TVP-Flanker Scott Bain steht gegen den Heidelberger RK vor seinem ersten Einsatz in Liga eins - (c) Jürgen Keßler

Am kommenden Wochenende kommt es in der Rugby-Bundesliga nicht nur zum Aufeinandertreffen des Tabellenersten mit dem Ligazweiten, sondern auch zum Duell zwischen dem Viertplatzierten SC Frankfurt 1880 und dem Dritten aus Heidelberg-Handschuhsheim. Außerdem versucht der Berliner RC gegen Hannover 78 den Spielausfall von vergangener Woche vergessen zu machen und der RK 03 Berlin möchte beim Tabellennachbarn RGH punkten, während der Sportclub Neuenheim an den Martinsee muss. Welche Ergebnisse diese interessanten Paarungen für Euch bereithalten, erfahrt ihr in unserer Vorschau.

TV Pforzheim : Heidelberger RK
Samstag, 1. Oktober 15:00 Uhr – Alter Reitturnierplatz

Das Spiel des Tabellenersten gegen den Tabellenzweiten ist ohne Zweifel das Topspiel des 6. Spieltages und verspricht einer der großen Rugby-Leckerbissen in dieser Spielzeit zu werden. Die Pforzheimer sehen sich trotz ihres glänzenden Saisonstarts als Außenseiter, insbesondere weil sie um die Einsätze von Spielmacher Russell Kupa – 2008 und 2009 mit dem SC Frankfurt 1880 Deutscher Meister – und Kapitän Manuel Ballarin – 2010 mit dem Heidelberger RK Deutscher Meister – bangen. Kupa laboriert an einer leichten Bänderdehnung und konnte diese Woche noch nicht am Trainingsbetrieb teilnehmen, Ballarin ist nach gesundheitlichen Problemen noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Dennoch wollen die Goldstädter natürlich alles daran setzen, dem Triple-Champion ein paar Punkte abzujagen, zumal sich mit Flanker Scott Bain und Schluss Fabian Broughton zwei weitere neuseeländische Spitzenkräfte nach längerer Verletzungspause im TVP-Kader zurückgemeldet haben. Der australische Coach der „Rhinos“ hat also die „Qual der Wahl“, so Pressesprecher Uwe Herrmann.

Natürlich wird auch der Heidelberger RK im Nordschwarzwald mit einer starken Mannschaft aufschlagen. Der Kader des Titelverteidigers ist so tief besetzt, dass selbst die Sorgen um die angeschlagenen Nationalspieler Tim Kasten (Grippe), Patrick Schliwa sowie Neuzugang Luke Muggeridge kein Grund zur Beunruhigung darstellen. „Wir wollen den Sieg“ macht Nationalspieler Steffen Liebig daher auch kein Geheimnis aus der Zielsetzung der erfolgsverwöhnten Kurpfälzer.

TotalRugby-Prognose: Der TV Pforzheim verfügt über jede Menge Qualität in seinem Kader und spätestens seit der Rückkehr von Spielertrainer Scott Bain wäre es vermessen den Sturm des Tabellenzweiten weiterhin als Schwachstelle auszumachen. Allerdings gibt es für den Klub nur wenige Saisonspiele in welchen die Spieler richtig gefordert werden, der Meister wird darauf brennen sich mit dem schillernden Emporkömmling zu messen und den Liga-Neulingen eine Lektion zu erteilen. Die Zuschauer am alten Reitturnierplatz können sich auf ein Spiel mit krachenden Tacklings, tollen Angriffszügen und einem Sieger HRK einstellen - der Klub gewinnt mit 23 Punkten Vorsprung!

Berliner RC : DSV Hannover 78
Samstag, 1. Oktober 15:00 Uhr – Amateurstadion

Spielabsage, letzter Tabellenplatz – der erfolgreichste Verein der Hauptstadt hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Rot-weiß-Schwarzen wollen und müssen ein Lebenszeichen senden, nehmen den Gegner aus Niedersachsen jedoch keinesfalls auf die leichte Schulter. „Echt beeindruckend was 78 in dieser Saison bisher geleistet hat. Aber wir wollen nicht absteigen und daher müssen wir mehrfach gegen die direkten Konkurrenten Punkten“ sagt Pressesprecher Elenio Mattera. Allerdings hat sich die Personalsituation der Spreestädter, laut Mattera, unter der Woche nicht entscheidend verbessert: „Ich denke unsere drei kranken Spieler dürften sich rechtzeitig zum Wochenende wieder fit melden. Ich kann mir vorstellen, dass wir im Sturm etwas stärker besetzt sind, als 78, vorausgesetzt wir haben genügend Hintermannschaftsspieler. Dort sind wir nach dem Nasenbruch von Jannis Hegenwald [in der zweiten Mannschaft gegen den USV Potsdam] allerdings nach wie vor sehr dünn aufgestellt“.

Auch die Gäste aus Hannover müssen in Pascal Fischer einen ganz wichtigen Dreiviertelreihespieler ersetzen, der talentierte Innendreiviertel wird mit einer langwierigen Verletzung noch längere Zeit ausfallen, dafür ist es um die Moral nach dem Sieg über die Rudergesellschaft Heidelberg natürlich  glänzend bestellt. „Wir wollen den Schwung aus den Heimspielen jetzt auch auswärts in Berlin nutzen und möchten daher gerne mit dem ein oder anderen Punkt im Gepäck nachhause fahren“ verrät 78-Coach Carsten Segert, der aber mit einer stark verbesserten Heimmannschaft rechnet: „Die Berliner sind äußerst heimstark und werden mit Sicherheit eine gute Mannschaft aufbieten, um vom letzten Tabellenplatz wegzukommen und das Nichtantreten in Heidelberg vergessen zu machen“.

TotalRugby Prognose: Die Gastgeber werden in der vergangenen Woche nichts unversucht gelassen haben, um ihre 1. Mannschaft, das Aushängeschild ihres Vereins, wieder aufzupolieren. Am Wochenende werden die Veteranen um Colin Grzanna und die Moutsinga-Brüder mit Sicherheit ihre Stiefel schnüren, um gegen „die Jungen Wilden vom Schnellen Graben“ das Abstiegsgespenst aus dem Berliner Westen zu scheuchen. Den Niedersachen wird es ähnlich gehen wie zuletzt dem RK Heusenstamm nach deren Sieg über die Rudergesellschaft – es fehlt noch die Konstanz um solch eine Energieleistung wie gegen die Heidelberger, auch gegen vermeintlich schwächere Gegner zu bestätigen. Daher heißt der Sieger diesmal BRC und zwar mit 6 Punkten Vorsprung.

RG Heidelberg : RK 03 Berlin
Samstag, 1. Oktober 15:00 Uhr – Fritz-Grunebaum-Sportpark

„Die Priorität Nummer eins ist der Bonuspunkt“ gibt RK03-Trainer Allan Nugent als Devise vor der  Partie gegen die „zuhause starke“ RGH aus. „Die müssen vor den eigenen Fans einiges wieder gut machen, daher wird es mit Sicherheit sehr schwer für uns“ weiß der Australier. Der von seinen Jungs erwartet, dass sie „locker und befreit aufspielen“, weil dann „der Bonuspunkt in jedem Fall drin ist“. In der letzten Woche gegen den TSV Handschuhsheim sei dieser Bonuspunkt „lediglich vom Schiedsrichter verwehrt worden“ sagt der Berliner-Coach rückblickend, den auch diese Woche einige Personalsorgen plagen. „Ich habe einmal mehr kein vollständiges Team zur Verfügung. Viele Spieler fehlen verletzt oder berufs- bzw. studienbedingt. Das Programm in der 1. Liga ist einfach zu eng gestrickt für Amateurmannschaften“, klagt Nugent, der aber dennoch wieder „irgendwie 15 Spieler auf den Platz zaubern“ möchte.

Bei der RG Heidelberg sind in dieser Woche alle sportlichen Themen der vergangenen Wochen in den Hintergrund gerückt. Die Nachricht vom viel zu frühen Ableben eines ihrer 1. Mannschaftskameraden, hat das Team im Mark erschüttert.

Wir verzichten in dieser Partie in dieser Woche auf eine Prognose.

RK Heusenstamm : SC Neuenheim
Samstag, 1. Oktober 15:00 Uhr – Stadion Martinsee

„Sollte die Gefühlswelle der letzten Wochen ihre Regelmäßigkeit behalten, dann zieht wieder ein Tief über den Martinsee“ unkt man im Lager der Füchse nach dem „Hoch gegen den SC Frankfurt 1880“ als sich seine Jungfüchse gegen den Vizemeister dank einer großartigen Offensivleistung einen Bonuspunkt sichern konnten. Dieser Meinung nicht anschließen möchte sich allerdings RKH-Kapitän Markus Walger: „Den SCN kann man auf jeden Fall schlagen“ so der Routinier der Hessen, der von seinen Stürmern „verwertbare Bälle fordert“. Ins gleiche Horn bläst auch Jens Steinweg, der Trainer der Hessen: „Über einen Bonuspunkt würde ich mich sehr freuen, aber wenn alles richtig gut läuft und auch mal ein bisschen Glück auf unserer Seite ist, dann geht mehr!“ Bei dieser Mission zählen die Grün-weiß-Roten auf die Unterstützung ihrer frenetischen Zuschauer, so wie auf das Mitwirken vom wiedergenesenen ehemaligen Nachwuchsnationalspieler Markus Otterbein.

„Wir haben gegen die drei vermeintlichen Topfavoriten gespielt und dabei jeweils gut ausgesehen, dafür bekommt man aber keine Punkte“ bringt SCN-Trainer Mark Kuhlmann die Situation seiner Königsblauen auf den Punkt. In Heusenstamm fordert der gebürtige Hannoveraner „vollen Konzentration und wenn möglich 5 Punkte“. „Bei unserem Gegner sind die Leistungen sehr schwankend, an einem guten Tag können sie uns durchaus sehr gefährlich werden“ scheint auch Kuhlmann die „hessische Gefühlswelle“ nicht verborgen geblieben zu sein. „Wir müssen unseren Ballbesitz noch besser verteidigen und unnötige Straftritte vermeiden“ ergänzt der Ex-Nationaltrainer, der am Martinsee auf den beruflich verhinderten Adam Taylor verzichten muss und ankündigte unter Umständen einige angeschlagene Spieler zu schonen.

TotalRugby Prognose: Ein maßgeschneidertes Spielsystem, sinnvolle Verstärkung und der wiedergewonnene Glauben in die eigene Stärke haben dazu geführt, dass sich der SC Neuenheim nach der Sommerpause im Konzert der Großen zurückgemeldet hat. In der letzten Spielzeit hätte man sich im Lager der Blauen vor einer Auswärtspartie in Heusenstamm vielleicht insgeheim noch ein paar Sorgen gemacht, doch der Sportclub 2011/2012 wird diese Hürde ohne große Mühen und mit 28 Punkten Vorsprung bewältigen und dabei auch den Bonuspunkt einstreichen.

TSV Handschuhsheim : SC Frankfurt 1880
Samstag, 1. Oktober 17:00 Uhr – Lionspark

„Gänzlich ohne Druck“ will der TSV Handschuhsheim gegen den Tabellendritten aus Frankfurt aufspielen, wenn man Mathias Jech, dem jungen Bundesligaspielleiter der Löwen, glauben schenken darf. Jech sieht die Favoritenrolle ohnehin klar verteilt „wir wollen versuchen mitzuhalten, dann werden wir am Schluss sehen was dabei rauskommt“. Besonders vor der Hintermannschaft der 80er ist man in Hendesse alarmiert. „Frankfurt hat eine starke Hintermannschaft, hier müssen wir gut stehen“.

Über die Personalsituation des SC Frankfurt 1880 haben uns bis zum Redaktionsschluss leider keine Angaben erreicht, weshalb davon auszugehen ist, dass sowohl die Gastgeber, als auch die Hessen ihre vermeintlich beste Fünfzehn aufbieten können. In Frankfurt wird man nach den zwei Niederlagen gegen Pforzheim und den Heidelberger RK nicht wirklich zufrieden sein, zumal man in der Tabelle, aktuell auf Rang vier geführt wird und damit sowohl den Sportclub Neuenheim, als auch Hannover 78 in seinem Nacken weiß.

TotalRugby Prognose: Es ist aktuell schwer auszumachen woran es krankt im Spiel der Frankfurter, aber augenscheinlich gelingt es nicht über 80 Spielminuten eine konstant gute Leistung abzurufen. Gegen den Heidelberger RK dauert es bis zur 2. Halbzeit, bevor man sich auf die eigenen Stärken besann und eine Aufholjagd startete. Gegen den RK Heusenstamm startete man stark, verschenkte in der zweiten Spielhälfte jedoch großzügig einen Bonuspunkt. Die Rot-Schwarzen müssen schnellstmöglich zu alter Leistungsstärke zurückfinden, sonst könnte es um die Chance auf ein Heim-Halbfinale schon geschehen sein, bevor in der Winterpause die obligatorischen Last-Minute-Verstärkungen aus Neuseeland anrücken. Die Löwen werden wie gewohnt versuchen dem Gegner im Sturm die Spiellaune zu rauben, doch aktuell fehlt es dem Heidelberger Stadtteilverein an einem Spielmacher, dem es gelingt die Dominanz seiner Stürmer gewinnbringend zu eigenen Gunsten einzusetzen. Es wird ein hartes Spiel für die 80er, aber dennoch eines bei dem der Sieg mit 18 Punkten Vorsprung an den Main geht.

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