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Die All Blacks überwältigen England
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Geschrieben von Jamie Deuce   
Sonntag, 15. Juni 2008

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Rodney Soialo

Neuseeland 37 – England 20

Die unbezahlbare Fähigkeit, einer beliebigen Kombination von Neuseeländern das berühmte schwarze Trikot überzustreifen und sie mit solchem Tempo, Spielwitz, Effizienz und Leidenschaft ins Spiel schicken zu können lässt vermuten, dass die All Blacks, selbst wenn sie 100 ihrer Top Spieler verlieren (was nicht so unwahrscheinlich zu sein scheint), immer noch ein ordentliches wettbewerbsfähiges Team auf die Beine stellen können.

Die Engländer enttäuschten: sie wurden härter geschlagen, als der Endstand vermuten lässt, vergaben unglaublich leichtfertig Punkte um Punkte. Die Tatsache, dass Neuseeland mehr verdient hätte, entkräftigte auch einen Teil der Proteste von englischer Seite, wonach die Offiziellen beide Versuche der Neuseeländer in den ersten 10 Minuten der 2. Halbzeit für ungültig hätten erklären sollen – jeder knappere Punktestand wäre allerdings reiner Hohn gewesen.

Es gibt jedoch einen kleinen Trost, bedenkt man, dass in dem Team, welches die Johnson Ära im Herbst erst richtig einläuten wird, ganze 11 andere Gesichter zu sehen sein werden. Das neuseeländische Team in Twickenham im November wird unterdessen wahrscheinlich zum größten Teil jenes sein, das letzte Nacht triumphierend den Eden Park verließ, bestimmt auf dem Weg zu einem weiteren Sieg.

Topsy Ojo machte ein sehr ordentliches Spiel. Nicht lange bevor es in die Halbzeit gehen sollte fing er einen sicheren Pass von Dan Carter zu Conrad Smith ab, nur wenige Meter vom eigenen Malfeld entfernt, und rannte 90 geschmeidige und blitzschnelle Meter, um schließlich zu punkten. Im finalen Viertel konnte er nach einer Vorlage von Danny Care einen weiteren Versuch legen. Abgesehen davon jedoch war Englands Angriffsspiel schier nicht existent. Die Dritte Reihe arbeitete hart, konnte im Angriff aber nie genug Raum schaffen, und der Verbinder der Engländer Charlie Hodgson und das restliche englische Mittelfeld rackerten sich kläglich ab. Mike Brown in der Schlussposition spielte zu statisch, um ihnen eine Hilfe zu sein.

England gelang es in Form von Andrew Sheridan und Tom Rees ein Mal, im ersten Viertel, mit vereinten Kräften die Neuseeländer zu verunsichern, als ein Kick des All Black Andrew Hore in einer kühnen Attacke der Engländer resultierte. Doch David Strettle, auf dem Weg zum Ziel, wurde durch ein heldenhaftes Tackle von Jerome Kaino aufgehalten, wo wohl jeder anständige Außen trotz allem gepunktet und somit England zu einer 13-3 Führung verholfen hätte. Strettle wich weder nach innen aus, noch nach unten, noch versuchte er, seinen Angreifer auszuspielen.

Es gab keine weitere Chance um sich abzusetzen, oder wenigstens gleichauf zu bleiben. Hätte Ojo nicht den Pass für seinen ersten Versuch abgefangen, um damit auf 23-13 zu verkürzen, hätte Neuseeland durchaus mit einem schonungslosen 30-6 Vorsprung in die Halbzeit gehen können.

Matt Stevens, der der Grundpfeiler der englischen Mannschaft sein sollte, machte seiner Aufgabe auf jeden Fall keine Ehre. Seine Seite des Gedränges ging ständig rückwärts. Den Engländern bleibt also nur zu hoffen, dass die Kiwis die zweifelhaften ELVs behalten und so ihre eigenen Props ausrotten.

Brilliant waren die All Blacks nicht, und man kann vermuten, dass während die Neuseeländer das Fehlen ihrer Stars ganz gut kompensieren, die Südafrikaner lediglich aufkreuzen müssen, um die TriNations zu gewinnen.

Carter jedoch war in Fahrt und machte ganze 22 Punkte, und der massive Ma’a Nonu sah aus wie die Gefahr in Person, formierte er doch eine ausgesprochen stimmige Center-Einheit mit Smith. Unter dem Strich waren sie einfach unendlich viel gefährlicher als die Engländer.

Und auch was die Cleverness anging, waren die Kiwis ihren Gegnern überlegen. Unglaublich, dass die Engländer härter bestraft wurden und sogar Sheridan auf die Strafbank geschickt wurde, während die Ränge der Neuseeländer voll bestückt blieben. Neuseeland ist die einzige Nation, die die Frechheit besitzt Richie McCaw als Flanker und Kapitän auszuwählen, um sich dann in einer Pressekonferenz nach dem Spiel über die Taktik der anderen Mannschaft zu beschweren.

Das erste Mal spielten sie sich frei, nachdem Strettle den guten Start der Engländer nicht in Punkte umwandeln konnte. Tom Palmer und Lee Mears vermasselten den Wiederankick, nachdem Olly Barkley England mit seinem zweiten Straftritt 6-3 in Führung gebracht hatte. Die Neuseeländer attackierten, Carter gab Smith mit einem Chip-Kick eine Vorlage, welcher daraufhin direkt vor Mike Tindalls Nase ablegte. Die All Blacks legten einen weiteren einwandfreien Versuch, als Andy Ellis aus einer Standardsituation heraus angriff, Sitiveni Sivivatu den Engländern innen den Weg abschnitt Carter schließlich einen erstklassigen Lauf aufs Parkett legte, um zu punkten. Es wäre alles vorbei gewesen, wäre da nicht Ojo aus dem Nichts aufgetaucht und hätte seinen ersten Versuch gelegt, und damit Neuseeland deren dritten verwehrt.

In den ersten 10 Minuten der zweiten Hälfte fielen die zwei Versuche, die die Neuseeländer verdient hatten, die ihnen aber andererseits nicht wirklich zustanden. Zur Zeit hat das IRB den Rugbysport in eine Art Anarchie und Chaos gestürzt, indem sie erlauben, dass ungefähr 6 verschiedene Regelwerke in verschiedenen Teilen der Welt gespielt werden, und die Vereine sich aussuchen lassen, welchen sie folgen wollen. Sie haben plötzlich angefangen neue Interpretationen zuzulassen, aber nur die Hälfte der Schiedsrichter hält sich daran, und deren Übereinkommen sind unergründlicher denn je.

So war es auch am Samstag. Als Nonu Hodgson überrannte, befand sich der Schiedsrichter auf einem Level mit einem Pass, gespielt von Nonu außerhalb der englischen 22, gefangen von Mils Muliaina sehr wohl in der 22. Aber die Tatsache, dass dies ein Pass nach vorne gewesen war blieb weiterhin in der Schwebe, und Muliaina machte seinen Versuch.

Kurz darauf ließ Carter den Ball direkt vor den Augen des Schiedsrichters nach vorne fallen, daraufhin spielte Narraway einen kurzen Pass zu Steve Borthwick, welcher ebenfalls in einem Vorwurf resultierte. Zu keiner Zeit war hier im entferntesten an Vorteil zu denken, trotzdem wurde das Spiel fortgesetzt und Sivivatu punktete schließlich nach einem pfiffigen Spiel von Carter und Nonu. Glück für die All Blacks, ihrer Spielweise wegen könnte man sagen sie hatten die Punkte verdient.

Zumindest im letzten Viertel konnte man sehen, dass die Engländer Widerstand im Herzen und Ausdauer in den Beinen hatten. Außerdem hatten sie den guten alten Topsy für noch einen weiteren Versuch. Für die Engländer droht jedoch eine weitere Sommer-Tour ohne wirklich tiefgreifende Erfolge vorbeizuziehen, und dafür hat ein weiteres All Blacks Team die Chance aus der Finsternis aufzutauchen.

Neuseeland: M Muliaina (L Macdonald 52min); A Tuitavake, C Smith, M Nonu, S Sivivatu; D Carter (S Donald 69min), A Ellis (J Cowan 65min); N Tialata, A Hore (K Mealamu 7-12, 54min), G Somerville, B Thorn (A Boric 52min), A Williams, R So’oialo, J Kaino (S Lauaki 63min), R McCaw (capt).

Versuche: Smith, Carter, Muliaina, Sivivatu
Erhöhungen: Carter 4
Straftritte: Carter 3

England: M Brown; T Ojo, M Tindall, O Barkley, D Strettle; C Hodgson (J Noon 50min), R Wigglesworth (D Care 62min); A Sheridan (T Payne 62min), L Mears (D Paice 77min), M Stevens, T Palmer (B Kay 53min), S Borthwick (capt), J Haskell (J Worsley 62min), L Narraway, T Rees. Yellow cards: England:Sheridan (34min), Tindall (77min)

Versuche: Ojo 2
Erhöhungen: Barkley 2
Straftritte: Barkley 2

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Kommentare (1)add comment

king carlos said:

217
...
Ich glaube nicht, dass die Südafrikaner so weit vor den All Blacks sind. Selbst wenn die Bokke die diesjährigen Tri Nations gewinnen sollten, was ich nicht glaube. Das zweite Wales-Spiel war ziemlich knapp bzw. knapper als das Ergebnis es ausdrückt. Immerhin war es auch nach der letzten WM so, dass Südafrika die Tri Nations gewann, dann aber bis zur WM 2007 grässlich spielte.
Juni 15, 2008

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