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Corona und Rugby: Auch 2021 wird Rugby durch die Pandemie bestimmt
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 7. Januar 2021

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Die Lions-Touren (hier 2013 in Australien) sind abgesehen von World Cups die größten Highlights - die diesjährige ist wegen COVID in aktuer Gefahr.

Das Ende des Jahres 2020 wurde nicht nur in Deutschland herbeigesehnt. Doch mit dem Ende des Seuchenjahres endet die Pandemie freilich nicht mit einem Schlag, auch wenn durch mehrere zugelassene Impfstoffe zumindest ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Wir blicken auf die kommenden Monate und inwiefern das Coronavirus das ovale Geschehen weiterhin beeinflusst - international wie national, von der Lions-Tour bis zum Bundesliga-Start.

Ein langer dunkler Winter mit vielen Spielausfällen steht uns noch bevor

„Jubelverbot in der Rugby-Premiership“ lauteten gestern die Schlagzeilen in der englischen Sportpresse. Was wie ein verfrühter Aprilscherz klingt, ist in Wirklichkeit der verzweifelte Versuch der Vereinsverantwortlichen im Mutterland die restliche Saison zu retten. Als im August und September die Infektionszahlen in Großbritannien zwischen 600 und 3.000 Neuinfektionen pro Tag lagen, wurden damals die Forderungen immer lauter, endlich wieder Zuschauer in den Stadien zuzulassen - sonst, so mehrere Vereinsbosse, werde es ein massenhaftes Vereinssterben in Englands Eliteliga geben.

Heute klammert man sich, während die Infektionen in Großbritannien derweil auf über 60.000 Fälle pro Tag hochgeschossen sind, an die Geisterspiele, um zumindest die TV-Gelder als letzte Einnahmequelle zu sichern. Nachdem in den letzten zwei Wochen zusammengenommen fünf Premiership-Partien Corona-bedingt ausgefallen waren, werden nunmehr Stimmen lauter, die eine Spielpause fordern.

Doch angesichts eines enggestrickten Spielplans und dementsprechend wenig Raum für Verschiebungen, sowie der dramatischen Abhängigkeit der Klubs von den TV-Geldern, wehren sich Verantwortliche wie Northamptons Director of Rugby Chris Boyd gegen eine Pause. Dabei könnten gerade seine Saints von einer Pause profitieren, nach einem Seuchen-Saisonstart und dem letzten Platz in der Premiership.

Jubelverbot gegen Corona

So hat man sich in Englands oberster Rugby-Spielklasse lediglich auf ein paar halbherzige Verhaltensregeln verständigen können. Darunter das besagte Jubelverbot, das Verbot von Eisbädern, sowie die Limitierung der Nutzung von Umkleidekabinen. „Die Gesundheit und Sicherheit der Spieler, Verantwortlichen und Unparteiischen ist die größte Priorität“ so der Sprecher der Premiership.

Ob sich durch diese Maßnahmen wirklich potenzielle Infektionen reduzieren lassen, dürfte mehr als fraglich sein. Vielmehr will man den politischen Verantwortlichen und der Öffentlichkeit signalisieren: Wir tun was, kein Grund die Show zu unterbrechen.

Derweil droht nun sogar noch der Abbruch der Europapokal-Saison. Nach mehreren Absagen beim Auftakt im Dezember drohen die französischen Klubs mit einem Boykott. Der Grund: Während in Frankreich wie in der Top 14 72 Stunden vor dem Spiel getestet wird, haben Englands Klubs ihren Test-Rhytmus am Montag vor einer Partie beibehalten - ein Treffen am gestrigen Tag mit Vertretern aller Ligen blieb ohne Ergebnis.

Die Six Nations sollen wie geplant stattfinden - ohne Zuschauer

Bereits in etwas mehr als vier Wochen starten die diesjährigen Six Nations. Während vor einigen Monaten noch darüber spekuliert wurde, ob das Turnier verschoben werden soll, damit nach einer Verbesserung der pandemischen Situation Zuschauer in die Stadien gelassen werden können, ist nun davon keine Rede mehr. Englands Verband RFU bestätigte gestern, dass man die Situation weiter beobachte, Stand heute aber mit einem pünktlichen Start am 6. Februar ausgehe.

Selbstverständlich dürfte dies dann ohne Fans geschehen. Gerade die Six Nations, das Sportturnier weltweit mit dem allerhöchsten Zuschauerschnitt, lebt von seinen Fans. Ein verregnetes und kicklastiges Spiel im eiskalten Murrayfield im Februar wird erst durch die 70.000 schottischen Fans, die ihre Helden anfeuern, zu einem Erlebnis.

Die Lions-Tour im Sommer ist in Gefahr - Lions daheim als Alternative?

Das absolute Highlight des Rugby-Jahres 2021 sollte eigentlich die Lions-Tour in diesem Sommer sein. Die besten Spieler der Home Nations im Team, das nur alle vier Jahre zusammenkommt, gegen den amtierenden Weltmeister. Die letzte Tour ans Kap der guten Hoffnung 2009 war wegen ihrer Spannung eine Tour für die Ewigkeit - entsprechend hoch ist die Antizipation dieses Mal (TR berichtete).

Bekanntermaßen wird Südafrika aktuell von einer dramatischen erneuten Corona-Welle überzogen. Eine mutierte Version es Virus sorgt dort für die höchsten Infektionszahlen im gesamten bisherigen Pandemie-Verlauf, obwohl sich Südafrika gerade im Hochsommer befindet. Abhilfe durch Impfungen ist nicht in Sicht - noch hat das Land keine Deals mit den Impfstoff-Herstellern abgeschlossen und außerdem befürchten Experten, dass die Impfstoffe gegen den südafrikanische Strang weniger wirksam sein könnten.

Living with the Lions 2009: Die Dokumentation über die letzte Tour der Lions nach Südafrika

Deshalb sieht es mittlerweile düster aus in Sachen Lions-Tour im Juli. Der Verband SARU hat bereits signalisiert, dass sich eine Tour ohne Fans für ihn finanziell nicht rechnen würde. Deshalb wird derzeit zwischen dem Lions-Management und SARU verhandelt, ob man die Tour nicht entgegen der Tradition in Europa austragen könnte. Die British and Irish Lions in Cardiff, Dublin, Edinburgh und London - es wäre ein fast beispielloser Vorgang.

Zuletzt hatten die Lions 1986 in Cardiff gegen eine Weltauswahl gespielt. Eine richtige Tour auf heimischem Boden hat es noch nie gegeben. Bis zum Sommer erhofft man sich bei den Organisatoren angesichts bis dahin hoffentlich hoher Immunisierungsraten bei der Bevölkerung die Möglichkeit, Zuschauer in den Stadien zu haben. Der Reiz der Spiele wäre keineswegs geringer, der große Verlierer wären Südafrikas Fans, die ihre Weltmeister seit dem WM-Sieg noch nicht auf heimischen Boden gesehen haben.

Situation in Deutschland - Bundesliga-Start wohl erst im Herbst, Länderspiele schon früher

In Deutschland ist ein regulärer Saisonstart noch immer in weiter Ferne, könnte aber im Herbst 2021 endlich Realität werden. In den kommenden Wochen wird der Rugby-Bundesligaausschuss mit den Vereinsspitzen der Klubs konsultieren, um das weitere Vorgehen konsensbasiert zu klären. Das hatte RBA-Boss Christopher Molzahn im Dezember gegenüber TR erklärt (TR berichtete). Das wahrscheinlichste Szenario: Ein erneuter regionaler Spielbetrieb und dann im September ein echter Bundesligastart. Schon deutlich vorher dürften unsere schwarzen Adler wieder das Feld betreten. Nationalcoach Mark Kuhlmann rechnet bereits in diesem Frühjahr mit dem Neustart der Rugby Europe Trophy (TR berichtete).

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