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TR-Vorschau Six Nations: Das Duell der Magier um den Calcutta Cup
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 3. Februar 2022

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Kann er die Konkurrenz auch bei den Six Nations in Grund und Boden spielen? Marcus Smith bei seinem England-Debüt letzten Sommer.

Die ovalen Festtage können beginnen. Am Samstag gehen die Six Nations 2022 endlich los. Das traditionsreichste aller Rugby-Turniere startet in Dublin, wo Titelverteidiger Wales vor dem ersten Härtetest steht. Samstag-Abend gibt es dann passend zur Prime Time das Duell der beiden aufregendsten Spielmacher im Welt-Rugby. Sonntag schließlich steigen Frankreich und Italien ins Geschehen ein.

Schottland - England

Samstag 5. Februar 17:45 Uhr, Murrayfield Edinburgh

Knapp 70.000 Zuschauer im ausverkauften Rugby-Tempel Murrayfield von Edinburgh, das älteste Duell im internationalen Rugby und dazu stehen sich mit Finn Russel und Marcus Smith die beiden aufregendsten Spielmacher im internationalen Rugby gegenüber. Kurz gesagt: Die Vorfreude auf das Spiel am Samstag-Abend ist sowohl in Schottland, als auch in England riesig.

Denn es dürfte ein Duell mit offenem Visier sein, in dem Schottland seit Jahren erstmals als leichter Favorit gilt. 2018 daheim und 2021 in Twickenham konnten die Bravehearts erstmals ihre langen Durststrecken gegen England beenden und scheinen aktuell die gefestigtere Mannschaft zu haben.

Immer wenn es gegen England geht, läuft Finn Russel zur Höchstform auf

In England ist die Freude darüber, dass Marcus Smith erstmals bei den Six Nations starten wird, riesig. Doch für den 22-jährigen Harlequins-Verbinder dürfte dieses Spiel gleichsam eine echte Nagelprobe werden. Sein sieben Jahre älterer Gegenüber Russel läuft zum 59. Mal für Schottland auf und ist mit allen Wassern gewaschen.

So faszinierend das Duell der beiden Kreativ-Bosse auch sein mag, bei England wähnt man sich vor allem im Sturm im Vorteil. Dort kann das Mutterland mit Ellis Genge, Luke Cowan-Dickie und Kyle Sinckler eine furchteinflössende erste Sturmreihe aufbieten, hinter der mit Maro Itoje, Tom Curry und Sam Simmonds weitere Hochkaräter warten.

Aber auch die Schotten können mit Sutherland, Fagerson, WP Nel und Pierre Schoeman ihre wohl besten vier Props in die Schlacht schicken. Generell gilt es für die Schotten bei den schweren Jungs zumindest Parität zu erzeugen, denn in der Hintermannschaft sieht man sich bei den Schotten im Vorteil.

Die Achse Ali Price auf Halb, Russel auf Verbinder, Kapitän Stuart Hogg auf Schluss, sowie der unglaubliche physische Duhan van der Merwe auf der kurzen Ecke verdient das Prädikat Weltklasse und dürfte die englische Defensive vor einige Probleme stellen. Denn in der Dreiviertelreihe sind neben Smith mit Freddie Steward, Max Malins und Joe Marchant noch drei weitere international relativ unerfahrene Akteure.

TotalRugby-Prognose: Wohl selten war die Vorfreude auf ein Calcutta-Cup-Spiel dermaßen groß. Seit 1871 spielen diese Rugby-Nationen um die berühmte Trophäe mit den silbernen Elefanten, einst im 19. Jahrhundert vom Calcutta RFC gespendet. Nach zwei Jahren der Pandemie wird das Murrayfield Stadion auch erstmals wieder bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Trotz sieben Grad und Regen wird es am Samstag-Abend auch darauf ankommen, einen kühlen Kopf zu bewahren und genau da könnte Schottland neben dem Heimvorteil am ehesten überlegen sein. Denn die Hintermannschaft der Schotten ist nicht nur großartig besetzt, sie verfügt auch über Strategen, die solche Duelle bereits erfolgreich absolviert haben. Deshalb sehen wir bei TR Schottland am Ende eines ganz engen Duells mit +4 vorne.

Wo kann man die Six Nations sehen? In diesem Jahr hat leider niemand die Übertragunsrechte für die Six Nations in Deutschland erworben. Deshalb können nicht alle Fans das Turnier legal verfolgen - jedoch überträgt France 2 alle Spiele mit französischem Kommentar. In vielen Kabelnetzen ist France 2 gratis zu empfangen. Sonst bleibt nur der Irish Pub um die Ecke, oder ein Stream der sich legal im Graubereich befindet.

Irland - Wales

Samstag 5. Februar 15:15 Uhr, Landsdowne Road Dublin

Im Auftaktspiel der Six Nations treffen die beiden keltischen Nachbarn aufeinander. Irland empfängt Titelverteidiger Wales. Doch obwohl der Gast als amtierender Six-Nations-Sieger anreist, geben momentan nicht viele Experten den Walisern eine Chance und das aus mehreren Gründen.

Zunächst wäre da die Form beider Teams im Herbst. Während sich die Waliser gegen die All Blacks daheim eine 16-54 Abreibung holte, konnte Irland zwei Wochen später mit 29-20 zum erst dritten Mal in seiner langen Rugby-Geschichte Neuseeland schlagen.

Dazu zeigten sich Irlands Top-Teams im Europacup zuletzt in bestechender Form - Munster, Leinster und Ulster sind allesamt in die K.O.-Phase des Champions Cup eingezogen, Leinster feierte gar mehrere Rekordsiege, während die walisischen Teams nicht einen einzigen Sieg feiern konnten.

Ganz abschreiben sollte man die Drachen aber dennoch nicht. Schon oft sprach viel gegen die Scharlachroten und dann lieferten sie dennoch pünktlich zum Six-Nations-Start ihre Leistung ab. Zumal mit Dan Biggar der erfahrene und souveräne Verbinder zum Ersatz-Kapitän ernannt wurde, während Alun Wyn Jones eine Schulterverletzung auskuriert.

Biggar sieht sich dem noch erfahreneren Johnny Sexton gegenüber, der seine Mannschaft ebenso als Kapitän aufs Feld führen wird. Doch Sexton spielt hinter einem Sturm, der wohl auf dem Papier der beste im Turnier ist: Furlong und Porter starten als Props und der unglaublich gefährlich Hakler Kelleher dürfte seine Bilanz von sechs Versuchen in 15 Irland-Spielen aufbessern wollen.

Dazu gesellen sich mit James Ryan, Caelan Doris und Jack Conan Weltklasse-Ballträger, die Irland verlässlich über die Vorteilslinie bringen dürften. Sexton dürfte also mit viel Platz agieren, über 80 Minuten in gewohnter Manier die Strippen ziehen und dabei seine Hintermannschaft um Garry Ringrose und Bundee Aki in Szene setzen.

Die walisischen Hoffnungen ruhen auf den jungen Schultern von Speester Louis Rees-Zammit

Das einzige größere Fragezeichen steht hinter Debütant Mack Hansen. Der gebürtige Australier mit irischer Mutter war erst im letzten Sommer nach Irland gewechselt und feiert nun direkt sein Debüt auf dermaßen großer Bühne. Er muss in der Defensive niemanden geringeres, als Louis Rees Zammit in Schach halten.

Der andere etatmäßige Außen der Waliser, Josh Adams, muss derweil auf der 13er-Position aushelfen, nachdem er zuletzt als Winger einer der verlässlichen Versuche-Lieferanten der Waliser war. Neben ihm läuft Nick Tompkins als Zwölfer auf - für diese Innenpaarung wird es das erste Spiel in dieser Konstellation sein.

TotalRugby-Prognose: Den Fehler Wales bei den Six Nations zu unterschätzen, will man in Irland keineswegs machen, wie Trainer Andy Farrell betont. Jedoch wissen auch die Iren um ihre Stärke und die Erwartungshaltung der eigenen Fans, die Irland als einen Favoriten auf den Titel sehen. Das Team ist eingespielt und hat auf den wichtigen Positionen erfahrene Weltklassespieler. Wales wird erbitterten Widerstand leisten, allen voran Verbinder Dan Biggar, der sowohl in Defensive, als auch in der Offensive mit einem an Besessenheit grenzenden Siegeswillen an die Aufgabe herangehen wird. Doch am Ende sehen wir Irland daheim mit +11 Zählern vorne.

Frankreich - Italien

Sonntag 6. Februar 16:00 Uhr, Stade de France Paris

Nun müssen Sie liefern, die jungen wilden Franzosen. Denn zwei Jahre nachdem Trainer Fabien Galthié im Anschluss an die WM den radikalen Schnitt wagte und das Frankreich-Team radikal verjüngerte, geht die XV de France erstmals als Turnierfavorit in die Six Nations.

Nicht mehr Frankreich ist im Schnitt das jüngste Team im Turnier, sondern der Auftaktgegner Italien. Die Azzurri haben unter Neu-Trainer Kieran Crowley ebenso einen radikalen Schnitt vollzogen und wollen bis zur WM mehr und mehr Spieler aus ihren erfolgreichen Nachwuchsmannschaften integrieren.

Im Vorjahr hatten die jungen U20-Azzurri gegen Frankreich nur mit 2 Zählern verloren und konnten in Schottland einen 43-3 Kantersieg feiern. In Italien führt man die Jugend-Renaissance auf den einstigen Coach Conor O’Shea zurück, der das gesamte italienische Nachwuchs-System umstellte.

Im Herren-Bereich haben die Azzurri aber noch viel Arbeit vor sich, auch wenn der erst 21-jährige Verbinder Paolo Garbisi mehr und mehr in die Rolle des Dirigenten auf der Zehn wächst. Immerhin ging dasselbe Duell im Vorjahr in Rom 10-50 verloren – ein dermaßen hohes Ergebnis wird das Team von Neu-Kapitän Michele Lamaro um jeden Preis vermeiden.

Wenn Frankreich dermaßen druckvoll agiert, wie gegen Neuseeland, dürfte Italien einen schweren Nachmittag in Paris erleben

Der 23-jährige Benneton-Flanker ist der wohl beste Dritte-Reihe-Stürmer der Azzurri seit Sergio Parisse, jedoch sieht er sich einer Übermacht von les Bleus im Sturm gegenüber, sowie einem gewissen Gregory Aldritt. Doch der Sturm ist bei weitem nicht das einzige Pfund, mit dem les Bleus wuchern können.

Die Spielmacher-Achse Dupont und Ntamack ist nach überstandener Corona-Infektion des Weltspielers 2021 wieder komplett. Bei den Franzosen dürfte niemand gewillt sein, Kompromisse einzugehen, nachdem 2020 ein einziger Bonuspunkt dem Team den ersten Six-Nations-Titel seit 2010 gekostet hat.

Dieses Jahr muss das Jahr der Franzosen werden. Gegen die Mitfavoriten Irland und England geht es daheim, dazu ist das Team von größeren Verletzungen verschont geblieben, mit der namhaften Ausnahme Charles Ollivon. So wollte Trainer Galthié nichts dem Zufall überlassen und erdachte sich ein ganz besonderes Vorbereitungsprogramm.

Das Team trainierte eine Woche lang auf dem Stützpunkt der legendären Fremdenlegion, inklusive Unterbringung in der spartanischen Mannschaftsunterkunft und Morgenappell mit der Trompete vor Sonnenaufgang. Diese mentale Härte soll dem Team helfen, das Potenzial wie gegen die All Blacks im November aufs Feld zu bekommen.

TotalRugby-Prognose: Der letzte Sieg der Azzurri über les Bleus liegt neun Jahre zurück und niemand glaubt ernsthaft daran, dass sich das am Sonntag ändern wird. Frankreich geht mit der Ambition kommendes Jahr Weltmeister zu werden in diesen Wettbewerb, während Italien rechtfertigen will, überhaupt Teil der Six Nations zu sein. Frankreich dürfte mit den Italienern wenig Probleme haben, zu überlegen ist das Team im Sturm, zu gut die Spielmacher-Achse, sowie die Finisher um Penaud und Villière. Frankreich gewinnt mit +35 Zählern.

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 4. Februar 2022 )
 
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Tabelle Six Nations 2014

   SP
Irland Irland58
England England58
Wales Wales56
Frankreich Frankreich56
Schottland Schottland52
Italien Italien50

Ergebnisse Six Nations 2014

Sa, 15. Mär 2014
18:00 Uhr
Frankreich
Frankreich
20:22 Irland
Irland
Spielbericht

15:45 Uhr
Wales
Wales
51:3 Schottland
Schottland
Spielbericht

13:30 Uhr
Italien
Italien
11:52 England
England
Spielbericht

Top Try Scorer Six Nations 2014

Michele Campagnaro (ITA)   2
Mike Brown (ENG)   2
Yoann Huget (FRA)   2
Luther Burrell (ENG)   2
Jamie Heaslip (IRE)   1

gesamte Tabelle

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