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7er-Serie: DM-Vorrundenturnier in Hannover von Absagen überschattet
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 14. Juli 2011

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In Hannover könnte es zur Neuauflage des Vorjahres-DM-Finales zwischen Frankfurt und Neuenheim kommen - (c) Jürgen Keßler

Von 7er-Boom in Deutschland vor dem letzten Vorrundenturnier der DRV-7er-Serie am kommenden Wochenende in Hannover (16./17. Juli) keine Spur. Zu diesem Urteil kommt man, wenn man den bisherigen Series-Verlauf einmal etwas kritischer betrachtet.

In Heilbronn stimmte zwar sowohl das Sportliche, als auch das Drumherum, aber das war auch schon im letzten Jahr der Fall und hat nichts mit dem neuen DRV-Konstrukt zutun. Genaugenommen waren die RBW-Sevens nicht einmal von den Richtlinien der DRV 7er-Serie gedeckt, zum einen waren insgesamt 24 statt der maximal zugelassene 16 Mannschaften am Start und außerdem tummelten sich beim bunten Treiben in Heilbronn/Neckarsulm auch deutlich mehr als die vier ausländischen Teams, die für die Teilnahme an einem offiziellen Series-Turnier höchstens zulässig sind.

Ganz anders in Hürth. Dort spielten nämlich gerade einmal 11 Mannschaften und darunter war nicht eine einzige ausländische Mannschaft. Schade war das insbesondere für die teilnehmenden Mannschaften, die in den meisten Fällen eine sehr weite Anreise, mit mindestens einer Übernachtung auf sich genommen hatten, um dann im schlechtesten Fall nur vier 7er-Spiele an einem Wochenende zu bestreiten. In diesem Fall wäre es im Sinne des Sports mit Sicherheit nicht ungeschickt gewesen, von den starren iRB-Regelungen abzuweichen und statt drei 3er- und einer 2er-Gruppe eine 6er- und eine 5er-Gruppe zu bilden.

Zum Problem wäre die damit verbundene höhere Anzahl an Spielen höchstens für die Schiedsrichter geworden, denn in Hürth gab es nur derer drei. Etwas mau für ein Turnier mit insgesamt 24 Spielen. Am zweiten Turniertag hatten dann 78-Trainer Carsten Segert und HRK-Coach Kobus Potgieter ein Einsehen und erklärten sich kurzerhand bereit, einige Partien zu leiten – die Bundesligaübungsleiter machten ihre Sache dabei sehr gut, genauso wie die SDRV-Offiziellen um FIRA-Referee Frank Himmer. Der Umstand war dennoch ein Armutszeugnis für ein Meisterschaftsturnier in der Olympischen-Variante. Immerhin wurde für das Endturnier in Heidelberg bereits angekündigt, dass die Finalrunden-Teilnehmer in zwei 6er-Pools ermittelt werden sollen, spätestens dann dürften auch wieder mehr Refs im Einsatz sein.

Keinen Vorwurf für diese Umstände kann man den Organisatoren aus Hürth machen. Nicht nur das „Hürther Rugby Center“, sondern auch die Verpflegung, die Ablaufplanung und die nahgelegenen Unterkünfte genügten höchsten nationalen Ansprüchen. Doch damit nicht genug, am zweiten Turniertag half Hürths 1. Vorsitzender Kalle Schulz sogar auf dem Spielfeld tatkräftig mit, der Routinier lief für die dezimierten Rugbyfreunde aus Wiedenbrück aufs Spielfeld.

Damit war Schulz jedoch nicht der einzige, bei dessen Einsatz es galt beide Augen  ganz fest zuzudrücken. Für den TSV Handschuhsheim lief im ersten Spiel nämlich der wechselwillige Germane Kevin Riege auf. Riege war zunächst allerdings nur für eine Partie ein Löwe, ab Spiel zwei war der Nachwuchsmann dann wieder für den SC Germania List im Einsatz. Die Bewertung dieses Sachverhaltes obliegt nun der DRV-Gerichtsbarkeit. Gegen die RBW-Passstelle, welche ohne vorherige Prüfung der Freigabe eine Spielerlaubnis für Riege ausgestellt hatte, wurde unverzüglich ein entsprechendes Verfahren eingeleitet.

Unter diesen Umständen war es vielleicht ganz gut, dass sich neben den teilnehmenden Mannschaften höchsten eine Handvoll Zuschauer am Spielfeldrand einfanden – von der angekündigten professionellen Vermarktung der 7er-Serie fehlte zumindest jede Spur!

Am Wochenende steht also das dritte und damit letzte Vorrundenturnier in Hannover auf dem Plan. Bei der „Planung“ der Serie war man mit Sicherheit davon ausgegangen, dass sich dort noch einige Mannschaften, um die insgesamt 12 Startplätze beim Endturnier in Heidelberg balgen würden. Fehlanzeige – der Hamburger RC hatte unmittelbar vor den Hürth 7s, der Wiedenbrücker TV unmittelbar danach, das Handtuch geschmissen und auch Zweitligist ASV Köln möchte mittlerweile nicht mehr spielen. Selbst der gastgebende SC Germania List denkt laut über einen Rückzug nach. Konsequenz ist, dass das Turnier in Hannover sportlich überhaupt keine Bedeutung mehr haben wird, vielmehr besteht die Gefahr, dass nicht einmal das DM-Endturnier in Heidelberg mit einem kompletten Starterfeld bestritten werden kann.

Eigentlich hatten ja 16 Mannschaften für das Turnier in Hannover gemeldet, doch in den letzten Tagen überschlugen sich die Hiobsbotschaften, mit welchem sich der für den Spielbetrieb zuständig DRV-Vize Herbert Lütge konfrontiert sah. Nur dank zweier Piratenteams, ist es nun überhaupt möglich das Turnier reibungslos über die Bühne zu bringen. „Leider musste auch der DRC seine Mannschaft zurückziehen. Wir haben daher noch ein Piratenteam gebildet, das aus Spielern von Hannover 78 und dem TV Pforzheim besteht. Das Team ist allerdings noch nicht vollzählig, daher bitte ich alle Vereine, die noch 1-2 Spieler übrig haben, die in eine 7er-Mannschaft passen, diese mitzubringen“ so Lütge. Gespielt wird  apropos wieder in vier 3-Gruppen! Da drängt sich die Frage auf, welchen Mehrwert die 7er-Serie zu den jahrelang so glänzend beim RK Heusenstamm organisierten Deutschen 7er-Meisterschaften bietet?

Warum lohnt es sich für die Zuschauer trotzdem in die List zu kommen? Erstens weil mit dem SC Frankfurt 1880 der Titelverteidiger am Start ist. Zweitens weil dahinter mit dem Aufsteiger aus Pforzheim, dem Vizemeister aus Neuenheim, den 7er-Experten aus Heusenstamm, dem lokalen Erstligisten Hannover 78 und den fitten Jungs vom RK 03 Berlin, Mannschaften lauern die in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt haben, dass sie in der Lage sind schnelles und attraktives 7er-Rugby zu spiele und Drittens hat sich der gastgebende SC Germania List viel Mühe bei der Organisation des Turniers gegeben.

 

Die Auslosung ergab folgende vier Gruppen:

 

Gruppe 1 Gruppe 2
SC Frankfurt 1880 RK Heusenstamm
Berliner RC SC Germania List
TSV Victoria Linden Blue - Greene Rovers

 

Gruppe 3 Gruppe 4
TV Pforzheim RK 03 Berlin
SC Neuenheim DSV 1878 Hannover
Pirates Ricklingen Odin

 

Wir werden Euch während es Turniers wie gewohnt auf unserer Facebook-Seite (facebook.com/TotalRugby) und unserer Ergebnisseite (Ligen > 7s-Series > Ergebnisse) über alle Resultate auf dem Laufenden halten.

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Kommentare (1)add comment

Walter Sill said:

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...
So eine Situation war doch von Anfang an zu befürchten. Überall wird gefordert eine breite Basis heranzubilden. Wenn es aber ernst wird, wird gekniffen. Da werden dann lieber Vereine, die ihre Hausaufgaben erledigt haben, als Profis ausgegrenzt. Mein (bitteres) Fazit: Rugby-Deutschland ist mit der Situation überfordert. Daher mein Rat an den DRV: Wenn es mit der Basis nicht klappt, dann konzentriert euch auf einen Kader von ca. 20 willigen Spielern/Spielerinnen und geht den Weg von Portugal und Spanien - nämlich Aufbau von Elitekadern.
Juli 15, 2011

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