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Die „Kleinen“ spielen groß auf: Uruguay verlangt Frankreich alles ab, Fidschi ringt Australien niede
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 18. September 2023

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Fidschis Sieg über Australien war die bisher größte Überraschung dieser WM. Foto (c) World Rugby

Fidschi ist bisher das Team der neutralen Zuschauer bei dieser WM 2023. Mit dem spektakuläre Spiel gegen Wales, sowie dem gestrigen Sieg gegen den zweimaligen Weltmeister Australier haben sich die Flying Fijians in die Herzen der Zuschauer gespielt. Der sympathische Underdog gewinnt gegen die großen Australier. Dazu hatte Uruguay am vorigen Donnerstag bereits über weite Teile der Partie die Franzosen geärgert - ist das bereits ein Trend?

Fidschi gelingt die Sensation gegen die Wallabies und hat das Viertelfinale vor Augen

Wir schreiben das Jahr 1954, Angela Merkel wird in Hamburg geboren, Marilyn Monroe ist der weltgrößte Filmstar, Fidschi ist noch immer britische Kolonie und das Staatsoberhaupt des Inselattolls ist damit die gerade erst gekrönte Königin Elizabeth II. Genau in diesem Jahr, also vor knapp 70 Jahren, konnte Fidschi das letzte Mal gegen Australiens Rugby-Nationalmannschaft gewinnen.

18 Mal hatten sich die Flying Fijians und die Wallabies seitdem gegenübergestanden und den Insulanern gelang kein einziger Sieg - auch weil es dem Land mitten im Pazifik an den nötigen Mitteln fehlt. Das sollte sich gestern in Saint-Étienne ändern. Es ist die große Überraschung dieser WM, die quasi mit Ankündigung kam: Fidschi hat die in Gruppe C an Platz eins gesetzten Australier mit 22-15 geschlagen. Der zweimalige Weltmeister mit Startrainer unter Startrainer Eddie Jones wusste, was ihn erwartet.

Eine Antwort auf das Powerspiel der Fidschianer hatten die Wallabies dennoch nicht. Power, Geschwindigkeit en Masse und technische Finesse hatten die traditionell in weiß und schwarz spielenden Fidschianer schon immer - nun zeigte das vom fidschianisch-stämmigen Neuseeländer Simon Raiwalui trainierte Team obendrein noch viel taktische Reife.

Fidschi gewinnt erstmals bei einer WM gegen Australien

Im ersten Spiel gegen Wales waren die Fidschianer teils mit dem Messer zwischen den Zähnen gegen Wales angerannt, hatten vier Versuche gelegt und waren in der Nachspielzeit nur um wenige Meter am ersten großen Sieg vorbeigeschrammt, als Superstar Radradra das Leder den entscheidenden Pass nicht fing.

Gegen Australien nun wollten die Flying Fijians wieder früh den Ball weit verteilen. Australien war darauf vorbereitet und verteidigte die Angriffswellen des vermeintlichen Außenseiters leidenschaftlich. Das Team Fidschis machte „nur“ noch 400 Meter mit dem Ball in der Hand, brachte die Australier aber so stark unter Druck, dass 18 Straftritte kassierten, während Fidschi derer nur sieben hergab.

Vier davon kickte Simione Kuruvoli durch die Stangen und trug damit maßgeblich zum Sieg Fidschis bei, genauso wie Josua Tuisova. Der XXL-Innen kam mit sechs seiner Ballvorträge über die Vorteilslinie und legte obendrein einen Versuch, nachdem die Australier ihm das Leder auf dem Präsentierteller übergaben und der Lyon-Star die 25 Meter bis ins Malfeld im Eiltempo absolvierte.

Australien konnte sich spät in der Partie noch den Defensiv-Bonus sichern, durch den Fidschi und die Wallabies jetzt punktgleich sind. Dank des gewonnen direkten Vergleichs bleibt Fidschi aber in der Tabelle vor den Australiern, die nun am Sonntag gegen Wales zum Siegen verdammt sind.

 

Uruguay verlangt Frankreich alles ab

Uruguays Kapitän Andrés Vilaseca zeigte sich nach dem Spiel verwundert. Bei der Pressekonferenz vor dem Spiel hatten sich nur zwei Journalisten zur Team-Verkündung der Uruguayer verirrt und nun sah er sich mit Dutzenden Medienvertretern konfrontiert. Obwohl man seit der WM 2019 nur ein einziges Spiel gegen ein Weltklasse-Team gehabt habe, sei man nach Lille gereist, um den Gastgeber zu schlagen - völlig unbemerkt von den Medienschaffenden, die sich auf die Favoriten konzentrierten.

Zumindest bis Mitte der zweiten Halbzeit mussten Frankreichs Fans zittern. Nach einigen Wechseln hatten les Bleus noch immer ein mit Superstars gespicktes Team aufgeboten, doch dieses tat sich gegen dynamisch und mutig aufspielenden los Teros unglaublich schwer. Als Baltazar Amaya mit Uruguays Versuch Nummer zwei die Lücke auf einen Punkt verringerte und Frankreich beim Stand von 13-12 nur noch eine hauchdünne Führung hatte, roch es in Lille nach einer Sensation.

Zu der kam es nach zwei späten Versuchen der Gastgeber durch Mauvaka und Bielle-Biarrey nicht - aber zumindest sollte niemand mehr die vermeintlich kleinen Teams unterschätzen. Die Weltspitze ist bei dieser WM sehr nah aneinander gerückt und einige Teams aus der zweiten Reihe haben die Lücke zur Spitze deutlich verkleinert.

 

Rumänien und Namibia sind bisher die Prügelknaben dieser WM - gegen den Trend

Zu behaupten, dass die Lücke zwischen den Top-Teams und den sogenannten Tier 1 Nationen (Six-Nations-Teams plus Rugby-Championship-Teams) generell geschrumpft sei, ist zumindest pauschal nicht vollends richtig. So gut sich Uruguay, Fidschi und eventuell bald auch Samoa schlagen - im Falle von Namibia und Rumänien ist es im besten Fall Stagnation, bei den Eichen eher noch ein Rückschritt.

Noch 1995 konnten die Südosteuropäer Südafrika bei deren Heim-WM ein 8-21 abtrotzen. An diesem Sonntag gab es dagegen rein gar nichts zu holen. Mit 76 watschten die Boks, bei denen einige Leistungsträger um Kapitän Kolisi eine Verschnaufpause erhielten, hoffnungslose Rumänen ab. Dabei wäre das Ergebnis wohl noch höher ausgefallen, wenn ein monsunartiger Regenschauer in Bordeaux das ovale Leder nicht zwischenzeitlich in ein Seifenstück verwandelt hätte.

Namibia, seit Jahren hinter Südafrika und vor Kenia und Simbabwe die Nummer zwei im afrikanischen Rugby, kassierte in zwei Partien gegen Italien und Neuseeland 123 Punkte. Gegen die Franzosen dürften an diesem Donnerstag in Marseille noch einige weitere folgen. Wie viele andere Tier-2-Nationen fehlt die Spielpraxis gegen die Top-Nationen, auch wenn im Fall von Rumänien noch ein kaum erklärbarer Trainerwechsel hinzukommt.

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