Registrieren
Advertisement
TR-Vorschau Six Nations: Borthwick & Gatland sollen es richten
Drucken
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 3. Februar 2023

Image
Steve Borthwick hat sich für Owen Farrell als England-Kapitän entschieden. Foto (c) Perlich

Es ist soweit, die Guiness Six Nations stehen in den Startlöchern. Schon am ersten Wochenende erwarten uns drei großartige Duelle. Mit viel Spannung wird erwartet, wie England unter Neu-Trainer Steve Borthwick auflaufen wird. In Wales hofft man, mit Warren Gatland zurück in die Erfolgsspur zu finden. Titelverteidiger Frankreich startet am Sonntag in den Wettbewerb. Alle Spiele laufen in Deutschland live, gratis und legal bei den Kollegen von More than Sports TV.

Wales - Irland

Samstag 4. Februar 15:15 Uhr, Millennium Stadium Cardiff

Elf Jahre dauerte die erste Ära Gatland. Während die Spielweise des neuseeländischen Trainers, der die Waliser bis zum kleinen Finale der WM 2019 betreute, des öfteren als „Warren-Ball“ verspottet wurde, lieferte das Team unter ihm Resultate ab. Vier Titel bei den Six Nations, zwei Einzüge ins Halbfinale der WM - in Wales war man verwöhnt und sehen sich obendrein nach attraktivem Rugby.

Das Experiment unter Wayne Pivac scheiterte bekanntermaßen und so soll es nun wieder Warren richten - ohne irgendwelche Ansprüche auf Feinschmecker-Rugby. Gleich im ersten Spiel unter dem alten und neuen Trainer geht es im Auftaktspiel der Six Nations gegen die starken Iren, die nicht von Ungefähr auf Rang eins der Weltrangliste rangieren. Taktisch wird Gatland nach nur wenigen Wochen Vorbereitungszeit keine Experimente wagen.

Jedoch scheut er keineswegs jungen Spielern ihre Chance zu geben. Innen Joe Hawkins von den formstarken Ospreys, die zuletzt im Champions Cup den englischen Meister Leicester und Frankreichs Meister Montpellier auswärts bezwingen konnten, beginnt als erster Innen in seinem erst zweiten Länderspiel. Sein Vereinskollege Jac Morgan erhält ebenso seinen ersten Six-Nations-Einsatz von Beginn an.

Insgesamt stützt sich Gatland aber auf das Gerüst an erfahrenen Spielern, das er über die Jahre aufgebaut hat. Verbinder Dan Biggar dirigiert von der Zehn das Spiel, Justin Tipuric und Taulupe Faletau in der dritten Sturmreihe sind beides Kandidaten, dieses Jahr ihr 100. Länderspiel zu absolvieren und in der zweiten Sturmreihe - könnte es anders sein - feiert Alun Wyn Jones seinen 156. Einsatz für sein Heimatland.

All diese Erfahrung wird auch nötig sein, denn Irland kommt mit ganz breiter Brust und einem Arsenal an Angriffswaffen über die irische See geflogen. Nach einem überragenden Rugby-Jahr 2022, welches das Team von Andy Farrell als Nummer eins der Welt abgeschlossen hat, soll in diesem Jahr endlich der WM-Fluch beendet werden. Zunächst einmal soll der Titel bei den Six Nations her.

Irland spielte zuletzt gleichermaßen physisch unfassbar stark, wie taktisch gewieft und gleichermaßen flexibel. Der Angriff der Boys in Green kann sowohl mit dem Skalpell, als auch mit dem Vorschlaghammer hantieren. All dies macht so schwer, Irland auszurechnen, oder gar in Schach zu halten.

Johnny Sexton führt als Kapitän von der Verbinder-Position an und soll ein Mittelfeld mit Bällen füttern, das sich aus einem brutalen Ballträger und einem eleganten Läufer zusammensetzt. Stuart McCloskey und Garry Ringrose haben in der Kombination bisher selten zusammenspielt, doch das Prinzip ist altbekannt unter Trainer Farrell.

Wenn es bei diesen Iren eine kleine Schwäche gibt, dann könnte das eventuell das Gedränge sein. Tighthead-Prop Tadhg Furlong muss mit einer Wadenverletzung passen und wird durch den weniger erfahrenen Finlay Bealham ersetzt. Neben ihm wird mit Dan Sheehan ein äußerst dynamischer Hakler auflaufen, der aber noch weniger erfahren als Bealham ist.

Was dem Iren-Sturm an Erfahrung und Power in der ersten Reihe fehlen könnte, wird anderswo kompensiert. Mit starken Ballträgern, wie Achter Calean Doris und Josh van der Flier, sowie mit der Expertise von Stars wie Tadgh Beirne am Kontaktpunkt, können die Iren das Spielgeschehen diktieren. Denn wenn die Iren regelmäßig über die Vorteilslinie kommen und dazu an den Kontaktpunkten dominieren, können sie ihr Spiel nach Belieben aufziehen.

TotalRugby-Prognose: Hätte man Ende November eine Prognose zu diesem Spiel abgeben müssen, wäre sie wohl eindeutig ausgefallen. Irland hatte gerade das perfekte Jahr absolviert, eine Serie gegen Neuseeland in Neuseeland gewonnen, während die Waliser daheim gegen Italien und Georgien peinliche Pleiten kassierten. Mit Warren Gatland ist rund um Cardiff wieder ein wenig mehr Hoffnung aufgekeimt. Mit Gatland kommt eine klare Spielidee, die der Großteil seiner Mannschaft bereits verinnerlicht hat. Dazu spielen die Waliser in ihrer Rugby-Festung von Cardiff, was in einem engen Spiel den Unterschied machen kann. Dennoch sehen wir Irland am Ende vorne, wenn auch knapper, als von vielen prognostiziert. Die Iren sind sportlich derzeit einfach sehr gefestigt und haben sowohl cleveres ansehnliches Spiel, als auch schiere Power zu bieten. Irland setzt sich am Ende mit +6 durch!

 

England - Schottland

Samstag 4. Februar 17:45 Uhr, Millennium Stadium Cardiff

Auch das zweite Samstagsspiel wird eine Feuerprobe für einen neuen Coach. Steve Borthwick steht erstmals als verantwortlicher Headcoach an der Seitenlinie bei den Engländern und startet direkt mit einem Calcutta-Cup-Match in seine Amtszeit. War das Duell mit den Schotten zehn Jahre lang eine Formsache, gelang den Engländern in den letzten fünf Spielen nur ein einziger Sieg gegen den vermeintlich kleinen Bruder.

Schottland ist sowas wie der Angstgegner geworden, was für den ehemaligen Zweite-Reihe-Stürmer aber zweitrangig sein dürfte. Er wolle nicht alles anders machen, als sein Vorgänger Eddie Jones, aber an einigen Stellschrauben wolle er dennoch justieren. Die meistdiskutierte - ob Marcus Smith oder Owen Farrell starten - beantwortete wie zuletzt auch Jones.

Smith bleibt auf der Zehn und Farrell spielt als Kapitän auf der ersten Innen-Position. Den derzeit fitten Manu Tuilagi allerdings lässt Borthwick ganz außen vor und vertraut Joe Marchant, der ironischerweise kommende Saison nicht mehr in England spielt, weil er für sich keine Perspektive im Nationalteam sah. Auf der kurzen Ecke darf der unglaublich lauf- und durchbruchsstarke Ollie Hassell-Collins von den London Irish in seinem ersten Länderspiel anfangen.

Auch die Nominierung von Ben Curry, dem Zwilling von Tom, kommt für viele überraschend. Wie Borthwick spielen lassen wird, bleibt abzusehen. Jedoch dürfte er nach der kurzen Vorbereitung zunächst auf die Basics setzen: Bei den Standards dominieren, sich Feldposition erarbeiten und so Schottland niederringen. Denn auch wenn Jones vielfach für seine langweilige Spielweise kritisiert wurde: Borthwick pflegte mit den Leicester Tigers, die er zum Titel führte, ebenso konservativ spielen zu lassen.

Die Duelle zwischen England und Schottland enttäuschten in letzter Zeit selten - wie beim spektakulären 38-38 in Twickenham 2020

Die Schotten wiederum wissen um ihre Chance in Twickenham. Coach Gregor Townsend betonte zwar dieser Tage, dass England unter dem neuen Trainer eine große Unbekannte sei, jedoch weiß auch der ehemalige Schottland-Innen, dass der Erzrivale keineswegs gefestigt auftreten dürfte. Dazu sprechen die Bedingungen bei trockenen zehn Grad für ein schnelles Spiel, was den Schotten gelegen kommen dürfte.

Finn Russel wird wieder der Dreh- und Angelpunkt des Schottland-Spiels sein und es wird seine Aufgabe sein, das talentierte Mittelfeld der Gäste in Szene zu setzen. Mit dem formstarken Glasgow-Innen Sione Tuipulotu, der mit tongaischen und schottischen Vorfahren in Australien aufwuchs, sowie dem nach mehrjähriger Abwesenheit wieder für Schottland auflaufenden Huw Jones hat Schottland zwei spiel- und laufstarke Optionen auf den Innen-Positionen. Außerdem ist mit Duhan van der Merwe der so wichtige Außen rechtzeitig fit geworden.

Ebenso wichtig für Schottland wird es sein England bei den Standards zu neutralisieren. Mit WP Nel und Pierre Schoeman haben die Bravehearts zwei äußerst erfahrene Props, die das Gedränge stabil halten dürften. Kapitän Jamie Ritchie als Blindside Flanker, sowie seine Kollegen in der dritten Reihe werden an den Kontaktpunkten viel zu tun haben, um die Bälle für den nicht allzu erfahrenen Neuner Ben White sauber zu halten und das Spiel der Hintermannschaft damit schnell zu halten.

TotalRugby-Prognose: Das Duell zwischen England und Schottland ist das älteste in der Geschichte unseres Sports und wird seit 143 Jahren ausgetragen. Die Faszination Calcutta Cup ist in diesem Jahr vielleicht sogar noch etwas größer, denn mit Englands neuem Trainer Borthwick gibt es eine große Unbekannte vor diesem sowieso schon faszinierenden Duell. Individuell ist England stärker besetzt, doch gerade gegen den Erzrivalen laufen Stuart Hogg, Finn Russel und Co. zur Höchstform auf. Das wird in diesem Jahr nicht anders sein und auch dank der guten Bedingungen sehen wir Schottland am Ende hauchdünn vorn. Schottland setzt sich nach einer starken Vorstellung durch und holt den erst zweiten Sieg seit 1983 in Twickenham mit +2 Punkten.

 

Italien  - Frankreich

Sonntag 5. Februar 16 Uhr, Olympiastadion Rom

Der Titelverteidiger startet in Rom in das Jahr der Heim-WM an dessen Ende die Krönung der goldenen Generation des französischen Rugbys stehen soll. Noch nie hatte Frankreich dermaßen viele Ausnahmetalente im Team, wie Weltspieler Dupont auf der Neun, Verbinder Ntamack, Achter Aldritt und eine Reihe weiterer U20-Weltmeister.

Der Spielplan ist für die Franzosen dieses Jahr besonders anspruchsvoll: Nur zwei Partien im heimischen Stade de France, dazu Auswärtsspiele in Dublin und London. Schlussendlich würde es niemanden kümmern, wenn Frankreich den Six-Nations-Titel nicht verteidigt, aber dafür in acht Monaten den WM-Titel einfahren würde.

Doch das Team von Trainer Fabien Galthié will unbedingt mit Rückenwind in das WM-Jahr starten und auch wenn Italien im letzten Jahr Fortschritte gemacht hat - man denke an den dramatischen Sieg in Cardiff und den Heimsieg gegen die Wallabies - ist ein Sieg für den Titelverteidiger im Olympiastadion von Rom Pflicht.

Vor seiner langen Verletzungspause war Charles Ollivon Frankreichs Kapitän - nun ist der Flanker zurück im Team

Zumal Coach Galthié ziemlich nah an seiner Idealaufstellung dran sein dürfte. Charles Ollivon, der nach langer Verletzung nun endgültig zurück im Team ist, bildet mit Gregory Alldritt und Anthony Jelonch die vielleicht stärkste dritte Sturmreihe der Welt. Über die Qualität des Scharniers aus Halb Dupont und Verbinder Ntamack brauchen wir gar nicht erst reden.

Echte Schwachpunkte sind in diesem Frankreich-Team derzeit nicht zu sehen und spätestens seit 2020 hat das Team auch seine starken Formschwankungen mehr oder minder abgestellt. Einzig Gabin Villiière fehlt derzeit verletzt, wird aber vom erst 22-jährigen Ethan Dumortier mehr als adäquat vertreten.

Der 22-jährige spielte bis letztes Jahr in Frankreichs Siebener-Auswahl und brachte es seit Saisonbeginn auf elf Versuche. Keine schlechte Bilanz für den Six-Nations-Debütanten.

Die Italiener wiederum müssen mit Paolo Garbisi auf den wohl wichtigsten Mann verzichten. Immerhin ist mit Tomasso Allan der beste Vertreter auf der Verbinder-Position rechtzeitig fit geworden. Jedoch ist Garbisis Übersicht und Offensiv-Kreativität kaum zu ersetzen.

Immerhin ist mit Ange Cappuozo der Shooting Star des Vorjahres, dessen spektakulärer Durchbruch Italiens historischen Sieg in Cardiff überhaupt erst ermöglichte, fit und in überragender Form. Seit der laufenden Saison spielt der schmale gebaute Schluss bei Frankreichs Rekordmeister Toulon und ist damit Teamkollege von Dupont, Ntamack und Co.

TotalRugby-Prognose: Italien startet dieses Jahr weitaus positiver in das Turnier, als noch 2022. Die Italiener ernten langsam die Früchte aus dem starken Investment in die Jugend und haben dazu im Vorjahr bewiesen, dass man nicht mehr nur Fallobst und Sparringspartner ist. Jedoch ist Frankreich noch immer eine Nummer zu groß - die Franzosen haben den derzeit wohl am stärksten besetzten Kader im Welt-Rugby und werden auch auswärts in Rom nichts anbrennen lassen. Im Vorjahr ging dieselbe Paarung mit 27 Zählern Vorsprung an Frankreich. Die Azzurri werden es in diesem Jahr knapper gestalten, aber am Ende wird Frankreich dennoch mit +15 gewinnen.

 

Artikel empfehlen
Kommentare (0)add comment

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Samstag, 4. Februar 2023 )
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

honeypot@totalrugby.de
Advertisement
Advertisement
Advertisement