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Fünf TR-Thesen zum internationalen Rugby-Wochenende
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 9. November 2021

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Frankreich hat eine goldene Generation um Romain Ntamack hervorgebracht, nun soll diese endlich den ersten WM-Titel für les Bleus holen.

Alle Top Ten Teams im Welt-Rugby waren am Wochenende im Einsatz und es gab einige packende Duell vor vollen Rängen zu sehen. Das internationale Rugby ist endlich zurück, genau zwei Jahre vor der nächsten WM. Wir haben für euch das internationale Geschehen in praktischer Thesenform zusammengefasst.

Frankreich hat eine goldene Generation hervorgebracht, nun muss diese abliefern

Antoine Dupont (24), Romain Ntamack (22), Mathieu Jalibert (23), Cameron Wiki (23), Grégory Aldritt (24) und Demba Bamba (23) dürften bereits heute so ziemlich jedem Rugby-Fan mittlerweile ein Begriff sein. Frankreich hatte nach der WM 2019 gnadenlos alte Zöpfe abgeschnitten, altgediente Stars aussortiert und auf die Jugend gesetzt - immerhin hatte die U20 die WM 2018 sowie 2019 gewonnen und dazu haben les Bleus eine Heim-WM vor der Brust.

Diese Entscheidung von Coach Fabien Galthié und seinem Team zahlt sich mehr und mehr aus - schon jetzt hat das Frankreich-Team eine beneidenswerte Tiefe auf vielen Positionen, obwohl mit Brice Dulin, Bernard le Roux und Romain Taofifénua im erweiterten 42er-Kader für die Autumn Internationals lediglich drei Ü30-Spieler sind. Frankreich produziert derweil weiter munter großartige Spieler, die aus dem Nichts ihre Leistung auf dem internationalen Parkett bringen.

Melvyn Jaminet ist der nächste Name, den man sich bei den Franzosen merken sollte. Der 22-jährige Perpignan-Schluss spielte Samstag-Abend sein erstes Spiel im Stade de France gegen Argentinien und auch wenn die Franzosen mit 29-20 Sieg nicht gänzlich zufrieden sein können, Jaminets Debüt auf der Fullback-Position war ein voller Erfolg.

Gegen Argentinien zeigte Frankreich Spielstärke, aber auch Defensiv-Schwächen

Der noch blutjunge Schluss spielte nicht nur nahezu fehlerfrei und verwandelte fünf von sechs Kicks. Jaminet brachte sich auch immer wieder ins Offensivspiel von les Bleus ein. Ebenso debütierte Thibaud Flament (24), ein 2,03-Meter-Brocken mit 120 kg Körpergewicht und guten Händen. Er krönte seinen ersten Einsatz mit einem beeindruckenden Versuch, bei dem er mehrere Tackles brach und sich den Weg über die Linie bahnte.

Das Ziel der Franzosen war von Anfang an die WM 2023. Man wollte das Land begeistern und mit der aktuellen Jugendoffensive und dem Hurra-Stil könnte es diesem Team durchaus gelingen. Nach drei Endspielteilnahmen (1987, 1999, 2011) beim Rugby World Cup soll endlich der Titel her. In knapp zwei Jahren fällt im Stade de France am 28.10.2023 die WM-Entscheidung und sollten die jungen Wilden tatsächlich den Titel holen, wäre es ein Rugby-Märchen für die Ewigkeit.

Wales kann noch immer mit den besten Teams mithalten, braucht aber frisches Blut

Genau andersherum ist die Entwicklung bei den Walisern, die sich am Wochenende eine großartige Schlacht mit dem Weltmeister Südafrika leisteten und dabei lange wie der Sieger aussahen. Jedoch ist die Perspektive des Teams trotz einiger vielversprechender Youngster wie Louis Rees-Zammit weitaus weniger rosig.

Zahlreiche Schlüsselspieler wie Alun Wyn Jones (36), Gedrängehalb Gareth Davies (31), Schluss Liam Williams (30), Leigh Halfpenny (32) sind jenseits der 30. Gleiches gilt für alle drei Verbinder im erweiterten Kader: Hinter Dan Biggar (32), Rhys Priestland (34) und Gareth Anscombe (30) kommt bei Wales erstmal lange nichts.

Dazu ist die Tiefe im Kader generell ein Problem. Gegen Südafrika waren die Premiership-Profis der Waliser wieder dabei und schon war Wales gegen den amtierenden Weltmeister wettbewerbsfähig. In der Woche zuvor spielte Wales außerhalb des Länderspielfensters gegen Neuseeland und kassierte ohne seine Auslands-Profis eine deftige Schlappe.

Über die Jahre hat sich Wales schon des öfteren neu erfunden. Dies wird auch spätestens nach der WM 2023 von Nöten sein, vielleicht zum Teil bereits vorher. Dass die Ospreys in der nun United Rugby Championship genannten ehemaligen Pro 14 besser dastehen, könnte ein gutes Zeichen sein.

World Rugby muss noch mehr tun, um kleinere Teams wettbewerbsfähig zu machen

2015 waren es exakt dieselben 20 Teams, die sich für die WM qualifiziert haben, wie bei der darauffolgenden WM 2019. Dazu gelten maximal eine Hand voll Teams als richtige Titelkandidaten. Das spricht nicht unbedingt für Spannung im internationalen Rugby - das zu ändern, hat sich World Rugby selbst zum Ziel gesetzt.

Bisher leider nur mit mäßigem Erfolg, auch wenn der Weltverband immer wieder Versuche unternimmt, Teams aus der zweiten und dritten Reihe Spielpraxis zu verschaffen. So empfing das spanische Nationalteam am Wochenende Fidschi in Madrid und legte dabei zunächst mit 10:0 vor. Doch die Fidschianer, die mit Josua Tuisova einen der besten Spieler der Welt von der Bank bringen konnten, schlugen gnadenlos zurück und gewannen mit 43:10.

In Lissabon konnten die Portugiesen derweil überraschend gegen Kanada mit 20-17 gewinnen. Das spricht einerseits für die Stärke der Portugiesen, die erst 2019 mit einem ganz knappen Sieg über Deutschland in Frankfurt Teil der Rugby Europe Championship wurden, jedoch auch für die Schwäche der Kanadier.

Deren Scheitern in der WM-Quali gegen Chile (TR berichtete), stellte bereits sicher, dass es diesmal nicht wieder dieselben 20 Teams bei der WM sind. Jedoch steht noch viel Arbeit vor World Rugby, um die Lücke zwischen den Top-Teams und der zweiten und dritten Reihe zu verkleinern. Tonga holte sich am Samstag in Twickenham die zweite deftige Niederlage in Folge ab.

Dabei hat die kleine Inselnation durchaus das Potenzial, um mit den ganz großen Teams mitzuhalten, wie man bei der WM 2019 sehen konnte. Da scheiterte Tonga nur hauchdünn mit 21-23 an Frankreich. Aktuell kann das Team aber auch aufgrund der Coronalage lediglich auf einen Teil seiner Spieler zurückgreifen.

So geht es vielen kleineren Nationalteams, die Probleme haben, ihre Topspieler von deren Klubs loszueisen. Doch das wird sich solange nicht ändern, bis es einen globalen Kalender gibt, ohne Überschneidungen zwischen Vereins-Rugby und den Länderspielen. Doch das scheint nach mehreren gescheiterten Versuchen Zukunftsmusik zu sein.

 

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