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Drei Gründe, nach Neckarsulm zu fahren
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Geschrieben von Heinz Albers   
Montag, 13. Februar 2023

Heinz Albers von Rugby Neckarsulm erklärt euch, warum ihr am Samstag nach Neckarsulm kommen und die Adler gegen die Niederlande unterstützen solltet!

1) Die Nationalmannschaft

Mein erstes Spiel einer deutschen Nationalmannschaft sah ich ca 1966 in Hannover. Mit meinem ASV Köln (es gab damls in NRW nur zwei Vereine, den ASV und Hürth) spielten wir gegen Odin Hannover. Am Tag darauf gabe es ein Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Rumänien, in einem großen Stadion mit Tribüne und einigen Tausend Zuschauern. Das waren noch Zeiten! Die deutsche 15 verlor übrigens deutlich.

Damals war Hannover die deutsche Rugby-Hochburg, wo etwa ein Dutzend Vereine 'Rapki' spielten. Die Nationalmannschaft war überwiegend mit Hannoveranern besetzt, der Süden mit ein paar Heidelbergern vertreten, der Bundestrainer war Hannoveraner, der Präsident ebenfalls.

Die Dominanz Hannovers erlebte ich auch als Jugendtrainer der RGH; allerdings holte der Süden auf, indem man in Heidelberg und BW das Schulrugby einführte; Karl Lachat vom HRK, mein Konkurrent und Vorbild, war damals die treibende Kraft. So holte der  Süden qualitativ und quantitativ immer mehr auf.

In Hannover dagegen setzte man stark auf die Rugby-Unterstützung der englischen Garnisonen. Zudem kam es, wenn ein Verein schwächelte, regelmäßig zu einer Art Rugby-Kannibalismus, was zum Aus für etliche Hannoveraner Vereine führte. So brach mir auf einmal ein Hannoveraner Jugendspielpartner weg, wenn ich mich richtig erinnere, in Weiß spielend. Auch andere Vereine verschwanden, so Elite, oder wanderten aus der Bundesliga in niedrigere Ligen ab, hielten sich auch dort nur mit Spielgemeinschaften.

Im Süden brachte hingegen Bayern neuen Schub. Was Rugby-Bayern mit Mancraft ohne Capri-Sonne geleistet hat, verdient höchsten Respekt. Bayern dominiert die 2. Bundeliga Süd, ist mit dem MRFC jetzt auch in der 1. Bundesliga und stellt aktuell sogar zwei Nationalspieler. Gut, die Jungs kommen aus Frankfurt und Heidelberg - doch schon die Tatscache, dass Bayern solche Spieler binden kann, spricht für sie.

Die Nationalmannschaft in wilden Zeiten übergehe ich; das war nicht nachhaltig. Auch das Not-Team danach, als 'Helden' gefeiert, hielt nicht lange vor. Die jetzige Nationalmannschaft hingegen hat Zukunft, wird sich entwickeln, wird wachsen, qualititativ und quantitativ, in alle Himmelsrichtungen.

2) Der Trainer der Nationalmannschaft

Der Standort Neckarsulm verdankt Mark Kuhlmann sehr viel. Das Unterland ist eine zweite Heimat für ihn geworden, wenn es auch seiner ersten Heimat Hannover diesen Rang nicht streitig machen kann. Ich habe Mark in verschiedenen Phasen meines Rugby-Lebens kennen gelernt.

Die erste Begegnung war indirekt. Die Jugendmannschaften meines Heimatvereins, RG Heidelberg, spielten in den sechziger und siebziger Jahren öfters gegen den DRC Hannover, einmal standen wir uns sogar im U16-Endspiel in Heidelberg gegenüber. Betreuer beim DRC war damals Eddie Schmidt, mit dem ich mich sehr gut verstand, und der, wie ich später erfuhr, Marks Patenonkel war. Er scheint seinem Patenkind einiges Gute mitgegeben zu haben.

Die zweite Begegnung war direkt, aber distanziert. Das war bei einem Spiel der RGH gegen den DRC in Heidelberg - mein Verein verlor deutlich gegen die Grünen, die damals jahrelang das deutsche Rugby dominierten. Mark war ein Spielführer, der seine Mannschaft in sehr dominanter Weise pushte. Die Team-Sprache der Grünen war damals übrigens Englisch, wie später im multikulturellen Neckarsulm.

Dann ging Mark, wie ich, um der Liebe willen immer tiefer in den deutschen Süden, nach Heidelberg zum SC Neuenheim als Trainer, wo ich ihn, da meine Tochter beim SCN in der Frauenmannschaft spielte (zu meinem Vaterstolz sogar als Nationalspielerin), öfter als Trainer oder als Schlachtenbummler erlebte. Er war, schien mir, damals nicht mehr der absulute Sturm-und-Drang-Mensch. Da er damals schon in Heilbronn wohnte, nahm er zu jedem Training ein paar Heilbronner Spielerinnen mit, die damals beim SCN spielten.

Bei den Europameisterschaftsspielen der U18 in Heilbronn ca. 2006 sah ich Mark wieder; er unterhielt sich längere Zeit mit dem jungen Heilbronnner Leitungsteam.

Und auf einmal war Mark als Trainer der Neckarsulmer Rugby-Mannschaft im Gespräch, es kam zu ernsthaften Verhandlungen, bei denen Mark den doch sehr blauäugigen Unterländern handfest, aber wohlwollend, klar gemacht zu haben scheint, was sportlich und organisatorisch Sache ist. Jedenfalls: auf einmal war Mark unser Spielertrainer.

Mark war kein Rugby-Lehrer, wie ich. Er ging, wie der südafrikanische Trainer unserer zweiten Mannschaft, davon aus, dass man Rugby einfach kann, so dass ich in meinen späten Jahren noch das Vergnügen hatte, Neulingen die Rugby-Grundlagen beizubringen.

Mark führte als Spielertrainer die Neckarsulmer zum Sieg im Liga-Pokal 2014 in München gegen Stusta und 2016 in die 1. Bundesliga. Unser Abstieg gab Mark wieder die Möglichkeit zur Arbeit auf höherem Niveau. Er kommt aber, wenn immer es geht, bei Heimspielen vorbei, entspannt wie nie.

Mark hat als Spieler und Trainer Erfolge auf höchsten Ebenen gehabt. Für mich ist sein größter Erfolg aber seine Halbzeitansprache beim Spiel Frankfurt 80 gegen Neckarsulm am 4.11. 2017. Neckarsulm lag da nach desolatem Spiel zur Halbzeit 0 : 28 hinten. Ich hörte in der Halbzeit von Mark kein böses, lautes Wort. Die 1. Halbzeit sei vorbei, abhaken, zeigen, was wir können. Und Neckarsulm beendete die Aufholjagd mit einem 33 : 33, wobei man sogar noch den Offenivbonus bekam.

Marks Halbzeitansprache war für mich einer meiner größten Rugby-Events.

Kommt also massenhaft! Und hoffen wir, dass Mark in Neckarsulm keine Frankfurter Halbzeitansprache halten muss.

 

3) Der Standort im Unterland

Wir schreiben das Jahr 1975. Das ganze schwäbische Unterland ist von Fuß- und Handballern besetzt. Das ganze Unterland? Nein! Eine unbeugsame Schulmannschaft am THG Heilbronn spielt Rugby.

Damals wurde ein junger Familienvater, der das Rugbyspielen beim ASV Köln gelernt hatte, nach Heilbronn versetzt, von Heidelberg, wo er bei der RGH lange Jahre Spieler, Trainer und Jugendwart gewesen war. Und er nahm sein Rugby mit.

Der heutige Präsident von SUN-Rugby, Sven Neubert, war Spieler in dieser ersten Rugby-AG. Einmal, etwa 2002, spielte man sogar im Neckarsulmer Pichterich, auf einem Nebenplatz.

Aus dieser Schulmannschaft wurde 2006 ein Verein. Man wurde eine Abteilung bei der TSG Heilbronn und spielte zunächst in der Verbandsliga, deren Impresario der eben erwähnte Familienvater mit der rugbytoleranten Ehefrau war, dann in der Regionalliga, dann in der 3. Liga, kam dann schließlich unter Mark Kuhlmann in die 2. Bundesliga und sogar zwei heftige Jahre lang ins Oberhaus. Auch die Abteilungsleiter dieser Zeit, Max Englisch und Marcel Kapolla, waren Mitglieder der ehemaligen Schul-AG.

Im Jahre 2011 war man nach Neckarsulm gewechselt zur Sportunion Neckarsulm, wo man einen eigenen Platz auf dem Rossmarkt bekam, samt Flutlicht und einem Häuschen mit Duschen und Umkleiden.

Der junge Verein richtete etwa ab 2008 das Unterländer Sevens aus, zu dem hunderte Spielerinnen und Spieler und tausende Zuschauer zu kommen pflegen. Dieses Turnier war immer international beschickt, ebenso, wie sich im Verein Spieler aus vielen Nationen trafen. Etliche dieser Spieler, mit Deutschkurs und Job versehen, sind inzwischen im Unterland sesshaft geworden und haben Familie. Dutzende Kinder tummeln sich bei Heimspielen auf dem Platz, und der Verfasser dieses Artikels erwägt ernsthaft die Installation einer vereinseigenen Matsch-Anlage für die Kids.

Für die Qualität der Neckarsulmer Spieler spricht, dass etliche Neckarsulmer zu höherklassigen Vereinen wechselten. Aber das konnte der junge Verein immer durch eigene Jugend, Quereinsteiger und rugbyspielende Neubürger kompensieren.

Das Motto des SUN-Rugby könnte ein Wort Hannibals sein, als man ihm sagte, die Alpen seien unüberwindlich: "Einen Weg werde ich finden oder mir einen bahnen!".

Der Schlachtruf der Unterländer ist eher schäbisch bieder: "Weida! Weida! Weida!"

Kommt also massenhaft und unterstützt die tapferen Neckarsulmer Rugby-Gallier!

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Guillaume Rouet (ESP)   3

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Pedro Bettencourt Avila (POR)   8
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Javier de Juan (ESP)   1
Zurab Zhvania (GEO)   1

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