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Englands Pleite in Paris: Ist Jones' Zauber verflogen & kann England die All Blacks herausfordern?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 13. März 2018

Englands Sturm um Maro Itoje ist die Dominanz der letzten beiden Jahre abhanden gekommen. Foto (c) Paul Ripke
Englands Sturm um Maro Itoje ist die Dominanz der vergangenen beiden Jahre abhanden gekommen. Foto (c) Paul Ripke

Es war ein Six-Nations-Wochenende zum Vergessen für englische Rugby-Fans. Nicht nur mussten sie mit ansehen, wie Irland sich mit einem Bonuspunkt-Sieg über Schottland den Titel de facto schon vor ihrem Spiel in Paris sicherte. Was im Stade de France folgte, war die wohl schlechteste Leistung der englischen Mannschaft seitdem Eddie Jones die Nationalmannschaft des Rugby-Mutterlands adoptiert hatte. Damit hat England die Chance auf ein historisches Six-Nations-Triple, Platz zwei auf der Weltrangliste und damit auch die Rolle als Neuseeland-Herausforderer verloren. Am St. Patrick’s Day droht nun die endgültige Überrundung durch die Iren bei deren Gastspiel und mit dem fünften Platz das schlechteste Six-Nations-Abschneiden seit über 30 Jahren.

Englands einziger Weltmeister-Coach Sir Clive Woodward hielt sich mit seiner Kritik keineswegs zurück - „schlicht inakzeptabel“ nannte er Englands Leistung in Paris und verwies auf Englands weitaus überlegene Ressourcen. Kein Verband weltweit hat dermaßen viele Spieler zur Verfügung und in Sachen finanzieller Ausstattung ist der Verband RFU seinen Konkurrenten meilenweit voraus. Gerade diese Tatsachen hatte Jones bei seinem Amtsantritt angeführt, als er betonte Six-Nations-Siege müssten für England eigentlich die Norm seien, sein Ziel seien Grand Slams. Nun braucht sich der verbal immer offensiv agierende Jones nicht darüber wundern, an seinen Worten gemessen zu werden.

Zu oft hatte er seinen Kritikern Unwissen vorgeworfen und bei einer Bilanz von 23 Siegen in den ersten 24 Spielen hatte er gute Argumente auf seiner Seite. Auch der danach erfolgte „Ausrutscher“ gegen wie entfesselt aufspielende Schotten wurde den Engländern verziehen - doch gegen eine französische Mannschaft, die seit geraumer Zeit weit unter ihren Möglichkeiten spielt, gerade einmal auf Platz zehn des Welt-Rankings rangiert und mit ihrer dritten Wahl auf der Verbinder-Position antreten musste, darf diese englische Mannschaft so nicht verlieren. Erst recht nicht, wenn man als All-Blacks-Herausforderer gelten will und den WM-Titel als Ziel ausgegeben hat.

Jones selbst, der mit einer japanischen Mutter und Ehefrau sowie als zweimaliger Ex-Coach Nippons starke Verbindungen zum Gastgeber-Land der kommenden WM hat, sieht den WM-Gewinn als Vollendung seiner langen und illustren Trainer-Karriere. Im Jahr 2003 war er mit seinem Geburtsland Australien im Finale an Johnny Wilkinsons Dropgoal für die Ewigkeit gescheitert, im Jahr 2007 war er als Sturm-Trainer der Boks am WM-Triumph beteiligt. Doch Jones Obsession mit dem Webb-Ellis-Cup ist wohl dokumentiert und laut mehreren Medienberichten hat er keinerlei Gnade mit seinen Spielern im Training.

Auch deshalb sei die Halbwertszeit seiner Spieler deutlich geringer, als anderswo. Mental und physisch sei das Trainings-Regime von Jones kaum auszuhalten und auch deshalb habe Jones bisher nirgends länger als einen WM-Zyklus trainiert. Anfangs zeigten Jones Methoden durchaus Wirkung - mit einem hyper-dominanten Spielstil erstickte England jeglichen Widerstand und Englands Dreiviertelreihe hatte leichtes Spiel hinter dem überlegenen Sturm. Doch ohne die extrem starken Ballträger Billy Vunipola und seinem Ersatz Nathan Hughes steht England nun auf einmal Blank da.

Jones scheint, so hat man den Eindruck, keinen alternativen Spielplan. Selbst die vielgelobte Spielmacher-Achse Ford-Farrell und die Weltklasse-Außen Nowell, May und Daly blieben blass, so dass England seit dem Italien-Spiel nicht einmal in die Nähe eines offensiven Bonuspunktes gekommen ist.

Dass Jones nun willens ist umzudenken, hat er nun unter Beweis gestellt. Seit Monaten fordern Englands Rugby-Journalisten und Experten fast einhellig die Nominierung des Exeter-Flankers Don Armand. Jones hatte dem Dritte-Reihe-Stürmer des Meisters früh die nötige Qualität abgesprochen und mit jeder Weltklasse-Leistung des Mannes der in Simbabwe geboren wurde, waren die Rufe nach seiner Nominierung lauter und lauter geworden. Nachdem Jones noch nach dem Wales-Spiel zum Rundumschlag gegen die Medien ausgeholt hatte, lenkte er überraschenderweise ein.

 

Englands-Sturm-Hoffnung Don Armand

Tatsächlich könnte Armand eines der größten Englischen Probleme lösen. An den Kontaktpunkten wurde England bei den letzten beiden Niederlagen dominiert worden. Ganze 13 Mal konnte Schottland den Engländern den Ball klauen - Englands dritte Sturmreihe war nicht ansatzweise mobil genug. Mit Courtney Lawes spielte ein Zweite-Reihe-Stürmer auf der Flanker-Position und gegen Frankreich kassierte England erneut zehn Turnover. So kann keinerlei Spielfluss aufkommen und nicht umsonst stotterte Englands Angriff mächtig.

Wenn am Samstag, ausgerechnet am St. Patrick’s Day, Irland in Twickenham zu Besuch sein wird, entscheidet sich aus Englands Sorgen eine handfeste Krise werden. Die englische Sport-Öffentlichkeit vergibt nur ungern und ein Sieg bei der Rugby-WM wäre der beste Weg den Stellenwert des ovalen Ballsports zwischen London und Newcastle noch weiter steigen zu lassen. Irland war in seiner Geschichte nur ein einziger Sieg gegen die Neuseeländer gelungen und damit bleibt England eigentlich immer noch die beste Hoffnung der Rugby-Welt, wenn es darum geht die geradezu unheimliche Dominanz der All Blacks zu brechen.

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