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TR-Analyse: DRV XV beim 45:12 Sieg vs. Brasilien in allen Belangen dominant-am Ende aber nachlässig
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 11. November 2017

Ein wichtiger Sieg, der Mut macht. Aber die richtige Härteprobe folgt in der kommenden Woche gegen die USA. Foto (c) Keßler
Ein wichtiger Sieg, der Mut macht. Aber die richtige Härteprobe folgt in der kommenden Woche gegen die USA. Foto (c) Keßler

Der Sieg für die deutsche Fünfzehn im ersten Länderspiel der laufenden Saison schien zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Nach dem nicht gefangenen Ankick der Brasilianer und zwei drei Wacklern in der Anfangsphase kam die deutsche Mannschaft schnell in ihren Rhythmus - die fast sechsmonatige Pause merkte man der deutschen Nationalmannschaft kaum an. Mit druckvollen Sturmphasen und einem hohen durch Gedrängehalb Sean Armstrong vorgegebenem Tempo durchbrach die deutsche Mannschaft ein ums andere Mal die Vorteilslinie. Brasilien hatte früh Probleme mit diesem Druck umzugehen und des öfteren befanden sich gleich mehrere Spieler von „os Tupis“ im Abseits - das souveräne Schiri-Gespann bestrafte die Gäste ein ums andere Mal und damit beraubte sich der Gast selbst um jedwede Chancen in Durchgang eins.

Bei den Standardsituationen war die deutsche Mannschaft drückend überlegen. Coach Kobus Potgieter hatte im Vorfeld der Partie vor dem brasilianischen Gedränge gewarnt - es schien viel mehr, als hätte Brasilien eine Warnung vor der ersten Reihe des DRV benötigt. Selbst ohne die vermeintlich gesetzten Damien Tussac und Julius Nostadt - ersterer war nach der Geburt seines ersten Kindes daheim geblieben und letzterer kam erst in der zweiten Hälfte von der Bank - setzte der deutsche Sturm die Brasilianer bei deren Gedränge-Einwurf gehörig unter Druck. Die Gassen liefen noch eindeutiger für die Deutsche Auswahl - Brasilien konnte kaum einen Ball bei eigenem Einwurf fangen.

Diese Überlegenheit war die Basis für eine ultra-dominante Vorstellung der DRV XV. Brasilien wusste sich früh nur mit Verteidigung im Graubereich der Regeln unseres Sports zu helfen und zahlte früh den Preis in Form von zwei gelben Karten. Diese Überzahl wusste die deutsche Mannschaft gnadenlos auszunutzen. Mittig mit dem Sturm konnten Kapitän Poppmeier und Co. Im gesamten Spielverlauf Spieler binden und Verbinder Parkinson beförderte den Ball schnell auf Außen, wo erst Coetzee frei zum ersten Mal ablegen konnte. Ein Inside Ball auf Samy Füchsel der über mehrere Verteidiger und die Mallinie brach, nachdem Pierre Mathurin einen hohen Ball akrobatisch unter Kontrolle gebracht hatte, sowie ein gutes Finish von Jaco Otto - erst beim Stand von 19:0 für Deutschland zeigte sich Brasilien erstmals gefährlich, als Siebener-Crack und Olympionik aus dem Vorjahr Daniel Sancery mit einem atemberaubenden Durchbruch 40 Meter machte und dabei mehrere Verteidiger stehen ließ.

Doch Sancery, der zusammen mit seinem Zwillingsbruder Felipe der einzige Aktivposten der Brasilianer war, hatte keine Support und dieser Angriff blieb ein Strohfeuer. So wie die gesamte Vorstellung der Brasilianer war es Stückwerk, was die Gäste ablieferten. So konnte Brasilien der deutschen Mannschaft nicht gefährlich werden. Stattdessen machte sich weiter die deutsche Dominanz und Präzision bei den Standards bemerkbar. Die Brasilianer hatten wenige Gegenmittel ihnen gelang es lediglich die Pakete des deutschen Sturms weitestgehend zu bändigen. Der zweimal vollführte Trick mit dem angetäuschten Paket, bei dem stattdessen Jaco Otto wegbrach, schien schlussendlich vielversprechender, als das eigentliche Paket.

 


Wirkliche Schwächen zeigte die deutsche Auswahl bis zur 60. Minute, abgesehen von ein paar Flüchtigkeitsfehlern, eigentlich überhaupt nicht. Erst in der Schlussphase, in der die Luft auf der deutschen Seite in einem schon sicher gewonnenen Spiel raus gewesen zu sein schien, konnte Brasilien erstmals richtig Fuß in diesem Spiel fassen. Ein überragender Ball gegen die Spielrichtung des Verbinders ebnete den Weg von Felipe Sancery zum ersten Brasilien-Versuch. Überraschenderweise biss sich Brasilien nun in der deutschen Hälfte fest. Die Gedanken einiger Spieler waren nach erledigter Pflicht vielleicht schon bei der Kür in der kommenden Woche gegen die USA.

Die Deütanten im Team, allen voran Nikolai Klewinghaus und Ayron Schramm, zeigten bei ihrem ersten Einsatz im DRV-Dress deutlich mehr Licht als Schatten. Außendreiviertel Klewinghaus ließ sich bei seinem ersten Ausflug mit dem Ball in der Hand die Auslinie entlang über eben jene tacklen - hatte später im Spiel sowohl in Defensive wie in Offensive viel Positives beizutragen. Bei seinem Versuch musste er nur nochn einlaufen, dennoch ein Mutmacher für den erst 19-jährigen vom SCN. Schramm dagegen stach in einer sehr guten dritten Sturmreihe nicht hervor, trug dagegen aber viel zum Mannschaftsgefüge bei. Sein Versuch am Ende eines Sturm-Pakets war natürlich eher eine Team-Leistung, als individuelle Brillianz. Deutschlands dominanter Sturm überragte das brasilianische Gegenüber in allen Belangen und Schramm trug dazu maßgeblich bei.

Weitere sechs Einheiten an drei Trainingstagen, sowie weitere Verstärkung durch Frankreich Legionäre, dürften der deutschen Mannschaft helfen auf dem Feld als noch stärkere Einheit zusammenzuwachsen. Inwiefern das gegen die starken Amerikaner helfen wird, bleibt abzuwarten. Mit den deutschen Fans im Rücken ist eine Überraschung jedenfalls keine Utopie.

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Kommentare (11)add comment

Walter-Holger Gebhardt said:

3931
Entwicklung der Zuschauerzahlen
Da auf FB und auch in anderen Medien darüber spekuliert wird wieviele Zuschauer sich tatsächlich in Leipzig im Stadion "verloren" haben und wieviele in früheren Jahren zu den Spielen gekommen sind hier mal eine kleine Übersicht, um zu einer realitätsnahe Wahrnehmung beizutragen wieviele Zuschauer seit 2013 Heimspiele der DRV-XV besucht haben.

2013 vs Schweden in Hamburg 3200
2013 vs Polen in Berlin 3000
2014 vs Rusland in Hamburg 3000
2015 vs Georgien in Heusenstamm 3100
2015 vs Rumänien in Heidelberg 3200
2016 vs Portugal in Hannover 8200
2016 vs Spanien in Köln 6200
2016 vs Uruguay in Offenbach 3500
2016 vs Brasilien in Heidelberg 2500
2016 vs Brasilien in Leipzig 2600
2017 vs Rumänien in Offenbach 2450
2017 vs Belgien in Offenbach 4100
2017 vs Spanien in Köln 6100
2017 vs Brasilien in Leipzig 2600

Mit Grüßen aus dem Rugby-Museum.
November 13, 2017

Tobias Quick said:

2769
Wie können die Zuschauerzahlen in Zukunft erhöht werden?
Das Spiel gegen Uruguay 2016 war in Frankfurt.
Was wurde denn in Köln bzw. Hannover anders gemacht, dass die Zahlen deutlich höher waren?
Trotz intensiver Schulaktion in Leipzig sind die Zuschauerzahlen gleich geblieben.
Für die kommenden beiden Spiele in Wiesbaden und Offenbach bekomme ich überhaupt keine Werbung mit. Ich habe das Gefühl es werden vor allem die angesprochen, die sich sowieso aktiv für Rugby interessieren.
Meiner Meinung nach müsste früher und umfassender Werbung gemacht werden. Radiowerbung habe ich zum Beispiel noch gar nicht gehört. Wir können uns nicht alleine auf das Internet und die Kommunikationswege der Vereine verlassen. Damit erreichen wir hauptsächlich die, die sowieso kommen wollen.
Die Verknüpfung von Schulaktionen mit Freikarten, wie in Leipzig, sind super. Aber der Aufwand den Aktionscode in eine Karte umzuwandeln hängt wieder von der Bereitschaft der Eltern ab und könnte ein Hindernis sein.
Alle Aktionen die mit den Vereinen und Verbänden organisiert werden, sollten frühzeitig in Gang gebracht werden und nicht kurz vor den Länderspielen.
Vielleicht kann ja nach den Novembertests die Zeit genutzt werden, um für die Spiele im Frühjahr eine breitere Publikumsmasse anzusprechen.

Ich sehe gerade im Rhein-Main-Gebiet und auch in anderen Regionen ein Riesenpotential.
Vor allem auf das Brita-Stadion in Wiesbaden bin ich echt gespannt. Offenbach war trotz der geringen Zuschauerzahl eine Topstimmung, alleine aufgrund der Bauweise. Sollten da mal 6000 bis 7000 Zuschauer kommen, wird das ein atmosphärische Highlight für unsere XV.
November 14, 2017

Matthias Hase said:

381
...
"Alle Aktionen die mit den Vereinen und Verbänden organisiert werden, sollten frühzeitig in Gang gebracht werden und nicht kurz vor den Länderspielen."

Es steht den Vereinen und Verbänden völlig frei, Aktionen frühzeitig in Gang zu bringen. So haben das auch Köln und Hannover gemacht und dabei ihre eigenen Ideen umgesetzt, die Stadien vollzubekommen.
November 14, 2017

Robert Martin said:

143
...
Dann ist es doch nur sinnvoll das die Organisatoren von Köln und Hannover ihre Vorgehensweise und Erfahrungen, gegen Aufwandsentschädigung, auch allen anderen Verantwortlichen bei Vereinen und Verbänden bekanntmachen.
November 14, 2017

Sabine Hangel-Stein said:

3711
...
Ich stimme meinen Mitkommentatoren zu, dass gefühlt die Werbung und die positiven Aufforderungen doch bitte zum Spiel zu kommen auf die Fans abzielen, die das sowieso vorhatten. Um hier evtl. zu helfen, habe ich mich diese Woche in die American Football Gruppe bei Xing eingebracht und dort für Rugby mit den US Boys zu werben. Wenn man schon eine Verbindung für die beiden Sportarten herstellt dann am besten bei Deutschland – USA. Außerdem könnten die ansässigen Fußballvereine evtl. noch mehr machen.
Eine Anmerkung habe ich jedoch:
Wiesbaden und Offenbach liegen nur 50 km auseinander und dazwischen liegt Frankfurt. Selbst ich als „hartgesottener“ Fan den deutschen Nationalmannschaft habe bislang nur für ein Spiel Karten gekauft. 2 Stadionbesuche hintereinander bei Eiseskälte sind in der Familie nicht so leicht durchsetzbar. Evtl. sollte man die Spielorte doch etwas weiter streuen.
November 14, 2017

Tobias Quick said:

2769
Es steht den Vereinen und Verbänden völlig frei, Aktionen frühzeitig in Gang zu bringen
Meiner Meinung nach ist das vor allem Aufgabe des Veranstalters. Ein Veranstalter, damit meine ich auch den DRV, und auch die LV geben ein wenig den Rahmen vor, was für Vereinen möglich ist. Als Verein kannst du nur dein eigenes Umfeld nutzen.
November 14, 2017

Karsten Heine said:

3600
...
Grundsätzlich stimme ich allen Kommentatoren zu, dass es toll wäre, wenn die Termine, die Gegner und alles was an so einem Länderspiel dran hängt frühzeitig klar wäre, ist aber eben nicht immer. Auch dieses Jahr gab es offensichtlich Dinge, die die Planung erschwerten. Davon unabhängig wurde die Werbetrommel kräftig gedreht, sei es im Radio, Fernsehen, Zeitungen oder eben bei fast 2000 Kindern. Wir sollten uns aber nichts vormachen, bei 7°c und leichten Nieselregen kommen viele die ihr erstes Rugbyerlebnis haben wollten eben eher nicht und beim 3. Mal Brasilien in 12 Monaten bleiben viele hartgesottene Fans eben auch weg. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr fehlten die unzähligen Busse aus ganz Deutschland und die vielen bekannten Gesichter und wer will es den Fans krumm nehmen, wenn sie sich bei so einem Wetter und einem wahrscheinlich nicht so spannenden Spiel eben nicht auf den Weg machen. Wir werden Spiele mit interessanten oder neuen Gegnern und auch mit besseren Wetter haben und wir werden feststellen, es werden Schritt für Schritt mehr Zuschauer und dann erreichen wir auch die "kritische Masse" und es nimmt ganz neue Dimensionen an. Ich denke, bei den vielen Dingen die noch verbesserungswürdig sind, sind wir auf einem guten Weg und sollten nicht zu ungeduldig sein.
November 14, 2017

Matthias Hase said:

381
...
@Tobias Quick, es ist im eigenen Interesse der durchführenden Verein/LV, die Stadien vollzubekommen, um ein paar Euro zu verdienen. Nicht umsonst hat Hannover zB in Werbung im ÖPNV ("Fahrgastfernsehen")investiert, um zahlendes Publikum ins Arminia-Stadion zu locken. Und die Idee mit den Bands, die vor den Partien aufspielen, sowie den Testimonials hatte der ASV. Den Rahmen geben die Vereine/LV vor Ort vor. Als DRV kann man soviel Rahmen vorgeben wie man will - die Vereine/LV müssen auch mitziehen.

Melde dich doch einfach mal beim DRV und biete deine Ideen an. Ich denke, der DRV wird sie dankend annehmen und sie nach besten Kräften unterstützen.
November 14, 2017

Tobias Quick said:

2769
Eigeninteresse ja, aber nicht meine Aufgabe
@ Matthias Hase
Ich stimme dir zu, dass es auch im Interesse meines Vereins ist. Aber meine Möglichkeiten sind deutlich begrenzt. Ich denke schon, dass einiges im Hintergrund passiert und sich in den nächsten Jahren positiv weiterentwickeln wird. Dennoch ist in meine Augen wichtig von Verbandsseite Aktionsformen zu entwickeln, wie wir gerade in die Breite, auch als Zuschauersport, wachsen können. Die (kleinen) Vereine können nur in ihrem näheren Umfeld aktiv werden. Zum Beispiel habe ich einen Mitstreiter, der gerne durch z.B. VIP-Tickets mögliche Sponsoren gewinnen möchte. Ich weiß nicht, ob er mittlerweile entsprechend eine Antwort vom DRV/DRM bekommen hat. Zumindest gab es erst einmal keine entsprechende Rückmeldung was möglich wäre.Und nur ein normaler Sitzplatz eignet sich da nicht.
November 16, 2017

Matthias Hase said:

381
...
Leider werden die Möglichkeiten des Verbandes mit seinen lediglich drei hauptamtlichen Mitarbeitern immer wieder überschätzt. Aktuell wird die Position des Pressereferenten auch nur kommissarisch besetzt. Dennoch sollte es natürlich eine Rückmeldung geben.
November 16, 2017

Uwe Diedrichs said:

96
...
@Tobias Es werden VIP Tickets angeboten für 105€. Bei adticket
November 16, 2017

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