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TR-Update international: Crusaders-Skandal in NZ, Rugby-Legenden mit Botschaften für Ältere
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 7. April 2020

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Eine Reihe von Crusaders-Profis, darunter zwei All-Blacks-Stars, sorgten in Neuseeland für einen Skandal durch ihre Missachtung der Corona-Regeln. Foto (c) Perlich

Wenn ein dem Anschein nach kleiner Rugby-Skandal selbst die Regierungschefin beschäftigt ist klar - dies sind keine normale Zeiten, selbst in Neuseeland nicht, weit entfernt von den Corona-Epizentren. Besser machen es zahlreiche europäische Rugby-Legenden, die in schweren Tagen ihren Beitrag leisten wollen, um Fans durch schwierige Zeiten zu bekommen. In Australien wird derweil damit gerechnet, dass angeschlagene Vereine oder gar ganze Ligen zum Übernahme-Kandidaten für amerikanische Spekulanten werden können.

Ein vermeintlich lockeres Training in einem öffentlichen Park wird zum landesweiten Skandal in Neuseeland. Am gestrigen Montag hatten Passanten im Malvern Park von Christchurch fünf junge Männer beim lockeren Rugby-Training gesehen und gefilmt - die Gruppe hielt sich offensichtlich nicht an die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote, passte einen Rugby-Ball in lockerer Atmosphäre hin und her.

Da es sich nicht um irgendeine Gruppe junger Rugby-Spieler handelte, sondern um eine Reihe Crusaders-Profis um den All-Blacks-Spielmacher Richie Mo’unga, wurde dieser Vorfall schnell zum die Schlagzeilen dominierenden Thema in Neuseeland.

Denn die Crusaders aus der Südinsel-Metropole Christchurch sind keine x-beliebige Vereinsmannschaft, sie sind All-Blacks-Schmiede schlechthin und Neuseelands erfolgreichstes Team. In 25 Jahren Super-Rugby-Geschichte konnte das Team, das so legendäre Spieler wie Richie McCaw und Dan Carter hervorgebracht hat, ganze zehn Titel gegen die Konkurrenz aus Australien, Südafrika sowie die lokalen Rivalen einheimsen. Kein Wunder, dass dieser Skandal schnell zu einem Politikum wurde.

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sah sich gar genötigt, sich zu dem Vorfall zu äußern und betonte, dass die Crusaders-Spieler ihrer Vorbildrolle nicht gerecht geworden seien. Mark Robinson, der Vorsitzende des neuseeländischen Verbands NZRU, nannte den Vorfall „inakzeptabel - was aber wenig verwundern sollte, bemüht sich die NZRU doch gerade um Staatshilfe in Millionenhöhe, um wirtschaftlich schwierige Zeiten zu überbrücken.

Die offizielle Entschuldigung seitens des Teams

Beim Team selbst versucht man sich derweil in Schadensbegrenzung und lässt auf der offiziellen Webseite verkünden, dass die Spieler sich nicht zum Training verabredet hätten, sondern lediglich zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort gewesen seien - so auch die Version der involvierten Spieler. Schließlich hätten doch alle fünf nur wenige Gehminuten von besagtem Malvern Park ihr Zuhause. Für das Image des Top-Teams sicherlich kein Gewinn - man stelle sich nur die öffentliche Reaktion hierzulande vor, wenn einige Spieler des FC Bayern sich dieser Tage zum lockeren Kicken im englischen Garten Münchens treffen würden.

England-Legende Will Carling startet Social-Media-Aktion für isolierte Ältere

Eine deutlich besser Figur macht dieser Tage England-Legende Will Carling. Der ehemalige England-Innen, der das Mutterland Ende der 1980er- bis Ende der 1990er-Jahre ganze 59 Mal als Kapitän aufs Feld führte, startete am Wochenende eine großartige Aktion auf Twitter. Im Wissen, dass gerade Ältere mit der wochenlangen Corona-bedingten Isolation zu kämpfen haben, fing er an für Fans Support-Botschaften aufzunehmen.

So können sich Twitter-User Grußbotschaften für ihre Eltern oder Großeltern, bzw. für isolierte Freunde wünschen und Carling nimmt diese dann auf. Dabei beließ es der zum Ritter geschlagenen Ex-England-Star nicht nur bei dutzenden selbst aufgenommen Botschaften - er sorgte auch dafür, dass zahlreiche aktuelle und ehemalige Stars sich der Aktion anschlossen. Darunter so bekannte Namen wie Maro Itoje, George North, Gavin Hastings, Owen Farrell, Jonathan Davies, Gareth Edwards und Ellis Genge.

Corona und die wirtschaftlichen Folgen Down Under

In Australien wird derweil weiter kräftig über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise spekuliert. Nachdem der australische Verband 75% seiner Angestellten in den Zwangsurlaub schickte, Rekord-Verluste erwartet und die Lage auch im Australian Football und Rugby League äußerst düster aussieht, spekuliert der Sydney Morning Herald nun über mögliche Übernahmen von Teams oder gar ganzer Ligen durch amerikanische Investoren.

Aktuell seien auf dem Markt absolute Schnäppchenpreis für professionelle Sport-Teams zu erzielen, wie die Qualitätszeitung aus Australiens Millionen-Metropole von einem auf Sport-Deals spezialisierten Investment-Banker erfahren hat. Dabei könnten demnächst sowohl gewinnorientierte Spekulanten, als auch leidenschaftliche Sport-Fans, denen millionenschwere Verluste nichts ausmachen würden, auf den Markt treten. Rugby, Rugby League, AFL und Fußball seien allesamt betroffen. Welche Folgen dies für besagte Übernahme-Kandidaten haben könnte, ist derzeit noch überhaupt nicht abzusehen.

In Neuseeland wird parallel über eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs in einigen Monaten diskutiert. Die unterklassige Heartland Championship wurde zwar bereits wie auch der gesamte Ligabetrieb abgesagt. Den Mitre Ten Cup der besten Provinz-Teams des Landes, will man aber in Neuseeland auf jeden Fall retten. Ab August würden die 14 besten regionalen Auswahlteams gegeneinander antreten - auch Deutschlands Super-Talent Anton Segner soll in diesem Jahr erstmals für den Titelverteidiger Tasman Makos auflaufen.

Sollte die Rugby Championship aufgrund des aktuell extrem eingeschränkten internationalen Reiseverkehrs abgesagt werden müssen, könnten auch erstmals seit Jahren wieder alle All-Blacks-Stars in Neuseelands wichtigstem Wettbewerb aus den Zeiten vor Super Rugby teilnehmen. Neuseeland ist weiterhin eines der am wenigsten von der Corona-Pandemie betroffenen westlichen Länder - eine Lockerung der Ausgangsbeschränkung könnte deshalb eventuell schneller erfolgen.

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Kommentare (1)add comment

Ferdiand Bauer said:

4259
kurze Ergänzung:
es heißt immer noch Tasman Mako (ohne "s")
April 08, 2020

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busy
Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 7. April 2020 )
 
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