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Urlaub hat für Walger künftig Vorrang
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Geschrieben von Christian Düncher   
Mittwoch, 14. Januar 2009

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Der Heusenstammer Markus Walger steht den Nationalmannschaften zukünftig nicht mehr zur Verfügung, er beendet seine internationale Karriere - (c) Marco Schmidt

Markus Walger hat einen Schlussstrich gezogen. “Es geht einfach nicht mehr”, meint der Heusenstammer, der mit 29 Jahren eigentlich im besten Rugbyalter ist und bei Mitspielern wie Trainern große Anerkennung genießt.

Zuletzt wurde die Belastung für ihn aber einfach zu groß. Bereits gegen Ende des vergangenen Jahres reifte in ihm daher der Entschluss, künftig nicht mehr für die Auswahlteams des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) zu spielen und sich stattdessen voll auf das Engagement bei seinem Heimatverein RK Heusenstamm zu konzentrieren.

“Es ist korrekt, ich werde nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen”, bestätigte Walger, dem dabei deutlich anzumerken war, dass ihm diese Worte schwer fielen. Schließlich jagt der als trickreicher Angreifer sowie harter Verteidiger bekannte Heusenstammer bereits seit seinem sechsten Lebensjahr dem Leder-Ei hinterher. In der Nationalmannschaft zu spielen war dabei stets eines seiner Ziele. Zuletzt war er regelmäßig für die Siebener- und 15er-Auswahl des DRV aktiv und zählte dort zu den Leistungsträgern. Die Teilnahme mit der Siebener-Nationalmannschaft am IRB Sevens im Londoner Rugbytempel Twickenham zählt er zu seinen persönlichen Höhepunkten. “Das war absolut top, auch von der Atmosphäre”, erinnert sich Walger. “Wir haben gegen Australien gespielt und wurden von den englischen Fans angefeuert. Das war einmalig.” Nur knapp dahinter folgt die Siebenerrugby-Europameisterschaft 2008 in Hannover – vor 13 000 Zuschauern. “Das war ebenfalls sehr schön, aber die Vorbereitung auf dieses Turnier auch sehr anstrengend.” Und zeitintensiv noch dazu. Und genau darin liegt das Problem.

Heusenstammer erklärt mit 29 Jahren Rücktritt aus dem Rugby-Nationalteam / Auch NADA-Code hat dazu beigetragen

Walger ist – wie fast alle deutschen Rugby-Nationalspieler – Amateur und hat als Energie-Elektroniker “nur 30 Tage Urlaub pro Jahr”. In den vergangenen Spielzeiten opferte er diese fast alle für Lehrgänge und Spiele mit dem Nationalteam, für das nach dem Aufstieg in der EM-Division 1 allein im Februar drei Länderspiele anstehen. Dazu kommen drei weitere in der zweiten Hälfte des Jahres sowie die Siebener-EM in Hannover, für die Deutschland zwar als Gastgeber gesetzt ist, aber dennoch an zwei Qualifikationsturnieren teilnehmen muss. “Ich brauche dafür einfach zu viel Urlaub und will ja gerne auch privat mal ein paar Tage weg”, betonte Walger und sprach damit aus, was viele seiner Kollegen denken. Finanzielle Entschädigungen für unbezahlten Urlaub (Walger: “Das wäre etwas, über das ich mit mir reden lassen würde”) kann sich der DRV derzeit jedoch nicht leisten. Anderen Amateurverbänden geht es da ähnlich.

Der Faktor Urlaub war allerdings nicht der einzige Grund für Walgers Rücktritt. Auch der neue NADA-Code, die Vorschriften der Nationalen Anti Doping Agentur (siehe “Hintergrund”), “hat dazu beigetragen”. Zumal die NADA bei Nationalspielern keinerlei Ausnahmen zwischen Profis und Amateuren macht, was für berufstätige Sportler wie Walger gewaltige Folgen mit sich bringt. “Ich bin fast täglich unterwegs und müsste die NADA permanent darüber informieren, wo ich gerade anzutreffen bin. Wenn ich da mal etwas vergesse, droht mir eventuell gleich eine Sperre.”

Walger ist nicht der einzige Sportler, der den NADA-Code als lästig empfindet. Olympiasieger Jan Frodeno hatte erst kürzlich in einem Interview von extremen Eingriffen in die Privatsphäre gesprochen. Und auch Walgers Mitspieler beim RK Heusenstamm, Markus Otterbein, hat bereits unliebsame Erfahrungen mit den zum Teil übertrieben strengen Anti-Doping-Regeln gemacht. Der talentierte Stürmer (Walger: “Er hat ein sehr großes Potenzial und kann der nächste Herren-Nationalspieler des RKH werden”) leidet unter Bluthochdruck, darf das Medikament, das er bislang eingenommen hat, allerdings nicht mehr zu sich nehmen, weil es eine Substanz enthält, die auf der Dopingliste steht. Die neuen Tabletten haben bei Markus Otterbein noch nicht angeschlagen, so dass er zuletzt gar kein Rugby mehr spielen konnte. Erst wenn nachgewiesen ist, dass es keine Alternative zum bisherigen Medikament gibt, darf er dieses wieder einnehmen. Bis dahin ist das Talent zum Warten verdammt.

Quelle: Offenbach Post

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Kommentare (1)add comment

DerM said:

901
...
sehr schade, ich habe markus walger immer sehr gerne spielen sehen. v.a. im verein als innendreiviertel oder beim 7er sieht man was für ein starker spieler walger ist. in der nationalmannschaft wurde er leider oft "nur" als außendreiviertel aufgeboten, obwohl er als innendreiviertel mit sicherheit das deutsche angriffsspiel entscheidend beleben hätte können.
Januar 14, 2009

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