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Frauen-Rugby: Nicht nur weibliche Schränke
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Geschrieben von Andreas Lehmkuhl   
Dienstag, 4. August 2009

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Die Frauen von Eintracht Frankfurt spielen in der Regionalliga - (c) eintrachtrugby.de

Delmenhorst. Gefährlich aussehende, breitschultrige Männer mit Blumenkohl-Ohren und Zahnlücken – so stellt man sich den typischen Rugby-Spieler vor. Was ist denn dann beim Frauen-Rugby zu erwarten? Sind das ausnahmslos grimmig dreinblickende Mannsweiber? Nö, nicht unbedingt. Das beweist die gebürtige Brettorferin Sonja Drees, in ihrer alten Heimat wohl besser unter ihrem erst kürzlich abgelegten Mädchennamen Meyer bekannt ist.

Der grimmige Gesichtausdruck fällt der fröhlich wirkenden 31-Jährigen sogar ausgesprochen schwer, für Püppchen sei Frauen-Rugby allerdings tatsächlich nichts, glaubt sie. Immerhin sind Utensilien wie Schienbeinschoner oder Kopf- und Schulter-Schutz in dieser Sportart noch gar nicht lange erlaubt. „Mir gefallen die Leute. Die Mädels sind nicht so zimperlich, und man kann auch mal einen derberen Spruch machen“, schätzt die promovierte Tierärztin an ihren Sport-Kolleginnen.

Etwa 11000 Mitglieder zählt der Deutsche Rugby-Verband, nur 1600 davon sind Frauen. „Rugby ist in Deutschland einfach ein wenig als Prügel-Sport verschrien“, beklagt „Sonni“, wie sie von ihren Freunden genannt wird. „ Da wird leider nicht so auf die anderen interessanten Aspekte geschaut“. Dabei ist es mit einigem taktischen Geschick verbunden, Lücken in die gegnerische Abwehr zu reißen, weil der Ball nur nach vorne getragen und nach hinten gepasst werden darf.

Doch auch das Körperliche kommt nicht zu kurz, räumt Drees ein, das mache durchaus den besonderen Reiz dieser Sportart aus: „Das ist schon eine außergewöhnliche Erfahrung, jemanden im vollem Lauf zu tacklen, da schüttet man eine ganze Menge Adrenalin aus. Und am nächsten Tag fragt man sich oft, wo denn eigentlich die blauen Flecken herkommen, weil man das im Spiel selber gar nicht spürt.“ Vom Faust-Ball zum Rugby Wie es sich für eine Brettorferin gehört, hat sie natürlich früher Faustball gespielt, mehr als zehn Jahre lang und mit beachtlichem Erfolg. Deutsche Meisterin mit der C-Jugend war sie. Und im gleichen Jahr folgte auch die Berufung in die Nationalmannschaft. 2000 kam Sonja Drees dann während ihres Tiermedizin-Studiums in Hannover durch ihre WG-Mitbewohnerin zum Rugby. Mit der Uni-Mannschaft gewann sie gleich zum Titel bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften und schon im Jahr 2002 folgte mit dem DRC Hannover die Deutsche Meisterschaft der Vereinsmannschaften durch ein 19:17 gegen Serienmeister FC St.Pauli.

In derselben Saison spielte Sonja Drees dann auch drei Mal im Trikot der Nationalmannschaft, bei einem internationalen Turnier in Venedig. Deutsche Meisterin und Nationalspielerin in zwei Sportarten – auf eine solche Bilanz können nicht viele Sportler verweisen. „Irgendwann fehlte aber die Unterstützung vom Verein, und wir sind mit der gesamten Mannschaft zu Germania List gewechselt“, erzählt sie.

Kurz danach kam es dann zum nächsten Höhepunkt in ihrer Karriere. Bei einem mehrmonatigen „Working-Holiday“-Aufenthalt in Neuseeland, einer der absoluten Rugby-Hochburgen auf der Welt, gab es eine Anfrage der örtlichen Hochschul-Mannschaft, ob sie denn nicht bei den regionalen Semi-Finals aushelfen wolle. „Als ich die Gegnerinnen gesehen habe, hatte ich schon weiche Knie, das waren echte weibliche Schränke“, erinnert sich Sonja Drees und lacht. „Wir haben auch haushoch verloren, aber die dritte Halbzeit war dafür richtig gut“.

Nachdem die Tierärztin mit ihrem Mann nach Frankfurt gezogen ist, spielt sie nun sogar mit einer Ausnahmegenehmigung in zwei Mannschaften. Ihr Hauptverein ist Eintracht Frankfurt, wo sie zwei Mal wöchentlich trainiert, ab und an hilft sie aber auch bei ihrer alten Mannschaft von Germania List aus. Möglich ist das, weil Frankfurt in der Regionalliga und List in der 1. Bundesliga spielt. Diese Klasseneinteilung ist dabei nicht von der Leistungs- sondern von der Mannschaftsstärke abhängig: In der 1. Bundesliga stehen sich jeweils 15 Spielerinnen gegenüber, in der zweiten jeweils zehn und in der Regionalliga wird mit Siebener-Mannschaften gespielt. „Das kommt mir durchaus entgegen, weil ich Allrounderin bin und die beim 7er-Rugby eher gebraucht werden“, meint Sonja Drees. Eines aber liegt der ehemaligen Brettorfern dann doch besonders gut: die Verteidigung und dabei vor allem Tacklings, Adrenalin-Schübe und blaue Flecken inklusive.

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