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TR-Vorschau Six Nations: Entscheidung am Super Saturday
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 17. März 2023

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2018 feierte Irland den letzten Grand Slam - gelingt den Boys in Green dasselbe Kunststück Samstag erneut?

Der Super Saturday mit 240 Minuten Weltklasse-Rugby steht an und ihr nehmt euch am morgigen Samstag besser gar nichts vor, außer More than Sports TV und das eine oder andere Guiness zu konsumieren. Die Titel-Entscheidung steht an und Frankreich muss ausgerechnet auf die Schützenhilfe von England hoffen, während die Iren am Tag nach dem Saint Patrick’s Day die grüne Party zum Grand Slam feiern wollen.

Die Tabelle vor dem letzten Spieltag

Rang Team Spiele Siege Punkte Differenz
1. Irland 4 4 19 +66
2. Frankreich 4 3 15 +46
3. Schottland 4 2 10 +10
4. England 4 2 10 -22
5. Wales 4 1 5 -50
6. Italien 4 0 1 -48

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag, drei mögliche Szenarien:

  • Irland gewinnt daheim gegen England, spielt unentschieden, oder holt zwei Bonuspunkte (vier Versuche und Niederlage mit weniger als sieben Punkte). Dann gewinnen die Iren die Six Nations, unabhängig vom Ergebnis in Paris.
  • Irland verliert daheim gegen England und holt dabei nur einen Bonuspunkt, während Frankreich gegen Wales mit Offensiv-Bonuspunkt siegt / bzw. Irland holt keine Punkte und Frankreich gewinnt ohne Offensiv-Bonus. Dann ist die Punktedifferenz der Tiebreaker und da liegen die Iren derzeit mit 20 Punkten vorne. Frankreich müsste also gewinnen und die bleibende Differenz gutmachen, die natürlich vom England-Spiel abhängt. Sollten beide Teams dieselbe Punktedifferenz aufweisen, dann zählen die erzielten Versuche, was in diesem Fall für Frankreich sprechen würde.
  • Frankreich kann die Six Nations ohne Rechnerei gewinnen, wenn les Bleus mit Offensiv-Bonuspnukt siegen und Irland daheim gegen England verliert, ohne einen Punkt zu holen. Nur dann kann Frankreich sicher den Titel verteidigen.

 

Schottland - Italien

Samstag 18. März 13:30 Uhr, Murrayfield Edinburgh

Der Super Saturday beginnt mit dem schottisch-italienischen Duell im Murrayfield von Edinburgh. Wären die Schotten vorigen Sonntag daheim nicht gegen Irland in Durchgang zwei eingebrochen, würde es in diesem Spiel auch um den Six-Nations-Titel gehen. So geht es für die Schotten nur noch um Rang zwei und selbst der ist unwahrscheinlich, da Frankreich dafür den schwachen Walisern unterlegen müsste.

Dazu wird Schottland erstmals seit Jahren ohne die beiden Superstars Finn Russel und Stewart Hogg auskommen müssen, die beide verletzt fehlen. So hat auch die Partie gegen Italien erhebliches Stolperpotenzial. 2015 konnten die Azzurri noch unter Kapitän Parisse zuletzt in Edinburgh gewinnen und den Schotten damit den Wooden Spoon überlassen.

Um dies erneut zu schaffen müssen die Azzurri vor allem mit ihren Chancen besser umgehen und aufmerksamer verteidigen. Gegen Wales hatten die Italiener deutlich mehr Durchbrüche, schafften es aber nicht, diese zu Ende zu spielen. Derweil verpasste man auch mehr Tackles - allein fünf vor dem Versuch und Liam Williams - nur wenn sich beides bessert, haben die Gäste im ersten Spiel des Super Saturdays eine Chance.

Bei den Italienern gibt es bei diesem Spiel einige Wechsel zu vermelden: Simone Gesi gibt sein Debüt auf der Außenposition, ebenso wie Hakler Marco Manfredi. Neuner Alessandro Fusco startet erstmals bei einem Six-Nations-Spiel. Verbinder Paolo Garbisi könnte dazu zum ersten Mal bei den Six Nations an der Seite seines Bruders Alessandro spielen, der als Ersatz-Halb auf der Bank sitzt. Tomasso Allan ersetzt weiter den verletzten Superstar Cappuozzo auf Schluss.

Die Schotten müssen im letzten Spiel der Championship neben den beiden Superstars Russell und Hogg auch Zweite-Reihe-Stürmer Johnny Gray ersetzen, für den Sam Skinner aufläuft. Mit Blair Kinghorn und Ollie Smith haben die Ersatzmänner aus Verbinder und Schluss nicht die Qualität der fehlenden Superstars - besonders Kinghorn weiß aber ein Spiel zu steuern, immerhin hatte er letztes Jahr einige Starts auf Verbinder, als Russell noch immer im Clinch mit Trainer Townsend lag.

Dieser gibt sich vor dem letzten Six-Nations-Spiel optimistisch: „Wir waren bereits letzten Sommer einmal in dieser Situation und wissen, wie wir ohne die beiden (Hogg und Russell) bestehen können!“ Derweil verschaffte Townsend dem endlich wieder komplett fitten Hamish Watson den ersten Einsatz von Beginn an, nachdem die schottische Tackle-Maschine zuletzt nur von der Bank gekommen war.

TotalRugby-Prognose: Italien dürfte sein Heil erneut im Angriff suchen und wenn diese italienische Mannschaft einmal klickt, kann dies für die Schotten durchaus gefährlich werden. Vorige Woche ließen die Azzurri zwei fast sicher geglaubte Versuche liegen und zeigten sich am Ende nicht kaltschnäuzig genug. Bereits im letzten Jahr kam der einzige Italien-Sieg im letzten Spiel und auch die Schotten werden gewarnt sein. Ohne ihre beiden Antreiber dürfte das Angriffsspiel der Gastgeber ein wenig vorhersehbarer sein, jedoch hat das Team mit der Innenpaarung Tuipolotu und Jones, sowie Außen Duhan van der Merwe noch immer gefährliche Waffen im Arsenal. Insgesamt dürfte es ein sehr enges Spiel in Edinburgh werden, bei dem wir Schottland am Ende knapp mit +4 vorne sehen.

 

Frankreich - Wales

Samstag 18. März 15:45 Uhr, Stade de France Paris

Für die Gastgeber ist die Zielsetzung vor diesem Duell klar: Es gilt das Momentum aus dem Rekordsieg über England mitzunehmen und darauf zu hoffen, dass die Iren anschließend irgendwie gegen England stolpern. Dabei sollte Frankreich möglichst mit Offensiv-Bonus gewinnen (siehe Szenarien unten) und die 20 Zähler Rückstand auf die Iren in der Punktedifferenz wettmachen.

Sollte Irland beispielsweise mit fünf Zählern gegen England verlieren, Frankreich mit Offensiv-Bonus, aber nur mit +14 gegen Wales gewinnen, würde die französische Titelverteidigung an einem einzigen mickrigen Pünktchen scheitern. Soweit wollen es les Bleus natürlich nicht kommen lassen.

Dazu gilt es für les Bleus weniger als sechs Monate vor WM-Start mit viel Momentum in die entscheidende Phase der Vorbereitung zu gehen - egal ob das für den Six-Nations-Titel reicht oder nicht. So wagt Coach Fabien Galthié gegen vermeidlich schwache Waliser auch keinerlei Experimente und macht nur zwei Wechsel: Prop Uini Atonio kehrt nach verbüsster Rotsperre zurück auf die angestammte Dreier-Position und Paul Willemse wird in der zweiten Sturmreihe durch Romain Taofifénua ersetzt.

Damit dürfte der französische Sturm noch einmal rund 20 Kg an Masse gewonnen haben. Man könnte meinen, dass Frankreich dadurch weniger laufstark und agil werde - aber genau darauf hatten letzte Woche die Engländer gebaut, mit allseits bekanntem Ergebnis und drei französischen Versuchen im Schlussviertel der Partie.

Wenn Frankreich mit dermaßen viel Speed, Power und Spielwitz agiert, dürfte es ein langer Nachmittag für Wales werden

Gegen Wales wird der französische Gameplan kein Geheim sein, doch zelebriert in Reinform wie letztes Wochenende, ist die Mischung aus schierer Power und Spielwitz, gepaart mit großem Selbstbewusstsein, kaum zu stoppen. Speziell die Leistung von Antoine Dupont, der seine mit Abstand beste Leistung im Turnier zeigte, dürfte den Franzosen Hoffnung geben mit Blick auf die WM.

Wales wiederum kommt nach dem ersten Sieg der Six Nations ohne größere Erwartungen nach Paris. Das Team vom alten und neuen Coach Gatland ist weiter im Umbruch und die Tatsache, dass der neuseeländische Coach erneut sechs Wechsel vornimmt, spricht dafür Bände. Mit Verbinder Dan Biggar kehrt der zuletzt auf die Bank verbannte Spielmacher zurück in die Start-XV.

Dazu wird Taulupe Faletau der erst sechste Waliser im Klub der Centurions, also derjenigen Spieler mit mindestens 100 Länderspielen. Alun Wyn Jones feiert derweil seinen 158. Einsatz für Wales und wenn man die zwölf Einsätze bei den British and Irish Lions hinzunimmt, kommt AWJ auf unfassbare 170 Länderspiele.

In der Hintermannschaft profitiert Wales einerseits von der Erfahrung von Rhys Webb, den Coach Gatland aus der Verbannung geholt hat und andererseits erhält der noch immer blutjunge Louis Rees-Zammit den Vorzug auf Schluss - beispielsweise vor dem auf der Bank sitzenden Halfpenny. Angesichts des cleveren Kickspiels der Franzosen eine gewagte Entscheidung, fühlt sich der gerade erst 22 gewordene Youngster doch auf Außen deutlich wohler.

TotalRugby-Prognose: Die Ausgangslage vor diesem Duell könnte kaum klarer sein. Die schlechteste Six-Nations-Defensive trifft auf die stärkste Offensive. Ein gefestigtes Team mit einem klaren Ziel vor Augen trifft auf die erneut durchgemischte Mannschaft im Umbruch. Vor allem aber ist es Frankreichs Power und Finesse gegen eine nicht wirklich sattelfeste walisische Defensive. Trotz all der Erfahrung, die Wales an diesem Samstag in Paris in die Schlacht wirft, sehen wir Frankreich mit + 18 Zählern vorne.

 

Irland - England

Samstag 18. März 18:00 Uhr, Aviva Stadium Dublin

Aus irischer Sicht könnte dieser Samstag in vielerlei Hinsicht die Krönung sein. Den Boys in Green winkt ausgerechnet am Saint-Patick’s-Day-Wochenende der erst vierte Grand Slam der langen irischen Rugby-Geschichte und das gegen den Erzrivalen England, von dem Irland erst vor 100 Jahren und drei Monaten Unabhängigkeit erlangte. Dazu wird Johnny Sexton nach 14 Jahren in Diensten von Irland ein letztes Mal bei den Six Nations auflaufen und sich aller Voraussicht nach selbst zum besten Punktesammler in der Geschichte des Turniers krönen.

All dies dürfte Coach Andy Farrell egal sein. Schließlich ist er Engländer und zufällig noch der Vater von England-Verbinder Owen. Ihm wird einzig und allein der Ausgang dieses Spiels wichtig sein, abseits aller Sentimentalitäten. Und da könnte die Ausgangslage für die Gastgeber kaum besser sein. England läuft völlig demoralisiert nach der historischen Abreibung gegen Frankreich auf und Irland konnte vergangenes Wochenende auch mit viel Gegenwind Moral und Kampfgeist unter Beweis stellen.

Dazu gab es aus irischer Sicht gute Nachrichten aus dem Lazarett. Hakler Dan Sheehan, der vorige Woche verletzungsbedingt vom Feld musste, ist nur sechs Tage darauf wieder fit. Gleiches gilt für Caelan Doris, während Innen Garry Ringrose nach seinem misslungenen Tackle durch Robbie Henshaw mehr als adäquat vertreten wird. Es wird an ihm und Bundee Aki liegen, Englands XXL-Innen Manu Tuilaigi zu verteidigen.

Irland nimmt die gegnerischen Defensiv-Reihen systematisch auseinander - ob England darauf eine Antwort hat, ist fraglich

Denn England-Coach Borthwick setzt seine Hoffnungen auf einen Turnaround auf den explosiven Zwölfer, der in den letzten zwölf Jahren für England gleichermaßen mit starken Leistungen, wie mit Verletzungen für Schlagzeilen sorgte. Owen Farrell ersetzt den gegen Frankreich farblosen Marcus Smith, der mit dem Platz auf der Bank vorlieb nehmen muss.

Borthwick hatte seit dem letzten Samstag die wenig beneidenswerte Aufgabe, seine Männer nach der höchsten Niederlage aller Zeiten daheim wieder aufzubauen. Darunter ist wohl auch Borthwicks Aussage zu verbuchen, dass sein Team „schnell lerne“ und auf dem „richtigen Weg“ sei. Eine realistische Einschätzung nach dem 10-53 hätte den psychologischen Knacks nur noch mehr vergrößert.

Die wohl größte Herausforderung, vor der die Engländer stehen, ist die irische Spielweise. Denn wie kaum eine andere Mannschaft versteht es Irland den Druck Phase über Phase hochzuhalten. Maestro Johnny Sexton, der laut Irland-Legende Gordon-D’Arcy den größten Rugby-IQ aller aktiven Profis hat, orchestriert den Angriff des Titelfavoriten wie kein anderer und weißt die Lücken in der Defensive zu kreieren und nutzen.

Wenn Englands Defensive ähnlich anfällig wie vorige Woche auftritt, wird Irland die 80 Minuten daheim zu einer vorzeitigen Grand-Slam-Party umwandeln und für Englands Spieler und Fans würde es ein weiterer schwieriger Nachmittag werden. Auch um dies zu verhindern hat Coach Borthwick die beiden tacklestarken Veteranen Farrell und Tuilagi in die Hintermannschaft befördert.

TotalRugby-Prognose: Nicht viel spricht an diesem Wochenende für England, obwohl der letzte Sieg des Mutterlands in Dublin gerade mal vier Jahre zurück liegt. Da wäre die Tatsache, dass Irland nur sechs Tage nach dem harten Schottland-Match blieben, um sich zu erholen und vorzubereiten. Da wäre die Rückkehr des Superstars Manu Tuilagi, den auch die Iren durchaus zu fürchten wissen. Das wäre es aber auch schon - denn Irland geht an diesem besonderen Wochenende mit einem einzigen Ziel vor Augen in die Partie: Den Grand Slam zu holen. Für die Nummer eins der Weltrangliste wäre es ein unfassbar wichtiger Schritt und zudem der würdige Abschied von Spielmacher und Kapitän Sexton, der in diesem Herbst in den wohlverdienten Ruhestand geht. Coach Farrell wurde nach der WM 2019 belächelt, als er nicht nur weiter auf Sexton als Verbinder setzte, sondern den Altmeister gar zum Kapitän machte. Nun scheint sich dieser Schachzug endgültig als richtig herauszustellen. Samstag-Abend wird England die Saint-Paddy’s-Party nicht stören: Irland gewinnt mit +16 Zählern und holt den Grand Slam.

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 17. März 2023 )
 
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Tabelle Six Nations 2014

   SP
Irland Irland58
England England58
Wales Wales56
Frankreich Frankreich56
Schottland Schottland52
Italien Italien50

Ergebnisse Six Nations 2014

Sa, 15. Mär 2014
18:00 Uhr
Frankreich
Frankreich
20:22 Irland
Irland
Spielbericht

15:45 Uhr
Wales
Wales
51:3 Schottland
Schottland
Spielbericht

13:30 Uhr
Italien
Italien
11:52 England
England
Spielbericht

Top Try Scorer Six Nations 2014

Michele Campagnaro (ITA)   2
Mike Brown (ENG)   2
Yoann Huget (FRA)   2
Luther Burrell (ENG)   2
Jamie Heaslip (IRE)   1

gesamte Tabelle

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