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TR-Update: Australien gewinnt League-WM, SA gewinnt die Dubai 7s und verliert in Cardiff
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 4. Dezember 2017

Welch ein Rugby-Wochenende: In Dubai startete die World Series, in Brisbane endete die League-WM und in Cardiff unterlag SA den Walisern. Foto (c) Perlich
Welch ein Rugby-Wochenende: In Dubai startete die World Series, in Brisbane endete die League-WM und in Cardiff unterlag SA den Walisern. Foto (c) Perlich

Samstag entschied Australien im Suncorp Stadion von Brisbane das Finale der Rugby-WM 2017 statt. Um genauer zu sein war es das Finale der League-WM. Das mittlerweile 15. Turnier der weltweit zweitpopulärsten Spielart des Rugbys zeigt die Stärken und Schwächen von League zugleich. Im weitaus populäreren Union gelang den Südafrikanern auf großer Bühne zu triumphieren und kollabieren. Während die Siebener-Jungs vom Kap souverän die prestigeträchtigen Dubai 7s gewannen, erlebten die Springboks in Cardiff eine weitere Niederlage, die eine ziemliche Seuchen-Saison abschloss.

Das WM-Finale in Brisbane war das letzte von 28 Spielen dieser Titelkämpfe im Rugby League. Der haushohe Favorit Australien setzte sich in Brisbane erstaunlich knapp mit 6:0 und damit lediglich einem Versuch gegen England durch (Im League sind Versuche nur 4 Punkte wert). Spielerisch wurde den Zuschauern auf dem sechsten Kontinent einiges geboten - ein Großteil der Stars des Turniers stammt aus Australiens NRL-Meisterschaft. Down Under ist League König - lediglich in Australien ist die Rugby-Version mit 13 Spielern beliebter als das mit fünfzehn Spielern gespielte Union. Doch das Interesse im League verrückten Australien hielt sich leider in überschaubaren Grenzen - insgesamt 373.461 Zuschauer, was im Schnitt etwa 13.000 pro Spiel macht verfolgten die Titelkämpfe Down Under. Das ist in etwa ein Siebtel von dem, was bei der Union-WM 2015 in England in den Stadien zugegen war. Viele australische Gazetten berichteten lieber darüber, wer im kommenden Jahr von einem der acht Sydney-NRL-Klubs zum anderen wechselt, als über die Ergebnisse der kleineren Nationen.

Trotz der Tatsache, dass im League schon mehr als 30 Jahre früher eine WM ausgetragen wurde als im Union, leidet das Turnier an vielen akuten Problemen. Spieler die dem Reglement nach völlig konform in allerletzter Minute von einer zur anderen Nation wechseln; Mannschaften aus Italien oder dem Libanon mit fast ausschließlich in Australien geborenen Spielern antreten; extrem einseitige Spiele und ein unglaublich kompliziertes Turnier-Format mit zwei Vierer- und zwei Dreier-Gruppen und Spielen zwischen den verschiedenen Gruppen. Doch gleichwohl waren viele packende Spiele dabei, die in Deutschland auf ProSieben Maxx liefen - wie die packende Viertelfinal-Partie zwischen England und Tonga, bei dem den Insulanern fast noch ein unglaubliches Comeback gelungen war. Gerade die Anhänger Tongas - zumeist Einwanderer in zweiter oder dritter Generation in Australien oder Neuseeland - waren ein Lichtblick auf den sonst oft leeren Rängen. Selbst beim Finale im League-Mekka Brisbane blieben gut 10.000 Sitze im 52.000 fassenden Stadion der Hauptstadt Queenslands leer. Die eigentlichen Hausherren Broncos erreichen in der NRL Jahr für Jahr einen ähnlichen Schnitt.

Insgesamt ergeben sich im League, das vor allem in drei Regionen gespielt wird - Queensland & New South Wales in Australien, den Arbeiter-Vierteln von Auckland, sowie dem Norden von England - nicht genug Mannschaften, um eine wirkliche WM spielen zu können. Was nicht heißt, dass wir bei TR den Sport nicht mögen. Ohne League hätten beispielsweise spektakuläre Offlaods, wie durch Ex-League-Profi Sonny Bill Williams populär gemacht, nicht den Einzug ins Union gehalten. Andere Superstars wie Israel Folau, Jason Robinson, oder seit neuestem Marika Koroibete bereichern Union. Doch bleibt ein League Spiel zwischen Cronulla und Penrith (beides Vororte von Sydney) spannender, als wenn Irland und der Libanon bei einer WM aufeinandertreffen, obwohl es in beiden Ländern kaum League-Vereine gibt.

 

Das wohl beste Spiel dieser League-WM: England vs. Tonga



Südafrika scheitert mit Aufholjagd in Cardiff

Es sollte bis zur 60 Minute dauern, bis die Springboks in Cardiff den ersten Straftritt kassierten. Eine derart diszipliniert spielende Mannschaft, ein Traum für einen jeden Coach, dürfte man denken. Doch das Gegenteil war der Fall. Die einstige Supermacht im Rugby ist nur noch ein Schatten ihrer einstigen Selbst und lässt nur noch selten das Können aufblitzen, wie bei, hauchdünnen Duell mit Neuseeland in Kapstadt vor zwei Monaten. Doch in Cardiff erlebten die Boks in Durchgang eins Schiffbruch in der walisischen Hafen-Hauptstadt. Zwei frühe Versuche durch Owen Williams und den 30-jährigen Debütanten Hadleigh Parks brachten die Boks früh unter Zugzwang. Doch trotz haushoher Überlegenheit im Gedränge - Wales konnte durch Verletzungen und Absagen mit Scott Andrews nur die fünfte Wahl auf der 3er-Position aufbieten - kassierte Südafrika noch Versuch drei. Jeweils maßgeblich beteiligt: Dan Biggar. Der eigentlich als konservativ  spielend verschriene Verbinder leitete mit einem cleveren Cross-Kick sowie einem Chip-Kick über die Defensiv-Linie die ersten beiden Wales-Versuche ein. Es sah nach einem 21:3 zur Pause aus, doch Südafrika stellte noch kurz vor der Pause mit einem Versuch durch Warrick Geland den Anschluss her.

Die Aufholjagd sollte sich in Hälfte zwei fortsetzen. Handre Pollard, der nach langer Verletzungs-Pause und einigen Monaten hinter Elton Jantjies scheinbar wieder die Zehn der Boks ist, das 15:21 erzielen. Als Boks-Innen Jesse Kriel in Minute 56 die erstmalige SA-Führung mit 22:21 herstellte roch alles nach dem Comeback des Jahres. Doch Wales fing sich angetrieben von den 65.000 im Rugby-Tempel von Cardiff noch einmal und ging durch einen Halfpenny-Straftritt wieder in Front. Südafrika sollte der Konter nicht mehr gelingen und trotz einiger Lichtblicke - die Leistung von Malcolm Marx, Siya Kolisi und Warrick Geland seien da genannt - beenden die Boks ein wahrliches Seuchen-Jahr. Drei Siege in Frankreich im Sommer wogen die Boks-Fans in trügerischer Sicherheit. Doch die magere Bilanz in der Rugby Championship, die deutliche Schlappe in Dublin und dieses Spiel sprechen eine deutliche Sprache: So ist Südafrika kein Kandidat für den WM-Titel in Japan.

 

Wales am Ende mit dem hauchdünnen Sieg

Blitzbokke gewinnen Sevens-World-Series-Auftakt in Dubai

Während Südafrika in Cardiff wenig zu leisten im Stande war, endeten die prestigeträchtigen Dubai 7s mit einem Triumph. Bereits in der Vorsaison hatten die Südafrikaner auf der World Series ihre Ausnahmestellung untermauert und die Serie mit sechs Siegen bei den zehn Events gewonnen. In Dubai machten Senatla, Kok und Co. weiter, wo sie im Vorjahr aufgehört hatten.

Nach einem holprigen 19:10 Start gegen Uganda war der Gruppensieg Formsache. Siege gegen Samoa, der unglaublich wichtige 12:7 Triumph gegen Fiji im Semifinale und der letztlich souveräne Sieg mit 24:12 über Neuseeland im Finale stellten erneut unter Beweis: Im Siebener kann es momentan niemand mit Südafrika aufnehmen. Die physische Härte von Chris Dry und Werner Kok, sowie die unglaubliche Schnelligkeit von Senatla und die Spielfreude von Du Preez und Afrika: Gegen Südafrika ist momentan kein Kraut gewachsen.

Oktoberfest 7s Sieger Australien konnte nach einer hauchdünnen Niederlage gegen England im Viertelfinale die Plate-Trophäe und damit Platz fünf sichern. England schlug Fiji im kleinen Finale und Neuseeland meldete sich mit dem Finaleinzug nach zwei schwachen Spielzeiten wieder zurück. Die negative Überraschung des Turnier waren die USA. Nach einem fünften Platz in der Gesamtwertung der Series im Vorjahr, enttäuschten die US-Boys nun auf ganzer Front. Nach drei knappen Niederlagen an Tag eins, lief bei den Amerikanern um Super-Sprinter Isles an Tag zwei rein gar nichts. Der letzte Platz noch hinter Uruguay ist das schlechteste Finish seit Jahren.

Die Dubai Sevens zählen zu den großartigsten Rugby-Events weltweit

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Kommentare (1)add comment

Boudewijn Vertonghen said:

3905
Dubai 7s 2017
Auch die uns gut bekannten 7er von Spanien, gegen die unsere 7er in den letzten Monaten ständig Duelle hatten, haben ein Wahnsinnsturnier gespielt! 9. von 16! Argentinien geschlagen! So haben die mit dem Abstieg nichts zu tun. Sollte unseren 7ern tatsächlich nur wenig bis zu denen fehlen, könnten wir uns was drauf einbilden. Aber so weit ich mich erinnere, hatten die auch jedes Spiel gegen unsere 7er verdient gewonnen...

ein Spanier schrieb mir über deren zeit- und kostenaufwendigen Vorbereitung auf die Dubai 7s:
„After European GPS and the third place clinched there, some Olympic grants were guaranteed for the season, so a decent planning for Sevens World Series could be put in place. Players yesterday at Dubai trained for a month in high altitude (Sierra Nevada), played at Oktoberfest and Elche 7s and arrived earlier to UAE thanks to an exchange with the local union (some shared training sessions for free accomodation).“
Dezember 04, 2017

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 4. Dezember 2017 )
 
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