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Drei TR-Thesen zum aufregenden Six-Nations-Wochenende
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 27. Februar 2023

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Wo steht Frankreich derzeit? Trotz des Sieges hinkt Frankreich der Vorjahres-Form hinterher.

Drei von fünf Spieltagen der Six Nations sind absolviert. Irland hat die Rolle als Turnierfavorit untermauert, auch wenn die bisher ungeschlagenen Männer von Coach Andy Farrell in Rom erst in der Schlussphase davon ziehen konnten. Irland konnte unter Beweis stellen, mittlerweile gegen alle Six-Nations-Rivalen gefährlich sein zu können. Derweil wissen die Franzosen nach einem turbulenten Spiel gegen Schottland trotz ihres Sieges nicht ganz, wo sie mit Blick auf die Heim-WM stehen.

Italien ist schon lange kein Fallobst mehr

Die Azzurri müssen sich am Ende selbst zuschreiben, dass es gegen die wohl beste Mannschaft der Welt derzeit nicht zu mehr gereicht hat. Mit weniger als zehn Minuten auf der Uhr waren die Gastgeber in Rom noch in Reichweite und schnupperten an der Sensation gegen eine irische Mannschaft, die ohne Johnny Sexton und Garry Ringrose im Angriff weitaus weniger variantenreich und gefährlich ist.

Dabei ließ die italienische Defensive zuweilen stark zu wünschen übrig. Die Azzurri verpassten viele einfache Tackles und zahlten dafür schlussendlich auch den Preis. Gleichwohl gab es für die Italiener viel Positives mitzunehmen. Mit dem Ball in der Hand konnten die Italiener durchaus Momentum kreieren und gefährlich werden.

Ein wenig mehr Abgebrühtheit und Cleverness beim Ausspielen von Chancen, sowie bessere Abstimmung in der Defensive hätte das Spiel noch enger machen können. Zwei der irischen Versuche resultierten aus ganz einfachen Abstimmungsproblemen, die vermeidbar gewesen wären.

Defensiv teils löchrig, im Angriff besser denn je: Italien lieferte Irland ein hochklassiges Duell

Der späte Versuch von Hansen schraubte Irlands Punktekonto in der 72. Minute auf 34 hoch, was sicherlich nicht unverdient war, trotz des Mutes der Italiener, die auch noch einen fast sicheren Versuch liegen ließen, als der sonst starke Achter Cannone tief in der 22 seine Unterstützung laufenden Mitspieler übersah.

Damit steht Italien nach drei Partien mit einem einzigen Defensiv-Bonus aus dem Auftaktspiel auf dem vorletzten Rang. Wenn aber die Waliser in zwei Wochen nach Rom kommen, dürfte Italien erstmals seit Ewigkeiten als Favorit in ein Six-Nations-Spiel gehen. Dann wird der Druck auf den Italienern liegen abzuliefern - das würde die Gäste noch tiefer in die Krise stürzen, die mit der Heimniederlage gegen die Azzurri vor einem Jahr so richtig Fahrt aufnahm.

 

Sechs Monate vor dem Start der Heim-WM: Wo steht Frankreich wirklich?

Das Sonntagsspiel war ein wildes hin und her, nicht nur wegen der beiden Platzverweise, die beide bereits in der Frühphase der Partie berechtigterweise verteilt wurden. Frankreich begann bockstark mit dem Sturm und bahnte sich nach wenigen Zeigerumdrehungen per Brechstange den Weg über die Linie.

Doch les Bleus konnten dieses Tempo nur phasenweise spielen, ließen große Chancen ungenützt, beispielsweise als der junge Außen Dumortier einen absolut sicheren Versuch mit einem völlig überflüssigen Step einen Meter vor der Linie verbaselte. Noch problematischer dürften für das französische Coaching-Team die sich auftuenden Schwierigkeiten in der Defensive sein.

Phasenweise verteidigte Frankreich brillant und setzte harte Hits. Besonders Flanker tat sich dabei hervor, nur fällt dieser mit einer erlittenen Kreuzbandverletzung für den Rest des Jahres aus. Jedoch hatte das Team keine Antwort auf die vielen cleveren Kicks von Finn Russell hinter die französische Linie.

Sieben Versuche, zwei rote Karten und 80 Minuten Entertainment: Das Sonntagsspiel enttäuschte wohl niemanden

Mit dieser Taktik schnürte er Frankreich über längere Teile des Spiels tief in der eigenen 22 ein. Bei der Befreiung aus diesem taktischen Würgegriff hatten Dupont und Ntamack so ihre Probleme. Das wird auch den Analysten von Neuseeland und Co. nicht entgangen sein, schon jetzt auf das Duell im Eröffnungsspiel bei der WM denken dürften.

In jedem Fall ist Frankreich trotz des Bonuspunktsieges gegen Schottland in diesem Frühjahr bei weitem nicht so dominant, wie noch vor zwölf Monaten. Die Ausfälle von Innen Danty, Außen Villière und Flanker Woki konnte Frankreich trotz vermeintlich großer Kadertiefe nicht kompensieren. Dazu scheinen auch die beiden Spielmacher-Asse auf Neun und Zehn derzeit nicht in Topform zu sein.

Da nun auch der zweite Tighthead-Prop rotgesperrt ausfällt, könnte es für Frankreich in zwei Wochen in Twickenham schwierig sein. Die XV de France erwartet dort ein echter Charaktertest, der auch Aufschluss darüber geben wird, mit wie viel Rückenwind das Team in sechs Monaten bei der Heim-WM antreten wird.

 

England mit den Basics zurück in der Erfolgsspur

Bei Steve Borthwick weiß man, was man bekommt. Der neue England-Coach ist als detailversessen bekannt und legt besonders viel Wert auf die Standards. Mit dem England-Team blieb dem ehemaligen Zweite-Reihe-Stürmer nach seiner Amtsübernahme wenig Zeit zur Vorbereitung, weswegen sich der einstige Saracens-Profi und Leicester-Meistertrainer zunächst auf die Basics konzentriert hat.

Dass dies aktuell nicht für atemberaubendes Angriffs-Rugby reicht, hätte den Fans von England vorher bewusst sein müssen. Trotz des ersten Sieges einer englischen Mannschaft in Cardiff seit sechs Jahren überwog am Ende bei vielen Fans des Vizeweltmeisters ein negativer Beigeschmack.

Besonders, dass Marcus Smith von der Bank weniger als eine Minute Spielzeit erhielt, wurde in den Kommentarspalten kritisiert. Dabei hatte Coach Borthwick selbst noch betont, wie großartig es sei, einen dermaßen dynamischen Spielmacher als Option gegen müde werdende Verteidiger zu haben.

Unter dem Strich verbuchte England aber den gewünschten Erfolg, allerdings auch gegen eine walisische Mannschaft, die weiter nach ihrer Identität sucht. Selbst für eine vorzeitige Bilanz ist es deshalb noch zu früh. Wo England sechs Monate vor der WM unter Borthwick steht, wird man erst nach den abschließenden Spielen gegen Frankreich und Irland sagen können.

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