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Rugby Championship Runde 1: Noch Fragen?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 18. August 2018

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Die Springboks setzen trotz einiger Defensiv-Schwächen gegen verbesserte Pumas ihren Aufwärtstrend fort.

Zwei Mal Südhemisphären-Rugby der Extraklasse, zwei Spiele die jeweils nach dürftigem Auftakt im Spielverlauf immer besser wurden. Zwei Mal lag der vermeintliche Underdog lange vorne, bevor der Favorit seiner Rolle gerecht wurde. Während ein neuformiertes aber schlussendlich unterlegenes Argentinien-Team in Südafrika gegen die Boks lange mithalten konnte, zerlegten die All Blacks ihren australischen Erzrivalen einmal mehr in Durchgang zwei.

Australien 13 - 38 Neuseeland

Um es mit einem leicht abgeänderten Fußball-Zitat auszudrücken: „Rugby ist ein recht einfaches Spiel, 30 erwachsene Männer rennen 80 Minuten einem ovalen Ball hinterher und am Ende gewinnt immer Neuseeland!“ Auch morgen wird Australiens Rugby-Gemeinde wieder verkatert aufwachen und sich fragen: Warum versuchen wir es überhaupt noch gegen diese All Blacks? Wieder waren die Wallabies hoffnungsvoll in das erste der drei Bledisloe-Cup-Spiele gestartet, hatten Neuseeland gefühlt 39 Minuten lang unter Kontrolle und am Ende stand dann gar eine noch höhere Klatsche, als im Vorjahr zu Buche.

Dieses Tackle von Naholo an Folau hätte mit einer Karte bestraft werden müssen

In Ansätzen zeigten die Australier in Durchgang eins, wie man gegen Neuseeland erfolgreich sein kann: Defensiv rückte gerade die Dreiviertelreihe der Wallabies blitzschnell auf, ohne dabei selbst Lücken zu kreieren und nahm den Neuseeländern so den Platz zum Manövrieren. Bei eigenem Ballbesitz hielten sie den Druck hoch und vermieden unnötige Ballverluste, kickten den All Blacks keine leicht zu verarbeitenden Bälle zu und waren mehrmals drauf und dran den ersten Versuch zu legen.

Zwei Mal hatte der Weltmeister auch großes Glück in Durchgang eins: Erst kam Außen Waisake Naholo mit einem Tackle, bei dem er Israel Folau über die Horizontale in eine gefährliche Position hob, mit einem Straftritt davon - es hätte mindestens Gelb sein müssen. Dann verursachten die All Blacks gleich mehrere Straftritte vor der eigenen Mallinie und kassierten nicht die überfällige Karte. Nachdem die Neuseeländer schon gegen Frankreich mehrmals augenscheinlich bevorteilt wurden, wird die Diskussion um den All-Blacks-Bonus sicher weitergehen. Australien begnügte sich schließlich mit zwei Straftritten und einer 6:0 Führung nach 20 Minuten.

Doch der Weltmeister zeigte auch, warum er seit fast einer Dekade an der Spitze der Weltrangliste steht. Mit der letzten Aktion des Auftaktdurchgangs schlugen die All Blacks plötzlich und geradezu aus dem Nichts zu: Ein schneller Ball auf die kurze Seite, ein verpasstes Tackle vom sonst gut aufgelegten Flanker Lukhan Tui gegen Schluss Ben Smith und nach zwei schnellen Offloads durch Smith und Kapitän Read legte Gedrängehalb Aaron Smith zum 5:6 Pausenstand aus Sicht des Weltmeisters ab.

Durchgang zwei sollte dann zu einer wahrhaften Rugby-Demonstration der weltbesten Mannschaft verkommen. Gerade als Australien zu Aufgang von Durchgang zwei in Richtung Malfeld marschierte klaute Neuseelands aus Fidschi stammender Außen Naholo seinem ebenso fidschianisch-stämmigen Gegenüber Koroibete den Ball im Tackle und machte wertvolle Meter. Kurz vor der Linie ließ sich Neuseeland nicht zwei Mal bitten und Innen Goodhue vollendete zur erstmaligen Führung Neuseelands.

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Was folgte war eine immer schwächer werdenden Australien-Mannschaft, die bei den Standards riesige Probleme hatte. Fast jedes Gedränge wurde zum Neuseeland-Straftritt und die Gasse war fast noch schwächer - vier eigene Einwürfe von zwei verschiedenen Wallabies-Haklern gingen in Folge an die All Blacks. Neuseelands Verbinder Barrett dagegen nahm zunehmend die Zügel in die Hand und bearbeite den sich bietenden Raum perfekt. Erst nahm er im vollen Lauf einen verlorenen gegangen Ball der Australier zum dritten Neuseeland-Versuch auf, vereitelte dann eine riesige Chance von Australien-Außen Koroibete und war auch sonst der beste Spieler auf dem Feld.

Australien bekam nicht mehr viel zusammen, Zweite-Reihe-Stürmer Retallick vollendete einen weiteren 100-Meter-Konter und selbst als Wallabies-Kapitän Hooper per Intercept einen Versuch von Debütant Jack Maddox zum zwischenzeitlichen 13:26 einleitete, glaubten wenige der knapp 70.000 in Sydney an eine Wende. Zwei weitere Versuche von Naholo besiegelten das Wallabies-Schicksal endgültig und schraubten die Sieges-Marge auf 35 Punkte hoch - ein Rekord in der modernen Ära. Wie Australien das bis zum kommenden Wochenende in Auckland, wo die Wallabies seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr gewonnen haben, umbiegen wollen, bleibt fraglich. Bei Neuseeland dagegen wird man mit dem eigenen Spiel sehr zufrieden sein - die ersten dreißig Minuten, die die All-Blacks-Maschine brauchte um warmzulaufen, wird man verkraften können.

Südafrika 36 - 21 Argentinien

Nachdem los Pumas im Juni alle drei Spiele gegen nicht einmal in Bestbesetzung antretende Waliser und Schotten verloren hatten, befürchteten nicht wenige Kommentatoren eine einseitige Partie in Durban gegen aufstrebende Springboks. Die Vorfreude der südafrikanischen Fans hielt sich, auch wegen für dortige Verhältnisse hoher Ticketpreisen, in Grenzen. Tausende Plätze im Kings Park blieben leer und beim gestrigen Freundschaftsspiel der lokalen Sharks gegen Bordeaux waren dem Vernehmen nach mehr Zuschauer im direkt auf der anderen Straßenseite liegenden Moses-Mabhida-Stadion, als beim heutigen Länderspiel im Kings Park.

Diejenigen, die den hohen Ticketpreisen und den für Durban niedrigen Temperaturen getrotzt hatten, wurden nach einer schleppenden Auftaktphase belohnt. Erst schlugen erwartungsgemäß die Boks zu: Zweiter Innen Lukhanyo Am konnten in seinem erst dritten Spiel für sein Heimatland einen tollen Spielzug, in dem beide Props Malherbe und Beast Tendai Mtawarira mit guten Händen glänzten, vollenden. Doch so richtig wollte das Angriffsspiel der Südafrikaner in Folge nicht in Gang kommen. Das lag zum Teil auch daran, dass Verbinder Handre Pollard einen gebrauchten Tag erwischte - Handling-Fehler und eine unterirdische Quote bei den Kicks versauten dem Spielmacher die Bilanz.

Sein Gegenüber Nicolas Sanchez machte es da deutlich besser - er schloss einen Konter per Dummy aus kurzer Distanz ab und brachte die Pumas so erstmals mit 7:5 in Front. Wenig später ließen die Boks unachtsamerweise einen Ball aus dem Ruck kullern, von wo ihn die Gäste aus gut 40 Metern Distanz über Flanker Matera bis ins Malfeld trugen. Auf einmal lag der absolute Underdog vorne. Panik kam bei den Boks jedoch nicht auf - sie konnten sich auf ihren starken Sturm verlassen: Gerade Rückkehrer Eben Etzbeth, Malcolm Marx, sowie die Flanker Louw und Kolisi lieferten defensiv wie offensiv gute Arbeit ab.

Ein Geistesblitz von Schluss Willie le Roux, der per Cross-Kick Boks-Versuch Nummer zwei durch Außen Aphiwe Dyantyi vorbereite, brachte die Gastgeber zur Pause in Schlagdistanz. Direkt nach der Pause machte Dyantyi seinen Doppelpack im erst vierten Länderspiel nach einem cleveren Kick von Gedrängehalb Faf de Klerk perfekt. Dieser war dann erneut der Vorbereiter, als er nach einigen Sturmphasen an Argentiniens Linie aus einem Ruck per 30-Meter-Überpass Makazole Mapimpi bediente - der musste nur noch zu Versuch Nummer vier einlaufen. Die ultra-dominaten zehn Minuten der Boks endeten dann mit einer weiteren Kombination aus Faf de Klerk und den beiden Außen Dyantyi und Mapimpi, wobei letzterer erneut nur noch zum Versuch einlaufen musste.

Innerhalb von nur zehn Minuten, in denen die Südafrikaner absolut dominantes Rugby spielten, war das Spiel entschieden. Der Schlüssel war zum einen der dominante Sturm, der Phase um Phase über die Vorteilslinie kam und zum anderen die blitzschnelle Dreiviertelreihe der Boks. Diese hat seit dem Amtsantritt von Neu-Coach Rassie Erasmus zwar des Öfteren defensiv ihre Schwächen gezeigt, aber dafür umso mehr Potenzial und dabei noch Englands und Argentiniens Defensive auseinandergenommen.

Das Spiel verlor danach ein wenig an Tempo - ein Versuch der Argentinier nach einem abgefangenen Pass durch Moroni brachte Argentinien noch einmal etwas näher heran. Die beiden Bok-Debütanten Damien Willemse und Marco van Staden hatten unrühmlicherweise den Gauchos diesen Versuch auf dem Silbertablett serviert. Insgesamt war das erste Bok-Spiel von dem als Wunderkind überschwänglich gefeierten Verbinder Willemse ein wenig verpatzt. Defensiv konnte er zwar einen tollen Hit setzen, seine offensiven Geistesblitze, mit denen er im Stormer-Trikot im Super Rugby geglänzt hat, blieben jedoch diesmal aus. Gedrängehalb Faf de Klerk wiederum krönte quasi im Gegenzug seine tolle Leistung und sorgte mit einem Aufbruch vom Offenen aus kurzer Distanz für den Endstand.

Im Endeffekt können beide Teams mit diesem Spiel zufrieden sein. Für Argentinien sah es zur Halbzeit nach mehr aus, doch nach den katastrophalen zwei letzten Jahren werden die Südamerikaner auf diese Leistung aufbauen können - zumal in den kommenden Spielen mit den eigenen Fans im Rücken. Die Nominierung von Spielern der europäischen Topligen erlaubt es dem neuen Trainer Mario Ledesma seine Mannschaft punktuell zu verstärken. Wie heute mit Saracens-Prop Figallo, der dem Gedränge Stabilität verlieh. Die Boks wiederum wissen weiter woran sie arbeiten müssen - an ihrer defensiven Anfälligkeit. Der Sturm der Südafrikaner ist mit der Rückkehr von Etzebeth, Louw und Marx dagegen noch Mal ein wenig besser geworden und dürfte auch gegen Australien und Neuseeland zur Waffe werden können. Boks-Coach Rassie Ersmus scheint mit seiner Mischung aus blutjungen und blitzschnellen Außen und einigen erfahrenen Boks aus Europas Topligen wieder eine schlagkräftige Truppe aufzubauen. Die ultimative Feuerprobe wird aber wohl erst am 15. September in Wellington geben, wenn es gegen die All Blacks geht.

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Kommentare (2)add comment

Ma Sche said:

1841
anderer Meinung ...
Da bin ich definitiv anderer Meinung, für das Tackle von Naholo wäre eine Karte übertrieben gewesen. Ich weiß, Thema Beine über Schulter usw., aber es gibt ja auch noch das Thema wie jemand auf den Boden gebracht wird. Und meiner Meinung war es sich nicht die sanfteste Art aber doch einigermaßen kontrolliert zu Boden gebracht.
August 20, 2018

TotalRugby Team said:

366
Hallo Ma Sche
Hätte Folau seinen eigenen Sturz nicht mit seinem nicht ballführenden Arm gestoppt, wäre er definitiv auf dem Kopf gelandet. Naholo hatte sogesehen keine Kontrolle mehr. Wenn man sieht, wofür es sonst so heutzutage Karten gibt (https://www.youtube.com/watch?time_continue=34&v=Hqsq2FcdetE) wäre dies schon eine verdiente gewesen.
August 21, 2018

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