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Die französische Renaissance
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 27. Januar 2020

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Frankreichs neuer Kapitän Charles Ollivon ist, wie fast der gesamte Kader, relativ unerfahren - dennoch setzen die Frankreich-Fans die Hoffnungen in dieses junge Team.

Sonntag Nachmittag starten les Bleus in das diesjährige Six-Nations-Turnier, daheim im bereits seit Wochen ausverkauften Stade de France gegen Vizeweltmeister England. Ein echter Härtetest für eine XV de France, die in völlig neuem Gewand daherkommt. Knapp 20 Neulinge im Kader, der im Schnitt der jüngste im Wettbewerb ist, berufen von einem neuen Coach und angeführt von einem neuen Kapitän - eine wahrhafte französische Renaissance, die vor allem auf das Jahr 2023 abzielt. Doch was ist bereits in diesem Jahr von den jungen Wilden zu erwarten?

Jugendoffensive mit Blick auf 2023

Der Blick des französischen Trainerteams liegt in diesem Frühjahr nur bedingt auf den Six Nations und einem eventuellen Titelgewinn am letzten Spieltag Mitte März, trotz Jahren der Mittelmäßigkeit und zunehmend frustrierten Fans. Denn seit November 2017 steht fest: Die Grande Nation wird 2023 nach Japan der nächste Ausrichter des Rugby World Cups sein - ein Heimerfolg wäre eine riesige Chance für den ovalen Ballsport im Land, in dem der große Konkurrent Fußball mit dem FIFA-WM-Titel 2018 zuletzt Boden gutgemacht hat. Deshalb hat Trainer Fabien Galthié, der das Zepter als Coach der XV de France nach der WM von Jacques Brunels übernommen hat, das Team radikal verjüngt.

Gleich 19 Debütanten befinden sich im 42 Mann starken vorläufigen Kader, darunter mit dem 1989 geborenen Zweite-Reihe-Stürmer Bernard Le Roux lediglich ein Spieler, der bereits über dreißig ist. Le Roux und Prop Jefferson Poirot sind auch die einzigen beiden Stürmer im Kader, die bereits mehr als 30 Länderspiele absolviert haben. Für altgediente Leistungsträger wie Yoann Huget, Maxime Médard, Wesley Fofana, oder Louis Picamoles ist dagegen kein Platz mehr im Kader. „Wir haben eine duale Vision, da wir auf die WM 2023 blicken, aber auch auf das erste Spiel gegen England“, so Frankreich-Trainer Galthié bei der Auftakt-Pressekonferenz der Six Nations.

Galthié ist auch deshalb in der Lage, den mit einem Durchschnittsalter von knapp 24 Jahren jüngsten Kader des Wettbewerbs zu benennen, da Frankreichs Rugby-Nachwuchs gerade eine veritable Renaissance durchlebt. Seit mittlerweile knapp zehn Jahren müssen Frankreichs 30 Profiklubs in der ersten und zweiten Liga pro Spieltag und über die Saison im Schnitt eine Mindestzahl an in Frankreich ausgebildeten Spielern aufbieten - die sogenannte JIFF-Regelung sollte französischen Talenten Chancen verschaffen und langsam aber sicher profitieren auch Frankreichs Nationalteams davon.

Die aktuelle Generation von Youngstern, die nun ins Senioren-Team drängt, speist sich auch aus den beiden Nachwuchsteams, das 2019 und 2018 jeweils die U-20-WM gewinnen konnte. Dabei war der Titel im Jahr 2018 der erste überhaupt für eine französische Nationalmannschaft. Nachdem die Herren 1987, 1999 und 2011 jeweils im Rugby-World-Cup-Finale an der allerletzten Hürde gescheitert war, hofft man in Frankreich, dass diese Generation von Rugbymen die Vollendung mit dem Webb-Ellis-Cup schaffen kann.

Beim World Cup in Japan zeigte Frankreich gute Ansätze, scheiterte aber hauchdünn im Viertelfinale, trotz dieses Ollivon-Versuchs

Der Mann, der das Team auf dem Feld dahin führen soll, ist ebenso neu in der Rolle. Sein Trainer, Ex-Gedrängehalb Galthié, führte Frankreich einst selbst 25 Mal als Kapitän aufs Feld. Nun hat er diese Ehre Charles Ollivon gegeben. Der Dritte-Reihe-Stürmer in Diensten von Toulon hatte erst pünktlich zur WM den Weg zurück in den Frankreich-Kader geschafft, nachdem er zwei Jahre lang mit einer Schulter-Verletzung nach der anderen zu kämpfen hatte.

Doch auch der 26-jährige ist mit seinen elf Länderspielen in knapp sechs Jahren ein unerfahrener Spieler - kaum verwunderlich, dass seine Wahl für Verwunderung sorgte. Im Verein spielte Ollivon vier Jahre lang an der Seite seines Vorgängers als Frankreich-Kapitän, Hakler Guilhem Guirado, der seine internationale Karriere nach der WM 2019 beendete. Er ging auf dem Feld als Vorbild voran, aber galt insgesamt als glücklos und konnte am Ende nicht die nötigen Erfolge vorweisen - in Frankreich hofft man, dass Ollivon als Kapitän mehr erreichen kann und hoffentlich am 21. Oktober 2023 den WM-Pokal in den Pariser Nachthimmel stemmen kann.

Shaun Edwards wird Galthiés Defensiv-Coach

Der Nord-Engländer, selbst einst Profi im Rugby League, war zwölf Jahre lang der Verteidigungs-Guru der Waliser und machte aus dem Team in diesem Zeitraum die beste Defensiv-Mannschaft. Nach der WM übernahm Edwards dieselbe Rolle im Trainerteam der XV de France. Der meist grimmig dreinschauende Edwards ist ein Coach der alten Schule - seine erste Pressekonferenz, gehüllt im Trainingsanzug und gewappnet mit nur wenigen Worten auf französisch, unterstrich Edwards Ruf.

Vor Edwards Verpflichtung war man in Frankreich immer äußerst skeptisch gegenüber ausländischen Coaches, auch wegen der meist existierenden Sprachbarriere. Doch der ehemalige Spielmacher im Rugby League bei Top-Klub Wigan erklärte seinerseits, dass er auch im englischen nur drei oder vier Worte brauche, um seine Idee von Verteidigung rüberzubringen. „Der Trick ist, sie besonders laut zu rufen“, so Edwards letzte Woche.
Ob Frankreichs neuer Defensiv-Coach mit seiner Mission erfolgreich sein wird, könnte entscheidenden Einfluss auf die Titelchancen der Mannschaft haben. Mit 15 kassierten Versuchen in fünf Spielen, war die Defensiv-Bilanz der Franzosen im Vorjahr miserabel - Wales unter Edwards musste 2019 mit sieben nicht einmal halb so viele Versuche einstecken.

Neuer Offensivgeist mit Fabien Galthié

Frankreich will derweil aber auch in der Offensive besser auftreten. Weg vom simplen Spielplan, der auf schwere Sturmläufe abzielt. Auch deshalb hat Coach Galthié eine äußerst mobile dritte Sturmreihe nominiert, die auf hohes Tempo und nicht auf hart erarbeitete Meter ausgelegt ist. Auf der Spielmacher-Position sind mit Mathieu Jalibert und Romain Ntamack lediglich zwei Spieler im aktuellen Aufgebot, doch beide stehen für Offensiv-Rugby.

Sie sollen die Angriffs-Waffen in der Dreiviertelreihe, um den zuletzt äußerst formstarken Virimi Vakatawa in Szene setzen. Denn auch wenn Frankreich aktuell den jüngsten und im Schnitt unerfahrensten Kader im Turnier hat, sind die Franzosen doch mit einer Vielzahl an Talenten gesegnet. Wozu das in diesem Jahr reichen wird, bleibt abzusehen. Die jungen Wilden werden gleich zum Six-Nations-Auftakt am 2. Februar gegen Vizeweltmeister England die erste Chance haben, sich zu beweisen.

Seit 2010 hat Frankreich die Six Nations nicht mehr gewinnen können, ob Ollivon und Co. es dieses Jahr schaffen können? Die französische Renaissance ist jedenfalls ein Grund mehr, ab dem nächsten Wochenende bei den Kollegen von ProSieben Maxx einzuschalten.

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 27. Januar 2020 )
 
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Tabelle Six Nations 2014

   SP
Irland Irland58
England England58
Wales Wales56
Frankreich Frankreich56
Schottland Schottland52
Italien Italien50

Ergebnisse Six Nations 2014

Sa, 15. Mär 2014
18:00 Uhr
Frankreich
Frankreich
20:22 Irland
Irland
Spielbericht

15:45 Uhr
Wales
Wales
51:3 Schottland
Schottland
Spielbericht

13:30 Uhr
Italien
Italien
11:52 England
England
Spielbericht

Top Try Scorer Six Nations 2014

Michele Campagnaro (ITA)   2
Mike Brown (ENG)   2
Yoann Huget (FRA)   2
Luther Burrell (ENG)   2
Jamie Heaslip (IRE)   1

gesamte Tabelle

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