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England-Kapitän Farrell wird freigesprochen: „Farce“ oder gerechtfertigt?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 15. August 2023

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Owen Farrell wird überraschend nicht gesperrt und kann zum WM-Auftakt für England auflaufen. Foto (c) Perlich

England-Trainer Borthwick und viele Fans des Rugby-Mutterlandes dürften die Nachricht mit Erleichterung zur Kenntnis genommen haben. Owen Farrells Platzverweis wurde heute völlig überraschend vom unabhängigen Schiedsgericht des Weltverbandes World Rugby zurückgenommen. Die Debatte um den England-Kapitän wird dadurch aber nur noch mehr angeheizt, da der Tenor zu diesem Urteil einhellig negativ ist.

Farrell hatte Wales-Flanker Taine Basham vergangenen Samstag beim Warmup-Spiel gegen Wales mit einem Tackle ohne Arme mit der Schulter aufrecht stehend mit voller Wucht am Kopf erwischt (TR berichtete). Der Video-Schiedsrichter bewertete dies als rotwürdiges Vergehen und angesichts mehrere Vorstrafen für ähnliche Vergehen waren die meisten Beobachter von einer langen Sperre für den England-Verbinder und Kapitän ausgegangen.

Doch das aus drei Australiern bestehende Schiedsgericht sah die Tatsache, dass Jamie George bereits eine Hand an den Waliser Basham gelegt hatte, als entlastend an - Bashams Bewegung sei für Farrell so nicht mehr zu antizipieren gewesen. Deshalb sei dieses Vergehen unter dem Strich nicht rotwürdig und Farrell kann bereits in den kommenden Testspielen für England auflaufen - sofern es nicht zu einer Revision durch den Citing Comissioner kommt, was als unwahrscheinlich gilt.

Rotwürdig oder nicht? Owen Farrell erwischt seinen Gegenspieler mit voller Wucht am Kopf

„Farce“, „Skandal“, „absoluter Witz“ - Ex-Spieler und Fans reagieren wütend

Die Reaktion auf dieses Urteil war fast schon einhellig negativ. Während Englands anderer Verbinder George Ford im BBC-Radio sich glücklich darüber zeigte, dass man noch einmal davon gekommen sei, waren andere Beobachter weniger großzügig. „Eine absolute Farce“ sei dieses Urteil, so Farrell-Vorgänger und Ex-England-Verbinder Andy Goode, der scherzhaft fragte, ob es denn der erste April sei und Farrells Anwälte Ex-US-Präsident Trump empfahl, dem derzeit in mehreren Verfahren Geld- und Freiheitsstrafen drohen.

USA-Siebener-Coach Mike Friday, selbst Engländer und Ex-Profi, schrieb auf Twitter, dass er großer Fan von Farrell als Spieler sei und ihn bei der WM spielen sehen möchte - das Urteil bezeichnet er aber als „absoluten Witz“. Noch deutlichere Wort fand Ex-All-Black Pita Ahki, der ebenso auf Twitter schrieb: „Dieser Typ (Farrell, Anmerkung der Redaktion) hat schon etliche Rote kassiert und kommt hier mit Nichts davon? Dieser Scheiß kotzt mich an!“

Dabei verweist Ahki auch das sehr harte Urteil für den Ex-All-Black George Moala, der vor einer Woche für sein neues Team Tonga für ein Ausheben eines kanadischen Gegenspielers des Feldes verwiesen wurde. Für das vergleichsweise harmlose Tackle kassierte Moala, obwohl er keine vorherigen Vergehen gleicher Art hatte, eine zehnwöchige Sperre.

Für dieses Tackle kassierte der bisher unbescholtene George Moala eine 10-wöchige Sperre

Bevorzugt World Rugby die großen Verbände?

Der Hoffnungsträger für Tonga verpasst damit die gesamte WM. Viele Kommentatoren in den sozialen Medien sehen darin eine Bevorzugung des englischen Verbandes gegenüber den kleinen Pazifik-Teams. So suggerierte Samoa-Achter Fritz Lee, dass ein Spieler von den Pazifikinseln niemals ohne Strafe davongekommen wäre. Viele erinnerten auch an Farrells Tackle gegen Springbok-Innen André Esterhuizen aus dem Jahr 2018, das klar rotwürdig war, aber nicht einmal geahndet wurde. Südafrikas Trainer Erasmus wütete anschließend gegen Farrell. Der Aspekt des Spielerschutz würde ad absurdum geführt und World Rugby setze damit einen Präzedenzfall für die WM, so weitere Kommentare von Fans und Ex-Profis.

Schottische Fans bemerkten, dass Zweite-Reihe-Stürmer Grant Gilchrist während der Six Nations vor wenigen Monaten für ein ähnliches Tackle mit einem Platzverweis und einer dreiwöchigen Sperre bedacht wurde, obwohl sein französischer Gegenspieler Jelonch in diesem Fall schon im Fallen befindlich war, während Farrell seinen Gegenspieler aufrecht stehend mit angelegtem Arm im Gesicht erwischte.

England-Fans wird dies reichlich egal sein, denn durch das überraschende Urteil wird Farrell - sofern er bis dahin fit bleibt und sich nichts zu schulden kommen lässt - am 9. September gegen Argentinien auflaufen.

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