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Chris Hilsenbecks Rugby-Achterbahn über den Atlantik und der WM-Traum mit den Eagles
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 10. August 2023

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Hilsenbeck hat mittlerweile über zehn Jahre Erfahrung in der Pro D2 vorzuweisen.

Mit 31 Jahren hat Chris Hilsenbeck in seiner Rugby-Karriere schon so einiges erlebt. Doch die letzten Monate waren für den Spielmacher besonders interessant. Wir haben uns mit dem einstigen Jugendspieler des TSV Handschuhsheim unterhalten und dabei auch über seinen Traum von der WM 2027 mit den USA Eagles gesprochen.

Dass Chris Hilsenbeck am vergangenen Samstag an der Seite von British and Irish Lion Rhys Webb im Trikot des fünfmaligen französischen Meisters und Europapokalsiegers Biarritz Olympique auflaufen würde, hätte er wohl selbst wenige Wochen zuvor nicht glauben können.

Der einstige Jugendspieler des TSV Handschuhsheim hat einige turbulente Wochen hinter sich, in denen er für gleich drei verschiedene Profiklubs auf beiden Seiten des Atlantiks aufgelaufen ist. Für den 31-jährigen Verbinder hätte diese Achterbahn kaum besser enden können, als beim Traditionsklub aus dem malerischen Ort am Atlantik.

Doch das war lange überhaupt nicht abzusehen, auch nicht für Hilsenbeck selbst. Mit seinem Ex-Klub Carcassonne war Hilsenbeck am allerletzten Spieltag der letzten Saison 2022/2023 Anfang Mai aus der Pro D2 abgestiegen - auf dramatische Art und Weise.

Abstieg mit Carcassonne auf dramatische Art und Weise

Während Carcassonne am letzten Spieltag daheim gegen Provence seine Hausaufgaben machte und mit 34-14 gewann, holte der direkte Konkurrent Soyaux-Angouleme überraschende bei Spitzenreiter Oyonnax, der bereits Spieler für die darauffolgenden Playoffs schonte, 100 Sekunden vor Abpfiff noch einen Defensiv-Bonus - dieser bedeutete aufgrund der schlechteren Punktedifferenz den Abstieg für Hilsenbecks Klub.

So kickte der Deutsche mit dem Schlusspfiff der Partie die vorerst letzten drei Punkte für Carcassonne in der zweiten französischen Liga. Wie es für ihn nun beim Klub aus der berühmten Festungsstadt weitergehen würde, war zu diesem Zeitpunkt unklar, jedoch hatte Hilsenbeck, wie er gegenüber TR erklärt, bereits ein Agreement mit seinem bisherigen Arbeitgeber und Kontakte in die USA.

Chris Hilsenbeck im Einsatz für die Adler gegen Uruguay im Jahr 2016

Hilsenbeck, der in der Nähe von Los Angeles geboren wurde, die US-Staatsbürgerschaft besitzt und erst mit einem Jahr nach Heidelberg zog, hatte es sich zum Ziel gesetzt, sich einen Namen in den USA zu machen - und nach einer New-York-Reise Anfang des Jahres schon Kontakte zu einer Agentur für Spielervermittlung geknüpft.

Der Hintergrund ist eine Regeländerung von World Rugby aus dem November 2021, laut der ein Spieler das Nationalteam wechseln kann, sofern er drei Jahre nicht für seine eigentliche Nationalmannschaft aufgelaufen ist und im Land der zweiten Mannschaft geboren wurde, oder alternativ Eltern oder Großeltern aus diesem Land hat.

Hilsenbeck will für die USA Eagles auflaufen und zur WM 2027

Dieses Kriterium erfüllt Hilsenbeck zu und so hat es sich der einstige Adler-Verbinder die USA Eagles zum Ziel gesetzt: „Man soll nicht alle seine Träume aussprechen, aber klar, der Traum wäre 2027 für die USA bei der WM in Australien zu spielen!“ Auf seine Zeit mit der deutschen Nationalmannschaft blickt er positiv zurück, sieht aber derzeit keine Perspektive für sich im Adler-Team.

„Ob ich jetzt ab und an ein oder zwei Spiele für die Nationalmannschaft spiele, eventuell Probleme mit dem Klub bekomme wegen der Abstellung - ich sehe da auch nicht den Mehrwert für das deutsche Team, das sich besser mit den Talenten in Deutschland weiterentwickeln sollte“, wie Hilsenbeck weiter erläutert.

Nach dem Abstieg direkt in die USA

Für Hilsenbeck blieb nach dem Abstieg mit Carcassonne wenig Zeit nachzudenken, denn er spielte schon drei Wochen später für Atlanta in der Major League Rugby beim Auswärtsspiel in Salt Lake City, Utah. „Es ging alles super schnell“, wie Hilsenbeck nun zurückblickend erklärt.

Hilsenbeck lief die letzten vier Spiele der Saison für Rugby Atlanta in der Major League Rugby auf, denn die US-Saison geht nur vom Januar bis in den Juli. Hilsenbeck erlebte nach über zehn Jahren in Frankreich in den nur sechs Wochen in den USA eine völlig andere Rugby-Kultur und sehr sehr offene Spiele. Denn die Liga wird von neuseeländischen Legionären geprägt und niemandem droht der Abstieg.

So entwickeln sich viele Spiele zum offenen Schlagabtausch, wie Hilsenbeck unterstreicht. Darüber hinaus betont er: „Ich war davon überrascht wie professionell die Mannschaften aufgestellt sind!“ Das Spielniveau sei durchaus mit Frankreichs zweiter Liga vergleichbar, auch wenn die physische Härte dort eine noch größere Rolle spiele.

In ungewohnten Farben beim Traditionsklub vom Atlantik

Unbekannter Anruf bedeutet erneute Wende

Hilsenbecks vier Spiele für Rugby Atlanta waren aber zunächst nur ein Vorgeschmack, im Januar darauf sollte es möglichst in der MLR weitergehen. Ein Anruf im Heidelberger Heimaturlaub beim abendlichen Grillen sorgte dann aber für die nächste Wendung. Eine unbekannte Nummer rief auf Hilsenbecks Handy an und zunächst ignorierte der gerade aus den USA zurückgekehrte Spielmacher.

Es stellte sich heraus, dass es die Nummer von Matthew Clarkin war, dem Sportdirektor von Biarritz. Hilsenbeck kannte Clarkin schon aus seiner Zeit in Frankreich und tatsächlich hatte der englische Ex-Bordeaux-Profi ein Angebot parat, was für Hilsenbeck zu gut war, um es auszuschlagen. Clarkin war gerade dabei das Biarritz-Team nach einem Umbruch neu aufzubauen.

Wieder blieb Hilsenbeck nicht viel Zeit zum überlegen und für einen „Rugby-Romantiker“ wie ihn, war die Wahl klar. So heuerte Hilsenbeck zunächst für ein Jahr bei Biarritz Olympique an und spielt, entgegen aller Erwartungen, auch in der kommenden Saison in der Pro D2.

„Ich habe ein gutes Gefühl bei Biarritz, mal sehen, wie die Saison läuft“, wie Hilsenbeck erklärt. Das Testspiel am vorigen Samstag in beim Top-14-Absteiger Brive gewann Hilsenbeck mit seinem neuen Team 25-19. Kommende Woche dann geht die Saison los und Biarritz zählt zu den Playoff-Kandidaten. Der Gegner im ersten Saisonspiel ist ausgerechnet Colomiers - Hilsenbecks erster Klub in Frankreich, für den er einst Heidelberg verließ.

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