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Kampf der Zeitverschwendung: Regelanpassungen zum neuen Jahr
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 28. Dezember 2022

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Innerhalb von 30 Sekunden soll das Gedränge künftig stehen, sonst droht ein Freitritt. Foto (c) Seufert-Chang

Im Rugby soll es künftig weniger Zeitverschwendung geben, das hat sich World Rugby vorgenommen und dafür einige Regeln und Direktiven angepasst. Bei den Profis wird es eine Shot Clock geben. All dies wird bereits zum neuen Jahr Anwendung finden, weltweit. Die Botschaft ist klar: Rugby soll schneller werden!

Seit Jahren will man bei World Rugby dafür sorgen, dass unser Sport schneller und damit, so die Logik der Regelhüter, attraktiver wird. Nach mehreren Direktiven des Weltverbands an seine Schiedsrichter sollen nun Sanktionen dafür sorgen, dass der Ball künftig länger im Spiel ist.

Vor allem die Standardsituationen hat man als Ursache für längere Unterbrechungen ausgemacht. Sowohl bei Gasse und Gedränge, als auch bei Erhöhungen und Straftritten soll es nun zügiger voran gehen. Die Änderungen der Regeln treten ab dem 1.1.2023 in Kraft - in allen Wettbewerben weltweit, ohne dass es eine lokal begrenzte Testphase gibt.

Die Änderungen im Überblick:

  • Zeitbegrenzung bei Straftritten und Erhöhungen - bei den Profis in Form einer Shot Clock in den Stadien und bei den Übertragungen, die World Rugby jedoch nur empfehlen kann
  • 90 Sekunden, um die Erhöhungen zu kicken, nachdem ein Versuch erzielt wurde
  • 60 Sekunden, um einen Straftritt zu kicken
  • Bei einem neu angesetzten Gedränge müssen die Spieler nach 30 Sekunden bereit sein, sonst wird ein Freitritt gegeben
  • Die Gasse muss unverzüglich gebildet werden, bei Verzögerungen wird ein Freitritt gegeben
  • Wasserträger sollen nur nach einem erzielten Versuch das Spielfeld betreten dürfen
  • Jegliches Zeitspiel darüber hinaus wird mit einem Freitritt sanktioniert

Bei World Rugby hat man die Profi-Wettbewerbe der letzten Jahre statistisch unter die Lupe genommen und dabei erstaunliche Zahlen produziert. Unter anderem fand man dabei heraus, dass während der Herbst-Länderspiele im November vom Pfiff des Schiedsrichters zum Gedränge bis zum eigentlichen Einwurf über eine Minute verging - das bei im Schnitt elf Gedrängen pro Spiel.

Dazu ist der Unterschied bei der Nettospielzeit zwischen den europäischen Ligen teils enorm: Zwischen der Premiership und der Top 14 ist die Lücke am größten. Zuschauer in einem Premiership-Stadion in England sehen im Schnitt vier Minuten und 16 Sekunden mehr Rugby, während in der französischen Liga deutlich mehr Zeit „verschwendet“ wird.

Die Nettospielzeit der Topligen

Liga Nettospielzeit (Minuten:Sekunden)
Premiership 36:58
Top 14 32:43
URC 34:58
Europacup 34:18
Super Rugby Pacific 33:07

Ob und inwiefern beispielsweise die Shot Clock jedoch wirklich zu mehr Nettospielzeit führt, ist fraglich. In Frankreichs Top 14 gibt es diese schon seit 2018 und dennoch ist die französische Liga diejenige mit der kürzesten Nettospielzeit unter den Top-Wettbewerben in Europa.

Bereits bisher konnten Schiedsrichter nach eigenem Ermessen Zeitspiel sanktionieren. Mit der 90-Sekunden-Uhr hat dies in Frankreich des öfteren zu absurden Situationen geführt. Nach einem erzielten Versuch direkt unter den Stangen wartete der Kicker die 90 Sekunden genau ab, um das Leder durch die Stangen zu nageln.

Vielmehr ist das Thema Zeitspiel auch eine kulturelle und taktische Frage. Das Gedränge war einst in der Amateurspielzeit innerhalb von 15 Sekunden beendet und im Regelfall nur eine Methode, um das Spiel neu zu starten. Erst seit den späten 90ern wurde das Gedränge zeitkonsumierender. Gleichwohl stellt sich auch die Frage: Sind 40 Minuten netto mit Pick and Gos und vielen Kicks besser als 35 Minuten mit atemberaubendem Rugby und vielen Versuchen?

So oder so - in erster Linie werde es nunmehr auf die Schiedsrichter ankommen, die das Spiel beschleunigen sollen. Doch bereits bei der Anweisung Wasserträger nur noch nach Versuchen aufs Feld zu lassen, schränkt World Rugbys oberster Regelhüter Phil Davies ein: „Nur bei Spielen ohne Versuche sollen Wasserträger auch bei anderen Pausen aufs Feld dürfen“ - so Davies gegenüber der BBC.

Dazu wird es auch künftig Unterbrechungen geben müssen, wenn ein Erste-Reihe-Stürmer verletzt ist, oder dies vortäuscht und beispielsweise ein Gedränge ansteht. Grundsätzlich hat sich World Rugby aber auf die Seite derjenigen geschlagen, die ein schnelles Spiel mit vielen Versuchen einem sturm- und standard-lastigen Spiel vorzieht.

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