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TR-Review Rugby-Bundesliga: Ein letztes Hurra vor dem Winter
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 21. November 2022

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Kraftakt: Heusenstamms Prop Benni Polheim wuchtet sich über die Linie. Foto (c) Thomas Sperl

Die letzte Dosis Bundesliga-Rugby vor der langen Winterpause enttäuschte nicht. Trotz teils miserabler Bedingungen boten die acht letzten Bundesliga-Spiele des Jahres Spannung und ziemlich gutes Rugby. Im Norden wäre dem RK 03 gegen den Tabellenzweiten Leipzig fast die Sensation gelungen - der BRC erkämpfte sich derweil bei Germania List einen Zittersieg. Im Süden fuhr Heusenstamm einen unerwartet deutlichen Kantersieg gegen den MRFC ein.

Die Bundesliga-Review wird euch präsentiert von Solidsport, eurem Partner für Live-Streams.

Süd/West

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 SC Frankfurt 1880 8 38 +228
2 Sportclub Neuenheim 8 35 +260
3 TSV Handschuhsheim 8 30 +415
4 RK Heusenstamm 8 16 -163
5 München RFC 8 14 -255
6 RG Heidelberg 8 12 -63
7 Offenbacher SCR 8 12 -84
8 Heidelberger RK 8 1 -245

 

RG Heidelberg 13-29 SC Neuenheim

Das Flutlichtderby im Rugby-Wohnzimmer rundete den letzten Bundesliga-Spieltag des Jahres 2022 ab. Am Ende setzte sich der Favorit von der anderen Neckarseite durch und für die RG Heidelberg reichte es nicht zum erhofften Bonuspunkt. Jedoch wurde den Zuschauern ein leidenschaftliches Derby bei nicht immer einfachen Bedingungen geboten.

Im ersten Durchgang nahmen sich beide Konkurrenten rein gar nichts. Der SCN ging zwar durch den starken Sturm nach einem Gedränge in Führung, doch die RGH hatte wenig später durch Wolfpack-Routinier Fabian Heimpel die passende Antwort - der Verbinder der Orange Hearts tanzte sich nach einem Gedränge durch die königsblaue Defensive.

Zur Pause stand es 10:10 und im Fritz-Grunebaum-Sportpark stellte man sich bereits auf eine sehr enge Angelegenheit ein. Doch nach der Pause übernahm der SCN, wie auch bereits im vorherigen Spiel gegen Heusenstamm, das Zepter. Allerdings brauchten die Gäste nach einem Heimpel-Straftritt zur RGH-Führung bis zur 56. Minute, um selbst in Front zu gehen.

Drei späte Versuche durch die Königsblauen in den den letzten 25. Minuten entschieden eine bis dahin sehr enge Partie. Für den SCN-Team-Manager Axel Moser war dies vor allem auf die „Energieleistung“ nach der Pause zurückzuführen. Die Winterpause käme, so Moser weiter, zum richtigen Zeitpunkt, da sich das Lazarett der Neuenheimer zusehends fülle.

Mit nur drei Zählern Rückstand auf Frankfurt 1880 auf Platz zwei, sowie dem Heimspiel gegen den Titelverteidiger im April in der Hinterhand, sind die Neuenheimer voll auf Playoff-Kurs und haben sogar noch Rang eins in Reichweite. Die RGH wiederum ist nunmehr auf Rang sechs, punktgleich mit den Offenbachern und wird im Frühjahr einiges investieren müssen, um die Klasse zu halten.

 

RK Heusenstamm 53-14 München RFC

Angesichts des relativ deutlichen Hinspielergebnis und der Tabellenkonstellation hatten viele mit einem äußerst engen Match gerechnet. Doch Aufsteiger München ging im Schlussspurt in die Winterpause zuletzt merklich die Luft aus und so gerieten die Himmelblauen am Martinsee erstaunlich deutlich unter die Räder. Heusenstamm zeigte sich „in allen Belangen überlegen“,  wie Trainer Markus Walger im Nachgang stolz gegenüber der Offenbach Post konstatiert.

In nur 25 Minuten hatten die Heusenstammer den Offensiv-Bonus eingetütet. Dabei konnten sowohl die Sturm-Asse Gennaro und Polheim mit Versuchen auf die rabiate Art und Weise glänzen. Heusenstamm hatte aber durchaus auch die feine Klinge im Arsenal: Der dritte Füchse-Versuch wurde trotz schwieriger Bedingungen fein herausgespielt. Zinzan Hees wurde per punktgenauem Cross-Kick bedient.

Leon Hees gelang gegen den MRFC ein Doppelpack

Bis zur Pause passierte nicht mehr viel, ein Münchner Aufbäumen fand nicht statt. Stattdessen legte Heusenstamm-Hakler Gennaro nach dem Intervall direkt los und bahnte sich den Weg ins Münchner Malfeld. Der eingewechselte Siebener-Nationalspieler Leon Hees kombinierte sich dann innerhalb weniger Minuten zum Doppelpack, bevor Zehner Lucas Schmitt seinem Versuch aus dem ersten Durchgang einen weiteren hinzufügte.

Ein Platzverweis mit einer guten Viertelstunde auf der Uhr hätte beim Stand von 53:0 noch mehr Unheil für die Gäste bedeuten können. Doch stattdessen waren sie es, die mit zwei erhöhten Versuchen das Ergebnis erträglicher gestalteten. Dennoch: Unter dem Strich bleibt die Leistung und vor allem das Ergebnis aus Gästesicht eine Enttäuschung.

Heusenstamm rückt damit an München vorbei und auf Rang vier. Statt Abstiegskampf sind nun plötzlich die Playoffs ein Thema am Martinsee. Denn auch am ungeliebten Lokalrivalen Offenbach ist man nunmehr vorbeigezogen.

 

TSV Handschuhsheim 46-10 Heidelberger RK

Es war ein hartes Stück Arbeit für die Gastgeber, die im letzten Heimspiel des Jahres den erhofften Bonuspunktsieg einfahren konnten, jedoch dabei weitaus mehr Mühe als antizipiert hatten. Denn das Schlusslicht gab sich auch nach einem starken Start der Gastgeber mit Sturm-Versuchen durch Jaco Otto nach einer überworfenen Gäste-Gasse und Löwen-Kapitän Justin Renc aus kurzer Distanz beim Stand von 0-18 aus Klub-Sicht nicht auf.

Auch ohne die beiden Kapitäne Jörn Schröder und Steffen Liebig biss sich der Klub bis zur Pause erneut in die Partie. Ein Klub-Doppelschlag durch Prop Andrew Reintges und Außen Barthel, jeweils ohne Erhöhung, sorgte für einen 10-18 Zwischenstand kurz vor der Pause. Als dann Löwen-Kapitän Justin Renc wegen eines Tackles gegen einen noch in der Luft befindlichen HRK-Spieler mit Gelb vom Feld musste, machte sich Hoffnung unter denjenigen Zuschauern breit, die es mit dem Klub halten.

Jedoch kam nach dem Pausentee nicht mehr wirklich Spannung auf. Die Routiniers Martel und Kößler kamen zur Pause. Direkt mit dem ersten gefährlichen Angriff bediente Letzterer den Ersteren und mit der Erhöhung von Dumas war der Abstand wieder bei beruhigenden 15 Zählern. Als Martel dann mit Spielertrainer Otto nach einem schnell angekratzten Straftritt über die Linie kam, war der Offensiv-Bonus für die Löwen in der Tasche.

Fast hätte der Klub erneut berechtigte Hoffnungen auf einen Bonus erhalten, als der HRK-Verbinder Gobejishvili einen Befreiungskick der Löwen blockte und sich auf den Weg machte, selbst daraus einen Klub-Versuch zu erzielen. Doch der Georgier wurde in letzter Sekunde spektakulär vom Tim Frauenfeld gehindert, der zuerst seine Hände ans Leder brachte, wofür er vom fachkundigen Löwen-Publikum mit dem entsprechenden Applaus bedacht wurde.

Ein weiteres Aufbäumen fand dann in der Folge nicht mehr statt. Routinier Marcus Bender und Musingwini schraubten den Löwen-Punktestand noch in den Schlussminuten weiter in die Höhe. Joker-Martel, der von der Bank kommend zum Matchwinner wurde, fasste das Spiel am Ende wie folgt zusammen: „Der HRK hat uns ein richtig hartes Spiel geliefert und vor der Halbzeit wäre das Momentum fast gekippt.“

Bis zum Rückrundenauftakt Ende März gegen den SCN habe man genug Ansatzpunkte, an denen man arbeiten müsse. Fünf Punkte Rückstand auf den Erzrivalen und acht auf 1880 gilt es aufzuholen. Der HRK beendet das Jahr 2022 derweil mit elf Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz und steht vor einer verdammt schweren Aufgabe, um die Klasse doch noch zu halten.

 

Offenbacher SCR 14-35 SC Frankfurt 1880

 

Auch das zweite Rhein-Main-Derby in kurzer Folge geht an den Meister. Der Frankfurter Derbysieg, der ein weiteres perfektes Bundesligajahr für den Titelverteidiger abschließt, ist gleichzeitig die fünfte Offenbacher Pleite in Folge, womit der Aufsteiger deutlich hinter den eigenen Erwartungen auf dem Relegationsplatz überwintert.

Dabei hatte es anfangs so gut ausgesehen für die Gastgeber, die durch ein großartiges Solo von Ex-Wolfpack-Ass Marvin Dieckmann nach einem herausgefangenen Pass in Front gingen. Doch Speedster Dieckmann musste wenig später angeschlagen vom Feld und Frankfurt antwortete mit gleich drei Versuchen bis zur Pause. Kurz nach der Pause dann Versuch Nummer vier für Frankfurt und damit der Offensiv-Bonus.

Den Offenbachern boten sich im zweiten Durchgang durchaus noch Chancen. Jedoch konnte der Gastgeber, der wegen einer Platzsperre auf dem Feld des Nachbarn Heusenstamm ausweichen musste, nur noch eine davon nutzen. Der 14:35 Anschluss änderte aber natürlich nichts mehr am Ausgang, der zu diesem späten Zeitpunkt schon besiegelt war.

Bis zum Auftakt ins neue Rugby-Jahr Ende März gegen den HRK werden die Offenbacher viel zu tun haben, um doch noch einmal einen Angriff auf Rang vier und damit die Playoffs starten zu können. Frankfurt fährt derweil schlussendlich einen weiteren souveränen Sieg ein, dominiert die Liga aber nicht mehr derart deutlich, wie in der Vorsaison. Das lässt auf einen spannenden Kampf um die Playoffs im Frühjahr hoffen.

Nord/Ost

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 Berliner RC 8 34 +218
2 RC Leipzig 8 30 +84
3 Hannover 78 7 28 +112
4 SC Germania List 8 17 -36
5 Hamburger RC 7 16 -17
6 TSV Victoria Linden 6 14 +7
7 RK 03 Berlin 8 11 -175
8 FC Sankt Pauli 8 3 -193

 

RK 03 Berlin 28-31 RC Leipzig

Ob man zwei Punkte gewonnen, oder drei Zähler verschenkt hatte - darüber herrschte beim RK 03 Berlin nach dem Abpfiff eines denkwürdigen Spiels, dessen Ende durch einen kräftigen Schneeschauer geprägt war, Uneinigkeit. Immerhin hat sich der Vorletzte mit dieser Leistung in Reichweite des HRCs und von Victoria Linden gebracht, was die Chance auf einen direkten Klassenerhalt für den RK nach einem Horrorstart deutlich erhöht.

Leipzig gelang zwar nach einem ausgespielten Straftritt der erste Versuch und man konnte wenig später nach ansehnlicher Kombination bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf 14-0 erhöhen. Doch die Gastgeber waren von Anfang an in der Partie und ergaben sich keineswegs ihrem Schicksal, als der favorisierte RCL in Front ging. Der RK schaffte den Anschluss nach einem geblockten Befreiungskick zum 7-14.

Die Gastgeber wähnten sich erst recht im Spiel, als Leipzig nach einer Gelben in Unterzahl spielen musste. Doch genau in dieser Druckphase fingen die Gastgeber einen ambitionierten Pass der Berliner ab und erzielten ihren dritten Versuch. Eines von „drei Geschenken“ der Hauptstädter an die Gäste, wie es Trainer Christian Lill nach der Partie formulieren sollte.

Noch vor der Pause kämpfte sich der RK-Sturm nach unzähligen Phasen über die Linie und stellte den Pausenstand von 14-21 aus Sicht der Gastgeber her.

Direkt zum Auftakt des zweiten Durchgangs dann ein Wirkungstreffer der Gäste. Die Berliner hatten sich erneut mit viel Mühe nah an die Leipziger Linie gekämpft und waren drauf und dran, das Spiel mit Versuch Nummer drei auszugleichen. Doch Leipzig holte im entscheidenden Moment den Turnover und konterte über die gesamte Länge des Feldes zum vierten Versuch.

Als die Leipziger dann per Straftritt zum 31-14 nachlegten, schwand die Hoffnung an der Berliner Buschallee auf eine Sensation zusehends. Doch die Berliner warfen nun mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal alles nach vorne. Dieser Mut sollte tatsächlich belohnt werden: Ein später Doppelschlag brachte den RK auf 28-31 heran und plötzlich war sogar wieder der Sieg drin. Noch wenige Minuten blieben den Gelb-Schwarzen in der Schlussphase und tatsächlich arbeitete sich Berlin noch einmal in die Leipziger Hälfte - wo das glitschige Leder aber verloren ging.

Leipzig konnte den Sieg über die Ziellinie retten und überwintert nach dem ersten Triumph an der Berliner Buschallee überhaupt auf Rang zwei. Mit 14 Zählern Vorsprung auf den fünftplatzierten HRC sind die Playoffs damit ein absolut realistisches Ziel. Der RK 03 wiederum hat sich nach dem Horrorstart gefangen und kann mit mehr Leistungen wie dieser optimistisch auf den Frühjahr blicken - das Saisonziel muss aber für die Berliner der Klassenerhalt sein, der noch immer alles andere, als sicher ist.

TSV Victoria Linden - Hamburger RC

Spiel wurde verlegt!

Hannover 78 52:5 FC Sankt Pauli

Zur Pause hätte niemand mit einem derartig deutlichen Ergebnis gerechnet. Denn die Gäste von der Alster zeigten sich beim Vorjahres-Staffelsieger zumindest 40 Minuten lang mit besten Rugby-Tugenden: Kampfgeist, Willen und Härte prägten das Spiel der Gäste und so stand es zur Überraschung wohl aller Beteiligten nur 5:3 für die Hannoveraner.

Doch dank einer massiven Leistungssteigerung und mit viel Spielwitz nach der Pause trotz miserabler Bedingungen um den Gefrierpunkt erarbeitete sich Hannover 78 in Durchgang zwei dennoch den erhofft klaren Sieg. Coach Christian Doering fasste das Geschehen gegenüber TR wie folgt zusammen: „Wir haben gegen eine gut organisierte Verteidigung von Sankt Pauli eine Halbzeit lang gebraucht, um auf Betriebstemperatur zu kommen.“

Eis, Schnee und Rugby

Mit dem klaren Sieg überwintert Hannover 78 dennoch „nur“ auf Rang drei, da das Nachholspiel gegen Victoria Linden im Frühjahr noch aussteht. Selbst mit einem Bonuspunktsieg in diesem Duell bräuchten die 78er noch den Sieg im direkten Duell gegen den BRC, um am Ende erneut Rang eins im Norden klar zu machen und in den Playoffs dem Top-Trio aus dem Süden aus dem Weg zu gehen. Sankt Pauli wiederum hat eine schwierige Aufgabe im Frühjahr vor der Brust: Acht Punkte Rückstand auf den RK 03 und elf auf Victoria Linden gilt es aufzuholen, um die Klasse zu halten.

SC Germania List 15-17 Berliner RC

Auch gegen den dritten Top-Gegner hat es für die Germania hauchdünn nicht gereicht. Bereits gegen Hannover 78 (12:13) und den RC Leipzig (30:38) musste die SCG nach starke Leistung schlussendlich doch eine Pleite einstecken. Dabei hatten sich die Gastgeber bei eiskalten Bedingungen in Durchgang eins deutlich cleverer angestellt und waren zur Pause durch vier Straftritte von Jon Caister mit 12-0 vorne.

Doch die Berliner Gäste holten nach der Pause die Brechstange raus und tankten sich erst in der 55. Minute über den Sturm zum 5-12 Anschluss durch. Dann erhöhte Jon Caister wieder vom Hütchen auf 15-5, worauf die Berliner jedoch die passende Antwort parat hatten.  Erst war es erneut der Sturm, der nach schnelll angekratztem Straftritt den Abstand auf einen Zähler verringerte.

Dann holte sich der BRC wenige Zeigerumdrehungen per Straftritt die erste eigene Führung. Germania hatte noch zwei Mal die Chance - zum ersten von Hütchen aus und zum zweiten aus dem offenen Spiel - vergab aber beide Matchbälle und musste so mit der nächsten unglücklichen Niederlage zurechtkommen. So darf der BRC auf Rang eins überwintern, während Germania List auf Rang vier schon 17 Zähler Rückstand auf die Hauptstädter hat.

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