Registrieren
Advertisement
Drei TR-Thesen zum 2. Wochenende bei den Six Nations
Drucken
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 13. Februar 2024

Image
Wie zuletzt unter Eddie Jones weiß England unter Trainer Borthwick selten zu überzeugen.

Die zweite von fünf Runden der Six Nations ist Geschichte. Irland marschiert ungefährdet weiter zum Titel und könnte als erstes Team in der Six-Nations-Ära den Grand Slam verteidigen. Viel mehr Spannung als der klare 36-0 Sieg der Iren über die Azzurri bot der Samstag, auch wenn die Qualität des gebotenen Rugbys nicht immer zu überzeugen wusste.


Wenige Zentimeter machen den Unterschied aus

Sowohl den Franzosen, als auch den Schotten blieb nur noch ängstlich zuzusehen und auf eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu hoffen. Das erste von drei Six-Nations-Spielen am letzten Wochenende wurde schlussendlich vom Video-Schiedsrichter entschieden, als die die 80-Minuten-Marke bereits überschritten war. Der TMO wurde hinzugezogen und hätte die Entscheidung von Nic Berry überstimmen können, der seinerseits Sam Skinners vermeintlichen Versuch aberkannte, weil er diesen über der Linie hochgehalten sah.

Wieder und wieder sah sich der TMO die Bilder von verschiedenen Winkeln an und schien dabei selbst im Verlaufe des Prozesses seine Meinung zu ändern. Es schien so, als habe Schottlands Skinner den siegbringenden schottischen Versuch gelegt und die knapp 70.000 Zuschauer in Schottlands größtem Stadion waren sowieso dieser Meinung. Doch Video-Ref Brian MacNeice konnte sich am Ende nicht dazu durchringen, die Entscheidung auf dem Feld zu überstimmen.

Viele Fans und Kommentatoren, sowie Schottlands Spieler um Kapitän Russel fühlten sich betrogen. Doch so wie der TMO-Prozess von World Rugby vorgegeben ist, kann man die Entscheidungsfindung nachvollziehen. Der Schiedsrichter auf dem Feld soll nämlich nur überstimmt werden, sofern die Bilder wirklich zu 100% Klarheit schaffen. Da Skinner den Ball zunächst auf einem französischen Fuß abgelegt hatte und die Bilder danach immer durch irgendwelche Körperteile eingeschränkt waren, ist die Zögerlichkeit von McNeice verständlich.

In jedem Fall entscheiden heutzutage absolute Kleinigkeiten die Spiele bei den Six Nations. So musste Englands Zweite-Reihe-Stürmer Chessum mit Gelb vom Feld, da er den Unparteiischen nach nicht tief genug war, als er als zweiter Tackler den im Fall befindlichen Wales-Prop Assirrati am Kopf erwischte. Da sich Zwei-Meter-Mann Chessum bereits nah am Boden befand, darf man sich fragen, wie viel Spielraum Profis heutzutage überhaupt noch haben.

England wäre es außerdem fast teuer zu stehen gekommen, dass sich George Ford bei seinem Erhöhungsversuch im Spiel gegen Wales minimal bewegte. Die Waliser konnten die relativ einfache Erhöhung blocken, was den England-Verbinder nach dem Spiel zu einigen wütenden Kommentare verleitete - wörtlich fragte er „soll ich denn da wie eine Statu stehen?“ - auch wenn diese Szene am Ende dank des knappen England-Sieges keinen Unterschied machen sollte.

 

Selbst schlechte Spiele bieten mittlerweile mehr Unterhaltung, als dies einst der Fall war

Seien wir ganz ehrlich: Beide Samstags-Spiele konnten das Niveau des Auftakt-Wochenendes nicht halten und vom Skill-Level und dem blitzschnellen Rugby bei der WM waren sie erst recht weit entfernt. Das ist angesichts der weitaus kürzeren Vorbereitung und der schwierigen Bedingungen bei Nieselregen und Wind auch nicht ganz unwahrscheinlich.

In Edinburgh lauerten beide Teams vor allem auf die Fehler des Gegners und waren besonders im zweiten Durchgang besonders darauf aus, keine eigenen Fehler zu begehen. Russel und Ramos spielten zwischenzeitlich ihr eigenes Kickduell, ließen sich bei ihren Kicks dabei auffallend viel Zeit und langweilten damit das Publikum im Stadion und vor den Bildschirmen. Genau wegen solcher Kick-Duelle im Wimbledon-Stil werden beim Super Rugby kommende Saison die Regeln geändert werden.

Doch bei den Six Nations lohnt sich das risikoaverse Spiel noch immer. Der Hoffnungsschimmer aus Fan-Sicht: Selbst solche taktisch geprägten Spiele sind heutzutage immer noch aufregender, als sie es früher waren. Im Murrayfield gab es zwei großartige Versuche zu sehen. Schottlands Kombination über das halbe Feld, abgeschlossen von Ben White, sowie der spektakuläre individuelle Versuch von Außen Bielle-Biarrey.

Auch in Twickenham bekam das Publikum einerseits viele Handling-Fehler zu tun und eine englische Mannschaft, die spielerisch nicht zu inspirieren wusste. Aber auch im Rugby-Tempel war es bis zum Ende spannend und mit dem Versuch von Wales-Flanker Alex Mann gab es auch hier einen spielerischen Lichtblick zu sehen. Spiele ganz ohne Versuche, die nur durch Straftritte entschieden werden, waren früher die Regel und sind heute kaum noch ein Thema.

England enttäuscht erneut, Wales dagegen hat eine Perspektive

Wales ging zwar erneut knapp als Verlierer vom Platz, jedoch haben die Fans der Dragons weitaus mehr Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen, als beispielsweise die der Engländer. Dem runderneuerten Team von Warren Gatland fehlt in fast allen Schlüsselpositionen die Erfahrung, doch dafür schlugen sich die Gäste in Twickenham hervorragend.

Das jüngste Team dieses Turniers zeigte dazu viel Mut zum Risiko, mit zahlreichen Cross-Kicks und Offloads. Das wurde einmal von den Engländern gnadenlos bestraft, als Maro Itoje Wales-Verbinder Lloyd wenige Meter vor dem Malfeld erwischte und den Engländern in doppelter Unterzahl ein Gedränge bescherte, das zum Versuch von Ben Earl führte. Doch selbst davon ließen sich die jungen Waliser nicht verunsichern und auch wenn es am Ende nicht zum Sieg reichte, kann man doch festhalten: Dieses Wales kann sich weiterentwickeln.

England wiederum, vor heimischer Kulisse und mit einem erfahreneren Team, enttäuschte die eigenen Fans. Bis auf das starke Solo von Ben Earl, sowie das Gedränge hat das Team unter Trainer Borthwick nicht viel zu bieten. Aus dem offenen Spiel heraus kreiert dieses englische Team kaum Chancen, was gegen die kommenden drei Gegner bei den Six Nations zum Problem werden dürfte.

Artikel empfehlen
Kommentare (0)add comment

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 13. Februar 2024 )
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

honeypot@totalrugby.de
Advertisement
Advertisement
Advertisement