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TotalRugby-Review Six Nations: England mit erneutem Last-Minute-Sieg, Schottland Frankreich
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 13. Februar 2017

Erneut siegt England spät und jubelt über den 16. Sieg in Folge. Foto (c) RFU Instagram
Erneut siegt England spät und jubelt über den 16. Sieg in Folge. Foto (c) RFU Instagram

Für Trainer-Legende Sir Ian McGeechan sind die diesjährigen Six Nations die spannendste Ausgabe des traditionsreichen Turniers seit langem. Der ehemalige Schottland und British and Irish Lions Coach sieht das europäische Rugby momentan in einer außergewöhnlich starken Position. Das zweite Wochenende begann mit einer Machtdemonstration der Iren in Rom, am Samstag Abend konnte England zum zweiten Mal in Folge eine unglaublich enge Partie gegen Ende drehen und Frankreich konnte starke Schotten in Schach halten. Der Turnierausgang ist offen wie lange nicht, doch England scheint erneut der Favorit zu sein, den es zu schlagen gilt.


Italien 10 : 63 Irland

Für die gegen Wales stark gestarteten Azzurri von Trainer Conor O’Shea setzte es gegen Irland die zweite deftige Klatsche daheim. Die Gäste, angereist in dem Wissen, dass ihnen nur ein Sieg im Kampf um den Titel weiterhelfen würde, starteten kompromisslos. Bereits in den ersten zwanzig Minuten forcierte Irland das Tempo derart, dass die Gastgeber gerade mit den schnellen Spielzügen der irischen Dreiviertelreihe überfordert waren.

Außendreiviertel Keith Earls erzielte seine beiden Versuche im Auftaktviertel der Partie und musste dabei nach großer Überzahl jeweils nur einlaufen. Sein Teamkollege bei Munster und im irischen Trikot CJ Stander dagegen bewies dagegen einmal mehr, dass er eher einem Bulldozer, als einem Menschen gleicht. Bei seinem ersten Versuch nahm er gleich drei Italiener mit über die Mallinie und war dennoch in der Lage den Ball sicher abzulegen.

Bei den Italienern kam nach einer halben Stunde kurzzeitig Hoffnung auf, nachdem Verbinder Carlo Canna einen Straftritt zur Gasse an der Fünf-Meter-Linie kickte. Italiens formidabel spielender Sturm formierte ein Paket, dass es über die Linie geschafft hätte, wenn Irlands Donnacha Ryan jenes Paket nicht regelwidrig zu Boden gebracht hatte. Gelb und Strafversuch waren die logische Folge.

Doch der zwischenzeitliche 10:21 Stand aus Sicht der Azzurri sollte nicht Mal bis zur Pause halten, da Irland seine Stärke im Paket selbst noch zum Bonuspunkt-Versuch ausspielen sollte. Die zweite Hälfte entwickelte sich dann für Italien zum Albtraum, denn der Gast war nicht gewillt mit dem Bonuspunkt im Rücken den Fuß vom Gas zu nehmen.

Erneut war es CJ Stander, der bei seiner Man of the Match Leistung einen Hattrick erzielte und einen weiteren Versuch im Stile eines Hybrid Flanker/Verbinder vorbereitete. Erst klaute der gebürtige Südafrikaner nämlich im Stile einer Nummer Sieben den Ball, nur um diesen dann per Kick Richtung Außen Gilroy zu befördern, der noch einen Verteidiger umrunden musste um den ersten seiner drei Versuche zu erzielen.

Ein weiterer bemerkenswerter Versuch gelang Garry Ringrose, der mit einem wunderschönen Lauf durch die zunehmend ermüdende Verteidigung der Azzurri dafür sorgte, dass der Hype um das 23-jährige Supertalent nicht abzuebben droht. Die Vergleiche mit Irlands bestem jemals, Brian O’Driscoll, werden sicher nicht weniger werden.

Insgesamt gelangen der irischen Mannschaft damit neun Versuche, womit sich die „boys in green“ wieder im Titelkampf zurückmelden konnten. Für Italien droht das diesjährige Sechs-Nationen-Turnier nach der achten Niederlage im Championat in Folge, ein weiteres verlorenes zu werden. Das Momentum nach dem Sieg über die Springboks im November scheint bereits verflogen.

 


Wales 16 : 19 England

Episch, heroisch und außergewöhnlich. Die britische Presse überschlug sich geradezu mit Superlativen nach dem unglaublich engen Duell der beiden Erzrivalen im Millennium Stadium in Cardiff. Knapp 75.000 Zuschauer sahen tatsächlich ein episches Aufeinandertreffen bei dem England lange wie der Verlierer aussah. Wales-Außen George North musste wurde nur Stunden vor dem Spiel von Wales medizinischer Abteilung für nicht fit genug erklärt, nachdem er in der Vorwoche mit einem Pferdekuss gegen Italien die Partie noch beendet hatte. Diese Personalie sollte sich wenige Stunden später noch als entscheidend herausstellen.

Der Auftakt gehörte dem seit 15 Spielen ungeschlagenen Gast. Nach Straftritten auf beiden Seiten gelang der Mannschaft von Eddie Jones der erste Versuch. Mit einem cleveren Spielzug arbeiteten sich die Männer mit der Rose auf dem Trikot bis an die walisische Linie heran, wo Wales Mike Brown noch stoppen konnte. Doch Gedrängehalb Ben Youngs konnte aus kurzer Distanz an der Seite des Rucks eine Lücke in der Verteidigung finden und musste nur noch per Hechtsprung ablegen.

Youngs Gegenüber Rhys Webb versuchte es ihm ebenso aus kurzer Distanz nachzumachen, als er aus einem Ruck den Ball ablegen wollte, aber wenigen Millimeter zu kurz ablegte. Doch kurz vor der Hälfte war es soweit, als Wales mit einem wohl durchdachten Spielzug den ersten eigenen Versuch erzielen konnte. Von der Achter-Position des Gedränges aus nahm Ross Moriaty den Ball auf und passte direkt zu Gedrängehalb Webb. Nachdem Außen Liam Williams die Seite hinter dem Gedränge gewechselt hatte und Schluss Halfpenny eingerückt war hatte Webb nun vier Anspielstationen, die allesamt mit Tempo auf die zwei englischen Verteidiger anstürmten. Er wählte mit Williams die richtige und dieser konnte an dem verdutzt dreinblickenden Owen Farrell vorbei ungehindert ins Malfeld einlaufen. Wales führte nun 13:8 und mit dem Momentum in die Pause.

Auch in Hälfte zwei sollte Wales besser starten und hatte den vermeintlich zweiten Versuch gelegt, nachdem man sich über mehrere Hände aus der eigenen 22 bis tief in die gegnerische Hälfte kombiniert hatte. Der letzte Pass auf Dan Biggar ging allerdings deutlich nach vorne, so dass der vermeintliche zweite Versuch der Gastgeber nicht gegeben wurde. Ein weiterer Halfpenny-Penalty brachte die Gastgeber immerhin mit 16:8 außerhalb der Reichweite Englands.

Die Mannschaft von Eddie Jones war aber nicht bereit ihre fast zwei Jahre andauernde Siegesserie so einfach aufzugeben. Zwei Straftritte von Owen Farrell brachten sie wieder in Schlagdistanz. Doch als Wales Verbinder Dan Biggar mit einem unglaublich wichtigen Intercept auf der eigenen Linie einen sicheren englischen Versuch verhinderte und sich im Vollsprint der englischen Linie näherte drohte England zu fallen. Doch England Außen Elliot Daly bewies unglaubliches Tempo und erwischte den enteilten Biggar noch.

Noch hatte England nicht verloren. Als dann Wales ein weiterer Turnover auf der eigenen Linie gelang, war es der viel zu kurze Befreiungskick von Jonathan Davies, der den Gastgebern teuer zu stehen kommen würde. Davies hatte mit seinem schlechteren rechten Fuß nur bis zur eigenen Zehn-Meter-Linie kicken können und so konnte Englands Verbinder George Ford aus aussichtsreicher Position den Konter beginnen. Über Farrell landete der Ball dann erneut bei Daly, der Wales George North Ersatz Alex Cuthbert verdammt alt aussehen ließ und zum Versuch ablegen konnte. Daly, der kurz zuvor noch einen Wales Versuch verhindert hatte, wurde zu Englands Helden und Cuthbert zum Sündenbock für die Waliser. Englands 16. Sieg in Folge lässt die Männer von Eddie Jones einmal mehr vom Weltrekord und dem zweiten Grand Slam in Folge träumen. Wales dagegen muss seine Hoffnungen auf den Titel vorerst begraben.

 


Frankreich 22 : 16 Schottland

Welch riesige Herausforderung den Schotten bei ihrem Auswärtsspiel in Paris bevorstand zeigt ein kurzer Blick in die Annalen der Six Nations. Seit über 40 Jahren hatte keine schottische Mannschaft mehr in Paris gewonnen. Doch diese schottische Mannschaft ist aus einem anderen Holz geschnitzt, als die der letzten Jahre. Nach dem Sieg über die Iren daheim hatten einige Beobachter den Bravehearts mehr Chancen eingeräumt, als man das üblicherweise tut.

Tatsächlich waren es die Gäste, die zuerst zuschlagen konnten. Der in den letzten Wochen überragend aufspielende Schluss Stuart Hogg, der nach einem cleveren Offload von Huw Jones nur noch einen Verteidiger umkurven musste. Doch die Franzosen waren selbst nicht gewillt vor über 80.000 eigenen Fans die Initiative den Schotten zu überlassen. Nach einer halben gespielten Stunde war es dann so weit. Unablässiger Druck von Les Bleus resultierte im ersten Versuch. Nachdem mehrere Läufer kurz vor der Linie gescheitert waren konnte Scott Spedding mit einem kurzen Ball Gael Fickou bedienen, der durch ein schottisches Tackle hindurch zum Versuch kam.

Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischte dann aber wieder Schottland. Der erneut gut aufspielende Verbinder Finn Russel überrumpelte die Franzosen an der Mittellinie mit einem perfekt gesetzten Offload auf Außen Seymour, der sich auf einmal mit viel Gras und wenig Verteidigern vor der Nase wiederfand. Mit einem Überkick überwand er schließlich den französischen Schluss, brauchte aber noch die Unterstützung von Tim Swinston um den Spielzug zum zweiten schottischen Versuch zu vollenden. Schottland lag nun wieder mit 16:13 vorne.

Frankreich antwortete erneut mit wütenden Angriffen, doch nachdem der TMO einen vermeintlichen Versuch von Ersatz-Gedrängehalb Machenaud aberkannte setzte Frankreich den Straftritt zum Ausgleich. Die letzten Minuten gehörten dann weitestgehend dem Gastgeber, Schottlands Kraft schien zusehends nachzulassen. So konnten Les Bleus das Spiel mit zwei weiteren Straftritten für sich entscheiden, Camille Lopez hatte einen guten Tag beim Kicken erwischt.

Zwar werden die Schotten über die Niederlage enttäuscht sein, aber der Defensiv-Bonus versetzt die Schotten in eine ordentliche Ausgangslage bevor es in zwei Wochen daheim gegen Wales weitergeht. Obwohl Schottland auf Rang fünf steht, ist man nur einen einzigen Punkt hinter dem zweiten Irland, die aufgrund des Kantersieges gegen Italien auch noch eine gute Punktedifferenz vorweisen können. Gegen eben jene Iren wird Frankreich dann in zwei Wochen antreten müssen. In Dublin werden Les Bleus wohl als Außenseiter antreten. Doch völlig chancenlos werden die aufstrebenden Franzosen unter Guy Novès sicher nicht sein.

 

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