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Italien bringt England mit ungewöhnlicher Taktik an den Rande einer Niederlage: die Reaktionen
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 27. Februar 2017

Italien war mit einem einfachen taktischen Kniff fast die Sensation gelungen. Foto (c) FIR Instagram
Italien war mit einem einfachen taktischen Kniff fast die Sensation gelungen. Foto (c) FIR Instagram

England Coach Eddie Jones forderte die Zuschauer im Londoner Twickenham-Stadion dazu auf, ihr Geld zurückzufordern. Im Interview nach dem Spiel echauffierte sich der Australier immer wieder in aufgebrachtem Tonfall: „Das war doch kein Rugby.“ Was war geschehen? Die Azzuri hatte unter Anweisung seines irischen Trainers Conor O’Shea die Regeln unseres Sports genau gelesen und auf dem Feld konsequent umgesetzt. Die vermeintlich haushoch überlegenen Engländer hatten keine Antwort darauf und schienen lange am Rand einer Niederlage.

Italien hatte es über die gesamte Partie hinweg unterlassen bei englischem Ballbesitz in die Rucks zu gehen. Nach einem Tackle ergibt sich ein Ruck und damit die Abseitslinie erst, wenn Spieler von beiden Mannschaften involviert sind. So konnten Gedrängehalb Gori und Achter Parisse immer wieder auf die vermeintlich falsche Seite vorpreschen und die Passwege für Englands Neuner Danny Care zustellen. Das Publikum quittierte diese Taktik mit Pfiffen und auch England Kapitän Dylan Hartley wusste nicht, wie er mit dieser Taktik umgehen soll. Als er gemeinsam mit James Haskell Schiedsrichter Roman Poîte nach 35 gespielten Minuten befragte, was man denn nun tun müsse um ein Ruck entstehen zu lassen, konnte dieser nur trocken antworten: „Ich bin der Schiedsrichter, nicht euer Trainer.“

Diese vermeintlich so innovative Taktik, bzw. die Lücke in den Gesetzen, die viele Rugby-Medien am gestrigen Abend beschrieben, existiert so nicht. Die Regeln zur Bildung eines Rucks existieren so bereits unverändert seit Jahrzehnten und mit Clermont in Frankreich und den Chiefs unter Dave Rennie in Neuseeland gibt es zwei prominente Teams, die bereits seit Jahren sporadisch auf diese Taktik setzen. Was allerdings überraschend zu sehen war, wie unvorbereitet eine Weltklasse-Mannschaft wie England auf einen solch einfachen taktischen Kniff war. Anstatt mit Boxkicks die vermeintlich im Abseits stehenden Spieler aus dem Geschehen zu nehmen, mit kurzen Pick and Gos die sich ergebenden Lücken um den Ball zu nutzen, beschwerten sich Englands Spieler wiederholt beim Schiedsrichter.

 

 

Die spielerisch vermeintlich so stark unterlegenen Italiener konnten mit dieser Taktik den Nachteil an individueller Klasse weitestgehend egalisieren. Die Reaktionen darauf fielen gänzlich unterschiedlich aus: Die Hauspostille des englischen Verbands - der Londoner Telegraph - bezeichnete die Taktik als „widerlich und negativ“. Ex-England-Hakler und BBC-Experte Brian Moore hingegen applaudierte den Italienern für die konsequente Umsetzung der Taktik und war sogar der Überzeugung, dass Italien einen Sieg verdient hätte. Man kann lang und breit über diese taktische Innovation diskutieren, aber wenn sie dafür sorgt, dass ein absoluter Underdog wie Italien eine Chance hat einen Überraschungssieg zu landen, kann das für die Entwicklung unseres Sports nur positiv sein.

Zwar mag die Spielweise der Italiener für viele ungewohnt, wenn nicht sogar unansehnlich gewesen sein, doch mit taktischen Genie vermeintlich stärkere Teams zu bezwingen gibt dem Spiel eine neue Dimension. Immer nur auf stärkere und schnellere Spieler zu setzen limitiert nämlich auch die Entwicklung des Rugbysports. Des Weiteren werden sich nach dem England-Debakel sehr viele Trainer mit dieser Taktik beschäftigen. Italien hatte einen Vorteil, weil es den Kniff als erste Nationalmannschaft eingesetzt hatte. Doch auch diese vermeintlich unfaire Spielweise ist mit taktisch einfachen Mitteln neutralisierbar.

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