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Lapasset: "Fussball als Vorbild für Rugby"
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Geschrieben von FIFA.com   
Dienstag, 22. September 2009

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IRB-Präsident Lapasset

Der Rugbysport hat der Zentrale des internationalen Fussballs die Ehre erwiesen. Bernard Lapasset, der Präsident des internationalen Rugbyverbandes, wurde am Montag, 21. September 2009, von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter im House of FIFA in Zürich empfangen.

Der Rugbysport, der erst seit 1995 auf professioneller Ebene ausgeübt wird, durchläuft naturgemäß nun zahlreiche Schritte, die der Fussball seit seiner Statusänderung bereits hinter sich hat. Der Herrscher über den ovalen Ball beabsichtigt daher, von der Erfahrung derjenigen zu lernen, die mit dem runden Leder umzugehen wissen. Nach seiner Unterredung mit FIFA-Präsident Joseph S. Blatter stand Bernard Lapasset FIFA.com Rede und Antwort.

Herr Lapasset, was ist der Grund Ihres Besuchs bei der FIFA?
Die FIFA steht für einen starken Sportverband, der sich behauptet hat und seinen Weg gegangen ist. Dies ist im Übrigen insbesondere dem Präsidenten Blatter zu verdanken, der in der ganzen Welt des Sports hohe Anerkennung genießt. Mein Ziel war es, diesen Ort kennenzulernen sowie die Menschen, die ihn zu dem machen, was er ist. Der Rugbysport steht wie viele andere Sportarten vor gewaltigen Veränderungen. Es kommen Probleme auf uns zu, die andere Sportverbände, allen voran die FIFA, bereits vorher in Angriff genommen haben. Auf persönlicher Ebene ist das allerdings nicht mein erster Kontakt mit der Welt des Fussballs. Ich habe zwar als Rugbyspieler Karriere gemacht, im Alter von sieben bis 14 Jahren aber Fussball gespielt. Wie viele andere Menschen auf der Welt bin auch ich Fan dieser Sportart geblieben.

Worüber haben Sie mit FIFA-Präsident Blatter gesprochen?

Der Rugbysport wird seit 1995 auf professioneller Ebene ausgeübt. Seitdem sind wir gewachsen und stehen nun vor den gleichen Problemen, die andere Sportarten vor uns auch schon bewältigen mussten, wie zum Beispiel das Verhältnis zwischen Vereinsmannschaften und den Nationalteams. Der Profisport ist in einem föderativen Modell organisiert, dessen professionelle Grundlage die Vereine bilden. Nun geht es darum, ein gutes Gleichgewicht zwischen beiden Seiten zu finden. Zunächst einmal gibt es die Ausbildungsarbeit, damit die Vereine die Gesamtheit des Verbandes, dem sie angehören, repräsentieren. Diese Gesellschaftsschicht ist umso breiter und diversifizierter, da die europäische Gesellschaft dem freien Personenverkehr offen gegenüber steht.
Im Interesse der Nationalmannschaften muss aber auch die Verfügbarkeit der Spieler berücksichtigt werden. Ziel ist es, dass die Vereine Spieler für die Nationalmannschaft abstellen und damit gleichermaßen den Verband als Ganzes repräsentieren. Dieser Idee des gegenseitigen Respekts folgend suchen wir nach den bestmöglichen Lösungen.

Welche Lösungen schweben Ihnen dabei vor?

Der Fussball geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran, insbesondere denke ich hierbei an die “6+5”-Regelung. Wir würden es im Rugby auch begrüßen, wenn wir eine große Anzahl an Spielern in den Vereinen hätten, die uns zur Verfügung stehen. Nur so kann der Trainer eine Nationalmannschaft mit erfahrenen Spielern formen. Es dürfen nicht immer mehr Spieler aus dem Ausland verpflichtet werden – unabhängig von deren Stärke oder Potenzial -, ohne dass der Verband Einfluss auf die Abstellung der Spieler für die Nationalmannschaft nehmen kann.

Wie lassen sich diese Maßnahmen umsetzen?*
Wir wollen nicht, dass die Europäische Kommission oder das Europäische Parlament die Regeln des Sports vorgibt. Die Verbände müssen das Sagen haben. Sie haben die Vorschläge zu unterbreiten und die Grundsätze der Verfügbarkeit umzusetzen, die natürlich in Einklang mit den Verträgen stehen müssen. Hinter diesen beiden Begriffen der Autonomie und Besonderheit verbirgt sich auch der Olympische Gedanke sowie der Leitsatz der gesamten Welt des Sports.

Da Sie gerade die Olympische Bewegung ansprechen: Der Rugbysport ist ja noch keine Olympische Disziplin. Das Rugbyspiel mit sieben Spielern feiert aber gerade ein Comeback. Wie kommt das?

Das ist eines der wichtigen Ziele meines Mandats beim IRB. Seit 1924 stehen wir schon nicht mehr auf dem Programm. Das ist eine schwierige Situation, da man die Wahl zwischen zwei Sportarten hatte: Rugby mit 15 und mit sieben Spielern. Bei der Weltmeisterschaft hat sich das Modell mit 15 Spielern aufgrund seiner Ausgewogenheit und Logik durchgesetzt, da es schließlich auch die Interessen aller – Sportler, Fans und Fernsehanstalten – deckt. Die Olympischen Spiele haben hingegen ein Format, das eher auf 7er-Rugby zugeschnitten ist, das dynamischer und gemeinschaftlicher ist. Es sind somit alle Kriterien vereint, damit es ein erfolgreicher Olympischer Sport wird. Das wäre eine großartige Anerkennung. Am kommenden 9. Oktober erwarten wir eine definitive Entscheidung.

Die Weltmeisterschaft 2019 geht nach Japan, womit der asiatische Kontinent eine Premiere feiert. Wie kam es dazu?

Wir wollten ein breiteres Publikum mit der Weltmeisterschaft ansprechen, um mehr Länder für den professionellen Rugbysport zu begeistern. Asien ist eine der bevölkerungsreichsten Regionen der Welt und hat somit ein gewaltiges Potenzial. Darüber hinaus ist es natürlich ein starker Markt. In Japan spielt man seit vielen Jahren Rugby mit 15 Spielern. Langsam stimmen auch die Ergebnisse, so dass man sich inzwischen auf professioneller Ebene organisiert. Japan erfüllt somit die Voraussetzungen, um ein internationales Rugby-Turnier zu organisieren. Die Erfahrung der Fussball-WM, deren großer Erfolg mir von Präsident Blatter bestätigt wurde, belegt zudem, dass Japan in der Lage ist, internationale Turniere auszurichten.

Freuen Sie sich eigentlich darüber, dass Argentinien ab 2012 beim Drei-Nationen-Turnier dabei sein wird?
Natürlich, das zeugt schließlich von der Anerkennung, die der Rugbysport in Argentinien genießt. Schon bei der WM 2007 konnte man sehen, welche Fortschritte Argentinien in letzter Zeit erzielt hat. Für den Rugbysport ist es gut, dass eine Mannschaft von einem anderen Kontinent und somit einer anderen Kultur in die Riege der Besten aufgenommen wird. Es sind nicht mehr nur Europa und die großen Länder der südlichen Hemisphäre, die diesen Sport beherrschen. Der Rugbysport wird professionell, öffnet sich der Welt und lässt seine Vergangenheit hinter sich. Das ist Beleg dafür, dass sich dieser Sport entwickelt und eine wichtige Rolle einnimmt.

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