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3 TR-Thesen zum Six-Nations-Wochenende
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 26. Februar 2024

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Zum Verzweifeln - Paolo Garbisi vergibt die Chance auf Italiens ersten Sieg in Frankreich.

Was für ein Six-Nations-Wochenende und was für ein Finish. Italien trotzte Frankreich erstmals auf französischem Boden ein Remis ab und scheiterte nur hauchdünn an der ganz großen Sensation. Schottland überzeugte nach schwachem Start gegen wenig inspirierende Engländer und Irland marschiert weiter auf den nächsten Six-Nations-Titel zu.


Italien muss sich endlich belohnen

Die Azzurri wollten es ihrem Nachwuchs-Team nachmachen, welches am Abend zuvor bei den Six Nations der U20 die Franzosen mit 23-20 geschlagen hatte. Noch nie hatte ein italienisches Nationalteam auf französischem Boden gewonnen und so knapp wie am gestrigen Sonntag-Abend war es ebenso noch nie.

Mit einer heroischen Defensiv-Leistung, eines Platzverweises für Frankreichs Innen Jonathan Danty, sowie einem tollen Versuch abgeschlossen durch Ange Cappuozzo war das Team in der Schlussphase in Reichweite eines Sieges. Diesen hatte Verbinder Garbisi sprichwörtlich auf dem Fuß und zwar in der Nachspielzeit.

Italiens wohl talentiertester Verbinder jemals hätte den Straftritt aus halblinker Position normalerweise mit verbundenen Augen und vielleicht auch nach drei Vino Rosso noch getroffen. Aber mit der Last einer Rugby-Nation auf seinen Schultern, der Uhr in Rot und mit tausenden pfeifenden Franzosen war dieser Kick schon deutlich schwieriger.

Knapper und dramatischer hätte Italien nicht am Sieg vorbeischrammen können

Als der Ball dann auch noch zur Unzeit vom Tee fiel und Garbisi nur noch Sekunden hatte um den Kick auszuführen, nagelte dieser diesen an den Pfosten. Dabei waren einige Franzosen illegalerweise angelaufen, obwohl es keine Erhöhung war, was den Versuch wohl noch etwas schwieriger machte und eine Wiederholung zur Folge haben hätte müssen.

Doch das Spiel war vorbei, Italien hatte sich ein beeindruckendes Remis gegen durchschnittlich aufspielende Franzosen verdient, gegen die man vor gerade mal fünf Monaten noch mit knapp 60 Punkten verloren hatte. Man könnte dennoch eine Flasche Champagner köpfen, so Trainer Gonzalo Quesada, der auf diese Leistung seines Teams stolz war.

Da hat der Argentinier durchaus Recht, jedoch ist es an der Zeit für Italien, sich für den Aufwand und die gezeigten Leistungen zu belohnen. Am besten mit einem Sieg gegen Schottland oder Wales in den letzten beiden Spielen des Turniers. Frankreich muss sich trotz nun zweier Siege fragen, wo die Formkurve des Teams hinzeigt. Von der euphorischen Stimmung vor der WM und dem begeisternden Spiel der XV de France ist nicht mehr viel übrig.

Quo vadis England?

Einen besseren Start hätte man sich aus englischer Sicht nicht ausmalen können. Direkt mit der ersten Chance nach nicht einmal fünf gespielten Minuten sicherten sich die Gäste den ersten Versuch und zwar mit einem sehenswerten Spielzug über die halbe Hintermannschaft, den der überraschend für Freddie Steward ins Team gekommene Schluss George Furbank abschloss.

Als George Ford dann wenig später per Penalty auf 10:0 erhöhte, schien es fast so, als würde Englands zuletzt schlechte Bilanz gegen Schottland mit einem Sieg aufgebessert. Doch es kam bekanntlich anders und das lag nicht nur die Duhan-van-der-Merwe-Show. Vielmehr verfiel England in alte Muster und hatte im Angriff nicht mehr zu bieten.

Starker England-Start - danach kam nicht mehr viel von den Männern mit der Rose auf dem Trikot

England schaffte es weder Momentum zu kreieren und die Schotten mit einem Phasenspiel nach irischem Vorbild unter Druck zu setzen, noch mit viel Power über die Vorteilslinie zu kommen, wie man es einst mit Manu Tuilagi im Mittelfeld immer wieder praktizierte und so Lücken für die schnellen Außen zu schaffen.

Inspiration vom Verbinder? Fehlanzeige! George Fords erster Instinkt war es wieder und wieder, den Ball wieder und wieder per Garryowen in die Luft zu befördern und auf schottische Fehler zu hoffen. Doch mit Blair Kinghorn als Schluss taten die Gastgeber England diesen Gefallen nicht. Im Gegenteil:

Auch das englische Sturmspiel, über Jahrzehnte die Basis englischer Erfolge, ist derzeit nur ein Schatten seiner selbst. England-Trainer Borthwick muss sich kritische Fragen von der englischen Öffentlichkeit gefallen lassen. Wohin soll sich dieses Team entwickeln? Was ist die Idee hinter dem Borthwick-Rugby?

Da der einstige Zweite-Reihe-Stürmer der Saracens in der Öffentlichkeit am liebsten gar nichts preis gibt, wird es Antworten wohl nur auf dem Rasen geben. In zwei Wochen sind die Iren in Twickenham zu Gast und wenn England im Angriff derart uninspiriert auftritt und den Iren genauso viele Möglichkeit einräumt, wie es am Samstag in Murrayfield der Fall war, droht dem Team von Steve Borthwick eine deutliche Pleite.

 

Irland ist der Titel jetzt bereits kaum mehr zu nehmen

Zwei Runden Six-Nations-Rugby müssen noch gespielt werden, bis die zweitbegehrteste Trophäe im Welt-Rugby vergeben wird. Mit sechs Zählern Vorsprung reicht es, wenn die Iren eines ihrer beiden verbleibenden Spiele gewinnen, die in Twickenham gegen England, sowie daheim gegen Schottland stattfinden.

Man möchte fast auf einen Ausrutscher der Iren in London hoffen, damit es zu einem echten Endspiel mit einem Dreikampf um den Titel kommt- doch angesichts der überragenden Form der Iren und einem England-Team, das theoretisch noch Chancen auf den Turniersieg hat, bisher aber nicht einmal wirklich zu überzeugten wusste, scheint dies wenig wahrscheinlich.

Wäre da nicht die kontroverse TMO-Entscheidung am zweiten Spieltag gegen die Franzosen gewesen, hätte Schottland sein Schicksal noch immer in der eigenen Hand und könnte mit einem Sieg gegen Irland den ersten Six-Nations-Titel seit 1999 einfahren. Doch das ist nicht der einzige Faktor, mit dem die Schotten zu kämpfen hatten.

Trainer Townsend beschwerte sich öffentlich darüber, wie die Premiership-Klubs ihre schottischen Spieler in der Vorbereitung für das England-Spiel anforderten, obwohl die Meisterschaft derzeit pausiert. So hatte er Stars wie Finn Russel nicht die gesamte Vorbereitung über im Team. Dennoch schlug man England auf beeindruckende Art und Weise.

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