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Irland vor den Six Nations: Showdown mit England um den Titel in Dublin?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 2. Februar 2017

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Vorschusslorbeeren, astronimische Erwartungen und Vergleiche mit dem größten aller Zeiten: Garry Ringrose vor seinen ersten Six Nations. Foto (c) IRFU Instagram

Beim Blick auf den diesjährigen Spielplan der Six Nations richtete sich der Fokus so gut wie aller Beobachter auf den 18. März. Denn am letzten Wochenende des Turniers muss Titelverteidiger England in Dublin antreten. Zwar wollen die Iren selbst momentan noch keinerlei Gedanken an diesen Termin verschwenden, doch die Experten sind sich einig: Der Ausgang des Turniers wird sich an diesem Samstag entscheiden. Richie McCaw, der wohl größte Rugby-Spieler der Geschichte jedenfalls, wäre „überrascht wenn sich das Turnier nicht bei diesem Duell entscheiden würde.“ So äußerte sich der ehemalige All Blacks Kapitän und zweimalige Weltmeister gegenüber dem Telegraph in dieser Woche.


Warum man aber im Team vom neuseeländischen Erfolgscoach Joe Schmidt keinen Gedanken an den möglichen Showdown mit den seit 14 Spielen ungeschlagenen Engländern verschwenden will, ist ebenso klar. Bereits zum Auftakt geht es für Kapitän Rory Best und seine Mannen zum Auswärtsspiel nach Edinburgh. Während Irland gegen Schottland in den letzten Jahren eigentlich immer als Favorit ins Spiel ging und dementsprechend auch fünf der sieben Duelle seit 2010 gewinnen konnte, waren viele Aufeinandertreffen beider Mannschaften schlussendlich doch knapper als im Voraus prognostiziert. Irland tut sich traditionell schwer im Murrayfield.

Aber während sich Schottland zweifelsohne im Aufwind befindet, kommt Irland mit noch breiterer Brust denn je zuvor in die schottische Hauptstadt. Siege gegen alle drei Südhemisphären-Giganten im Vorjahr, allen voran der erstmalige Triumph über die All Blacks im November, sollten als Beweis für Irlands momentane Klasse herhalten. Irland hatte nach den dominanten Six Nations Siegen 2014 und 2015 ein enttäuschendes WM-Aus sowie einen dritten Rang im Sechs-Nationen-Turnier des Vorjahrs zu verkraften. Einige Experten läuteten bereits den Abgesang auf Coach Joe Schmidt ein, mussten aber spätestens ab dem vergangen Sommer, als Irland erstmals auf südafrikanischem Boden gewinnen konnte, gehörig Kreide fressen.


Irlands Kader bei den Six Nations

Noch beim Six Nations Sieg im Jahr 2014 musste sich Irland auf zahlreiche Leistungsträger weit jenseits der 30 verlassen. Allen voran das legendäre Mittelfeld-Duo O’Driscoll und D’Arcy schien für Irlands Chancen unverzichtbar. Eine Irland-Mannschaft ohne Kapitän O’Connell und Prop Mike Ross war damals ebensowenig vorstellbar. Doch Irland ist im Verlauf der letzten drei Jahre eine erfolgreiche Verjüngungskur gelungen, ohne dass sich dies auf die Resultate ausgewirkt hätte - im Gegenteil - Irland ist erfolgreicher als je zuvor.

Im Mittelfeld besetzen die beiden 22- und 23-jährigen Garry Ringrose und Robbie Henshaw die Innenpositionen. Sollte sich ihre Entwicklung weiter so fortsetzen, könnten es den beiden eventuell gelingen, erfolgreicher als ihre beiden Vorgänger O’Driscoll und D’Arcy zu werden. Den Sieg gegen die All Blacks haben beide ihnen schon einmal voraus. In diesem Jahr ist jedenfalls keiner der beiden aus der Startaufstellung von Joe Schmidt wegzudenken.

In der ersten Sturmreihe ist Urgestein Mike Ross in Windeseile durch den jungen Leinster-Tighthead Tadh Furlong ersetzt worden. Cian Healy muss sich in der Hackordnung hinter seinem jüngeren Dubliner Teamkollegen Jack McGrath anstellen. Insgesamt ist Irland in diesem Bereich sehr gut für die kommenden Jahre aufgestellt. In der zweiten Sturmreihe hängt im irischen Spiel viel vom größten Spieler der Six Nations - Devin Toner - ab, der sein Spiel auch im Alter von 30 Jahren noch einmal auf ein neues Level hieven konnte. Allerdings fehlt es Irland in diesem Bereich an Tiefe und vorerst werden sich Donnacha Ryan, Ultan Dilaine und Ian Henderson um den zweiten Startplatz hinter Toner streiten.

An der Tiefe mangelt es Irland darüber hinaus vor allem auf der Verbinder-Position. Der kurzfristige Ausfall vom unumstrittenen Platzhirsch Johnny Sexton zum Auftakt in Edinburgh hat dieses Problem offengelegt. Mit Paddy Jackson steht zwar ein sehr guter Ersatz parat, der für seinen Verein Ulster zuletzt groß aufspielen konnte. Doch dahinter kommt erstmal nichts. Ian Madigan wird seit seinem Wechsel nach Bordeaux nicht mehr berücksichtigt, so dass Coach Joe Schmidt am Wochenende Munsters Ersatz-Verbinder Ian Keatley auf die Bank setzen wird. Schmidt wird hoffen müssen, dass Jackson schadlos durch das Spiel kommt, da sein Ersatz Keatley in Munster nur zu sehr wenig Spielpraxis kommt.

Ein weiterer Ausfall eines prominenten Namens fällt dagegen aufgrund der irischen Tiefe im Kader derzeit nicht so stark ins Gewicht. Munsters Kapitän Peter O’Mahoney wird zumindest gegen Schottland aufgrund von muskulären Problemen im Oberschenkel nicht zum Einsatz kommen. Doch die dritte Sturmreihe am Samstag liest sich dennoch mehr als ordentlich: Jamie Heaslip, Sean O’Brien und der zuletzt alles überragende CJ Stander werden sich anschicken die Rucks im Murrayfield zu dominieren.


TotalRugby-Spieler im Fokus: Garry Ringrose

Es wäre für uns ein einfaches an dieser Stelle CJ Stander zu nennen. Der Dritte-Reihe-Stürmer von Munster spielt derzeit in der Form seines Lebens und musste sich schon von seinen Teamkollegen für die vielen Man-of-the-Match Awards verspotten lassen. Aber Stander ist mittlerweile eine feste Größe und wird seine Leistung bringen. Spannender finden wir einen jungen Nachwuchsspieler vom anderen irischen Topklub Leinster.

Als dieser Nachwuchsspieler im vergangenen November in seinem erst zweiten Länderspiel gegen niemanden Geringeres, als den Vizeweltmeister Australien, seinen ersten Versuch für Irland legte, platzte es aus RTE-Kommentator Ryle Nugent heraus: „Ach was solls, ich werde es sagen, dieser Körperbau, dieser Laufstil, erinnert der euch an jemanden?“ Wer mit dieser Anspielung gemeint war, wurde jedem Irland-Fan sofort klar. Der größte aller Zeiten, Brian O’Driscoll, der ebenso wie der gepriesene Garry Ringrose ein pfeilschneller 13er mit unglaublich guter Spielübersicht war. Der wohl beste Innendreiviertel aller Zeiten und unbestrittenermaßen Irlands bester Spieler jemals.

Ringrose kommt, ebenso wie sein alles überstrahlender Vorgänger, aus der Talentschmiede von Leinster. Dementsprechend musste sich Ringrose seit seinem Leinster-Debüt vor anderthalb Jahren diesen Vergleich schon öfter anhören und ist bis dato nicht an der großen Erwartungshaltung ihmgegenüber gescheitert. Für Irlands Trainer Joe Schmidt, der in den vergangenen Jahren des Öfteren mit dem gelernten Fullback Jared Payne auf der 13 experimentiert hatte, kommt Ringroses kometenhafter Aufstieg wie gerufen.

Nun geht der in der Vorwoche 22 gewordene Ringrose in seine ersten Six Nations. Es bleibt spannend abzuwarten, ob der Jungspund weiter unbekümmert die Defensiven der Gegner in Stücke reißt, wie ihm das in seiner jungen Karriere bislang reihenweise gelungen ist.

 

In seiner noch kurzen Karriere konnte Ringrose bereits einige Spiele entscheiden und wurde mit Irlands bestem Spieler aller Zeiten verglichen



TotalRugby-Prognose: Irlands größte Schwachstelle ist momentan definitiv die mangelnde Tiefe auf der Verbinder-Position hinter Sexton und Jackson. Sollte sich auch noch der zweite „Out-Half“, wie der Verbinder einzig in Irland genannt wird, verletzen, droht Irlands Spielanlage zu verkümmern. Aber abgesehen von dieser Problematik ist Irlands Tiefe im Kader so gut, wie wohl noch nie.

Die beiden irischen Top-Teams Munster und Leinster schlagen sich hervorragend im Europacup und auch die letzten Spiele der Nationalmannschaft waren mehr als nur ermutigend. Wir von TotalRugby trauen Irland den Titel zu, denn neben der offensichtlich guten Form hat Irland mit dem Heimspiel am letzten Spieltag gegen den ärgsten Rivalen England einen absoluten Trumpf in der Hand. Nachdem Irland den längsten ungeschlagenen Lauf einer Mannschaft mit ihrem Sieg gegen die All Blacks beendet hatte, könnte es der Mannschaft von der Insel im letzten Spiel des Sechs-Nationen-Turniers dieses Kunststück erneut gelingen. Denn England schickt sich momentan an diesen Rekord der All Blacks zu egalisieren.

Einziges Manko bei Irland im vergangen Spätherbst war die Defensive: Trotz vierer Siege kassierte Irland ganze 13 Versuche. Sollte sich die Defensivleistung der Iren verbessern legen wir uns fest, Irland holt den Titel

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