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Six Nations Auftakt: Schottland gelingt der Coup, England ringt Frankreich nieder
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 5. Februar 2017

Stuart Hogg war im Murrayfield man of the match. Der Glasgow-Schluss riss die Partie förmlich an sich und erzielte zwei Versuche. Foto (c) SRU Instagram
Stuart Hogg war im Murrayfield man of the match. Der Glasgow-Schluss riss die Partie förmlich an sich und erzielte zwei Versuche. Foto (c) SRU Instagram

Das Auftaktwochenende der Six Nations hatte Spannung bis zum geht nicht mehr zu bieten und besonders die erste Partie in der schottischen Hauptstadt Edinburgh bot den Zuschauern neben unendlich viel Spannung auch ein hohes Maß an Rugby-Spielkunst auf dem grünen Rasen. Tatsächlich gelang Schottland die große Überraschung mit dem ersten Auftaktsieg seit 2006. Frankreich dagegen verspielte eine Führung nur Minuten vor dem Ende.

Schottland 27 - 22 Irland

Gleich zum Auftakt der Six Nations gab es eine faustdicke Überraschung. Irland und Munster Legende Ronan O’Gara hatte noch vor Spielbeginn zu Protokoll gegeben, die Schotten hätten viel angekündigt und würden keine Leistung nachliefern. Wie sich O’Gara irren sollte. Schottland schien ob derlei Arroganz geradezu inspiriert und legte los wie die Feuerwehr. Trotz einer merklich Unterlegenheit in Gasse und Gedränge gelangen den Schotten mit ihren ersten beiden vielversprechenden Angriffen gleich zwei Versuche. Beide wurden erzielt durch den überragenden Schluss der Bravehearts, Stuart Hogg.

Der erste Versuch war dabei auch aufgrund der Risikofreudigkeit vom jungen Verbinder Finn Russel entstanden. Als der schottische Sturm es aus kurzer Distanz mehrmals nicht schaffte, die letzten Centimeter zu machen, feuerte der Glasgow-Zehner einen Überpass heraus, den Irland-Innen Garry Ringrose fast noch abfangen konnte. Der zweite Versuch war nach schnellem Spiel auf die Außen eine brillante Einzelleistung von Hogg, der per Dummy Irland Außen Keith Earls alt aussehen ließ.

Das genau umgekehrte Szenario ereignete sich nur Minuten später. Tommy Semour versuchte einen riskanten Pass von Simon Zebo abzufangen, doch dieses Mal war es Keith Earls der den leicht touchierten Ball aufnahm und zum Versuch einlaufen konnte. Nach einer halben gespielten Stunde konnte Schottland aber weiter davonziehen. Die Gastgeber hatten die Iren mit einem einstudierten Gasse-Spielzug völlig alt aussehen lassen. Der eingerückte Innendreiviertel Dunbar stand im vorderen Drittel der Gasse und war erkenntlich nicht als Springer vorgesehen, worauf ihn die Iren nicht direkt deckten. Hakler Ross Ford feuerte einen Geschossartigen Einwurf heraus, den Dunbar im Stehen fing und dann nur noch fünf Meter einlaufen musste.

Doch Irland gab sich so schnell nicht geschlagen und erholte sich vom zwischenzeitlichen 21:5. Nach einem Straftritt vor der Pause und zwei Versuchen danach war Irland plötzlich 22:21 vorne. Zweite-Reihe-Stürmer Ian Henderson hatte aus kurzer Distanz per Pick-and-Go den Ball auf der Linie platzieren können. Ein weiterer Versuch von Earls war vom TMO nicht gegeben worden, bis Verbinder Paddy Jackson einen perfekt verzögerten Pass von Neuner Conor Murray nutzte um eine Lücke zu finden und Irland in Front zu bringen. Doch Schottland wollte sich den potenziell ersten Auftaktsieg seit 2006 nicht nehmen lassen und machte mit zwei Laidlaw Straftritten den Deckel auf die Partie.

Mit dem Abpfiff kannte der Jubel keine Grenzen, Schottland hatte tatsächlich den Favoriten Irland zu Fall gebracht. Dieser wird nun am kommenden Samstag in Rom auf Sieg und Bonsupunkt spielen müssen, während in Schottland schon einige vom Titel träumen. Doch zuerst wird man im Stade de France bestehen müssen, um derlei Gedanken hegen zu können.

 

Die Video-Highlights der Partie

 

England 19 - 17 Frankreich

Les Bleus waren als absoluter Underdog in den Südwesten der englischen Hauptstadt London gereist. Gegen den Grand Slam Sieger aus dem Vorjahr und Favoriten auf den Turniersieg hatten sich nur die optimistischsten Fans der Franzosen realistische Chancen auf den Sieg ausgerechnet.  Umso überraschender war, dass Frankreich bis zehn Minuten vor dem Ende wie der Sieger aussah.

„Le Crunch“, wie das Duell auf beiden Seiten des Ärmelkanals genannt wird, startete furios. Mit dem ersten richtigen Angriff der Franzosen schafften es die beiden Fidschi-Außen Nakaitaci und Vakatawa bis kurz vor die Mallinie Englands. Denen dürfte spätestens damit bewusst geworden sein, dass Frankreich hier nicht nur Punktelieferant werden würde. Doch im restlichen Verlauf der ersten Hälfte wurde das Spiel zusehends fahriger. Die Defensivreihen beider Teams saßen in der ersten Hälfte sattelfest. Einzig die häufigen Verstöße an den offenen resultierten in Chancen für die Kicker beider Teams. Frankreichs zwischenzeitliche 9:3 Führung wusste der gewohnt treffsichere Owen Farrell noch vor der Halbzeit ausgleichen.

In Hälfte zwei wurde das Spiel dann zunehmend offener und entgegen den Erwartungen war es zunächst die Mannschaft von Guy Novès, die sich absetzen konnte. Nachdem England ein vermeintlicher Versuch von Elliot Daly zurecht aberkannt wurde, nachdem dieser mit seinem Fuß die Seitenauslinie touchierte, gelang Frankreich es als erster Mannschaft die gegnerische Linie zu überqueren. Es bedurfte dafür aber dreier Weltklasse Offloads in Folge, um die englische Verteidigung zu überwinden. Erst war es Zweite-Reihe-Stürmer Sebastien Vahamahinaa der La Rochelle Flanker Gourdon nach dem Kontakt bediente, der wiederum auf den anstürmenden Prop Rabah Slimani ablegte. Mit der Erhöhung lag Frankreich nun 20 Minuten vor Schluss 16:12 vorne, doch diese Führung sollte nur zehn Minuten halten.

Nach mehreren erfolglosen Runs auf die Linie war es der erst zwei Minuten vorher eingewechselte Ex-NRL Star Ben Te’o, der nach einem schönen Pass von Owen Farrell die letzten Meter über die Linie mit brachialer Gewalt schaffte und damit das Spiel zum 19:17 für England drehte. Te’o, der mit dem von Russel Crowe besessenen South Sydney Rabbitohs noch 2014 zusammen mit Sam Burgess die australische League-Meisterschaft holte, spielt erst seit dem vorletzten Jahr Union und ist aufgrund einer englischen Großmutter spielberechtigt. Für den 30-jährigen Innendreiviertel war es also ein Six Nations Debüt nach Maß. Der französische Ansturm

Für England war es der neunte Sieg in den letzten elf Spielen gegen die Franzosen. Die wiederum nehmen als Trostpreis lediglich den Defensiv-Bonus mit auf die kurze Heimreise. Gegen die im Aufschwung befindlichen Schotten wird man in der kommenden Woche versuchen müssen den Fehlstart zu vermeiden. England hingegen wird im zweiten Heimspiel in Folge gegen Italien als absoluter Favorit in die Partie gehen.

 

Die Video-Highlights der Partie

 

 

Italien 7 - 33 Wales

Die Azzuri empfingen am heutigen Sonntag im Olympiastadion der ewigen Stadt Rom ihre Gäste aus Wales. Bei schwierigen Bedingungen begann Wales das Spiel ordentlich und verbrachte nach zur Gasse gekickten Straftritten einige Zeit in der 22 der Gastgeber, ohne jedoch punkten zu können. Die Intention schien klar, früh auf Versuche zu gehen, um mit einem Bonuspunkt bessere Chancen auf den Turniersieg zu haben.

Doch diese Taktik wurde relativ schnell zum Bumerang. Nachdem die Italiener das Paket der Waliser mehrmals kurz vor der eigenen Linie bravourös verteidigt hatten, war es für die von Kapitän Parisse angeführten Gastgeber Zeit zurückzuschlagen. Eben jener stark aufspielende Parisse hatte seine Mannschaft mit starken Carries immer wieder über die Vorteilslinie gebracht und als kurz vor der Mallinie scheinbar kein Weg mehr über diese führen schien, bedienten sich die Italiener einer wahren Old-School-Taktik. Per spontan im offenen Spiel angesetzten Paket überquerten sie die Mallinie und Gedrängehalb Gori konnte das Leder im Malfeld platzieren.
Wales hatte keine Antwort parat und einzig ein später Straftritt von Schluss Halfpenny sollte zur Halbzeit auf der Anzeigetafel stehen. Italien hatte überraschend positiv und vor allem bis zur Hälfte auch erfolgreich aufgespielt.

Doch zur zweiten Hälfte kamen beide Mannschaften wie verwandelt aus der Kabine. Zu erst nahm Wales nun jede Chance um zu Punkten zu kommen und verwandelte drei weitere Straftritte durch Halfpenny. Bis eine Serie von kollabierten Gedrängen dazu führten, dass Referee JP Doyle den italienischen Prop Andrea Lovotti mit Gelb vom Feld stellte. Wales nutzte diese numerische Überlegenheit gnadenlos aus und legte gleich zwei Versuche in schneller Folge. Der eingewechselte Ersatz-Verbinder Sam Davies feuerte den Ball schnell zu Owen Williams, noch bevor er von Venditti hart getackled wurde. Weiter außen musste Innen Jonathan Davies nur noch einlaufen und zum Versuch ablegen.

Davies wurde dann nur fünf Minuten später mit einem wunderschönen Offload nur Meter vor der Linie vom Try-Scorer zum Assistgeber. Schluss Liam Williams war es, der nun nur noch einlaufen musste. Italiens Widerstand schien mit dem 19:7 gebrochen und im weiteren Verlauf drückte Wales nun um doch noch den Offensiv-Bonus mitzunehmen. Einen Schritt näher kamen die roten Drachen durch einen wunderschönen Lauf von George North. Der überragend spielende eingewechselte Ersatz-Verbinder hatte den Außendreiviertel hervorragend freigespielt und North legte die 65 Meter bis zur Linie trotz eines vorher erlittenen Pferdekuss in sagenhaftem Vollsprint zurück.

Doch in den letzten Minuten wollte den Walisern der so wichtige vierte Versuch zum Bonuspunkt nicht gelingen. Gedrängehalb Davies war am nächsten als er den Ball beim ausstrecken, um ihn über die Linie zu bringen, verloren hatte. So musste sich Wales mit einem souverän herausgespielten, aber schlussendlich etwas zu hoch ausgefallenen Sieg begnügen. Italien hatte die erste Hälfte besser gespielt brach aber förmlich ein.

 

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