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TR-Review Six Nations: Feuerwerk zum Auftakt
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 7. Februar 2022

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Schottland jubelt, England trauert der verpassen Chance hinterher.

Was für ein Auftaktwochenende bei den Six Nations. Endlich wieder volle Ränge und trotz schwieriger Bedingungen bei allen drei Spielen gab es hervorragendes Rugby zu sehen. Die großen Gewinner des ersten Spieltags sind Schottland und Irland, während Titelverteidiger Wales in Dublin eine desolate Vorstellung ablieferte.

Schottland 20–17 England

England-Coach Eddie Jones hatte vor der Partie versucht den Schotten mit seinen Mental-Tricks eine Falle zu stellen. Ob sie denn überhaupt bereit seien, als Favorit in den Calcutta Cup zu gehen? Nach 80 Minuten Rugby im Chaos rund um Sturm Corrie, der Schottland mit orkanartigen Böen und Dauerregen heimsuchte, muss man klar sagen: Ja, Schottland war bereit.

Den Gastgebern ist es mit dem Heimsieg erstmals nach 38 Jahren gelungen, den Calcutta Cup zu verteidigen und zwei Siege gegen den großen Bruder in Folge einzufahren. Dabei war das Spiel witterungsbedingt nicht dermaßen spektakulär, wie im Vorjahr, hatte aber trotzdem großartige Spielsequenzen und noch mehr Spannung zu bieten.

Ausgerechnet ein Aussetzer von Englands Luke Cowan-Dickie sollte die Partie schlussendlich entscheiden. Doch zunächst sollte Schottland in Durchgang eins unter Beweis stellen, was das Team zuletzt so stark gemacht hat. Die englischen Angriffswellen prallten nacheinander an der starken schottischen Defensivwand ab. England kam nur über zwei Straftritte von Marcus Smith zu Punkten.

Sturm und Regen machten Schottland nichts aus

Schottland dagegen hatte einen brillanten Moment, der zum schönsten Versuch des Abends unter Flutlicht im mit knapp 70.000 Zuschauern ausverkauften Murrayfield führte. Verbinder Finn Russel machte das Spiel an der Mittellinie schnell, Schottlands Kapitän Stuart Hogg spritzte in eine Lücke zwischen zwei Verteidigern und bediente in dem Moment, wo beide ihn gemeinschaftlich zu Boden brachten, per Wunder-Offload Darcy Graham.

Ex-Siebener-Star Graham tanzte Englands Steward aus und schickte Ersatz-Neuner Ben White zum Versuch ins Malfeld. Schottlands Fans befanden sich in Ekstase und ihr Team führte mit 10-6 zur Pause. Doch diese Partie sollte in Durchgang zwei noch für reichlich Spannung sorgen, denn die Gäste aus dem Mutterland hatten ihre beste Phase direkt nach dem Pausentee.

England erzielte 11 Punkte in Folge, allesamt durch den Six-Nations-Debütanten Marcus Smith, der zwei Straftritte vom Tee versenkte und den einzigen Versuch der Gäste selbst legte. Nach einer längeren Druckphase hatte England den Angriff schnell auf die kurze Seite verlagert – Ben Youngs bediente Marcus Smith, der mit seinem Speed durch die Lücke ging.

17-10 für England und plötzlich wähnte sich der Vizeweltmeister auf der Siegerstraße. Schottland wollte sich dem Schicksal aber nicht einfach ergeben und kam noch mal. Verbinder Russel brachte das Team mit einem Cross-Kick bis in die 22 und ein weiterer Cross-Kick Richtung Eckfahne sorgte dann für den nächsten schottischen Versuch.

Dieser kam jedoch in Form eines Strafversuchs, denn kurz vor der Mallinie befanden sich Englands Hakler Cowan-Dickie und Schottland-Außen Graham im Luftduell. Cowan-Dickie hatte einen massiven Aussetzer und beförderte das Leder mit einem absichtlichen Vorwurf ins Aus – da Graham sonst wohl sicher einen Versuch erzielt hätte, war die Konsequenz klar: Strafversuch und Gelb für den Gast.

Schottland hatte nun die Oberhand und kam mit einem Straftritt nach Gedränge zur erneuten Führung, doch noch waren rund acht Minuten regulär zu spielen. Schottland verpasste die endgültige Entscheidung in Überzahl und musste am Ende noch einmal einen langen England-Angriff verteidigen und zwar bis in die 85. Minute.

Doch dies gelang und dementsprechend groß war der Jubel in Edinburgh. Sollte den Schotten kommende Woche in Cardiff gegen Titelverteidiger Wales gelingen, wäre das Team endgültig im Kreise der Turnierfavoriten angelangt. England hingegen muss in Rom einen Pflichtsieg holen, um noch weiter vom Triumph träumen zu können.

Irland 29-7 Wales

Ein dermaßen deutliches Ergebnis hätte wohl kaum jemand vor dem Auftaktspiel der Six Nations in Dublin erwartet. Wales war immerhin als Titelverteidiger in die irische Hauptstadt gereist, war aber über fast die gesamte Spieldauer mit den irischen Angriffen überfordert.

Immer wieder rissen die starken irischen Ballträger Lücken und Wales benötigte zahlreiche Verteidiger, um Furlong, Doris und Co. zu stoppen. Die Konsequenz: Außen war viel Platz und bereits nach gut zwei Minuten klingelte es das erste Mal im Wales-Malfeld. Sexton und Debütant Mack Hansen hatten den außen lauernden Bundee Aki freigespielt.

Bis zur Pause konnten die Gastgeber aber trotz klarer Überlegenheit nur drei weitere Pünktchen zu Ihrem Konto hinzufügen, 10:0 zum Pausentee. Im zweiten Durchgang zahlte sich der irische Sturmlauf dann aber endgültig aus. Erst endete eine irische Druckphase mit dem ersten Versuch von Außen Andrew Conway, der nach einem langen Pass noch viel Arbeit hatte, um das Leder auf der Linie zu platzieren.

Über weite Teile des Spiels war Irland unglaublich dominant

Dann dezimierte sich Wales selbst: Aushilfs-Innen Adams kassierte zurecht Gelb für einen unnötigen Bodycheck abseits des Balles und so bot sich den Iren noch mehr Platz. Nach einem weiten Pass von Gibson Park war es erneut Munster-Außen Conway, der zum Versuch ablegte. Nach 60 Minuten dann der Knockout-Punch: Nach einem Befreiungskick der Waliser setzte Irland zum Konter an, den Innen Ringrose nach einer schnellen Verlagerung zum Bonuspunkt-Versuch verwertete.

Wales war geschlagen und Irland drauf und dran, den fünften Versuch zu legen, doch dazu kam es nicht, im Gegenteil: Irland zeigte sich ein wenig zu spielfreudig und der sonst starke Zweite-Reihe-Stürmer Tadhg Beirne übertrieb es mit dem Offload-Spiel an der eigenen 22. Wales-Flanker Bashum antizipierte den Pass und konnte nach seinem Intercept ins Malfeld marschieren und ablegen.

Trotz dieser späten Ergebniskorrektur ließ Wales an diesem Samstag-Nachmittag so ziemlich alles vermissen. Während Irlands strukturiertes Angriffsspiel die Wales-Defensive sukzessive filetierte, hatte Wales kein Mittel, um Irland länger unter Druck zu setzen. Irland konnte so seine Titelambitionen untermauern, muss aber am Samstag nach Paris reisen und dort beim anderen großen Titelfavoriten antreten – es verspricht ein großartiges Duell zu werden und das bereits am zweiten Spieltag.

Frankreich 37-10 Italien

Im Vorjahr trafen diese beiden Teams ebenso am Auftaktwochenende in Rom aufeinander. Die Azzurri gingen daheim mit 10-50 unter und erzielten ihren Ehrenversuch erst 15 Minuten vor dem Ende. Da verwundert es kaum, dass so manch einer mit einer italienischen Blamage rechnete, jetzt, wo Frankreich daheim und mit noch mehr Rückenwind in das Turnier ging.

Doch das jüngste Team im Wettbewerb zeigte sich vor knapp 80.000 in Paris gegen den Topfavoriten alles andere, als ehrfürchtig. Im Gegenteil: Die Azzurri spielten eine großartige erste Hälfte und gingen durch den erst 19-jährigen Tommaso Menoncello mit dem ersten Versuch in Führung.

Frankreich hatte einen Ball in der eigenen Hälfte verloren. Nach zwei harten Sturmläufen über die Vorteilslinie platzierte der ebenfalls erst 21-jährige Verbinder Paolo Garbisi einen großartigen Kick Richtung Eckfahne, den Menoncello zum Versuch verwertete. Italien führte verdient und verteidigte in der Folge leidenschaftlich.

Doch ausgerechnet eine gestohlene Gasse wurde für die Azzurri zum Bumerang. Ruzza hatte einen Gasseeinwurf der Franzosen abgefangen und Neuner Varney wollte das Leder schnell nach Außen befördern, aber Frankreich-Flanker Jelonch roch den Pass und erzielte mit dem Intercept den ersten französischen Versuch.

Menoncello wurde zum jüngsten Try-Scorer der Azzurri jemals

Nach Straftritten auf beiden Seiten, schien es, also ob die Teams mit nur einem Zähler Abstand und 11:10 Punkten in die Pause gehen würden. 20 Sekunden bevor die Halbzeit zu Ende gewesen wäre, gaben die Italiener einen unnötigen Straftritt in Ballbesitz kurz vor dem eigenen Malfeld weg.

Frankreich wählte das Gedränge und konnte in der Nachspielzeit mit einem eingeplanten Spielzug Außen Gabin Villière den Weg ins Malfeld ebnen. Das sollte allerdings nur der erste Streich von Ex-Siebener-Star Villière sein. Kurz nach der Pause machte Frankreich-Achter Aldritt das Spiel schnell und bediente Villière per Offload – wie dieser dann Italiens Schluss Padovani vernaschte, war sehenswert!

In der Schlussphase konnte Frankreich das Ergebnis mit zwei weiteren Ergebnissen hochschrauben. Aus der eigenen Hälfte kombinierten sich Penaud und Moefana per Doppelpass über die kurze Seite zu einem tollen 60-Meter-Versuch. Dann war es Villière, der mit der letzten Aktion des Spiels seinen Hattrick perfekt machte.

Für Frankreich hieß es: Pflicht erfüllt, Bonuspunkt mitgenommen. Jedoch muss die XV de France gegen Irland am Samstag in Paris wohl mehr zeigen, um im Duell mit dem anderen Turnierfavoriten die Oberhand zu behalten. Italien wiederum kann zumindest aus der ersten Halbzeit viel Positives nehmen – einfacher wird es jedoch keineswegs. Kommendes Wochenende ist England zu Gast in Rom.

Die Tabelle nach Spieltag eins

Rang Team Spiele Siege Punkte Differenz
1. Frankreich 1 1 5 +27
2. Irland 1 1 5 +22
3. Schottland
1 1 4 +3
4. England 1 1 1 -3
5. Wales 1 1 0 -22
6. Italien 1 1 0 -27

 

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 7. Februar 2022 )
 
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Tabelle Six Nations 2014

   SP
Irland Irland58
England England58
Wales Wales56
Frankreich Frankreich56
Schottland Schottland52
Italien Italien50

Ergebnisse Six Nations 2014

Sa, 15. Mär 2014
18:00 Uhr
Frankreich
Frankreich
20:22 Irland
Irland
Spielbericht

15:45 Uhr
Wales
Wales
51:3 Schottland
Schottland
Spielbericht

13:30 Uhr
Italien
Italien
11:52 England
England
Spielbericht

Top Try Scorer Six Nations 2014

Michele Campagnaro (ITA)   2
Mike Brown (ENG)   2
Yoann Huget (FRA)   2
Luther Burrell (ENG)   2
Jamie Heaslip (IRE)   1

gesamte Tabelle

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