!!“ oder „HALTEN HALTEN RAUS“. Erst Post 2 oder „C“ nimmt den Verbinder, bzw Ballträger.

Tip: Wie schon angesprochen Organisation und Kommunikation sind oberste Priorität. Gute Kommunikation auf dem Feld machen aus einem guten Spieler einen sehr guten Spieler. Also immer reden „Ich hab A, rutsch eins raus“ „Ich hab C, C C!!“ „Ich hab links“ „Ich hab Verbinder / 12 / den Dicken“ reden reden reden.

Tip für die Stürmer: Um noch mal das Teamtackle aufzugreifen. Gerade im Raum um das Ruck, wo die Verteidigung enger Positioniert ist, ist es eine absolute Waffe. Also auch bei der Übung, wenn möglich sollten A und B zusammen das Tackle am eng laufenden Angreifer / Pad machen. Noch ein Tip für den Post (A) – wenn sich die Angreifer zum Pick und Go formieren, macht es Sinn so tief wie möglich zu stehen, also wie ein Sprinter, eine Hand auf den Boden, Hintern Tief. Wenn ich zu aufrecht stehe, werde ich sehr einfach zurück geschoben. Ansonsten gilt wenn rechts vom Ruck verteidigt wird rechtes Bein vor. Warum? Der Körper ist dann automatisch in Richtung Ball und Aktion gedreht – links natürlich umgekehrt.

Ein letzer Tip: Wir müssen auf beiden Seiten des Rucks anlaufen, also auch da wo der Ball erstmal nicht ist. Warum? Ein weiter Innenpass oder schnelles Wechseln der Spielrichtung auf die andere Seite des Rucks sind gefährlich. Wenn C-B-A nicht aufrücken, sondern faul hinter dem Ruck dem Ball folgen machen wir ein Riesenloch und viel Platz auf. Also C – B – A rücken nach vorne, genau wie A – B – C erst dann wird lateral verschoben, bzw es geht sofort wieder zurück in die Verteidigungsreihe, wenn die Vorteilslinie durchbrochen wurde.

Ich hoffe das war interessant für euch. Wenn ihr Fragen habt, am besten Fragen. Ansonsten viel Spaß beim Training. Übers Wochenende kommen die beiden letzten Phasen aus dieser Reihe der Verteidigungsorganisation.

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Kommentare (4)add comment

Rugbyamok said:

491
Danke!
He Bodo,
vielen Dank für diesen Einblick in die theoretischen Feinheiten des Verteidigungsspiels. In dem Detailgrad bekommt man das hierzulande ja eher selten bis nie erklärt. Weiter so!
Juli 31, 2008

El Commandante said:

275
...
Hi Bodo,
wieder ein sehr ausführlicher und weiterbringender Artikel.
Ein Frage ist, ob nicht ein Pilar ausreichen würde, welcher direkt hinter dem Offenem steht? Dadurch stände ein Verteidiger mehr in der Linie zur Verfügung. Es sind ja maximal 11, die die 80% verteidigen.

Eine weitere Frage wäre, ob du etwas zum Verteidigen von Mauls nach den ELV schreiben könntest und wie sich die ELV und Verteidigung beim angeordneten Gedränge verhalten.

Bin auf jeden Fall sehr gespannt und mach weiter so! Es ist immer gut von erfahrenen Leuten etwas zu lernen.
Juli 31, 2008

four007 said:

222
...
@ El Commandante
Die breite des Feldes wird durch seitliches verschieben gemeistert - dazu mehr im naechsten Artikel. Zu deiner "Pillar hinter dem Offenen" Frage. Wenn angenommen ein pick und go ganz nahe am Offenen gespielt wird (Verteidigungsaufgabe des Pillars und Posts auf der Seite) und der Pillar aber hinter dem Offenen stuende und wir links und rechts eine Luecke lassen, koennte er von dort nur seitlich verteidigen (Tackle wahrscheinlich um die Beine), nicht frontal und offensiv (Mann und Ball). Somit wuerden die Angreifer auf jeden Fall die Vorteilslinie durchbrechen um +2 Meter, wenn der Angreifer, der ja nicht oben, also mit Ball getackelt wurde dann auch noch einen kleinen Pass, oder pop vom Boden schafft, was wahrscheinlich ist, brennt es in dem Kanal lichterloh.

Maul und Gedraenge Verteidigung unter den ELVs werden wir mal besprechen demnaechst. Bis dann.
August 01, 2008

El Commandante said:

275
...
@four007
Ist verständlich und bei den bisher beschriebenen Techniken klar! War ja nur ein Gedankenspiel.
Bin auf die nächsten Artikel gespannt!
August 01, 2008

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Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 31. Juli 2008 )
 
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