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Von den Großen siegen lernen: Veltener Rugbyclub hospitiert beim französischen Spitzenverein ASM Cl
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Geschrieben von Heidekorn Norbert   
Mittwoch, 12. April 2017

Veltens Trainerstab um den sportlichen Leiter Andreas Schmidt (zweite Reihe rechts) und Jean-Claude Rutault vom ASM Clermont-Auvergne (zweite Reihe links)
Veltens Trainerstab um den sportlichen Leiter Andreas Schmidt (zweite Reihe rechts) und Jean-Claude Rutault vom ASM Clermont-Auvergne (zweite Reihe links)

 

„Wir müssen uns neu erfinden, um im Nachwuchsbereich stabiler und besser zu werden und dadurch immer Nachschub für unsere Bundesliga-Mannschaft zu haben“, mahnte seit einiger Zeit Andreas Schmidt, sportlicher Leiter des Veltener Rugbyclubs. Die Mahnung blieb nicht nur bei Worten. Kürzlich hospitierte eine vierköpfige VRC-Delegation eine knappe Woche lang in der Nachwuchs-Akademie des ASM Clermont-Auvergne, des gegenwärtigen Tabellenzweiten der ersten französischen Liga, um neue Impulse und Ideen für den eigenen Trainingsbetrieb zu erhalten.

Der Kontakt kam über Burkhard Schirmer zustande, der 1969 das Veltener Vereins-Rugby aus der Taufe hob und nach 30 Jahren in der Fremde seit 2016 wieder zum Veltener Trainerstab gehört. Schirmer kontaktierte seinen langjährigen Freund, Jean-Claude Rutault, der vor zwölf Jahren die „Rugby-Schule“ im 425 Kilometer südlich von Paris gelegenen Clermont-Ferrand (142.000 Einwohner) aufbaute und trotz seiner 74 Jahre heute noch leitet. Kurios war das Zustandekommen der Freundschaft zwischen den beiden, erinnert sich der 67-Jährige Schirmer. „In der DDR gab es keine Kontaktmöglichkeiten zu den großen Rugbynationen, um sich sportlich verbessern zu können. Da habe ich 1984 einfach eine Anzeige in der größten französischen Rugby-Zeitung geschaltet und gehofft, dass jemand antwortet.“ Mit Rutault fand sich dann ein Neugieriger. 1985 kam er sogar als Privatperson bei Schirmer zu Besuch und trainierte eine Woche lang den Nachwuchs und die Männer des damaligen Oberligisten BSG Empor Velten auf dem Marwitzer „Rugbyacker“. Jean-Claude Rutault entpuppte sich als absoluter Fachmann, der nach der für ihn exotischen Veltener Entwicklungshilfe im Auftrag des französischen Rugby-Verbandes noch in Israel und Südamerika tätig war. Einer der Höhepunkte folgte von 1990 bis 1992, als Trainer der deutschen 15er-Nationalmannschaft. Die Tage in Zentralfrankreich beim Top-14-Verein, der seit 2007 fünfmal im Meisterschafts-Finale stand, aber nur 2010 Champion werden konnte, waren von morgens bis abends mit Trainings- und Organisationseindrücken vollgepackt. „Man hat uns überall mit hingenommen, keine Geheimnisse gehabt. Das gesamte Vereinsleben spielt sich ab wie bei Bayern München. Und das war aber Rugby und nicht Fußball“, zeigte sich Bert Bauer, stellvertretender Vereins-Vorsitzender und Nachwuchs-Übungsleiter schwer beeindruckt.

Maximal 240 auserwählte Kinder aus Clermont und den ungefähr 30 Vereinen der Umgebung dürfen sich in den Altersklassen von U 6 bis U 14 in der Akademie der Jüngeren tummeln. Bei den 15 bis 22 Jahre alten Jugendlichen geht es für ungefähr 180 Kadetten bereits in die Vorbereitung auf den Profi-Sport. Schule, Ausbildung und Rugby bilden dabei eine Einheit. Jährlich schaffen es nur ein bis zwei Spieler in den Erstliga-Kader. Die, die es nicht geschafft haben werden aber aufgrund ihrer hervorragenden Ausbildung immer noch mit Kusshand bei anderen Erst-, Zweit- und Drittligisten aufgenommen. Für Dolmetscher Jean-Claude Grüneberg, seine drei Kinder spielen im VRC-Nachwuchs, war der Besuch des Erstliga-Spieles ASM Clermont gegen Pau (65:13) vor über 20.000 Zuschauern im voll besetzten Stade Marcel-Michelin das Highlight. „Wir haben nur fünf Meter vom Spielfeld weggestanden und konnten voll die Dynamik des Spiels miterleben.“ Die Zeit bei den Gelb-Blauen und die mühevollen insgesamt 3.200 Kilometer mit dem Auto haben sich für die Schnupper-Tour der Veltener mehr als gelohnt. Für den „Sportlichen“ Andreas Schmidt beginnt jetzt die Arbeit. „Bei unseren Gastgebern trainieren alle Altersklassen von den jüngsten bis zu den ältesten Spielern nach denselben Prinzipien. Nur die Intensität ist unterschiedlich. Das hat den Vorteil, dass es keine Eingewöhnungsprobleme in der nächsthöheren Altersklasse gibt. Daraus folgend wird das Aufbauen und Durchführen von detaillierten und einheitlichen Trainingsplänen jetzt unsere erste Konsequenz sein.“

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